Beiträge von KayaFlat

    Das war ja auch absolut nicht auf dich gemünzt.

    Ich wollte zu deinen Ausführungen einfach einen Aspekt hinzufügen.

    Frühzeitiges Regulieren der Erregung, wie auch immer man das macht ( Abwenden vom Reiz bestätigen, Aufregen mit Abbruchsignal unterbinden oder darüber, dass man das Verhalten als unerwünscht kommuniziert) verhindert ja, dass man grob werden muss.

    Was ich hier noch als wichtigen Aspekt betrachte: Wenn man z.B. beim Pöbeln über Aufregungskontrolle geht, bricht man ja gar nicht das Pöbeln direkt ab. Da reguliert man schon viel früher, nämlich dann, wenn der Hund den anderen Hund sieht und dann anfangen will hochzudrehen. Man verbietet bereits das Hochdrehen, in die Aktion Pöbeln soll der Hund gar nicht kommen. Da warten viele einfach ab, bis die Eskalation da ist, ehe sie reagieren, aber da ists eigentlich schon viel zu spät. Dann muss man an der Leine rucken und grob werden, will man überhaupt noch zum Hund durchdringen und dann deckelt man. Man ändert nichts am Erregungszustand.

    Hab ich mir heute wieder bei Boxer Jack gedacht, als der Hund uns entgegen kam. Hund fängt an zu fixieren, wird langsamer und fängt an sich zu versteifen auf ca. 15 m Entfernung. Allerspätestens jetzt muss man handeln. Den Hund aus der Situation nehmen und runterfahren, weil der packt es noch nicht im Vorbeigehen. Nö, passiert nicht, man wartet bis der Hund in der Leine steht und kriegt ihn dann kaum gehalten.

    Gute Frage.

    Es ist in dem Sinn auch ein Abbruch, weil die Aktion, die in dem Moment im Hundehirn Gestalt annimmt (Ich jag jetzt die Katze!), abgebrochen wird.

    Für mich fühlt es sich nicht mehr so nach echtem Abbruch an, weil der Hund gar nicht mehr, nicht mal im Ansatz in die Aktion geht. Also macht er in dem Moment ja nichts, was abgebrochen werden muss. Er legt den Plan schnell und schmerzlos ad Acta.

    Bei uns war das eine Entwicklung, würde ich sagen. Ich sag zum Junghund " lass es", der Junghund sagt "nö" und will die Katze jagen, daraufhin aversive Konsequenz. Das ist die eine Seite, die andere Seite ist aber auch, dass ich den Hund in einem Erregungslevel habe, wo er die Konsequenz annehmen kann. Schiesst er sich bei der Katze völlig hoch, müsste ich ihm als aversive Konsequenz ja eine Ladung Schrot in den Pelz brennen, dass das in dem Moment noch ankommt.

    Ausserdem kommt noch dazu, dass man immer punktgenauer agieren kann, je besser man den Hund kennt. Wenn ich schon weiss, was sie vorhat, ehe sie es so richtig selber weiss, dann reicht ganz wenig, um es zu verhindern.

    Z.B. ambetungswürdiger bekannter Rüde in 200 m Entfernung, den Kaya immer anhimmelt. Da reicht dann ein " du bleibst da" noch bevor ihr der Gedanke, zu ihm abzuzischen, überhaupt ins Hundehirn schiesst.

    Aber diese Dinge, die sich mit der Zeit auch einfach einspielen, sind irgendwie sehr schwer zu beschreiben, finde ich.

    Genau das Thema dieses Threads ist es, das mich total verunsichert. Je mehr Informationen ich als Newbie sammle, desto schwieriger scheint es mir einen Hund zu haben. Dabei geht es noch gar nicht um die Rasse.

    Einiges traue ich mir durchaus zu. Ernährung, Fellpflege, Stubenreinheit z. Bsp., das klingt eher nach dem praktischen Teil - da gibts ne Menge Infos, da kann man sich belesen, der Züchter wird Tipps haben und natürlich die Hundeschule. Und dennoch kann es schwierig werden.

    Aber ERFAHRUNGEN kann man sich nicht anlesen. Das Verstehen der Hundekörpersprache, Bauchgefühl - wo bekommt man das her? Der erste Hund soll doch kein "Ausprobierhund" werden.

    Hier im DF lese ich natürlich besonders viel in der Rubrik "vor der Anschaffung". Und ja, ich finde, manche TE bekommen ordentlich eins auf den Deckel, besonders die Anfänger. Mir flößt das schon gewissen Respekt ein. Also Respekt vor der Anschaffung, nicht vor den Antworten im DF. Es scheint mir manchmal so, als solle ein Anfänger lieber die Finger vom Hund lassen. Aber jeder hat doch mal angefangen, war mal Ersthundehalter.

    Ja, aber manche sind auch in das Thena Hund reingewachsen. Wenn man als Kind und Jugendlicher mit Hunden aufwächst, geht man von Haus aus erst mal nicht so verkopft an den Hund ran. Da läuft als Kind und Jugendlicher vieles einfach intuitiv. Das macht es irgendwie einfacher. Das theoretische Wissen kommt dann so nach und nach, weil man sich dann irgendwann auch "intellektuell" mit dem Thema Hund beschäftigt. So war es jedenfalls bei mir. Meine Erziehung von Asta ( der erste Hund) hat irgendwie so einigermassen funktioniert, auch ohne dass ich damals einen wirklichen Plan von den Lerntheorien hatte. Aber man hat sich irgendwie auf das Wesen Hund eigelassen. (Hach, ich romantisiere :woozy_face: ).

