Beiträge von MoniHa

    Lern einfach viele Hunde/ Rassen live kennen.


    Bei den ganzen Beschreibungen ist die Verwirrung vorprogrammiert, weil das alles nach Werbung klingt und überhaupt jeder der tollste Hund ist.


    Gute Anlaufstellen:


    - Ausstellungen

    - andere Hundehalter (frag mal nach, ob du mit auf den Spaziergang kannst)

    - Hundeschulen

    - Tierheime als Gassigänger

    - Züchter


    In Farbe und bunt kannst du dir selbst ein besseres Bild machen.


    Das: Zum Thema Charakter könnte ich mir Intelligenz (leichter zu trainieren?) denken leider auch viele. Aber intelligent ist nicht gleich leichter zu trainieren. Das bedeutet ebenso: lernen sehr schnell das Falsche, haben oft ihren eigenen Kopf und sind teilweise hochgradig manipulativ.

    Bevor du dich aber weiter mit Begriffen und Theorie beschäftigst: Verleg dich mal auf das praktische Erleben. Vielleicht empfindest du "moderates Haaren" gar nicht so moderat. Oder das "Verbale" klang irgendwie netter im geschriebenen Text als im Ohr.

    Frau Junghund (2,5 kg und entsprechend niedrig) lief hier gerade klimpernd durch die Gegend, was irgendwie merkwürdig war, weil meine Hunde drinnen nackt sind, also weder Geschirr noch Marken an sich haben, und somit nicht klimpern können. :???:


    Hab sie gefragt, was sie hat. Hat sie mir auch stolz gezeigt. Es war mein Schlüsselbund. Mein "hatte ich gerade in die Jackentasche gesteckt und den Reißverschluss zugezogen"-Schlüsselbund.


    Ja, gut, ne. Kann nicht sein. Hab mir wahrscheinlich nur eingebildet, dass ich den Schlüssel da wie immer reingesteckt habe und hab ihn eigentlich liegen oder fallen lassen, wo sie rankam.


    Also packe ich ihn dieses Mal wirklich bewusst in die Tasche der Jacke, die an der Garderobe hängt. Reißverschluss zu. So. Jetzt aber.


    Setze Kaffeewasser an.

    Klimpern, klimper, klimper.

    :???:


    What the hell... Der Hund ist winzig, wie kommt sie da hoch??? Neuer Versuch. Schlüssel in Tasche, stehen bleiben, sehen, wie Halley auf die total praktisch abgestellten Getränkekästen springt, auf den Flaschen balancierend die Kordel am Reißverschluss runterzieht und den Schlüssel schnappt. Und das auch nicht irgendwie. Nein. Zielgenau am Schlüsselring.


    Aber "sitz" war zu kompliziert, die ersten gefühlt 5.000 Wiederholungen. Ist klar. :roll:


    Jetzt bleibt noch die Frage: Was will sie mit meinen Schlüsseln? Ausbrechen? Nicht mehr rausgehen? Die anderen Hunde raussperren? Role Play als "Frau Hund, die Hausmeisterin"?

    Hier mal kurz was Sozialisierung nicht ist Rabe :


    Es ist nicht: Wahllos jeden aufdringlichen, grenzenlos übergriffigen Menschen oder Hund ertragen müssen, weil die sich zur Missionierung oder "Erziehung" berufen fühlen. Oder das "nein" erst beim 35. Mal verstehen wollen, wenn man laut und deutlich werden muss. Und dann behaupten "Die Halter machen Stress, weil mimimi, ich hab meinen Willen nicht durchsetzen können."


    Tatsächlich ist es dieses Verhalten, das reichlich asozial ist.


    Sozialisierung bedeutet auch nicht, so viele Kontakte wie möglich in jeden Tag und ins Hundeleben zu prügeln. Egal, wie die ausfallen.


    Sich damit zu brüsten ist so ein bisschen wie Facebook für Fellnasen(halter): Mein Wuffi hat 145 Hundewiesenfreunde. Isser nicht sozial?!

    Obwohl unter den Kontakten keine einzige Freundschaft existiert...

    uffwuff


    Mal weg von der Hundewelt und hin zum Autofahren.

    Geh einfach mal davon aus, du hast keinen Führerschein. Du besuchst keine Fahrschule, hast keine Ahnung, worauf es im Straßenverkehr oder bei der Wahl eines Autos ankommt. Willst aber ein Auto.


