Gleichzeitig möchte ich das hier hervorheben:
Und 3.) das würde ich erst nach langjähriger Terrier-Partnerschaft sagen, dich damit abfindest, dass du trotzdem manche Hunde nur bis zu einem gewissen Grad richtungsweisend beeinflussen kannst, weil ihr innerer Kompass nun mal stärker ist. Und dass du darüber nicht verkrampfst, sondern deine regelmäßigen Niederlagen mit Humor und "nobody is perfect" trägst - du wolltest nun mal genau diesen Hundetyp, und er hat garantiert genug andere Vorteile!
Manchmal kämpft man auch gegen Windmühlen.
Dann lohnt es sich (aus eigener Erfahrung), einen Schritt zurückzutreten und zu überlegen, was geht und was nicht, und dann auch gleich gewisse vorgefertigte Dogmen im Kopf mit rauszuschmeißen.
Beispiel, jagender Hund. Man kann sich da die Zähne ausbeißen am Hund und trainieren und Bücher lesen oder Kurse buchen und es immer und immer wieder probieren und sich ärgern, wenn er abflitscht. Oder man kommt irgendwann an den Punkt, wo man akzeptiert, was ist und dass sich das vermutlich nicht mehr ändert. Also managt man, um ein Jagen zu unterbinden.
Das hat nichts damit zu tun, dass man als Halter versagt hat, sondern eher, dass dieser Hund im Moment nicht leisten kann, was ich mir wünschen würde.
Das entbindet mich als Halter nicht davon, Lösungen zu suchen oder mich weiterzubilden.
Allerdings, die Frage ist auch, wieviel Raum soll das Hundethema ganz grundsätzlich einnehmen in meinem Leben? Wenn ich auch noch andere Verpflichtungen und Hobbys habe, tue ich gut daran, eine Balance zu finden aus dem, was nötig ist, was möglich ist oder nur nice to have.
Klar ist manchmal der Leidensdruck groß und man braucht sofort eine Lösung. Manchmal scheint mir aber der Anspruch an den Hund (und sich selber) auch ungewöhnlich hoch, und ich frage mich dann, warum man nicht mit weniger zufrieden ist und die Zeit entspannt mit dem Hund meinetwegen im Leinengassi verbringt, anstatt sich fertig zu machen, weil man manches einfach nicht hinbekommt. Es soll doch was Schönes sein, Hunde zu haben, ich möchte daraus Kraft für mich ziehen und Stärke. Wird es zur Belastung, läuft vielleicht was schief.
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Sehe ich gar nicht so.
Ich sehe es schon so, dass man sich die Zeit geben soll, die es braucht. Wenn manche Dinge lange brauchen, bis sie so laufen, wie ich es haben will, dann ist es halt so.
Für mich ist oft schon der Weg das Ziel. Wenn etwas nicht funktioniert, habe ich ja auch wieder was gelernt.
Grundsätzlich bin ich, denke ich, ein sehr geduldiger Mensch. Ich gehe schon gar nicht davon aus, dass alles immer gleich so klappt, wie man es sich vorstellt. Aber ich bleibe trotzdem dem Ziel treu und schau dann, wie ich mich und mein Verhalten anpassen muss, damit der Hund sein Verhalten so anpassen kann, wie ich es haben will. (Dabei passieren Fehler. Das ist für mich klar und auch das frustriert mich nicht).
Ich finde, auch beim jagdaffinen Hund, der erfolgreich gejagt hat, ist sehr gute Kontrollierbarkeit am Wild zu erreichen. Erfordert halt Konsequenz und viel Einsatz und Arbeit, was ja aber eh in der Hundezeit stattfindet. Wüsste nicht, warum das frusten sollte.
Ich sehe schon, dass es immer besser funktioniert. Und bei Rückschlägen sehe ich auch, wo der Fehler bei mir lag. Ist immer der gleiche: ich hab mich ablenken lassen (meist von meinen Nichten, die Blödsinn machen), hab mich mental kurzzeitig komplett aus der Verbindung zum Hund ausgeklinkt. Kommt dann in dem Moment ein starker Wildreiz, springt sie erstmal darauf an, denn es wird ja nicht reguliert.
Resultat in diesem Jahr: einmal drei Rehen ca. 200- 300m hinterhergehetzt, ehe sie auf Pfiff abbrach; einmal unbemerkt die Böschung am Dorfrand hoch und dem Reh fast am Hintern gehangen, wobei ich sie aber abrufen konnte. Da ist mir der Arsch auf Grundeis gegangen, denn da war sie ganz dicht am Reh.
Den befolgten Abbruf hab ich da mit dem Hund gefeiert.
Ich bin da seit Jahren mit dem Hund dran und die Ausreißer werden weniger (also dass sie überhaupt dem Reiz nachgeht) und die Folgen dieser besser händelbar (ist stoppbar). Todesopfer in den letzten fünf Jahren: Keine (ausser Mäuse). Trotzdem manage ich teilweise, weil eben das Risiko bleibt, dass sie Wild killt, wenn sie es kriegt. Jetzt fängt es an, dass hier überall Kitze in den Wiesen liegen. Junghasen auch. Da bleibt sie momentan an der Fünf-Meter- Schlepp, weil da halt unter Umständen 10 Sekunden reichen, um das Kitz zu meucheln oder den Junghasen tot zu schütteln.
Da will ich es nicht riskieren, dass sie die Lücke im System nutzt. Ich bin aber auch da gar nicht frustriert. Ist halt so.
Lange Rede kurzer Sinn:
Für mich ist es in allen Bereichen sinnvoll, immer weiter mit dem Hund in die Richtung zu arbeiten, bis ich dann da bin, wo ich sein will. Dazu werfe ich alles in die Wagschale, was ich habe, und neben Wissen und Erfahrung (also die kognitive Schiene), ist das auch die Persönlichkeit und das Mentale (die soziale Schiene). Und genau wie man Wissen und Erfahrung erwerben kann, kann man m.E. seinen Geist und seine Persönlichkeit formen.
Und ja: natürlich ist das nicht auf den Umgang mit dem Hund begrenzt.
Aller Umgang mit sozialen Wesen läuft so, dass du vor allem dein Verhalten steuern musst, um deren Verhalten zu beeinflussen. (Das einzige Wesen, das du sicher ändern kannst, bist du selbst.)
Ich finde das spannend. Auch, dass man da eigentlich nie fertig damit ist.