Es hatte wenigstens den Effekt, dass man seitdem von Behörden/Polizei mit einem "Hundeproblem" nicht mehr generell abgewimmelt wird, und die wenigen wirklich gefährlichen Hunde, die seitdem hier im Revier auftauchten, allesamt zügig per Auflagen entschärft wurden und bald wieder weg waren. Wäre vor 2000 undenkbar gewesen.
Handlung, die eingefordert, und erwartet wurde, die auch zwingend notwendig war. Allerdings - wirklich sinnvoll vorgegangen ist man nicht. Warum werden diese Hunde als per se gefährlich aufgeführt (wie gesagt, Staff Bullterrier den ich kenne ist einfach eine Schmusebacke, draußen an er Leine griffig ggf. aus Unsicherheit, allerdings ist DAS für mich kein Grund, einen solchen Hund auf eine Rasseliste zu schreiben) wenn sie definitiv nichts gemacht haben? Lieb mit anderen Hunden, Katzen, Kindern sind? Hier wurde, wie so häufig, in der Politik, zwar schnell geschossen, aber erstens wie gesagt nicht sinnvoll, und zweitens - auch 20 Jahre später ruht man sich DARAUF aus. Sorry, da fehlt mir jedes Verständnis, gerade wenn es Studien gibt, die belegen, dass diese Rasselisten so einfach nicht haltbar sind.
Deswegen finde ich solche Vorfälle, bei denen entweder Hunde oder Menschen verletzt werden, dennoch erschütternd - aber hier sollte GEZIELT gehandelt werden, und einmal auffällig gewordene Hunde sollten dann jeweils zwingend zum Wesenstest. Nicht nach RASSE, sondern nach tatsächlich aufgetretenem Verhalten. Nur so kann man da gezielt eingreifen, und auch etwas sinnvolles erreichen nach meiner Ansicht.
Es gibt keine ungefährlichen Rassen und leider gibt es eine Menge Menschen, die das Potential ihrer Hunde unterschätzen oder einfach nur ihren Hund nicht gut lesen können.
Aber selbst wenn alle perfekt wären, würde es immer Unfälle geben. Wir sind Menschen, Hunde sind Tiere.
Was mich stört, das ist diese Überregulierung heutzutage. Wenn ein Pferd tritt, dann ist es einfach nur ein Pferd, wo man eben hätte mal Abstand halten sollen. Wenn ein Hund beißt, dann ist er gefährlich. Da fragt keiner, warum oder ob er vllt einfach nur normales Verhalten gezeigt hat oder provoziert wurde.
Mich ärgert, dass man sich dieser Wurzel nicht annimmt. Stattdessen werden Hunde auf Listen gesetzt oder da, wo es keine Listen mehr gibt, Hunde nach Raufereien oder Unfällen als gefährlich eingestuft. Und nein, es geht nicht darum, dass ein Halter nach einem Vorfall/Unfall nicht haften sollte, aber ob ein Hund "gefährlich" ist, das ist doch nochmal eine ganz andere Frage, die nicht von einem Sachbearbeiter auf dem Amt entschieden werden kann, sondern nur von einem fachkundigen Kynologen.
Genau das ist für mich der Punkt. Von mir aus kann JEDER einzelne Hund zum Wesenstest, aber diese Rasselisten haben nach meiner Ansicht einfach keine Berechtigung. Und sie lösen das Problem ja auch einfach nicht....
Das eigentliche Ziel dieser ganzen politischen Maßnahmen war doch, wahrscheinlich gewaltbereiteren Menschen den Zugang zu Hunden zu verwehren, die ein größeres Potential zum Verwirklichen von Gefahr mitbrachten (= Hunde, die zum Kampf zu gebrauchen waren).
Um auch die illegale Beschaffung zumindest wirksam einzudämmen, wurden dann eben bestimmte Rassen (und deren Phänotypen) gänzlich verboten.
Ich habe vor einigen Jahren gelesen, dass solche Menschen sich jetzt, wenn sie etwas "repräsentatives" haben wollen, sich gerne in Richtung Wolfshybride orientieren. Ich wage zu bezweifeln, dass das tatsächlich besser ist.... eine Handhabe für die Einschränkung von Hunden von gewaltbereiten Menschen muß doch sinnvoller zu erreichen sein....
Die Alternative zum Stand der Verhaltensforschung wäre eine sorgfältige und umfassende Registrierung und Evaluation von Beißvorfällen. Dass es die bei Einführung der Listen nicht gab: Verständlich. Auch dass da heiß gehandelt wurde (wobei es mich persönlich maßlos ärgert, wenn Tragödien und Leid als Politikum missbraucht werden). Aber dass es die jetzt mehr als 20 Jahre später immer noch nicht gibt, das finde ich einigermaßen schwer zu fassen.
Ich verstehe und teile völlig das Entsetzen über den Vorfall. Und bin da auch nicht unemotional, mein erster Hund ist ja von einem Pitbull/Bullterriermischling so schwer verletzt worden, dass sie an den Folgen gestorben ist. Aber für geltendes Recht wünsche ich mir eine andere Grundlage.
Ich finde auch, hier wird sich einfach auf dem damaligen Aktionismus ausgeruht, denn "es wurde ja etwas unternommen"- und ob das tatsächlich hilfreich war, ob es zielgerichtet war, oder ob man diese Maßnahme 20 Jahre später noch mal überdenken und SINNVOLL angleichen könnte, bleibt halt offen. Für mich ist das zwingend notwendig.