Hunde sind keine natürlichen Wesen, und da werden auch nie wieder Wildtiere draus, ob nun ausgesetzt oder nicht. Hunde sind immer von Menschen erschaffene, durch und durch künstliche Wesen. Sie können in den meisten Fällen keine funktionalen Sozialgruppen mehr bilden, und keinerlei Art von "wildem" Leben mehr führen. Das meinte ich schon mal vor ein paar Seiten, dass viele anscheinend irgendeine Art Bild des "edlen Wilden in den Wäldern" in den Augen haben, wenn man von Straßenhunden spricht, die dann in deutsche Städte gebracht werden. Das ist wirklich weitab der Realität. Die Hunde leben auf den Straßen (das Straße in Straßenhund ist schon wirklich Programm), zwischen den Autos, den Menschen und den Mülleimern, und sie haben ein erbärmliches Leben, weil sie eben keine Spur mehr von Wildtier an sich haben, und alleine auch nicht mehr überlebensfähig sind, im Gegenzug aber von Menschen regelmäßig gequält werden.
Ob es besser oder schlechter ist Hunde anstatt Schweine zu töten - für mich ist es das nicht. Straßenhunde sind halt eine rein menschengemachte Tragödie, deshalb sehe ich da Menschen auch in der Verantwortung für ethische Lösungen.
Dauerargumentationslinien, die ich so unsauber wie nicht richtig finde:
- Es wird ständig "gute Zucht" - "schlechtem TS" gegenübergestellt. Im VDH läuft so viel falsch wie im TS, entweder ich einige mich darauf gute VDH Zucht mit gutem TS zu vergleichen, oder ich vergleiche von beiden Negativbeispiele miteinander.
- Die Argumentation ist abwechselnd "die Auswahlkriterien im TS sind so absurd absurd, da kriegt niemand einen Hund, es reicht schon wenn man raucht" und "beim TS kriegt jeder nen Hund, egal obs passt oder nicht, und dann ist der HSH in der Großstadt".
- Man vergleicht passende Zuchthundvermittlung mit unpassender TS-Hundvermittlung, anstatt auch hier wieder entweder zum Vergleich für beides Positiv- oder für beides Negativbeispiele heranzuziehen. Also der HSH wird mit dem wesensfesten Begleithund verglichen. Ich könnte auch die vielen Beispiele nehmen von Zuchthunden (DSH, Rottweiler, Border Collie, Staff) die ich hier nachts mit den Haltern sehe, weil die völlig unterforderten Hunde kaum zu halten sind, und im Gegenzug die vielen Omas, die ich tagsüber mit ihren winzigen, schief gewachsenen, um nicht zu sagen hässlichensüßen TS-Hündchen zufrieden durch den Park laufen sehe.
Die Bilder in den Köpfen von Menschen, angefangen bei dem schon eben erwähnten edlen Wilden, weitergehend mit Begriffen wie "Kulturschock", der arme rumänische Hund in unserer "schnelllebigen Welt". Wie gesagt, Bukarest hat zwei Millionen Einwohner. Es gibt auch noch neun(!) andere Großstädte mit um die zweihundert tausend Einwohnern in Rumänien. Vielleicht muss man auch mal so ein bisschen sein Bild von gewissen Ländern überdenken.
Hunde haben auch keine Kulturschocks in unserem menschlichen Sinne. Wir können nicht wirklich sagen, wie Hunde die Welt wahrnehmen, aber auf jeden Fall nicht nach unseren Kriterien. Hunde reagieren auf das Hier und Jetzt, und wenn das "hier" anders aussieht als vorher, dann ist das das einzig relevante. Meine Hunde haben auf einen Umzug über genau 500 Meter Luftlinie nicht anders reagiert als auf einen Umzug über Kontinente. Umzüge von Hunden in meinem Freundeskreis, ALLE Straßenhunde: Jordanien - Deutschland. Deutschland - Uganda. Jordanien - Kolumbien. Westafrika - Dänemark. Ostafrika - Venezuela. Deutschland - Namibia. USA - Ägypten - Niederlande. Ich könnte noch weiter machen. Keiner dieser Hunde hat das Konzept des Kontinentwechsels erfassen können, sie haben alle nur auf das Hier und Jetzt mit einem find ich gut oder find ich nicht gut reagiert, egal ob im Nachbarort oder am anderen Ende der Welt. Der entscheidende Unterschied war, dass alle schon vorher bei den Halter:innen waren. Dass Straßenhunde sich nach dem Umzug oft erst einmal schwer tun mit Menschen, die wahrscheinlich ihr Leben lang vorher Gefahr für sie bedeutet haben, hat nichts mit den unglaublich riesigen Unterschieden zwischen Rumänien und Deutschland zu tun.