Bei mir ist es auch so. Potato hat zwar sicher ein Angstproblem, wenn man sich aber unsere Lebensumstände anschaut meistert er das wirklich mega. Cheese hat bei Umzügen über drei Kontinente, Langstreckenflüge, wirklich radikal anderen Lebensrealitäten, komplett andere Klimazonen, tausende Dinge die er noch nie gesehen hat, Leben in Millionenstädten glaube ich noch nie auch nur einmal mit der Wimper gezuckt.
Und klar kann man anmerken, dass man den Warencharakter eines für mich produzierten, nach mir passenden Eigenschaften selektierten und auf meinen Freizeitspaß zugeschnittenen Lebewesens prinzipiell fragwürdig findet.
Ich hätte tatsächlich einfach keinen Hund, wenn es nicht Hunde gäbe, die ein zuhause bräuchten. Gerade Potato habe ich einfach aufgenommen/angenommen, weil es die Not der Situation erfordert hat. Ich hätte ihn jetzt tatsächlich nicht von mir aus haben wollen. Aber er hat jemanden gebraucht, also hab ich ihn für tausende Euro um die Welt geflogen, und erfreu mich jetzt doch täglich daran, dass er ein Wesen ist, das nur durch einen riesigen Zufall noch lebt, und merklich gerne lebt.
Nichtsdestotrotz würde ich auch in der Zukunft gerne weiter Hunde halten, jedoch nur falls eine ähnliche Konstellation wieder auftritt. Ansonsten würde ich darauf verzichten.
Ich verstehe auch wie gesagt wirklich nicht, warum man sich so schwer tut, diese Meinung von anderen auszuhalten. Ich kenne viele Menschen, unter anderem sehr gute Freund:innen von mir, die es moralisch fragwürdig finden zu fliegen, und deshalb sowohl darauf verzichten, als es auch nicht richtig finden, dass ich das tue. Man kann Dinge doch auch als Chance sehen, sich selbst zu hinterfragen, selbst wenn man dann zu dem gleichen Schluss kommt wie vorher. Ich tue mich schwer, diese fast schon aggressive Abwehrhaltung gegen etwas was als "Moral" empfunden wird zu verstehen.
Was mich auch immer wieder wundert, ist diese Narration vom armen Straßenhund in der deutschen Stadt. Irgendwie scheinen ganz viele Menschen so eine Art Bild vom edlen Wilden im Wald vor Augen zu haben, wenn man von Straßenhunden spricht. Bukarest hat fast 2 Millionen Einwohner, und rund 60.000 Straßenhunde. Wahrscheinlich ist für so einen Hund dann Tuttlingen auch nichts neues. Meine Hunde kommen aus dem Zentrum einer Millionenstadt, die hätten in ihrem Leben nie grün gesehen. Überhaupt, ich weiß nicht ob jemand schonmal in Gegenden von Straßenhundpopulationen gelebt hat, aber die leben schon tatsächlich auf den Straßen. Hunde sind viel zu domestiziert, um noch irgendeine Form von selbstständigem Leben führen zu können. In jedem Land in dem ich bis jetzt gewohnt habe haben die Hunde die Straßen und Müllhalden der Großstädte nie verlassen.