Ich kenne das Thema ja auch in zwei unterschiedlichen Varianten:
Mein Senior geht nach vorne (ich dachte früher immer "der will halt hin und hallo sagen"
- und pöbelt aus Frust, weil er das nicht darf. Letztendlich war es aber auch Unsicherheit und die Unfähigkeit, mit der Situation umzugehen).
Mein Junior hat Angst vor bestimmten Hunden und legt sich auch oft hin.
Das Witz ist, dass beide ansonsten echt super gut auf jegliches Training reagieren und echt gut erzogen sind. Aber dieses Thema habe ich noch nicht zu 100% in den Griff bekommen. Aber es ist drastisch besser.
Eine Bekannte mit gleicher Konstellation (zwei Hunde, einer ein Junghund) arbeitet seit einem Jahr mit extremer Konfrontation und fährt extra dorthin, wo viele Hunde sind und geht direkt auf sie zu. Ihr Hund rastet fast immer aus, sie tritt auf die Leine und wartet einfach ab.
Aber eine Verbesserung gab es in einem Jahr nicht, eher im Gegenteil 
Ich selbst meide Konfrontation, weiche aus, gehe an einsamen Orten Gassi usw.
Natürlich haben wir trotzdem oft ungeplante Hundebegegnungen, aber es ist drastisch besser geworden.
Ich erkläre mir das so, bzw. waren meine Maßnahmen die folgenden:
* Stress summiert sich und Impulskontrolle verbraucht sich. Je mehr stressige Hundebegegnungen (und das sind sie ja i.d.R. meistens für den Hund), desto schlimmer wird es beim nächsten Mal. Also versuche ich generell, die Begegnungen auf ein Minimum zu reduzieren. Überfälle - ob mit oder ohne Leine - durch andere Hunde meide ich konsequent!
* Ich versuche auch, entspannt zu bleiben und rede ruhig mit den Hunden. Das ist laut mancher Trainer ein No-Go, aber bei meinen hilft es, weil sie sich dann mittlerweile recht oft zu mir wenden und so gar nicht erst in den Tunnel kommen.
* Jeder Blick zu mir in solchen Situationen wird sofort gemarkert und belohnt. Der Hund wird gefeiert.
* Die Hunde sind IMMER auf der abgewandten Seite. Zusätzlich ein weiteres No-Go aus Sicht aller Trainer: Beim Senior halte ich die Leine kurz und lasse ihn definitiv nicht an mir vorbei. Auch wenn es immer heißt, dass das erst den Stress erzeugt: Ihm scheint es zu helfen. Er schafft es hinter mir dann oft, sich halbwegs zu entspannen und nicht auszurasten.
* Wenn möglich, laufe ich Bögen.
* Sobald der Hund etwas macht, was sozial kompetent ist in solchen Situationen, z.B. den Blick abwenden oder deeskalierend schnüffeln, dann wird das gemarkert und belohnt.
* Ich vermeide Fixieren, indem ich frühzeitig - zur Not mit Leckerli an den Rand werfen - interveniere.
* Parallel arbeite ich an Kommandos wie Seite wechseln (hinter meinem Rücken) und "Look" (also mich anschauen).
* Ich versuche oft mal, wenn es möglich ist, mit den Haltern der entgegenkommenden Hunde kurz zu reden. Natürlich ohne Leinenkontakt. Beide entspannen sich dann schnell, werden neugierig.
Zum Thema "Alternativverhalten": Ich habe auch einen Leinenbegegnungskurs gemacht, und es wurden 10 verschiedene Alternativverhalten vorgestellt. Irgendwie habe ich nicht so recht den Eindruck, dass das bei meinen Hunden funktioniert. Zumindest nicht, wenn die Situation zu schwierig ist. Am ehesten hilft ihnen, mich anzuschauen.
Überhaupt ist dieses Anschauen ein Game Changer gewesen. Mein Senior lief früher immer voraus, mega angespannt und hat links und rechts alles abgecheckt. Er hat nie einen Hund übersehen. Heute ist es so, dass er sehr auf mich fokussiert ist und andere Hunde nur dann wahrnimmt, wenn sie wirklich direkt auf uns zulaufen. Auf der anderen Straßenseite oder hinter uns sieht er sie zu 80% gar nicht mehr. Das alleine hat schon viel Entspannung rein gebracht.
Er darf jetzt auch generell nicht mehr vor mir laufen. Wenn er stehenbleibt und schnüffelt, ist das ok und ich gebe ihm alle Zeit der Welt. Aber vorne abchecken ist nicht mehr. Ich glaube, dadurch ist er sicherer geworden, weil er sich nicht mehr zuständig fühlt.
Es wird bei ihm wohl nie zu 100% gelingen, alle Hundebgegegnungen zu meistern. Aber unser Level ist für den normalen Alltag schon ok.
Der Junghund ist erst 14 Monate. Da habe ich noch Hoffnung. Da achte ich darauf, dass alle Kontakte und Begegnungen so positiv wie möglich sind (er also auch im Freilauf nicht plötzlich von Tutnixen überfallen wird).
Bei ihm schaue ich, dass er es schafft, aus eigenem Antrieb z.B. wieder aufzustehen, wenn er einen Hund sieht. Das schafft er immer besser. Er ist nicht mehr so sehr im Tunnel, sondern halbwegs ansprechbar.