Mir kommt es z.B. heute oft so vor, dass man eher erwartet, dass sich die "Umwelt" für einen ändert bzw. sich an die eigenen Befindlichkeiten anpasst, ehe man sich ernsthaft fragt, ob man nicht manchmal selbst das Problem ist. Grad auch oft in Punkto anderer Hundehalter.
Ich musste gerade schmunzeln, weil es bei mir genau andersherum ist.
Ich habe mich früher ständig selbst hinterfragt. Und zwar so weit, dass ich mir ständig Druck gemacht habe, alles richtig zu machen, weil ich, wenn es nicht lief, fest davon überzeugt war, dass ich ganz persönlich etwas hätte anders/noch besser machen können.
Eines meiner größten Learnings mit einem zuweilen verhaltenskreativen Hund war aber, dass manche Dinge nicht an mir liegen, sondern einfach sind, wie sie sind. Denn es ist vollkommen egal, wie sehr ich daran arbeite, dass ich mehr leisten kann, wenn mein Hund ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr leisten kann.
Ich sehe deshalb auch die Aussage, "Jeder Hund kann ... lernen (wenn man es nur gut genug anstellt)." sehr zwiegespalten. Mein Hund ist sicher nicht die Norm, aber der kann viele Dinge tatsächlich einfach nicht lernen und wird es auch nie können. Einfach, weil bei ihm die exekutiven Funktionen fehlen, die es dazu bräuchte und er sich dadurch mit dem Lernen an sich schwer tut. Ist halt so, wir können damit umgehen, aber das setzt nunmal gewisse Grenzen des Machbaren.
Mir hat es jedenfalls richtig gut getan, mal weg von dieser ganzen Selbstoptimierung zu kommen und zu akzeptieren, dass das Problem in manchen Situationen auch einfach mal der Hund sein kann und darf. Das ist weder als Ausrede noch als Schuldzuschreibung gemeint (der Hund kann ja auch nichts dafür, das er ist, wie er ist), aber bei manchen Hunden ist die Grenze des Möglichen einfach limitierter als bei anderen, ganz egal, wie perfekt man als Halter in den Situationen reagiert.
Ich sehe deshalb ein pauschales "um erfolgreich mit dem Hund zu arbeiten, muss man an sich selbst arbeiten" kritisch. Das mag für manche sicher zutreffen, aber für Menschen, die sich ohnehin schon sehr viel selbst hinterfragen und ständig versuchen, an sich zu arbeiten, ist das meiner Erfahrung nach eher kontraproduktiv, da noch mehr auf Selbstoptimierung zu drängen.