    Deine Vorstellung:


    - soll ausgefallen sein, du willst nicht so einen 08/15 Pkw, wie ihn andere fahren

    - eigensinnige Lenkung und Getriebe

    - du willst dir so richtig verdienen, dass du mit diesem Fahrzeug von A nach B kommst - denn nur dann ist es etwas Besonderes!


    Was du bietest:


    - Führerschein machst du, wenn du mit deinem schwierigen Fahrzeug losfährst

    - du hast keine Fahrerfahrung

    - du gehst gelegentlich tanken


    Was dir Leute raten:


    - mach erstmal Führerschein

    - such dir was einfaches, pflegeleichtes und stadttaugliches, weil das zu deinem Leben und deinem aktuellen Erfahrungs- und Wissensstand passt


    Was du willst: einen Panzer-Porsche-Mix für Fortgeschrittene


    Das kann man schon machen, wenn man richtig schnell alles plattwalzen will. Einschließlich der eigenen Nerven. Und es ist auf jeden Fall was richtig Besonderes.

    Im Alltag wirst du aber auch richtig vielen Herausforderungen begegnen, die bei der Parkplatzsuche anfangen und beim Bremsen auf Wunsch enden.

    Während du dich bei deinem gewünschten Panzer-Porsche-Mix darüber ärgerst, dass du bei jeder Fahrt mit dem Getriebe kämpfst und Bremswege ne halbe Stunde vorher einplanen musst und am besten sowieso nicht auf befahrenen Straßen unterwegs bist, hättest du mit dem stadttauglichen Pkw so viele schöne Fahrten haben können, viel gelernt und hättest unfassbar an ihm gehangen. Wäre ja schließlich deiner.

    Bei dem angeführten Auszug von Feddersen-Petersen sehe ich einige Punkte kritisch:


    - 1997: Vor 28 Jahren war die Welt (zumindest bei mir) unter anderem in Bezug auf die Hundedichte eine andere. Heute stell ich mich draußen hin und meine Hunde haben in einer Stunde mehr Fremdhundekontakt als früher im Monat. Qualitativ besser oder wertvoll für die Hunde ist der mitnichten. Unter anderem, weil sich viele Hunde aufführen wie offene Hose und das als normal oder "spielen sie nich toll" interpretiert wird. Da ist also meiner Erfahrung nach jetzt deutlich mehr Auswahl gefragt, als es vor fast 30 Jahren der Fall war.

    - entscheidend ist die Art des Leinenspaziergangs: Ob ich im Stechschritt oder im Schneckentempo laufe, dem Hund mein Tempo aufzwinge, die Länge der Leine, mich nach dem Hund richte usw. macht alles einen ordentlichen Unterschied. Wird auch angedeutet, geht aber unter und läuft auf die böse, böse Leine hinaus, die alles verhindert.

    - bezieht sich das auf Einzelhunde vor fast 30 Jahren: Ich kenne verdammt viele Hunde, die in leinenpflichtigen Gebieten (und ungesicherten Bereichen) ausschließlich an der Leine laufen und noch nie eine Hundewiese oder ein gut besuchtes Freilaufgebiet gesehen haben. Dafür haben sie Welpenstunden, -spielstunden und -treffen, HuTa, vermehrte Mehrhundehaltung, Social Walks, Treffen mit festen Hundefreunden, Treffen auf angemieteten Plätzen, Hundeschule mit Freizeit nebst den Kursen.... Gab es meines Wissens nach damals nicht in dem Ausmaß. Macht aber einen gewaltigen Unterschied in der Betrachtung, wie notwendig es jetzt ist, Fremdhundekontakte und Leinenlosigkeit in "öffentlichen" Bereichen als Notwendigkeit darzustellen.

    Es wäre für mich etwas tolles, wenn mir der eigene Hund etwas bieten kann, was mir ein zutraulicher Hund in der Stadt nicht bieten kann.

    Du hast eine seltsame Vorstellung von "dir etwas bieten" .

    Also erstmal, sind Fremdhunde fremde Hunde und nicht deine. Bindung zum eigenen Hund und damit das, was dein Leben bereichert, wächst, braucht Arbeit und wachsendes Verständnis für das Individuum, das du vor dir hast.


