Beiträge von Schäferterrier

    Ich würde tatsächlich eher daran arbeiten, dass der Hund lernt, aktiv Schutz bei dir zu suchen, anstatt in einem Anhänger. Denn das langfristige Ziel sollte ja ohnehin sein, dass Hund den Mensch als sicheren Rückzugsort ansieht. Das kann er nur, wenn er die Erfahrung macht, dass der Mensch ihn beschützt und nicht ein Anhänger. Wenn da tatsächlich ein Terrier mit drin ist, wird das sicher ein langer, schwieriger Weg. Aber gerade bei diesem Hundetyp würde ich ganz gezielt am Umgang mit gruseligen Situationen üben und da versuchen, eine andere Lösungsstrategie als "nach vorn gehen" zu etablieren.


    Die andere Sache ist dann die reine Reizgewöhnung. Also, dass er gar nicht mehr so viele Reize als "gruselig" empfindet. Ich habe mir damals bei meinem unsere städtische Wohnlage aktiv zu Nutze gemacht. Unsere kleinen Gassirunden bestanden weniger aus Gehen und vielmehr daraus, in einer Straßenecke abseits des Trubels rumzustehen, Hund zwischen meinen Beinen, und das Geschehen zu beobachten. Wenn du sagst, es hilft ihm, eine erhöhte Position einzunehmen, könntest du auch versuchen, dich mit ihm auf eine Bank zu setzen, Hund auf den Schoß, und die Menschen/Fahrräder etc. gemeinsam zu beobachten.


    Ich habe dabei gleich daran gearbeitet, dass er sich bei der Sichtung gruseliger Menschen/Objekte zu mir wendet, anstatt loszupöbeln. Dafür habe ich ihm Anfangs z.B. bei jeder Menschensichtung ein Leckerlie vor die Nase gehalten. Hund hat dadurch recht schnell kapiert, dass es bei Menschensichtung Leckerlie gibt und sich dann von selbst zu mir umgeschaut, um sich das Leckerlie abzuholen, sodass ich das Abwenden vom Reiz/Umschauen zu mir belohnen konnte. Hat den Vorteil, dass Hund einerseits die Sichtung von Reizen durch die Leckerlies positiv verknüpft und andererseits direkt lernt "Ah, ich seh was Gruseliges, dann schau ich mal zu Frauchen." Quasi Reizgewöhnung und Umgang mit gruseligen Dingen in einem.

    Ablenken würde ich dagegen eher lassen. Das kann man mal machen, wenn der Reiz zu nah kommt und man ein Auslösen sonst nicht verhindern kann, aber letztendlich lernt Hund dabei recht wenig, weil er sich durch die Ablenkung ja gar nicht auf den Reiz konzentriert.


    Von diesen kleinen Ausflügen in die Menschenwelt mal abgesehen würde ich tatsächlich möglichst wenig städtisch Gassi gehen. Wenn du sagst, du kannst nicht jeden Tag mehrmals rausfahren (verständlich), dann würde ich die Lösespaziergänge eher weiterhin auf den Garten oder immer dieselben Mini-Strecken reduzieren. Es hilft nämlich letztendlich nicht, wenn ihr beim Gassigehen ständig doofe Begegnungen habt und der Hund konstant überfordert ist.


    Das Hunde-Anpöbeln halte ich übrigens für ein recht typisches Terrier-Problem, ganz besonders in der Pubertät. Meiner hat als er in dem Alter war regelmäßig auf mehrere hundert Meter angefangen, andere Hunde anzupöbeln. Allerdings nicht aus Unsicherheit, sondern weil "alles meins". Da würde ich vielleicht nochmal ganz genau hinschauen, woher die Motivation zum Pöbeln bei Hundebegegnungen kommt. Man ist schnell mal geneigt, einen Hund, der mit vielen Umgebungsreizen unsicher ist, in eine "Unsicherheits-Schublade" zu stecken, dabei können bei unterschiedlichen Reizen auch ganz unterschiedliche Motivationen dahinter stecken. Da hilft nur, die Körpersprache genau zu analysieren.

    Mich macht gerade ein Satz stutzig: "Er stolpert über Äste und prallt gegen Bäume"

    Was sagen denn die Anderen hier dazu?

    Jup das passiert meinem auch. Der hat aber durch seine Vorgeschichte + Vorerkrankungen tatsächlich ein pathologisches Stress-Problem.


    Mich würde deshalb mal interessieren, woher ihr den Hund denn habt SophiaF ?


