Beiträge von KayaFlat

    ................. Ich denke, es gibt Hunde, die gelernt haben, ihre Ziele durch den Einsatz von Aggression zu erreichen. Und ich persönlich bin der Meinung, dass man denen auch mit Aggression begegnen darf, um ihnen in einem ersten Schritt den Kopf zurecht zu rücken..................

    Wer eigene Aggression gegen einen Hund bzw überhaupt gegen überhaupt ein Lebewesen einsetzt, hat von vorne rein schon verloren und sich selbst absolut disqualifiziert.

    Darüber reden wir nochmal, wenn du einem Menschen/Hund gegenüberstehst, der dir ans Leder will.

    Mir hat eigene Aggression da schon das eine oder andere Mal geholfen.

    Ich halte diese Negierung davon, dass Aggression und Gewalt ein in uns (in den Säugetieren) angelegtes Programm zur Interessendurchsetzung und Konfliktbewältigung ist, für ein Zeitgeistphänomen bzw. einen Ausdruck unseres zivilisatorischen Prozesses. Ich weiß nur nicht, ob dieses extreme Moralisieren immer so hilfreich ist

    Wer negiert das denn auf Basis welcher Moral?

    Ich empfinde das schon so. Also als Tenor hier im Forum zum Beispiel. Aggression ist böse, ist immer irgendwie pathologisch und darf nicht gezeigt werden. Hunde dürfen Konflikte nie aggressiv klären, sonst riesen Geschrei, auch wenn im Grunde gar nichts Dramatisches passiert.

    Das ist meine Wahrnehmung, sie mag falsch sein.

    Moralisierend empfinde ich die Gleichsetzung Aggression= Gewalt = Böse. Das ist wertend auf Basis menschlicher Moral.

    Ich arbeite z B. auch nicht damit, dass ich die Ressource Futter vorenthalte. Der 2x täglich gefüllte Napf ist dem Hund sicher

    Es wird aber oft vorgeschlagen mittels Futterknappheit eine Zusammenarbeit zu erzwingen. Stichwort "Handfütterung" in dem Sinn, dass es Futter nur über Kooperation gibt. Finde ich irgendwie armselig.

    Und wenn du manche Labbis fragst, finden die sicher, dass Futter eine viel zu knappe Ressource ist. xD

    Lerngesetze sind irgendwie auch ein Totschlagargument. Klar beschreiben die, wie Lernen idealerweise funktioniert und man muss sie kennen.

    Aber sie beschreiben halt Abläufe, ohne dass sie dabei in den Kopf des Lernenden schauen können. Wir wissen schlicht nicht, was genau den Hund motiviert, der seinen Besitzer krankenhausreif beisst. Das bleibt unserer Interpretation überlassen und die ändert sich mit dem Zeitgeist. Wie früher alles "Statusaggession" war, geht heute die Tendenz eher in die Richtung, alles mit "Angstaggression" erklären zu wollen.

    Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich mit einem Hund arbeiten würde, der Menschen mit Beschädigungsabsicht beisst. Instinktiv würde ich wohl eher dagegen halten.

    Abgesehen von Vanessa Bokr, bei deren Arbeit man vieles kritisieren kann und die eventuell da gar nicht mehr rational mit der ganzen Situation umgehen kann, würde ich mir weniger schwarz- weiss- Denken wünschen.

    Aggression ist ein natürliches Verhalten, das erstaunlich gut für den Aggressor funktioniert. Ich denke, es gibt Hunde, die gelernt haben, ihre Ziele durch den Einsatz von Aggression zu erreichen. Und ich persönlich bin der Meinung, dass man denen auch mit Aggression begegnen darf, um ihnen in einem ersten Schritt den Kopf zurecht zu rücken.

    Ich habe keinen solchen Hund und kenne auch keinen persönlich, der ernsthaft aggressiv gegen Menschen geht. Aber z.B. bei meiner LZ- Dsh Hündin habe ich erste Tendenzen in diese Richtung (Interessen durch Drohen und Knurren durchsetzen wollen) konsequent unterbunden.

    Ich halte diese Negierung davon, dass Aggression und Gewalt ein in uns (in den Säugetieren) angelegtes Programm zur Interessendurchsetzung und Konfliktbewältigung ist, für ein Zeitgeistphänomen bzw. einen Ausdruck unseres zivilisatorischen Prozesses. Ich weiß nur nicht, ob dieses extreme Moralisieren immer so hilfreich ist. Ich finde viele Canis- Ansätze gut. Ich verdamme auch Grewe trotz des Blechnapf- Vorfalls nicht, sondern finde vieles von dem, was er sagt, vernünftig.

    Verstehe ich :smile: Aber aus meiner Sicht erklärt das, was ich beschrieben habe, warum der Begriff etwas „verbrannt“ ist bzw. aus dem Dominanzbegriff alter Schule gerne gruselige „Machtspielchen“ entstehen. So würde ich es sehen:

    Stellt ein Hund aus Sicht des Hundeführers die „Führung“ in Frage, dann hinterfragt er die Handlungen. Stellt er aus Sicht des Hundeführers die „Dominanz“ in Frage, dann hinterfragt er die Person. Und Letzteres führt meiner Erfahrung nach schneller, unmittelbarer zu Reaktion wie Wut, Ärger, (narzisstischem) Gekränktsein und so Sätzen wie „Dem muss man mal zeigen, wer hier der Herr im Haus ist.“ Ich ziehe Ersteres vor, weil es mir ein breiteres Reaktionsspektrum erlaubt.