    Ich hab zum Teil widerwärtig menschenfreundliche Hunde. Die begrüßen, lassen sich streicheln usw. Versuch mal irgendeinen von denen, mitzunehmen. I dare you. Solange ich nämlich nicht mein Okay dazu gebe, funktioniert das nur mit Gegenwehr. Gebe ich mein Okay, gehen sie hingegen mit. Das macht vieles, vieles einfacher für die Hunde und für mich.

    Sind sie in Fremdbetreuung, kann ich am Telefon zur Betreuungsperson sagen, dass ich sie gleich abholen komme: Die rennen zur Tür und wenn sie könnten, würden sie sich auch alleine auf den Heimweg begeben. Die Nasen leiden dort nicht. Die spielen oder pennen, sind generell entspannt.


    Aber nichtsdestotrotz ist zu Hause eben zu Hause und auch wenn sie andere Menschen mögen, bin ich dennoch Hauptbezugsperson. Wir haben die stärkste Bindung.

    Eine meiner Hündinnen kann ich hingegen nur dann anderen mitgeben, wenn das Rudel mitkommt und auch dann kann mit ihr keiner außer mir Gassi. Sie kann nur doppelt und dreifach gesichert (und so muss sie im übrigen angezogen bleiben), zum Lösen auf die Terrasse. Alles andere traut sich kein Mensch zu, denn sie erwürgt sich beim Versuch, zu mir zu kommen. Koste es, was es wolle. Dass sie überhaupt "abgegeben" werden kann - das hat 4 Jahre gedauert. Vorher hätte sie sich nämlich auch durch Wände gefressen.


    Die Vorstellung, dass der Hund nur auf dich fixiert ist und nur dich toll findet - die ist in der Realität für Mensch und Hund extrem belastend. Etwas aufgeschlossenere Hunde sind deswegen trotzdem nicht wahllos darin, mit wem sie mitgehen.


    Auf was bezieht sich das? Der Jagttrieb ist in den seltensten Fällen erwünscht. Ein Paar Ecken und Kanten hat jeder Hund, und das gehört für mich auch einfach dazu.

    Ja, ein paar Ecken und Kanten und grundlegendes Training ist aber das eine.

    Sich bewusst für Rasseeigenschaften zu entscheiden, die nicht ins Leben passen, nicht in den Alltag passen, und dann versuchen, diese grundlegenden, genetisch veranlagten Eigenschaften aus dem Hund rauszutrainieren - das ist etwas vollkommen anderes.


    Es heißt: Man kann sich das Leben auch schwer machen.


    Entscheidet man sich für einen Hund, der schlichtweg nicht passt, macht man sich aber nicht nur selbst das Leben schwer. Man macht es auch dem Hund unfassbar schwer, weil er etwas leisten soll, was er nicht leisten kann.

    Per se habe ich nichts gegen einen ständigen Begleiter. Ich denke, dass ich dem Hund jetzt und auch in Zukunft täglich mehrere zumindest einstündige Spaziergänge mit Auslauf ermöglichen kann, ich bin sonst aber auch viel an meinen Tisch gebunden. An Wochenenden lässt sich da auch noch mehr machen.

    Das stellst du dir unter dem Hund etwas bieten vor?

    Gassi und Auslauf sind Teil der Basis. Ebenso wie füttern, Pflege, tierärztliche Betreuung.

    Damit bietest du jetzt quasi - ich bin da mal ganz krass:


    - keine Erfahrung

    - schwammige Vorstellungen

    - Mindestanforderungen an das am Lebenerhalten


    Hm.


    Weil du ja unbedingt erst Bindung erarbeiten möchtest und direkt beim ersten Hund "eine Aufgabe" suchst:


    Geh hier mal in irgendeinen "Hilfe, meine Welpe..."-Thread rein. Davon gibt es reichlich. Und dann lies dir mal durch, wie Menschen an stinknormalen Welpen deutlich unkomplizierterer Rassen verzweifeln und an den Rande des Nervenzusammenbruchs kommen oder schon darüber hinaus sind. Dein erster Hund WIRD eine Aufgabe, weil alles neu, du musst dich erst einmal reinfitzen, hast dir mit einer Garantie von 110 Prozent ganz viel ganz anders vorgestellt...