    Grundsätzlich würde ich aber auch sagen: Waldspaziergänge sind für einen pubertierenden Jagdhund nun nicht unbedingt reizarm, ganz im Gegenteil. Meiner kann das heute noch nicht gut ab.

    Was bei uns viiiiel besser funktioniert hat: Gassi im Industriegebiet oder auf dem offenen Feld in wildarmer Gegend. "Reizarm" heißt ja nicht zwangsläufig "keine Menschen", sondern viel eher "weniger der Reize, die den Hund interessieren"

    Ich hab hier ja auch so nen kopflosen Hibbel sitzen. Und ich habe mir damals die Zähne ausgebissen an der Leinenführigkeit. Mit dem Ergebnis, dass es genau gar nichts gebracht hat.


    Ihr habt scheinbar einen Hund, der sich einfach total schnell in Außenreizen verliert und dann drüber ist. Das ist in dem Alter für die Rasse nicht ungewöhnlich, führt aber eben dazu, dass Hundi sich nicht allzu lang konzentrieren kann. Heißt, er ist überhaupt nicht aufnahmefähig für euer Leinenführigkeits-Training. Das kann also auch mit der besten Methode der Welt überhaupt nicht funktionieren.


    Was ich nach einem leidvollen Jahr voller Impulskontroll-Training, Ruhetraining, Frustrationstoleranz-Training, Stehenbleiben, Richtungswechsel, Blocken und so weiter und so fort gemacht habe:


    - Akzeptiert, dass ich nunmal einen kopflosen Hibbel habe und meine Anforderungen ganz arg runtergeschraubt.

    - Zu 90% gar keine Leinenführigkeit trainiert. Hund zieht? Ja nun, soll er halt. Gutes Geschirr und längere Leine dran und dann darf er ziehen.

    - Die Leinenführigkeit nur dann ganz gezielt trainiert, wenn er aufnahmefähig war. Also am Anfang mal für 30 Sekunden. Hund neben mir, schaut mich an, Leckerlie in die Schnute. Einen Schritt gehen, Hund schaut mich immer noch an? Perfekt, ein weiteres Leckerlie in die Schnute. Und das dann langsam ausgebaut.


    Ich finde diese Methode deshalb so gut, weil sie dafür sorgt, dass Hundi wirklich im Kopf bei dir bleibt. Es gibt Hunde, die können das leisten, zu schnüffeln, rumzugucken und gleichzeitig trotzdem leinenführig zu laufen. Und es gibt Hunde, die sich einfach ganz arg schnell in allen möglichen Reizen verlieren und das deshalb nicht leisten können. Die sind entweder 100% bei dir oder 100% in der Außenwelt. Und euer Hund gehört - genau wie meiner - scheinbar (noch) zu letzterer Fraktion.


    Die Ruhe im Spaziergang kam bei uns dann aber tatsächlich nach und nach von allein. Zum Teil mit dem Älterwerden, zum Teil auch, weil Hund nun weniger bzw. machbare Anforderungen beim Spaziergang zu bewältigen hatte und sicher zu einem nicht geringen Teil auch deshalb, weil ich dadurch entspannter war.


    Es bringt meiner Erfahrung nach wenig, einem Hund, der nicht genug Frustrationstoleranz und Impulskontrolle besitzt, um den Alltag zu meistern, einfach noch mehr Frustrationstoleranz und Impulskontrolle abzuverlangen. Dadurch entsteht eine Stress-Spirale, die eher das Gegenteil bewirkt. Für euch wichtig ist jetzt erstmal, den Hund "Hund sein" zu lassen und ihn dadurch auf ein Level zu bringen, in dem er überhaupt lernen kann.

    Grundsätzlich sind die Scheiben (ich schätze, du meinst sogenannte Trainings-Discs? erlaubt.

    Und grundsätzlich finde ich es auch nicht schlimm, positive Strafe im Training einzusetzen. Wobei die Meinungen da weit auseinander gehen, letztendlich ist das zum einen ne Glaubensfrage und zum anderen müsst ihr schauen, was für euch, euren Hund und die jeweilige Situation passend ist.


    Allerdings gibt es eben unterschiedliche Arten, positive Strafe anzuwenden. Ich bin immer ein Freund davon, positive Strafe auf sozialer Ebene zu vermitteln. Also über meine eigene Körpersprache, Stimme etc., damit der Hund schnell versteht, dass ich ein gewisses Verhalten von ihm so richtig doof finde.