    Ich denke, eine Person, die aufgrund einer narzisstischen Kränkung ihre Wut an dem Hund auslässt, hat ein ganz anderes Problem als die Definition des Dominanzbegriffes.

    Der Hund kann mich als Person nicht kränken, weil ihm das Konzept der bewussten Kränkung gar nicht vertraut ist. Er tut halt, was er meint in der Situation tun zu können oder zu müssen. Und wenn er z. B. meint, trotz meines ausdrücklichen Verbots hinzugehen und Nachbars Fiffi Hallo sagen zu müssen, dann bin ich nicht gekränkt, sondern frage mich, woran diese Ignoranz ggü. meiner Anordnung liegen könnte. Da suche ich den Fehler nicht primär beim Hund. Außer ich komme zu dem Schluss, dass Hund in dem Moment halt einfach seinen Willen durchsetzen wollte. Dann riskiert er einen heftigen Anschiss.

    Bei Feddersen- Petersen wird Dominanz rein situativ verwendet. A reguliert B in einer bestimmten Situation und da ist A dominant. B kann auch in bestimmten Situationen dominant ggü. A sein. Da ist Dominanz nicht statisch, aber wenn A in - sagen wir mal- 80% der Situationen dominiert, würde ich diesen halt insgesamt als den dominanten Part bezeichnen. Oft ist es dem dominanten Part in bestimmten Situationen halt auch gar nicht wichtig, sich durchzusetzen.

    Auf die Mensch- Hund- Beziehung übertragen heißt das, mir ist einfach wurscht, ob Kaya zuerst aus der Tür geht, sich auf dem leeren Sofa ausbreitet, was sie drinnen mit ihren Spielis anstellt usw.

    Tatsache ist aber, ich könnte und kann mich in jeder dieser Situationen durchsetzen und z.B. bestimmen, dass ich immer zuerst aus der Tür gehe, wenn mir das wichtig wäre.

    Aber was mir natürlich auch wichtig ist, dass wir uns in diesem Rahmen beide in der Beziehung wohlfühlen und ich sehe keinen Sinn darin, dem Hund ständig irgendwelche komischen Vorschriften zu machen.

    Zum Begriff der „Dominanz“ von meiner Seite: Ich nehme den wörtlich. In seiner Herkunft von „Dominus = Herr, Gebieter.“ Eine statische Rollenverteilung aufgrund fester Verhältnisse. Aus genau dem gleichen Grund mag ich den Begriff der „Hierarchie“ ab. Beide schließen das Fließende, sich situativ neu Bildende aus, das ich in der Interaktion mit meinen Hunden erlebe. Die kleinen Aushandlungen, Unterhandlungen und den gegenseitigen Respekt. Ist nicht mal so, dass ich diese Begrifflichkeit unschön den Hunden gegenüber empfinden. Ich mag mich nicht in diese Form pressen lassen. Und trotzdem „hängen“ meine Hunde nicht „in der Luft“ oder sind unsicher, was sie zu tun haben.

    Müsste ich den Unterschied für mich definieren:

    Dominanz = Natur-/gottgegeben, fest gesetzt, der Beziehung von vorneherein inhärent, weils „halt so ist“ (ich bin).

    (Gute) Führung = Erworben und verdient, immer wieder aufs neue. Durch gute Entscheidungen und Vertrauenswürdigkeit (ich tue).

    Für much ist das auch keine Wortklauberei - es prägt die Herangehensweise. Es macht aus meiner Sicht auch einen Unterschied, ob man dem Hund zeigt oder erklärt, dass man „der dominante Part“ ist, oder ob man dem Hund zeigt oder erklärt, dass das Team super fährt, wenn es unter menschlicher Führung läuft. Und es sich dafür lohnt, auch mal ein Bedürfnis zu verlagern.

    Ich glaube, dann sehe ich das tatsächlich ein wenig anders als du, ob wohl ich deine Erklärung sehr schön finde.

    Für mich ist die Beziehung tatsächlich statisch in der grundsätzlichen Rollenverteilung, auch wenn das situativ nicht wahrnehmbar ist oder keine Rolle spielt. Aber wiederum bin ich es, die dem Hund die Freiräume einräumt, in denen er nach seinem Gusto handeln darf.

    Und ein Ziel meiner Erziehung ist schon, dass auch dem Hund diese Rollenverteilung klar ist.

    Viele Problene zwischen Hund und Mensch, die ich beobachte, führe ich eben darauf zurück, dass sie nicht klar definiert ist. Auch wenn der Begriff von "dominus" kommt, sehe ich den Hund nicht als "servus", aber als Abhängigen, was ja auch bedeutet, dass man die Pflicht hat, dessen Bedürfnisse immer mitzudenken, um der Verantwortung gerecht zu werden.

    Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber ich denke, dass Kaya (und auch die Hunde vor ihr) schon irgendwie weiß, dass ich der dominante Part bin und das akzeptiert und dass ihr das auch Sicherheit gibt. Sie kann abschalten und mich machen lassen. So als Grundgefühl. Natürlich weiß ich auch, dass das, wenn wir beide abends auf dem Sofa liegen und relaxen oder daheim jeder sein Ding macht, keine Rolle spielt, zumal ja Dominanz immer situativ definiert ist.

    Könnt ihr das irgendwie nachvollziehen? Versteht ihr, was ich meine und würdet ihr das nur anders benennen? Oder haltet ihr es für völligen Quatsch?