    Oder geh in ein Tierheim und nimm den Hund mit, der Aufgrund verschiedener Baustellen schon am längsten dort sitzt. Und ich wette mit dir darauf, nach zwei Wochen möchtest du dir allein bei der Erinnerung daran "dass du dir Respekt und Bindung erarbeiten willst" gewaltig auf die Zunge beißen.

    Es klingt bei allem, was du schreibst so an, als wäre das einzig wirkliche Anziehende für dich die Optik der selteneren Rassen.


    Respektvoller Umgang auf Augenhöhe - das sollte bei jedem Zusammenleben die Basis sein. Die Bindung erarbeitest du dir auch bei jedem Hund. Die ist bei anderen Rassen nicht da, nur, weil sie ein aufgeschlosseneres Wesen haben.


    Verletzungen, Krankheit und andere Baustellen können dich bei jedem Hund, jeder Rasse und in jedem Alter ereilen. Natürlich gibt es gesündere und krankere Rassen, gar keine Frage. Natürlich steigt die Anzahl der Zipperlein im Alter - beim Mensch, wie beim Hund. Das wollen sich viele, viele Menschen nicht bewusst machen: Aber, dafür entscheidet man sich, wenn man die Verantwortung für ein Lebewesen übernimmt.


    Bezüglich Training: Warum willst du dich für eine Rasse entscheiden, und dann die Rasseeigenschaften abtrainieren (lassen)? Das ist, als würde man sich einen extrovertierten Menschen ins Leben holen und dann wissentlich von Anfang an versuchen, ihn in einen introvertierten Menschen zu verbiegen - weil man Extrovertiertheit eigentlich scheiße findet und die nicht ins eigene Leben passt. Das ist ein tolles Geheimrezept für Frust auf allen Seiten. Mehr aber auch nicht.


    Schau mal ganz genau hin, was du bieten kannst und was du einem Hund in deinem Alltag abverlangst. Da kristallisiert sich viel besser heraus, welche Rassen passen könnten.

    Ich wurde in einer Hundeschule als Futterautomat bezeichnet. Also habe ich den wunderbar futtermotivierbaren Hund draußen mit Streicheln belohnt. So ein Rotz, sie hat es gehasst, ich auch. Das haben wir beide zum Glück nicht lange durchgehalten, jetzt wird wieder gekekst, was die Tasche hergibt.

    Ich auch. Darauf hab ich mir ein T-Shirt mit der Aufschrift "Futterspender" zugelegt, damit ich sagen kann: Ja, das bin ich! :D Sehen Sie, bin sogar beschriftet. :nicken:


    Auf die Frage, warum das falsch/schlimm/was auch immer sein soll, wenn sich dieser Hund nunmal am besten darüber belohnen lässt, konnte mir nämlich niemand eine Antwort liefern.

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    Der insgesamt größte, grundlegende Fehler: Nicht authentisch sein und nicht hinterfragen, warum der Hund dies und jenes angeblich können/machen soll/muss. Ich hab mir reinquatschen lassen und dann Sachen mit richtig viel Druck, Zwang und zunehmender Frustration versucht, deren Sinn ich nicht einmal selbst verstanden habe (und bis heute nicht verstehe). Und die absolut keinen Nutzen für uns hatten oder haben.


    Meine Hunde haben es zum Glück verziehen bzw. unter temporärer Beklopptheit verbucht.

    Leider ist es heutzutage schon so, daß sich viele von Insta und Co beeinflussen lassen und von vorneherein plärren - kein Kontakt.

    Es war noch nie anders. Menschen ließen sich schon immer beeinflussen.

    Wie lange war es verbreitet, dass Erziehung zur Stubenreinheit unter anderem aus Nase in den Urin drücken bestand?

    Haben auch alle gemacht. Dass Menschen lieber nachmachen und mitlaufen als selbst nachdenken ist vieles, aber neu ist es nicht und definitiv nicht erst seit Insta und Co. Normalzustand.


    Von vorneherein zu "plärren", dass man keinen Kontakt wünscht, kann zig Gründe haben. Die tatsächlich niemanden was angehen. Nein heißt nein. Auch in der Situation. Nein ist ein vollständiger Satz.

    Vielleicht haben manche Hunde und Menschen auch einfach mal angesichts der teils enormen Hundedichte die Schnauze voll von Fremdhund Nr. 35, mit dem der eigene Hund jetzt ganz unbedingt auch noch Kontakt haben muss, weil er sonst ganz bestimmt vereinsamt.