Beiträge von Potato

    Gibt es hier eigentlich überhaupt jemanden, die oder der hinter dieser Aussage steht:

    "Es ist grundsätzlich (nicht nur für mich) moralisch falsch, einen Hund vom Züchter zu kaufen!"?

    Mit der Konsequenz: Wer keinen Hund aus dem Tierschutz halten kann/will, sollte auf die Haltung verzichten.

    Das war ja die Frage bzw. Herausforderung, die im ersten Beitrag stand:

    Nach seiner Einstellung ist es verwerflich von einem Züchter zu kaufen so lange es noch Hunde in Tierheimen gibt.

    Ich finde es grundsätzlich nicht richtig, ja, zu warum habe ich vor ein paar Seiten schon einmal sehr ausgiebig geschrieben. Ich halte Verzicht für die bessere Wahl. Aber wie gesagt,auch ich habe keinen Absolutheitsanspruch an mich oder meine Mitmenschen jeder Zeit die beste Entscheidung zu treffen. Trotzdem kann ich sie benennen, sowohl bei mir als auch allgemein.

    In einem Thread wurde ja kurz darüber diskutiert, ob man seine Hunde immer immer im Blick haben kann/sollte. Sollte man, aber ich war genau eine Sekunde abgelenkt, weil ich mich kurz orientieren wollte wo wir weiter gehen. Als ich mich wieder umgedreht hab war Cheese auf einmal weg. Um uns herum waren so große Zierhügel aus Gras, auf die man sich setzen kann. Da erspähe ich ihn wie er auf einem dieser Grashügel sitzt, und zwar wirklich direkt neben einem Pärchen, als würde er denen gehören. Also er hat sie überhaupt nicht beachtet, er wollte sich anscheinend nur in Ruhe die Aussicht anschauen...

    Vielen Dank für die vielen Studien, sehr spannend! Letztes Jahr hatte ich nur eine zu Sportlern gelesen. Das Problem für die praktische erste Hilfe wird sein, dass man in wenigen Situationen kaltes Wasser direkt um sich hat, und ihn ja dann doch erst irgendwohin transportieren muss. Die Wahl zwischen zum nächsten Tierarzt oder zum nächst-verfügbaren Haus rennen fände ich schwierig.

    Das shaming drum herum ist allerdings etwas merkwürdig (einfach nicht passieren lassen, "MEINEM" Hund wird das nicht passieren etc). Je nach Temperatur/Kilma/Luftfeuchtigkeit muss da keine Vernachlässigung im Spiel sein.

    Schau und hier wird die Diskussion mit Dir etwas mühselig.

    Mein Ansatz ist nunmal, dass das Ziel tatsächlich gewollte und bewusst geplante Hunde mit den benötigten Anlagen sein sollten.

    Darauf lässt Du Dich aber gedanklich gar nicht ein, da für Dich scheinbar eben doch Zucht als solche etwas Anrüchiges hat.

    Was wäre den Dein gewolltes Ziel - wie sollte es den in einer idealen Welt aussehen?

    Dass für mich Zucht als personalisierte Produktion lebender Wesen als solches etwas anrüchiges hat habe ich auch geschrieben, aber genauso dazu geschrieben, dass das meine persönliche (und damit irrelevante) Befindlichkeit ist.

    Die ideale Handlungsgoption in unserer maximal unidealen Welt des absoluten Hundeüberschusses (und am Rande des klimatischen Kollapses) wäre ein Verzicht auf Hundehaltung, außer ich kann eine für alle Beteiligten ethische Übernahme bereits existierender Hunde garantieren.

    Noch einmal, wir müssen nicht unbedingt ideal handeln. Das tue weder ich, noch hege ich diese Ansprüche an andere. Das heißt nicht, dass es keine bessere und schlechtere Handlungsoptionen gibt.

    Das sehe ich leider nicht.

    Es gibt in meinen Augen durchaus viele Tierschutzorganisation, welche durch Ihr Handeln das System am Laufen halten - nicht dadurch, dass sie aktiv produzieren, aber dadurch, dass sie ein Entgegenwirken in den betroffenen Ländern eben weniger nötig machen.

