Ich litt nach der Geburt meiner Tochter 1,5 Jahre lang an Depressionen. Ich kann (leider) einen Gegenpol aufstellen zu denjenigen, die durch ihren Hund animiert wurden, am Leben teilzunehmen. Ich war froh, dass mein Mann und meine Familie sich in der Zeit sehr gut um meine Hündin gekümmert haben. Denn ehrlicherweise wäre sie in der Zeit extrem zu kurz gekommen. Ich hatte nämlich absolut keine Kraft dafür, mich nur einigermaßen angemessen um sie zu kümmern. Denn dazu gehört ja auch noch mehr als diverse Gassis am Tag. Und ich hatte, obwohl ich wusste, dass der Hund sehr gut versorgt wird, ein irre schlechtes Gewissen, weil ICH, die diesen Hund vor Jahren als Hunde-Baby aufgenommen und aufgezogen hat, die eine seelenverwandtschaftliche Verbindung zu dem Hund hat, sich nicht kümmern kann.
Jede Depression ist anders. Womit ich nicht sagen will, dass ich das grundsätzlich nicht empfehlen würde. Ich glaube aber, man braucht ein sehr verständnisvolles Netzwerk. Denn leider sind Depressionen nicht immer für jeden nachvollziehbar. "Ich muss heute länger arbeiten, kannst du den Hund nehmen?" klingt leider für die meisten Menschen sinnvoller als "ich schaffs nicht aus dem Bett, nimmst du bitte den Hund?".
Dazu kommt, dass man auch in der Lage sein muss, um Hilfe zu bitten. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die es einfach nicht schaffen, sich und anderen eine vermeintliche Schwäche einzugestehen. Darunter würde in dem Fall der Hund leiden und das wäre nicht okay.
Sicher kann ein Hund auch gerade für psychisch kranke Menschen eine Stütze sein. Nur sollte man sich dann sehr gut damit auseinandersetzen, welche Verantwortung ein Tier tragen kann und darf und wann die "Aufgabe" dann doch zu viel ist.