Übersprungsverhalten kriegst du in den Griff, wenn du den Stress in den Griff kriegst.
Wie man das angehen kann, da hast du ja schon einige Tipps bekommen. Ich möchte dazu aber nochmal sagen, dass Stress in der Regel ein ganzheitliches Problem ist. Die von dir identifizierten Auslöser sind vermutlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Auch wenn dein Hund daheim schläft und ruhig ist - das ist meiner auch und trotzdem läuft er draußen gerne mal auf 180.
Ob es nach der Pubertät besser wird, kommt vor allem darauf an, was alles in den Stress mit reinspielt.
Bei manchen Hund-Halter-Gespannen ist der Stress hausgemacht, weil der Halter einfach zu viel Impulskontrolle und Frustrationstoleranz vom Hund erwartet. Bei anderen ist es eher eine Umweltunsicherheit, beim nächsten Jagdreize, bei wieder anderen einfach die gesamte Masse an Reizen, und bei einigen sind es tatsächlich die Umbauarbeiten im Gehirn oder das Sexualverhalten. Gerade letzteres kann nach der Pubertät besser werden - aber wie gesagt, in der Regel ist es trotzdem ein ganzheitliches Problem, bei dem mehrere Faktoren nicht stimmen, und gerade bringt euch der Ausblick auf "nach der Pubertät" sowieso nicht viel. Deshalb schau doch nochmal, wo du ganz aktuell ansetzen kannst, um deinem Hund das Leben zu erleichtern und ihm ein bisschen Stress zu nehmen.
Und zu den Korrekturen:
Ich halte nicht so viel davon, Übersprungshandlungen generell zu verbieten. Die Energie ist da, die Energie muss raus und einem eh schon gestressten Hund zu verbieten, seinen Stress in irgendeiner Form auszuleben, führt nur zu noch mehr aufgestautem Stress.
Aber: Unsere Grundregeln im Zusammenleben gelten immer. Und eine davon ist, dass mein Hund mich nicht beißt.
Mein Rüde darf im Stress rennen, bellen, sich anschleichen, auf mich zurasen usw. wie er lustig ist, das korrigiere ich nicht. Aber wenn auch nur ein Zähnchen meine Kleidung berührt, ist hier der Ofen aus. Da gibt es dann auch kein Umlenken oder Alternativverhalten, sondern ein ganz klares und punktgenaues "Mach das nochmal und dir fällt der Himmel auf den Kopf". Auch im Übersprung gibt es Grenzen, die niemals nicht überschritten werden dürfen, und da zählt meine körperliche Unversehrtheit auf jeden Fall dazu.
Herr Hund hat so jedenfalls sehr schnell gelernt, an mir vorbei statt in mich rein zu rennen. Und falls er doch mal auf die Idee kommt, schnappen zu wollen, reicht ein warnender Blick und er lässt es bleiben. An den restlichen Übersprungshandlungen arbeite ich nach wie vor über Stress-Management.