Beiträge von KayaFlat

    Gehst du wirklich davon aus, dass es bei Hunden eine verlässliche Reiz-Reaktions-Verknüpfung auf der komplexen Verhaltensebene gibt?

    Für mich gibt es diese nur -übrigens sehen das Behavioristen meines Wissens auch nicht anders - bei Reflexen: auf einen Reiz erfolgt immer automatisch die gleiche Reaktion.

    Bei allem anderen Verhalten steht immer noch der Wille dazwischen. Du kommandierst deinen Hund ins Sitz aus der Distanz und du hast das gut trainiert und ggf. hochwertig belohnt, also macht das der Hund. Aber das ist doch keine Reiz-Verhaltens-Verknüpfung, die quasi immer automatisiert abläuft, so dass der Hund sich gar nicht anders verhalten könnte.

    Kaya macht Sitz auf Distanz auch sehr zuverlässig. Trotzdem ist es in meinen Augen jedes Mal wieder eine bewusste Entscheidung des Hundes, das Kommando zu befolgen. Sie könnte sich auch dagegen entscheiden, wenn in ihren Augen die Kosten den Nutzen überwiegen.

    Ich finde, du unterschätzt Hunde da in ihrer willentlichen Steuerungsfähigkeit.Gerade weil sie eben keine konditionierten Reiz-Reaktions- Maschinen sind, ist es doch so großartig, wie freudig sie mit uns kooperieren und dass sie sich in der Regel bereitwillig unserer Führung unterordnen. Genau das macht doch die Hund-Mensch-Beziehung aus.

    Ich war heute zum Weisswurstfrühstück bei Freunden eingeladen und hab Kaya mitgenommen. Erst hingelaufen, dann mit der Hündin meiner Freunde in den Garten gepackt, wo die beiden wirklich nett miteinander waren. Später hat sich Kaya im Haus entspannt in eines der Hundekörbchen gelegt und gedöst. Dann wieder zusammen heimgewackelt.

    Alles total entspannt, Hund nervt nicht und weiß sich zu benehmen. Sie ist in der Beziehung herrlich unkompliziert.

    Ja, könnte mal passieren. That's life. Dann bist du zerknirscht und bezahlst dem Bauern die gemeuchelten Hühner.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass dir das passiert, ist doch sehr gering. Der Rest ist allgemeines Lebensrisiko.

    Ich sage es nochmal, ich bin nach meinen Maßstäben mit Kaya nicht bei 100%, denn es kann sein, dass ich einen Fehler mache, eine Situation falsch einschätze, den Hund nicht richtig lese und sie geht Wild nach. Mein Ziel ist, dass das nicht passiert und daran arbeite ich weiterhin mit meinem Hund. Es geht stetig in die richtige Richtung und mal Anleinen ist auch nicht schlimm. Mit dem Restrisiko lebe ich.

    Auch in anderen Bereichen bin ich nicht bei 100% (aber in vielen schon nah dran). Da sind aber die Konsequenzen für Ungehorsam nicht so schlimm, weil sie selbst dann, wenn sie mir was hustet, da nix Schlimmes macht. Da geht's dann ums Prinzip.

    Selbst wenn sie keinen Bock hat, das dritte Mal um den Strommasten zu latschen, weil ich ihr halt das jetzt sage, ist das ein Zeichen dafür, dass wir nicht bei 100% sind. Sie muss dann trotzdem, aber ich registriere, dass sie dreimal die gleiche Übung langweilig findet und mache es künftig anders.

    Ich erwarte nicht, dass Hunde jemals in allen Bereichen bei 100% sind. Ich halte das schlicht für unmöglich und kenne - wie gesagt- keinen einzigen Hund, der nicht mal ungehorsam ist und seinem Führer mal eins hustet, weil er schlicht nicht will, was besseres vorhat, denn Sinn nicht versteht oder oder oder

    Ich hab den Thread auch gestartet, weil es mich ehrlich gesagt nervt, dass hier mache die virtuellen 100% so feiern. Dass man sich dann gar nicht mehr sagen traut, wenn etwas mal voll daneben gegangen ist, obwohl das in meinen Augen normal ist, wenn man dem Hund auch einiges an Selbstständigkeit und Freiheit zugestehen will. Es wird nie perfekt sein und blöde Dinge passieren, selbst wenn man sich bemüht, alles richtig zu machen. Da wäre etwas mehr Fehlertoleranz im virtuellen Raum halt hilfreich. Ich erlebe da die Community als recht gnadenlos und das nervt mich und es spiegelt mein Erleben in der Realität auch nicht wieder.

    Wenn ich Neuling wäre, würde mich das fertig machen und verunsichern und ich würde exorbitante, völlig unrealistische Erwartungen an meinen Hund haben.

    Ich hab jetzt aber seit 35 Jahren Hunderfahrung und kenne unzählige Hund- Halter - Gespanne aus dem real life - auch etliche HH, die wirklich Ahnung haben- und keiner hat nach meiner Definition den 100% Hund. Selbst die, welche echt nahe dran waren, kannten Ausreißer.

    Ich wünschte mir halt, man würde die Bälle mal ein bisschen flacher halten.

    Ich kann ja nur für mich sprechen.

    Für mich heißt es das ein Hund 100% hört, wenn er in jeder Situation und überall frei laufen kann ( wenn man das wegen Risiko an z.B. Landstraßen und viel befahren Straßen nicht möchte ist das etwas anderes), auf jedes Komando hört, bei z.B. Wildsichtung stehen bleibt ( muss nicht sich umdrehen und zurück laufen) also nicht jagt usw.

