Beiträge von Grenouille

    Mir ist es bisher auch egal, dass mein Hund mich nicht bewusst ärgern will. Ich mein, wer will das schon? Mein Freund nicht und trotzdem schafft er es :D

    Aber ich muss sagen, mir bringt dieser Thread zumindest, dass ich gerade beim Kaffeetrinken drüber nachgedacht habe. Ich glaube nicht, dass meine Hunde arm dran sind, dass man es als deprimierend bezeichnen muss wenn sie mal spüren dass ich sauer bin (Corey war übrigens mal verwirrt weil ich geheult hab als er vor vielen Jahren mal die Tochter einer Freundin ins Bein gehackt hat, das scheint ihn zu tangieren)...aber ich denk drüber nach, vielleicht drück ich doch mal ein Auge zu wenn Corey den Anarchisten spielt.

    Aktuell war ich etwas sauer auf Corey, weil er Monty hier unterdrückt. Er greift ihn selten mal an, aber was ich schlimmer finde ist, dass er ihn mit Blicken dirigiert.
    Ich breche das ab, ohne Wut denn ich hab die beiden ja vergesellschaftet. In der Natur (also zB als Straßenhunde) würden die sich gehörig aus dem Weg gehen.
    Nun sagte ich Corey er solls lassen. Beide liegen auf den Plätzen und schlafen. Corey wacht auf, geht langsam steif durchs Wohnzimmer und guckt den schlafenden Monty an. Ich sag nochmal: lass es!

    Gut. Das wiederholte sich dann leider doch noch einmal und Corey steht knurrend auf Montys Beinen und will ihn vom Platz vertreiben, Monty kann aber nicht weichen, weil er in der Essecke neben dem Tisch liegt.
    Ich hab Corey dann in seinen Kennel geschickt und da musste er nen Moment bleiben. Wieder alle am Schlafen, diesmal woanders.

    Zu guter Letzt lief Corey dann nicht mehr langsam und steif zu Monty , sondern huschte hin, hörte ich an den Krallen auf den Fliesen (er hat sich also extra beeilt) und sprang knurrend in Montys Schulter, der dann aufsprang und weg ging.
    Ich war zu langsam, auf meinen Abbruch hat Corey nicht mehr gehört und hat sich schnell auf den frei gewordenen Platz gelegt (auf den er nie geht wenn da KEINER liegt^^).
    Corey durfte dann wieder kurz auf die stille Treppe (Kennel) zum Runterfahren.

    Sowas macht mich schon etwas säuerlich. Weil das nicht sein muss. Weil ich sage, ich möchte das so nicht.
    Und weil Corey das seit fast 10 Jahren weiß. Und weil es zu 98% klappt, aber an solchen Tagen komm ich schnell wieder von meiner rosa Wolke herunter und merke, dass es nicht zuverlässig klappt.
    Ich bin dann auch sauer auf mich, aber eben auch betrübt und angesäuert von Corey.

    Nun, da es wieder so weit war (manchmal endet es auch in einer Beißerei, Corey beißt sich dann fest), werde ich natürlich das Management hier wieder etwas anpassen.

    Ich glaub mit Planung ist hier nie "eins auswischen" gemeint.
    Eher dass das Ziel so verlockend ist und so lohnenswert scheint, dass Hund es erreichen möchte.
    Und bei meinem Dackel zB kann man zum Verrecken üben, irgendwas sitzt so bombig dass man damit am Liebsten prahlen würde :D und dann... bäm. Sag ich ein Kommando und er guckt mich an, als würde er am liebsten ne Augenbraue hochziehen. Und geht weg.

    Da bin ich dann nicht gleich sauer, sauer werd ich eher bei gefährlichen oder so richtig oberdreisten Dingen.

    Naja, Moral haben wir aber auch fein gelernt. Auch durch Versuch und Konsequenz, diese dann eben hoffentlich weitestgehend verbal. Und später wurde uns dann erklärt, warum "man" dieses oder jenes nicht tut.
    Und trotzdem verstößt so mancher Mensch gegen die gängigen Moralvorstellungen. Da wirds nun zu komplex, als dass man es mit Hunden vergleichen könnte.
    Doch trotzdem Hunde keine Moral kennen, kann ich doch sauer auf meinen Hund sein, wenn er statt Verbote zu akzeptieren, sich drüber hinwegsetzt weil mein Bier ihm im Moment wichtiger ist und er die Konsequenz in Kauf nimmt?
    Wenn mein Freund mein letztes Bier einfach leert und mir dann ne lange Nase dreht bin ich sauer, weil er wusste ich hätte gern die Hälfte gehabt.
    Säuft mein Hund es aus, bin ich sauer, weil er es genommen hat obwohl ich um die Ecke in der Küche stand und ihn quasi sehen konnte.
    9 Jahre lang geübt :D paar Jahre hats gut geklappt, aber Ausreißer hat er immer wieder.
    So wird er auch bleiben, ich nenn ihn scherzhaft Michel aus Lönneberga und würde ihn gern Holzfiguren schnitzen lassen. Einsam in einer Hütte.
    Aber da er ein Hund ist und Predigten nicht versteht, brumm ich ihn an und fühle dabei Ärgernis.

