Werden Hühner zur Fleischgewinnung wirklich mit krummen Beinen gezüchtet?
Nein. ABER:
Bei den kommerziellen Hühnern, deren Produkte wir so im Laden kaufen können, handelt es sich um hochspeziallisierte Tiere/Zuchten.
Das ist zweigeteilt. Einmal die Legehennen, die zur Eierzeugung da sind. Diese sollen möglichst viele Eier legen (am Besten täglich) und das möglichst lange - 14 Monate durchlegen ist bei den ganz modernen Linien durchaus drin. Problem bei der hohen Legeleistung ist eine zunehmende Demineralisierung der Knochen (man denke an die Kalkschale des Eis) und damit eine starke Neigung zu verbogenen Brustbeinen und/oder Knochenbrüchen. Der hohe Calciumbarf für die tägliche Eibildung kann nicht komplett aus dem Futter generalisiert werden.
Die Hähne aus diesen Linien wurden früher als Eintagsküken getötet, heute erfolgt das entweder im Ausland, oder das Geschlecht wird während der Brut bestimmt und Hahnenkükeneier gleich entsorgt.
Und dann gibt es noch die Masthühnchen. Hier werden beide Geschlechter aufgezogen und ca. 4-6 Wochen (Kurz- oder Langmast) gemästet. Dabei wachsen die Tiere von etwa 50g Schlupfgewicht auf etwa 2000-2500g Gewicht zur Schlachtung. Man beachte hierbei, dass ein normales Hühnerküken im Alter von 6 Wochen gerade sein erstes vollständiges Gefieder und etwa 1/4 bis 1/3 seines Endgewichtes erreicht hat.
Durch das schnelle Wachstum geraten Knochen-, Gelenke- und Kreislaufwachstum ins Hintertreffen. Wer will kann sich mal Ross 308 ansehen.
Im Legehennenbereich betrifft das übrigens auch die Bio-Legehennen. Diese dürfen zwar raus ins Freie und haben dadurch i.d.R. mehr Lebensqualität. Es sind aber die gleichen Linien, wie auch im konventionellen Bereich.
Es gibt Projekte für Alternativen (sowohl von Lohmann - hier Lohmann Sandy, als auch von privaten Initiativen), aber die können sich nicht durchsetzen, weil sie weder im Bereich Legeleistung noch im Bereich Mast mit den hochspezialisierten Linien mithalten können. Und gerade im Masthühnerbereich erwartet der durchschnittliche Verbraucher auch einen Fleischberg, was die modernen Zweinutzungslinien nicht leisten können.
Im Bio-Masthühnerbereich gibt es langsam wachsendere Linien, die auch deutlich gesünder sind.