Beiträge von Schäferterrier

    Woher hätte ich denn ahnen sollen dass sowas in ihr steckt? Nur aufgrund von vermuteter Rassezugehörigkeiten? Ich sehe täglich unzählige Schäferhunde, kenne einige selbst und das sind alles liebe Familienhunde.

    Aufgrund der Rassezugehörigkeit, aufgrund der Vorgeschichte und insbesondere aufgrund der Kombination dieser beiden Faktoren muss man tatsächlich mit so etwas rechnen, ja.


    Aber ganz ehrlich, ich kann verstehen, dass du es - insbesondere als Hundeanfängerin - nicht getan hast. Eben weil es wahnsinnig viele unkomplizierte, nette Schäferhunde gibt. Und weil es genauso wahnsinnig viele unkomplizierte, nette Auslandshunde gibt. Zumindest ich für meinen Teil kenne bei beidem mehr Positiv- als Negativbeispiele. Das mag sicher auch daran liegen, dass man die Negativ-Beispiele nicht einfach mal so in der Stadt oder auf den üblichen Spazierwegen trifft, aber es ist schon so, dass keinesfalls alle Hunde aus dem osteuropäischen Ausland (genauso wenig wie alle Schäferhunde) wirklich schwierige Kandidaten sind. Das Problem ist halt: Du weißt es vorher nicht. Und deshalb musst du sicherheitshalber damit rechnen, dass du genau so einen schwierigen Kandidaten bekommst. Nur leider hat die Organisation dir das - wie so viele Organisationen - nicht gesagt.

    Ich weigere mich, die TE davon zu entlasten, dass sie in totaler Fehleinschätzung ihrer Fähigkeiten grundsätzlich unverantwortlich gehandelt hat.

    Wenn sie gewusst hat, was für ein Kaliber sie sich da (aufgrund von Herkunft, Vorgeschichte, Rasse und Größe) ins Haus holt, dann stimme ich dir in allen Punkten zu.


    Aber oft ist das Problem doch, dass den Leuten gar nicht bewusst ist, was für ein Kaliber sie sich da anschaffen. Ja, man kann sich informieren, aber wie oft trifft man Halter auf der Straße, die ihrem rumänischen Auslands-Hund bescheinigen, ein absolut unkompliziertes Engelchen zu sein? Wie oft sieht man im Internet Videos und Texte über die armen, missverstandenen Auslands-Hunde, die nur ein bisschen Liebe brauchen? Wie oft hört man "jede Rasse kann gefährlich sein", "stoppt die Rassendiskriminierung", "ist auch nur ein Hund", "Guck mal wie lieb mein Kampfschmuser ist", usw.?


    Ich sehe das große Problem (sowohl in diesem Fall, als auch bei den vielen anderen Problem-Hunden, die im Tierheim sitzen) weniger in der Selbstüberschätzung oder fehlenden Informationsbereitschaft der Halter, sondern vielmehr in der Menge an beschönigten Informationen über "solche" Hunde (seien es nun Auslandshunde, Gebrauchthunde, Listenhunde, usw.).

    Ich sehe da auch nochmal einen himmelweiten Unterschied zwischen "Hund hat fremden Hund getötet" und "Hund hat einen vom Halter ebenfalls sehr lieb gewonnenen Hund getötet". Mal ganz ab von der Verantwortung, die man mit solch einem Hund auf sich nimmt, kommt da doch auch noch eine extrem emotionale Komponente dazu: Die Trauer um den von klein auf gekannten und sehr gemochten Mops, der nun sicher auch von der TE schrecklich vermisst wird.

    Auch, wenn ich mir grundsätzlich die Haltung eines Hundes, der mit Vorsatz stark beschädigt (ob töten wollen oder nicht sei mal dahin gestellt), zutrauen und die Verantwortung übernehmen würde - mit diesem doch sehr emotionalen Hintergrund ist das doch eine ganz andere Sache. Ich für meinen Teil kann absolut verstehen, dass die TE das ihrer Hera - auch, wenn es rational gesehen natürlich nicht ihre Schuld ist - auf emotionaler Ebene nicht verzeihen (oder zumindest nicht vergessen) kann.

    Was macht dieser Hund, wenn eine andere Person auf ihn aufpasst? Flippt er dann auch so aus?

    Ich glaube, das ist der entscheidende Unterschied zwischen "echter" Trennungsangst und "nur" Kontrollverlust.


    Ein Hund, der "nur" einen Kontrollverlust erlebt, sobald sich seine Bezugsperson außerhalb seiner Kontrolle bewegt, leidet auch, wenn noch jemand anders da ist, weil es eben explizit um die Bezugsperson geht. Ob der Hund sich dann wirklich Sorgen um die Bezugsperson macht, naja, das wage ich zu bezweifeln, aber zumindest erlebt er Frust, weil sich seine Bezugsperson ihm entzieht. Und ja, ich würde schon sagen, dass das neben rassetypischen Veranlagungen auch vom zu vielen Verhätscheln kommen kann. Oder anders gesagt: wenn die Halter sonst immer verfügbar sind und es dann plötzlich nicht mehr sind. Klar, dass dann Frust entsteht. Aber ich denke, das sieht man dann ?meist auch an anderen "kontrollierenden" Verhaltenseisen im Alltag.