    Er geht dann kurz unter den Tisch und kaum sitze ich (also Nanosekunden später) ist die kleine schwarze Nase schon wieder am schnüffeln odr er setzt sich zu mir. Was ist daran schlimm?

    Man kann sich innerlich distanzieren.Sonst könnten Menschen sich z. B. beruflich nicht mit extremen Leid beschäftigen.
    Ich kann mitfühlen, allerdings ohne davon mitgerissen zu werden.
    Der eine fühlt mehr mit, der andere weniger.
    Ich finde eine gesunde sachliche Distanz sehr hilfreich. Egal in welchem Lebensbereich.

    Ich habe im Pflegebereich incl Sterbebegleitung gearbeitet und ich kann mit Sicherheit sagen, dass Mitgefühl im Gegensatz zum Mitleid sogar etwas sehr positives in dem Bereich ist. Für alle Beteiligten. Gesunde sachliche Distanz klingt nett, aber in puncto auf den Hund "emotionslos" reagieren, weil er quasi nur durch try and error lernt und der error möglichst niemals von mir kommen darf, allenfalls von äußeren Umständen gegen die wir nichts tun können, sage ich dass es emotionslos eh nicht gibt.

    Und da ich dem Hund gegenüber Liebe/Zuneigung und Mitgefühl nicht verheimliche, mache ich das auch beim Sauersein nicht. Natürlich nicht wie bei einem Menschen, mit dem ich drüber rede/es ausdiskutiere...aber kurz und knackig ne Ansage, die nicht emotionslos als konditioniertes Nein erfolgt.
    Mein Abbruch ist quasi einfach donnernder, wenn man so will.
    Und selbst wenn mein Kaffee schon leer ist und Hund schnell vom Tisch springt weil ich um die Ecke komme, bin ich unter Umständen säuerlich und mecker nochmal hinterher. 4 Sekunden oder so. Mit Schimpfwörtern.
    Warum die meisten Gefühle nicht verheimlichen, aber sauer sein schon? Weil wir das damals von Papa gemein fanden, angemeckert zu werden? Weil manche Lerntheorien das so sagen?
    Und wenns gar nicht immer und immer nur ums reine Lernen von Regeln und Verboten geht, sondern auch ums Sich-Kennen?

    Klingt jetzt etwas zu romantisch, aber mir erschließt sich wirklich nicht, warum man nicht mal sauer sein sollte (nicht nachtragend sondern situativ), warum Hunden abgesprochen wird, sich bewusst über ein Verbot hinwegzusetzen...nicht um uns zu ärgern und ganz ohne Schuldfrage! Aber weil sie das Ziel als lohnenswerter einstufen als dass sie die Konsequenz umgehen wollen.
    Im Grunde handeln wir Menschen gar nicht soo unähnlich.

    Ich arbeite ja in einer Tierklinik und in den 10 Jahren hab ich persönlich höchstens 3 oder 4 Menschen kennen gelernt, die kein Mitleid mit ihrem kranken Tier zu haben scheinen.

    Das ist doch, so wie sauer sein, ein Gefühl, das man dem Hund gegenüber nicht zeigen sollte, da sie es innerartlich auch nicht zeigen? Kann man das vergleichen?

    Und wenn es nicht gut ist, kann man sowas wie Mitgefühl oder gar Mitleid (was viel öfter vorkommt als Mitgefühl) verbergen? Abstellen?
    Muss man das?
    Haben Hunde gelernt, mit menschlichen Gefühlen umgehen zu können (nicht verwechseln mit verstehen im Sinne von nachvollziehen!)? Ich sage ja ;)

    Hmmm, also ich greife ein letztes Mal (versprochen :D ) Coreys "Diebstahl" an Emmas Futter auf.
    Corey kennt die Konsequenzen, sie hat ihn ja oft genug erwischt.
    Sie droht ihm anfangs massiv, er versucht Minute um Minute einen abgelenkten Augenblick zu erwischen und die Situation wiederholt sich immer wieder.
    Ich sehe, dass Emma zu immer gröberen Konsequenzen greift, im Rahmen dessen dass sie ihn nicht umbringt, aber schon mit Schrammen oder auch mal Löchern ramponiert.
    (Wir lassen das nicht immer so laufen, aber ehrlich gesagt hat es mich schon interessiert und die müssen ja nun auch miteinander klarkommen)
    Sie steigert ihre Aggression. Und Corey ist da stumpf und hält im Falle des Falles eben die Prügel aus. Mit etwas widersetzlichem Gefletsche von unten.