    Ja, und es gibt viele Rassen, die im Namen der verantwortungsvollen Zucht bis an den Rand der Überlebensfähigkeit gezüchtet worden sind. Deshalb gestehe ich in der Diskussion dem einen die bestmögliche Version zu, und genauso gestehe ich sie auch dem anderen zu.

    Ich bin auch kein Experte für Rumänien, aber ich würde davon ausgehen dass der Großteil der Hunde immer noch von staatlichen Programmen für Tötungsstationen weggefangen wird als über tierliebe Ursulas in Deutschland landen.

    Potato

    Deine Argumentationskette klingt soweit schlüssig, hat aber einen Haken.

    Wie kann erreicht werden, dass es keine solchen Massen an nicht gewollten Hunden gibt? - weil eigentlich müsste das Ziel doch sein, keinen solchen Überschuss mehr zu haben und dann nur noch gewünschte, willkommene und letztendlich dann gut vermittelte Hunde zu haben.

    Und natürlich existieren kriminelle Strukturen, welche unter dem Deckmantel des Tierschutz immer weiter produzieren und dadurch das Problem vergrößern - genauso wie es Qualzuchten und schlechte Zuchten unter den seriösen Dachverbänden gibt.

    D.h. wenn Hund aus dem Tierschutz, dann nur aus einer Organisation, welche ganz sicher seriös ist und durch ihr Handeln den Überangebot entgegen wirkt und alles daran setzt in nachher Zukunft nicht mehr benötigt zu werden.

    Naja das war ja jetzt die Argumentationsgrundlage des Beispiels, dass ich sowohl der Zucht zugestehe, dass sie tatsächliche "gute" Zucht ist, als auch der TS-Organisation, dass da seriöser Tierschutz dahinter steckt. Ich kann natürlich auch ein fiktives Beispiel mit Qualzucht vs Mafia in TS-Mantel entwerfen, aber ich glaube da werden Abwägungen echt absurd bis irrelevant.

    Grundsätzlich tragen seriöse Tierschutzorganisationen mit den Geldern die sie haben auch zur Eindämmung der Masse bei, wie sehr Kastrationsprogramme etc greifen ist dann nochmal eine separate, wenngleich natürlich auch sehr wichtige Fragestellung.

    Ich meine, diese Diskussion macht ja wenig Sinn, wenn wir nicht definieren, worüber wir eigentlich sprechen, sonst sind Begriffe wie "gleichwertig" und "moralisch" ja vollkommen schwammig.

    Ich habe ein persönliches Bedürfnis, nämlich einen Hund zu haben. Da ist jetzt erst einmal der Hund der am direktesten Beteiligte, deshalb ist die dringendste Frage, wie es dem Hund dabei geht. Kann ich einem Hund ein gutes Leben bieten? Ist es eine wirklich nach allen Kriterien gute Zucht, oder eine der vielen Rassen die leidet, früh stirbt, krank wird etc? Falls ich eine der wirklich tatsächlich guten Züchte (ist das der Plural?) habe und meinem Hund ein gutes Leben biete, habe ich auf der Front auf jeden Fall schonmal keinen Schaden angerichtet. Habe ich was Gutes getan? Dem Hund nicht unbedingt, den gebe es (wenn wir jetzt rein von einem Angebot - Nachfragemarkt ausgehen) ohne mein Verlangen nicht. Der Welt? Nun ja, da es in Deutschland mittlerweile rund zehn Millionen(!) Hunde gibt, wird der Faktor Hund allmählich ein entscheidender Umweltfaktor. Hunde konsumieren Fleisch (es leiden also wiederum andere Tiere), und haben zusammen einen CO2-Ausstoß der so groß ist wie die Hälfte(!) allen deutschen Flugverkehrs. Hätte ich altruistischere Handlungsoptionen gehabt?

    Nun, verzichte ich, bin ich Schaden-Nutzenmäßig bei Null.