    Unter einem Hund mit "richtiger" Trennungsangst verstehe ich dagegen einen Hund, der wirklich Angst hat, auf sich allein gestellt zu sein. Diese Angst sollte dann bei Fremdbetreuung eigentlich nicht auftauchen.

    Nichtsdestotrotz kann natürlich auch ein Hund, der immer wieder unter Trennungsangst leidet, irgendwann kontrollierendes Verhalten entwickeln (nach dem Motto: Wenn ich Herrchen/Frauchen immer im Blick habe, bin ich sicher). Aber die Ursache ist eben ganz anders gelagert und damit die zugrundeliegenden Emotionen (Frust vs. Verunsicherung).

    Grundsätzlich würde ich aber sagen, dass es auch sehr auf die Passung der einzelnen Individuen und nicht nur auf die Körpergröße ankommt. Zwei Hunde, die ähnlich ticken und kommunizieren, funktionieren meiner Erfahrung nach auch bei größerem Gewichtsunterschied deutlich besser zusammen, als zwei Hunde, die von der gesamten Art her so unterschiedlich sind wie hier der Schäfer-Mix und der Mops. Da kann keiner der Hunde was für, aber die kommunizieren einfach schon rassebedingt total unterschiedlich, legen im Kontakt auf ganz andere Dinge wert und verstehen sich dadurch gegenseitig einfach tendenziell nicht sooo gut wie Hunde, die ähnlicher ticken. So zumindest meine Erfahrung.

    Ich kann mich natürlich täuschen, aber für mich klingt das auf den ersten Blick nach einem wahnsinnig unsicheren Hund, der versucht, irgendwie seine Situation unter Kontrolle zu behalten, indem er dich unter Kontrolle behält.


    Ich wäre da mit Selbstversuchen echt vorsichtig. Ruhetraining und striktes Begrenzen sind bei rassebedingtem Kontrollverhalten super, ja. Aber wenn der Hund versucht, seine Unsicherheiten mit Kontrollverhalten zu überkompensieren, hilft es ihm in meinen Augen wenig, ihn einfach zu begrenzen - die Unsicherheiten sind ja trotzdem da.


    Hol dir doch nochmal einen Trainer, der sich das Ganze live anschaut. Bis dahin würde ich vielleicht noch vorschlagen, dem Hund eine sichere Höhle (z.B. eine Box oder ein Zimmerkennel mit Decke drüber) als Rückzugsort zu schaffen und diese ganz langsam positiv aufzubauen.

    Dir gegenüber wird sie sicher nicht aggressiv werden, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun

    Da wäre ich mir nicht so sicher, Stand jetzt kann die TE den Auslöser nicht 100%ig identifizieren.

    Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass übersehene Signale in der Kommunikation zwischen den Hunden der Auslöser waren, ja. Aber solange man plötzliche Schmerzen oder andere Auslöser nicht sicher ausschließen kann, halte ich es für fahrlässig, den Hund nicht auch daheim mit Maulkorb zu sichern.

    Ich kenne so einen Hund, ein eigentlich total netter und verträglicher Dobermann (ja, soll es geben), der ist mal recht unvorhergesehen auf nen anderen Hund losgegangen. Die Halterin hat sich damals schreckliche Vorwürfe gemacht, dass sie ihn nicht richtig gelesen hat. Ein paar Tage später hing er plötzlich genauso unerwartet im Arm vom Herrchen. Ich weiß nicht mehr, was genau er letztendlich hatte, aber es waren starke Schmerzen, die zu so aggressiven Aussetzern geführt haben.

    Ich reihe mich hier dann auch mal ein...


    Milo hat Anfang Februar 22 schon mal (damals noch sehr jung) einen 6-Monats-Chip bekommen. Grund war, dass er einfach extremen Sexualstress hatte. Er kam überhaupt nicht zur Ruhe, war teils 18 Stunden am Stück wach, nur am jaulen und jammern, extrem gereizt, Stressdurchfall in einer Tour und Gassigehen war gar nicht mehr möglich, weil er, sobald wir das Haus verlassen haben, vor lauter Stress nur noch schreiend im Kreis um mich herum gerast ist und komplett im Film war. Auch, wenn ich immer gesagt hatte, dass ich, solange er so jung ist, nicht in den Hormonhaushalt eingreifen möchte, war es einfach nicht länger tragbar.