    Ich bin mir ganz sicher, er weiß dass sie ihm diese Konsequenzen immer wieder zuteil kommen lässt. (Ich setze das mit meinem "VERDAMMICHNOCHEINS du Idiot, lass den Schei*!" -Gedonner mal in etwa auf gleiche Stufe, weil ich in beiden Fällen denke, bzw weiß, dass er die Konsequenz in Kauf nimmt.) Er macht es trotzdem. Sicherlich kann ich Emma nicht so etwas wie "sauer sein" unterstellen.
    Aber, und da bin ich felsenfest von überzeugt, genervt sein können Hunde. Sie ist dann regelrecht gnatzig, auch ne Weile hinterher noch, und will dann auch keinen Kontakt zu Corey wenn er ankommt. Brummt ihn an, dreht sich weg.

    "Verstimmt" ist sie dann allemal.

    Da ist mir auch egal, was Wissenschaftler sagen. Sind im Grunde auch nur Menschen ;) und können nicht in den Kopf eines Tieres schauen. Selbst wenn Elektroden Gefühle messen können, so ist nicht mal sicher, ob das der einzige Weg ist sie darzustellen und ihre Existenz zu beweisen.
    Ist wie der verzweifelte Versuch, die "Seele" in Worte zu fassen.

    Was sagen denn einige hier zu meinem diebischen Dackelmix? Der Beitrag ist Seite 23 und es würde mich wirklich sehr interessieren, was ihr dazu sagt.


    Sowas "hinterhältiges" und scheinbar echt geplantes hab ich noch nicht gesehen in der Form bei Hunden.
    Mein anderer Hund ist zB auch überhaupt nicht so.


    Und wenn ich mal sauer bin, in dem Moment wo Corey echt Mist baut, dann bewegt sich das weit weg von "Schuldgegrübel" und driftet auch nicht in irgendeine Philosophie über Strafe ja nein und mentaler Zerstörtheit des Hundes ab...
    Es ist für den Hund glaub ich eher so, wie: Hund schiebt Mülleimerdeckel schwungvoll hoch, frisst draus und Deckel knallt ihm einmal saftig auf den Kopp. Blöd, aber unter Umständen ein Grund, das Verhalten zu lassen (nicht mehr aus Eimer fressen).
    Aber eventuell, und das ist jetzt mein Dackelmix: nächstes Mal Mülleimer umkippen oder ganz reinkrabbeln...dann tut man sich nicht weh.
    :D

    So oder so, ich glaube mit so ein kleinem bisschen Malheur können Hunde um, die in nahezu unglaublicher Anpassung mit uns zusammen leben.
    Und um es nochmal zu betonen: Ich glaube hier flippt keiner cholerisch und minutenlang aus.
    Mal ein "Boah scheiße das is nich dein Ernst" etwas lauter zum Dackel zu sagen, da steh ich nach wie vor hinter.
    Ich hab ihn auch schon mal aus dem Zimmer geworfen für ein paar Minuten, weil er Monty angegriffen hat.
    Ja, er hat nen Grund, und ich befürchte sogar ich kenne den ganz genau. Ist etwas schwierig mit dem kleinen Hund, der krank ist und viele Tabletten nehmen muss.
    Aber dafür, dass ich mir den Allerwertesten für ihn aufreiße, nachdem er schon 5x dem Tod von der Schippe gesprungen ist, ich ihn echt liebe und ihm ein wunderschönes Leben bereite(n möchte), muss er eben auch mal ein scharfes Wort das eventuell keinen Nährwert für einen Lernerfolg darstellt, aber unsere Beziehung von meiner Seite aus aufrichtig und ehrlich erhält, "ertragen".

    Ich muss dazu sagen, dass ich bei sehr sehr sensiblen Hunden, die ich zB sitte, extrem darauf aufpasse, sie nicht zu verschrecken.
    Meine Hunde und ich leben aber in ner WG und wir können uns gut ab :D