    Mit Schreck-Geräuschen, die nicht von euch selbst kommen, ist das deutlich schwieriger. Klar lernt der Hund so auch, dass Beißen/Zwicken für ihn negative Folgen hat - aber er lernt halt nicht zwangsläufig, dass ihr das so richtig sch... findet. Bei manchen Hunden und in manchen Situationen macht das schon Sinn, positive Strafe nicht mit einem selbst zu verknüpfen. Wenn man zum Beispiel einen Hund hat, der dann gegen den Halter selbst geht, weil er sich die positive Strafe nicht gefallen lassen will. Aber davon seid ihr ja weit, weit entfernt.

    Ich würde mir deshalb, wenn ihr den Weg über positive Strafe gehen wollt (was ich wie gesagt nicht grundsätzlich falsch finde), einen Trainer suchen, der euch zeigt, wie ihr dem Hund auf sozialer Ebene durch Körpersprache etc. klar machen könnt, dass das, was er macht, doof ist.


    Und nur ganz kurz speziell zu den Discs: Ich finde es sehr suboptimal, alltägliche Geräusche wie Klappern absichtlich negativ zu verknüpfen. Das Ziel sollte doch sein, dass der Hund mit jeglichen Geräuschen sicher und angstfrei umgehen kann. Wenn ihr jetzt das Klappern absichtlich als Strafe einsetzt, ist die Chance zumindest bei einem sensiblen Exemplar groß, dass Hundi früher oder später auch Angst vorm Klappern des Einkaufwagens, Schlüssels, usw. bekommt. Das wäre mir persönlich zu risikoreich.

    Gerade unter Privatvermittlungen wird leider gelogen und betrogen, was das Zeug hält. Ich wäre da generell sehr, sehr, sehr vorsichtig. Erst recht ohne Hundeerfahrung. Weil das Problem ist halt, dass ihr a) den Hund mangels Erfahrung nicht so richtig einschätzen könnt und b) wenn es im Nachhinein doch Probleme gibt (sei es gesundheitlich oder verhaltenstechnisch), damit allein dasteht. Über einen seriösen (Inlands!)Verein seid ihr da deutlich mehr auf der sicheren Seite.


    Worauf ich, wenn schon Privatvermittlung, wirklich achten würde:

    - Der Halter interessiert sich für euch, eure Lebensumstände, was ihr dem Hund bieten könnt und wollt

    - Der Halter ist absolut nicht erpicht darauf, den Hund schnellstmöglich loszuwerden, sondern macht wirklich den Eindruck, ein passendes neues Zuhause finden zu wollen

    - Der Halter ist absolut transparent was das Verhalten, kleine Macken etc. das Hundes anbelangt

    - Der Halter ermöglicht euch ein umfassendes und vor allem mehrmaliges Kennenlernen des Hundes in verschiedenen Situationen (im Haus bei Spaziergängen, wo man Menschen, Autos und andere Hunde trifft)

    - Der Halter räumt euch genug Zeit zum gründlichen Überlegen ein, idealerweise sogar mit Probewohnen/einer gewissen Übergangsfrist, in der er den Hund wieder zurücknehmen könnte, wenn es im neuen Zuhause warum auch immer doch nicht funktioniert

    - Der Halter ist absolut transparent was Gesundheitszustand und jegliche Vorerkrankungen des Hundes anbelangt (zeigt Impfpass, kann sagen wann der Hund zuletzt beim Tierarzt vorstellig war, was er bisher an kleinen und großen Erkrankungen hatte, usw.)


    Ihr könnt auch mal bei Trainern in eurer Umgebung anfragen, ob die euch bei der Suche helfen. Viele bieten an, den Hund vorher mit euch gemeinsam anzuschauen. Kostet natürlich, aber dann habt ihr eine fachkundige Einschätzung. Und manchmal haben die Trainer sogar eine Idee, welcher nette Vierbeiner in der Gegend gerade ein Zuhause sucht.

    er läuft halt schnüffelnd wie ein Trüffelschwein über die Wiese und probiert alles zu fressen

    Hm frisst er denn wirklich alles, was er da vom Boden aufsammelt? Oder schnuppert er, nimmt was ins Maul, kaut ne Weile drauf Rum und spuckt es dann - zumindest, wenn es was eindeutig nicht Fressbares ist - wieder aus?

    Letzteres ist nämlich ziemlich normal. Die Kleinen müssen ja erstmal ihre Umwelt erkunden. Und da sie keine Hände haben, benutzen sie eben ihren Mund, um alles mögliche zu untersuchen. Da hilft oft nur vorausschauendes Laufen, frühzeitig ein "Nein" o.Ä. konditionieren und warten, bis die Phase vorbei ist. In der Regel gibt sich das im Laufe der Entwicklung von selbst.

