Beiträge von KayaFlat

    Ich meine damit nicht mal das, was man heute so neoliberal unter "Selbstoptimierung" versteht.

    Die dient ja dazu, dass man kompatibel mit den Anforderungen wird, welche die Gesellschaft/die Arbeitswelt an einen stellen.

    An sich und seiner Persönlichkeitsbildung zu arbeiten, heißt für mich, der Mensch zu werden, der man sein will und im Range der eigenen Möglichkeiten sein kann. Dann wäre das Ziel nicht, den Anforderungen von Aussen zu genügen, sondern sich als Mensch so zu finden, dass man in sich selber ruhen, bei sich sein kann.

    Dieser Zustand hat m.E. Auswirkungen auf die Umwelt und den Hund. Man wirkt authentisch und weckt Vertrauen, behaupte ich mal. Solchen Menschen schließt man sich lieber an.

    Hm, hört sich jetzt wirklich ein bisschen esoterisch an. :ka:

    Es ist aber auf jeden Fall nicht Selbstoptimierung gemeint und ganz sicher nicht, geht es mir persönlich darum, was die anderen von einem selbst und dem Hund halten. Mir nervt nicht, dass der Hund pöbelt, weil die anderen das doof finden könnten. Sollen sie doch! Mich nervt es, weil es unnötig ist, sich relativ grundlos über einen anderen Hund aufzuregen, wenn man da nur im Abstand vorbei will. Mich nervt unnötige Aufregung und Rumgemotze bei jedem Lebewesen und wenn ich es irgendwie abstellen kann, stelle ich das ab.

    Beim Hund kann ich das. (Abgesehen davon tut das sich reinsteigern und hochfahren dem Hund auch nicht gut.)

    Kann ja sein, dass das für viele eine banale Erkenntnis ist, dass man an sich "arbeiten" sollte, wenn man seine Beziehungen zu verschiedenen Lebewesen verändern will oder überhaupt gute, tragfähige Neziehungen aufbauen.

    Für mich war das in meiner Jugend eine bahnbrechende Erkenntnis.

    Erprobt habe ich persönlich halt das auch an den Hunden, mit den ich zu tun hatte. Und da z.B. Geduld und ruhig bleiben, nicht schnell wütend werden, die Fehler nicht immer nur beim anderen suchen und evtl. aggressiv reagieren mir nicht in die Wiege gelegt wurden, musste ich persönlich da schon bewusst an mir "arbeiten".

    Ich für mich kann sagen, dass mich das weitergebracht hat.

    Ich bin z.B. zwar immer noch extrovertiert und eher "laut", aber mittlerweile braucht es sehr viel, damit ich aus der Haut fahre oder nervös werde.

    Mir geht' s besser damit und ich denke auch, dass mein Umgang mit den Hunden dadurch besser geworden ist.

    Mir kommt es z.B. heute oft so vor, dass man eher erwartet, dass sich die "Umwelt" für einen ändert bzw. sich an die eigenen Befindlichkeiten anpasst, ehe man sich ernsthaft fragt, ob man nicht manchmal selbst das Problem ist. Grad auch oft in Punkto anderer Hundehalter.

    Genau das.

    Du hast das viel besser beschrieben als ich :bindafür:

    Ich würde mir einen schönen nicht zu harten Zergel/Beisswurst anschaffen und mit ihn spielerisch üben, dass man auf Kommando loslassen und kurz runterfahren kann, ehe das Spiel noch mal toll weitergeht. Dabei bewusst auf die Körpersprache des Hundes und die eigene achten. Also beim Auskommando kurz einfrieren, eventuell auch ruhig und bestimmt die Zähnchen lösen und erst weitermachen, wenn der Kleine kurz innehält und runterfährt. Anfänglich reichen da wenige Sekunden. Diese Zeit des Runterfahrens und Abwartens kann man dann peu a peu verlängern.

    Da lernt der Hund (und der Mensch) schon eine ganz Menge dabei.

    Kommandos würde ich auch nur eher kurz und spielerisch "trainieren". Die "Dressur" ist jetzt nicht das wichtigste. Die Kommandos hat der Hund im Grundsatz auch später sehr schnell verknüpft und je besser die Basis ist, desto nachhaltiger werden sie später beachtet (üben muss man dann trotzdem immer wieder mal kurz).

    Bei Anne Bucher gibt es ein Interview im Podcast mit Ines Scheuer- Dinger. Ich finde, da kommt ganz gut raus, was ihr wichtig ist und wie sie arbeitet.

    Meiner Meinung nach sind da gute und richtige Ansätze dabei.

    Denke schon, dass man da noch was lernen und feinjustieren kann. Man kann ja trotzdem auch noch mit Hemmung arbeiten.

    Ja, aber das ist ja so gegenseitig.