    Nehme ich einen TS-Hund auf, wieder die erste Frage, kann ich dem Hund ein gutes Leben bieten? Nicht unbedingt? Dann kann ich also theoretisch wieder verzichten. Kann ich dem Hund ein gutes Leben bieten? Dann habe ich auf jeden Fall einem Wesen etwas Gutes getan. (Auch hier wieder, wir nehmen gerade sowohl verantwortungsvolle Zucht als auch verantwortungsvollen Tierschutz als Beispiel). Habe ich der Welt damit etwas gutes getan? Nun, ich habe zumindest nichts neues produziert, also keinen Schaden angerichtet.

    Also das ist jetzt vereinfacht, ich kann noch hundert andere Fragen stellen. Man kann sie auch je nach eigener Wertvorstellung anders beantworten. Als radikale Umweltschützer:in würde man wahrscheinlich sogar für den Verzicht plädieren. Für mich persönlich würde überwiegen einem Tierheim-Hund, falls möglich, ein gutes zuhause zu bieten. Ein altruistisches Argument für den produzierten Hund sehe ich jetzt nicht, außer dass ich dem Hund nicht schade, schade ich ja immer noch aus egoistischen Gründen latent der Welt (und habe, wenn! ich die Möglichkeiten habe, die Chance jemandem zu helfen ungenutzt gelassen). Mir persönlich widerstrebt auch der Warencharakter des fürs Hobby produzierten Lebewesens, aber das würde ich jetzt eher unter persönliche Befindlichkeit einordnen.

    Aber diese Überlegungen lassen sich ja auf jeden Lebensbereich und jede Entscheidung übertragen. Also ich glaube schon dass es zu unser aller Vorteil das beste ist, wenn wir so oft und viel wie möglich versuchen altruistisch zu handeln und ich glaube auch, dass man laut aussprechen darf, was man für die beste Handlungsoption hält.

    Aber andersherum wählt man als Mensch doch aus hunderten von Gründen oft nicht die beste Handlungsoption, und wenns nur ist weil Menschen einfach auch in sich fehlerhafte Wesen sind. Ich hatte die hehresten Pläne ein second hand Sofa zu kaufen und habe mir dann noch tapfer eingeredet dass ich mit meinem jetzt doch für mich extra produzierten Sofa ein lokales Geschäft unterstütze, aber im Grunde wollte ich es einfach wirklich haben und war dann noch zu faul mich ansonsten um den Transport kümmern zu müssen.

    Ich kann immer nicht so ganz einordnen, woher diese Angst vor solchen Gedankengängen kommt, die auch DerFrechdax grade wieder angesprochen hat. Wenn ich jetzt morgen aus Trotz losrenne und mir zwei neue Sofas kaufe, weil ich von jemandem gelesen habe dass er es moralisch nicht richtig findet ständig neue Sachen produzieren zu lassen, dann hatte ich glaube ich von vornherein ein ganz anderes Problem. Ich bin mir auch nicht sicher wer die "falschen Leute" für ein schlechtes Gewissen sind, aber ich geh davon aus ich bin die richtige, ich kann da mit meiner eigenen Fehlerhaftigkeit ganz gut umgehen ohne zu verzweifeln, und bin wenn ich was Gutes dazu lese noch motivierter da wo es Sinn macht das nächste Mal doch second hand Sachen zu kaufen. Von dieser Reife gehe ich auch erst einmal bei allen meinen Gesprächspartnern aus.

    Und das andere, ja, wenn man einen Tierheimhund aufnimmt anstatt einen produzierten zu kaufen sitzt ein Hund weniger im Tierheim.

    Nein. Als ich den Züchterwelpen geholt habe, hätte ich eben nicht statt dessen einen TS Hund geholt.

    Die Frage war - Wunschrasse-Welpe oder gar kein Hund.

    Und ich denke, das ist durchaus öfter so. In beide Richtungen. Wenn ich einen Tierschutzhund möchte, würde ich auch nicht statt dessen zum Züchter gehen, wenn ich keinen passenden finde.

    Ich finde, das sind ganz verschiedene Dinge und nicht einfach austauschbar. Und ganz sicher schliessen sie sich nicht gegenseitig aus.

    WENN man ihn aufnimmt, wäre das die beste Handlungsoption. Kein Hund wäre die zweitbeste Handlungsoption gewesen, wenn wir "gut" als gut für die Welt im allgemeinen definieren.