    Kernig im Sinne von will laufen, hat Lust auf UO Agi und Co, macht lieber einem anderen Hund eine Ansage als zu vorsichtig zu sein, ist nicht super extrem sensibel..

    Bei "kernig" denke ich eher an einen Hund mit richtig Feuer unterm Poppes, der gerne gnadenlos nach vorne geht um seinen Willen durchzusetzen, keinem Streit aus dem Weg geht, mit Napoleon-Komplex auf die Welt kommt und generell kein Freund besonders freundlicher Kommunikation ist. Also in Richtung Jack Russel, Patterdale, Jagdterrier, usw..

    Was du suchst, fällt für mich irgendwie eher unter "robust". Ein freundlich-selbstbewusster, lustiger Hund mit stabilem Nervenkostüm, der Bock hat, was zu machen, vielleicht durchaus mal ne eigene Meinung hat aber vom Grundcharakter her trotzdem eher nett und unkompliziert ist. Da gibt es von den etwas netteren Begleithunden (Havaneser & Co.) bis zu den etwas kernigeren gemäßigten Terriern (Cairn & Co.) doch eine ganze Bandbreite. Lass dich nicht davon täuschen, dass die recht selten im Sport aktiv sind - meiner Erfahrung nach liegt das hauptsächlich daran, dass mit denen eben von Haus aus nix gemacht wird. Können tun die in der Regel schon, wenn man es vernünftig aufbaut, und Spaß haben die, die ich kenne, auch dran.

    Mein Hund läuft frei und so schnell, wie er mag. Ich treibe ihn nicht mit einer Peitsche an, auch keiner Psycho-Peitsche.

    Das sagt doch auch niemand. Ich bin mir sicher, dass der Kleine tatsächlich großen Spaß daran hat, mitzulaufen. Und ich kann auch absolut verstehen, dass du das Beste für ihn willst und ihm diesen Spaß deshalb gerne gönnen möchtest.

    Nur haben Hunde (und insbesondere die ganz jungen) keine Stimme der Vernunft, sondern machen halt, bis sie umfallen. Die sind, auch wenn ich Menschenvergleiche meist doof finde, manchmal schon ein bisschen wie kleine Kinder.

    Stell dir mal vor, du legst einem kleinen Kind ständig die tollsten Süßigkeiten zur freien Verfügung vor die Nase. Heißt, du zwingst es natürlich nicht, die Süßigkeiten zu essen, aber du animierst es. Ist doch klar, dass das Kind dann ständig die Süßigkeiten isst und einen riesen Spaß daran hat (hätte ich als Kind ja auch gehabt). Nur denkt das Kind dabei - genauso wie dein Hund am Rad - nicht über die Folgen nach. Das ist deine Aufgabe als Erziehungsberechtigter, weil du hast die Weitsicht, das Wissen und die Reflektion, um zu wissen, dass manche Dinge - auch, wenn sie wahnsinnig Spaß machen - nur in Maßen und altersentsprechend genossen werden sollten.

    Du hast noch so unglaublich viel Zeit mit deinem Hund vor dir. Und viele, viele Jahre, in denen ihr nach Lust und Laune Rad fahren könnt. Ist es da wirklich das Risiko wert, es jetzt schon zu tun?

    Meine Eltern züchteten über Jahrzehnte eine andere und nicht extrem viel kleinere Jagdhunde-Rasse – wir waren extrem viel mit dem Fahrrad unterwegs – Hüftdysplasie und Arthrosen waren kein Thema.

    Das kann ja gut sein. Und es gibt sicher auch zig Hunde, die viel zu jung ständig Springen und Treppen laufen, die viel zu viel Übergewicht mit sich rumschleppen, die trotz sehr hoher Belastung bis ins Alter gesund bleiben. Aber das heißt ja nun nicht, dass eine zu hohe Belastung nicht in einigen Fällen zu Problemen führen kann. Und im Sinne des noch jungen Hundes ist es nunmal in deiner Verantwortung, Risiken, die spätere gesundheitliche Probleme verursachen könnten, zu minimieren. Auch, wenn es bei 10 Hunden gut geht, ist es einfach ein unnötiges Risiko, darauf zu pokern, dass es auch beim 11. Hund gut geht.


    Und zu deinem Zitat "If puppies want to run and play, let them run and play. If they want to rest, let them rest.": Das ist a) total verallgemeinert und stimmt so definitiv nicht für jeden Hund. Und b) ist es ein großer Unterschied, ob du den Hund "machen lässt" oder ob du ihn zum Sport animierst. Beim Fahrradfahren ist, insbesondere bei einem so jungen Hund, in meinen Augen eigentlich fast immer letzteres der Fall.