    LG
    Sacco

    Ich habe das schon in etwa so gemeint, wie du das aufgefasst hast.

    Für mich ist ein Hund bei 100%, wenn er in allen Situationen frei laufen kann, weil er entweder durch Erziehung, von selbst oder durch Steuerung über Kommandos sich stets so verhält, dass er weder sich noch andere stört, belästigt oder gefährdet. Das heißt, dass er auch immer auf ein Kommando reagiert, wenn es nötig ist, ein solches zu geben.

    Aus dieser Perspektive kenne ich nur sehr wenige Hunde persönlich, die bei "meinen" 100% sind. Eigentlich keinen, wenn ich es sehr streng auslege. Auch Luna hustet dir mal einen, sie macht halt nur nix wirklich Blödes.

    Ich hab mich mit einer Jägerin aus Jägerfamilie unterhalten, die bisher fast ausschließlich DD geführt haben.

    Sie hatte bis vor kurzem eine DD- Hündin.

    Sie hat die Hunde als leichtführig und loyal gegen den Führer beschrieben, absolut arbeitswillig und exzellent ausbildbar.

    Nach ihrer Erfahrung auch in der Gruppe zu handeln und eher ignorant als aggressiv ggü. anderen Hunden.

    Wegen des Threads habe ich sie nach ihrer Einschätzung bezüglich Rettungshundearbeit

    gefragt. Sie hält die Rasse grundsätzlich für geeignet. Auf Nachfrage hat sie allerdings eingeräumt, dass die Jagdpassion eventuell ein Problem sein könnte.

    Ich denke, das hängt auch mit der Qualität der Führung und Ausbildung zusammen.

    Die Horrorszenarien bezüglich des DD, die hier teilweise gezeichnet werden, hat sie in meinen Augen nicht bestätigt. Kann sein, dass sie das zu sehr durch ihre Jägerbrille gesehen hat. Sie ist m.E. auch eine recht erfahrene Hundeführerin.

    Allerdings sagt sie auch, dass die Züchter, die sie persönlich kennt, nur an Jäger abgeben und im Normalfall auch ihre Welpen gut an diese loswerden.

    Mir fällt es tatsächlich schwer zu glauben, dass denjenigen, die behaupten, der Rückruf sässe 100% zuverlässig, der Hund noch niemals einen Rückruf ignoriert hat oder doch mal durchgestartet ist.

    Erst neulich habe ich mich mit einer Jägerin mit Jagdteckel unterhalten. In meinen Augen eine erfahrene Hundeführerin, die sorgfältig mit ihrem Dackelchen arbeitet, die Prüfungen ablegt und den Hund ja auch jagdlich führt. Der Dackel ist jetzt zwei. Die hat mir erzählt, dass ihr die Kleine auch mal aus der Hand gegangen ist, weil sie eine Sau gewittert hat, sie auf die Läufe gebracht hat und die hat sie 20 Minuten über den Golfplatz getrieben, bis sie sie wieder einkassiert hat. Das passiert eben auf dem Weg zum " fertigen" Hund. Das hat sie auch nicht gefreut, aber solche Dinge passieren nun mal im echten Leben.

    Ja, Erziehung ist, dass der Hund sich zu benehmen weiss. Im Restaurant brav unter dem Tisch liegen, die Wohnung nicht vollständig umdekorieren, wenn man alleine ist, Passanten nicht umrempeln oder belästigen, nicht grundlos und nervtötend kläffen, nicht an der Leine ziehen wie ein Ochse, Leuten kein Essen aus der Hand klauen....Mal spontan so ein paar Sachen, die mir da einfallen.

    Also so Sachen, die der Hund verinnerlichen soll und von selbst nicht machen, ohne dass man da noch viel sagen muss, wenn er erwachsen ist.

    Kommandos sind Anweisungen die der Hund situativ umsetzen soll.

    Ich finde, es braucht beides für einen entspannten Alltag.

    Und Kommandos braucht es ja auch für die "Arbeit"/Beschäftigung.

    physioclaudi

    Und du meinst, dass der Gebrauchshund, der sich bei für seine Meinung zu heftige, ungerechtfertigte Korrektur nicht in andere Sphären schießt sondern sich umdreht und dich mit 42 Argumenten fragt, ob du heute vielleicht ein bisschen zu viel Lack gesoffen hast angenehmer ist?!

    Ich frage mich, wo immer diese Gebrauchshunde/Dsh herkommen, die sich bei einer Korrektur "umdrehen".

    Grade Dsh habe ich so erlebt, dass sie Korrekturen ihrer Bezugsperson echt gut angenommen haben. Meine hat sich das echt gut gemerkt und vieles war dann durch.

    Wenn der Gebrauchshund bzw. DSH halbwegs gut imTiming und für den Hund nachvollziehbar korrigiert wird, geht der im Normalfall nicht gegen seinen Führer. Im Gegenteil, diese Hunde tolerieren viel von ihrem Führer. Aus meiner heutigen Sicht vielleicht zu viel.

    Dafür muss man die aber von Anfang an auch konsequent führen und denen deutlich machen, dass man die Zähne eben nicht gegen Menschen einsetzen darf.Das probieren die als Kleinzis und wenn man dann nicht gegensteuert, hat man halt gleich verkackt.

    Sind diese Basics geklärt, empfinde ich Dsh als durchaus leichtführig. Sie passen halt nicht so in die heutige Rosa- Wattewölkchen- Welt.