    Der Hund versichert sich ja rück. Der weiss ja auch, ob ich ein Auge auf den hab oder ob meine Aufmerksamkeit komplett weg ist. Wenn Kaya spannt, dass sie komplett aus dem Focus ist, nimmt sie eben so Gelegenheiten wahr. Ansonsten versucht sie oft gar nicht mehr, dem Reiz nachzugehen.

    Und falls doch, reicht halt mittlerweile ein "Lass es", wenn ich sehe, da ist was für sie Spannendes im Busch.

    Sehe ich gar nicht so.

    Ich sehe es schon so, dass man sich die Zeit geben soll, die es braucht. Wenn manche Dinge lange brauchen, bis sie so laufen, wie ich es haben will, dann ist es halt so.

    Für mich ist oft schon der Weg das Ziel. Wenn etwas nicht funktioniert, habe ich ja auch wieder was gelernt.

    Grundsätzlich bin ich, denke ich, ein sehr geduldiger Mensch. Ich gehe schon gar nicht davon aus, dass alles immer gleich so klappt, wie man es sich vorstellt. Aber ich bleibe trotzdem dem Ziel treu und schau dann, wie ich mich und mein Verhalten anpassen muss, damit der Hund sein Verhalten so anpassen kann, wie ich es haben will. (Dabei passieren Fehler. Das ist für mich klar und auch das frustriert mich nicht).

    Ich finde, auch beim jagdaffinen Hund, der erfolgreich gejagt hat, ist sehr gute Kontrollierbarkeit am Wild zu erreichen. Erfordert halt Konsequenz und viel Einsatz und Arbeit, was ja aber eh in der Hundezeit stattfindet. Wüsste nicht, warum das frusten sollte.

    Ich sehe schon, dass es immer besser funktioniert. Und bei Rückschlägen sehe ich auch, wo der Fehler bei mir lag. Ist immer der gleiche: ich hab mich ablenken lassen (meist von meinen Nichten, die Blödsinn machen), hab mich mental kurzzeitig komplett aus der Verbindung zum Hund ausgeklinkt. Kommt dann in dem Moment ein starker Wildreiz, springt sie erstmal darauf an, denn es wird ja nicht reguliert.

    Resultat in diesem Jahr: einmal drei Rehen ca. 200- 300m hinterhergehetzt, ehe sie auf Pfiff abbrach; einmal unbemerkt die Böschung am Dorfrand hoch und dem Reh fast am Hintern gehangen, wobei ich sie aber abrufen konnte. Da ist mir der Arsch auf Grundeis gegangen, denn da war sie ganz dicht am Reh.

    Den befolgten Abbruf hab ich da mit dem Hund gefeiert.

    Ich bin da seit Jahren mit dem Hund dran und die Ausreißer werden weniger (also dass sie überhaupt dem Reiz nachgeht) und die Folgen dieser besser händelbar (ist stoppbar). Todesopfer in den letzten fünf Jahren: Keine (ausser Mäuse). Trotzdem manage ich teilweise, weil eben das Risiko bleibt, dass sie Wild killt, wenn sie es kriegt. Jetzt fängt es an, dass hier überall Kitze in den Wiesen liegen. Junghasen auch. Da bleibt sie momentan an der Fünf-Meter- Schlepp, weil da halt unter Umständen 10 Sekunden reichen, um das Kitz zu meucheln oder den Junghasen tot zu schütteln.

    Da will ich es nicht riskieren, dass sie die Lücke im System nutzt. Ich bin aber auch da gar nicht frustriert. Ist halt so.


    Lange Rede kurzer Sinn:

    Für mich ist es in allen Bereichen sinnvoll, immer weiter mit dem Hund in die Richtung zu arbeiten, bis ich dann da bin, wo ich sein will. Dazu werfe ich alles in die Wagschale, was ich habe, und neben Wissen und Erfahrung (also die kognitive Schiene), ist das auch die Persönlichkeit und das Mentale (die soziale Schiene). Und genau wie man Wissen und Erfahrung erwerben kann, kann man m.E. seinen Geist und seine Persönlichkeit formen.

    Und ja: natürlich ist das nicht auf den Umgang mit dem Hund begrenzt.

    Aller Umgang mit sozialen Wesen läuft so, dass du vor allem dein Verhalten steuern musst, um deren Verhalten zu beeinflussen. (Das einzige Wesen, das du sicher ändern kannst, bist du selbst.)

    Ich finde das spannend. Auch, dass man da eigentlich nie fertig damit ist.

    Ich glaube, "der Halter macht den Hund" bedeutet eine gewaltige menschliche Selbstüberschätzung. In erster Linie macht ihn die Genetik - und dann liegt es allerdings am Halter, was er daraus macht. Aber eben: erst in zweiter Linie.

    Ja, ich glaube, der Punkt ist ausdiskutiert und ich denke auch, dass sich hierin alle weitgehend einig sind.

    Nur wie beeinflusse ich durch mich als Person und durch mein Handling sowie die innere Haltung den Hund richtungsweisend?

    Das ist ja die eigentliche Frage.