    Anfang März 22 hat der Chip dann seine Wirkung entfaltet und es war echt ein Traum: Milo war aufmerksam, sehr an mir orientiert, deutlich gelassener und entspannter und Hundebegegnungen waren plötzlich auch kein Problem mehr. Tendenziell ist er etwas zurückhaltender und vorsichtiger geworden, aber nicht in dem Maß, dass ich mir irgendwie Sorgen gemacht hätte.

    Bis ich meine Juni oder Juli 22, da ist es plötzlich gekippt und Herr Hund hat angefangen, jegliche Menschen, Hunde, Autos, einfach alles massiv anzupöbeln. Da ich mir nicht sicher war, ob das nun mit der Wirkung vom Chip zusammenhängt oder der Chip früher als erwartet ausläuft, habe ich dann beschlossen, erstmal von einer Kastration abzusehen.


    Etwa im Oktober 22 hatte sich dann wieder alles halbwegs normalisiert. Läufige Hündinnen waren dann wieder sehr interessant, draußen war er gern mal abgelenkt, der Liebeskummer kam wieder, aber alles lange nicht so schlimm wie vor dem Chip, deshalb hatte ich eigentlich beschlossen, ihn nicht kastrieren zu lassen. Bis mir dann im Februar diesen Jahres aus tierärztlicher Sicht geraden wurde, ihn doch zu kastrieren. Neben dem ständigen Laternentripper sei seine Prostata so groß, dass er früher oder später auf jeden Fall Probleme bekommen würde und man ihn dann ohnehin kastrieren müsse. Ich habe mir dann nochmal eine zweite und dritte Meinung eingeholt (da ich ihn ja wie gesagt eigentlich nicht kastrieren lassen wollte), aber die sahen ziemlich gleich aus: Man könne zwar mit der Kastration warten, bis es tatsächlich Probleme gibt, aber früher oder später wird es sie aller Voraussicht nach geben und wenn man über kurz oder lang eh kastrieren müsse, sei es tendenziell besser, einen jungen, fitten Hund zu kastrieren.


    Da ich mich aufgrund der schlechten Erfahrungen im Juni/Juli 22, als Milos Verhalten unter dem Chip so gekippt ist, nicht zu einer endgültigen Entscheidung durchringen konnte (ich weiß bis heute nicht, ob es nun der Chip selbst oder das Auslaufen des Chips war), hat Milo gestern als Entscheidungshilfe nochmal den 1-Jahres-Chip gesetzt bekommen. Die Hoffnung ist, dass ich dadurch seine langfristige Entwicklung mit einer Kastration besser einschätzen kann und zudem sehe, wie sich die Muskulatur entwickelt (bei uns krankheitsbedingt auch nicht ganz unwichtig). Und jetzt bibber ich erstmal über die nächsten Wochen, ob das wirklich richtig so war 🥺

    Ich denke, das Problem hat man mit allen Hütis in mehr oder weniger starker Form. Aber ein Sheltie ist halt doch im gesamten Verhalten deutlich gemäßigter als ein Mudi, dessen nahe Vorfahren in der Regel noch wirklich am Vieh arbeiten und Haus und Hof beschützen.

    Generell finde ich beide Rassen schwer vergleichbar. Auch, wenn es beides Hütis sind, ist das wie Tag und Nacht. Der Sheltie ist meiner Erfahrung nach sehr viel freundlicher, softer, hat deutlich mehr will to please, ist bei entsprechender Erziehung ganz gut alltagstauglich und ein super Allrounder. Der Mudi ist dagegen allem Fremden eher nicht so nett gesinnt, definitiv kein Immer-mit-dabei-Hund und dazu für nen Hüti wahnsinnig eigenständig, temperamentvoll und kernig. Die, die ich kenne, waren allesamt nicht ganz ohne und haben bei Aufregung, Frust oder im Trieb durchaus mal getackert, das kenne ich von Shelties so gar nicht.

    Natürlich kann man nen Mudi als Anfänger halten, aber das muss man schon wirklich mit ganzem Herzen wollen. Ich glaube, mit einem Sheltie machst du es dir da deutlich einfacher.

    Nur kurz zum (von mir auch) vermuteten Mudi-Mix: Ich habe hier einen sitzen, auch aus Ungarn, der sich definitiv nicht fremdbetreuen lässt, fremde Menschen zwar interessant, aber dann doch ziemlich doof findet und mehr wachen, schützen und Territorium verteidigen würde, als in einem Mehrfamilienhaus gut ist (wenn er denn düfte). Der Zwerg ist, auch wenn ich ihn sehr lieb habe, definitiv ein Haufen Arbeit und kein halbwegs entspannter Mitlauf-Hund.

    Das kann natürlich je nach anderer beteiligter Rassen, Aufzucht und Charakter nochmal arg abweichen, aber wenn dir der Gedanke an einen Border Collie too much war, würde ich tendenziell auch von jeglichen Mudi-Mixen Abstand halten.