    Sinas Erregung als Jagdhunderasse beim Gassi bzgl. Wildsichtung/Wildspuren/Katzen usw. habe ich mit reinem Schwarz (heftiger Abbruch) und Weiß (ruhiges Lob) unter Kontrolle, bei diesem Thema gab bzw. gibt es keinerlei Graustufen.

    Das Resultat ist, ich hab Sina unter Kontrolle und mittlerweile ist sie von selbst so weit, dass sie einfach stehen bleibt wenn 10m vor ihr ein Eichhörnchen herumflitzt - was erst vor 2 Wochen im Urlaub der Fall war. Wir können ohne Leine ziemlich nach an Katzen, Enten, Hühnern vorbeigehen, auch an anderen Hunden. Rehe und Hasen die etwas weiter entfernt sind, funktionieren auch ohne Leine, sie bleibt brav bei mir auf dem Weg und schnüffelt dann einfach wieder vor sich hin, auch wenn das Wild noch in Sicht ist.

    Im Alltag ist Sina ein sehr ruhiger, gechillter Hund dem es nichts ausmacht wenn 5m weiter unterm Nachbartisch ein Hund zu ihr herüberpöbelt. Auch zuhause muss ich sie nie irgendwie herunterfahren oder zur Ruhe bringen.

    Wenn ich sie im Spiel hochfahre, dann reicht es, wenn ich anschließend sage, dass ich nicht mehr mag, dann nimmt sie ihr Zergel und legt sich wieder irgendwo hin und ruht.

    Das trifft in etwa genau so auf Kaya zu. Sie ist grundsätzlich ein gelassener Hund. Ich denke aber, dass diese Gelassenheit auch das Resultat einer Erziehung ist, in der sinnloses, aufgedrehtes Rumgehibbel, sich in irgendwelche Situationen künstlich reinzusteigern oder generell völlig überdrehtes Verhalten nicht toleriert wurde. Mich nervt diese Art Verhalten nämlich tierisch, sowohl bei Hunden als auch bei Kindern. Und das hat nichts mit Aktiviät zu tun. Ich habe sehr lebhafte und aktive kleine Nichten, aber wenn die sinnlos nerven, nölen und hibbeln, sich in irgendwelche Banalitäten reinsteigern oder gar hysterisch ausrasten, weil irgendwas nicht so geht, wie sie es wollen, dann ist bei mir Schluss mit lustig.

    Im Prinzip ist das beim Hund das gleiche. Es geht um situationsangemessene Erregung und darum, dass das Hirn trotzdem anbleibt. Alles andere wird verboten und unterbunden. Und weil ich das persönlich halt so gar nicht mag, geht das recht authentisch.

    Ich denke halt, dass man mit Hundeerfahrung erkennen kann, dass etwas nicht gut läuft und ggf. dann auch weiss, was man verändern muss, damit es besser läuft. Idealerweise kann man Hunde einigermassen lesen und merkt, wann es irgendwo hakt.

    Ich bin mit einem Dsh- Mix aufgewachsen, den eigentlich meine grosse Schwester bekommen hat. Das sahen der Hund und ich halt irgendwann anders.

    Als junge Erwachsene habe ich dann meinen Dsh bekommen. Dann hatte ich über 10 Jahre keinen eigenen Hund mehr und dann kam ein Flat.

    Man liest oft, das sind Anfängerhunde, aber das fand ich gar nicht. Ich musste mich gründlich umstellen, um mit einem einerseits hartnäckig seine Ziele verfolgenden, reaktionsschnellen, aber trotzdem recht weichen und sensiblen Hund klarzukomnen. War man bei Kaya nur eine Nuance zu hart, hat sie jede Kooperation eingestellt. War man ein nur bisschen inkonsequent, hat sie die Vielzahl ihrer lustigen Einfälle in die Tat umgesetzt.

    Ich fand diesen "Anfängerhund" für mich sehr anspruchsvoll in der Erziehung. Ich denke, dass mir der Dsh vom Hundetyp eigentlich mehr liegt als ein Flat. Aber ich hab erkannt, dass ich bei Kaya anders agieren muss als ich es von Jacky gewohnt war und konnte mich da einigermassen umstellen. Ich denke, mein Hund und ich haben uns dann in der Mitte getroffen.

    Also mein Fazit: Hundeerfahrung hilft, aber es hilft auch, wenn man einfach der richtige Typ Mensch für den Typ Hund ist, den man hat. Ich denke, ich möchte nach Kaya keinen Flat mehr, auch wenn ich sie sehr lieb habe und wir im Alltag jetzt echt gut harmonieren.

    Ich habe die Frage deshalb gestellt, weil ich davon ausging, dass diese hohe Erregungslage ohnehin nicht lange anhält und der Hund gut von alleine wieder runterkommt. Aber dann hatte ich das falsch im Kopf.

    Mir geht es nicht darum, ob sich ein Hund schnell/oft oder weniger schnell/oft aufregt und auch nicht darum, wie schnell oder einfach er wieder runterkommt. Sondern es geht mir darum, steuern zu können, ob er sich überhaupt aufregt. Ich entscheide, ob gerade Aufregung erwünscht/in Ordnung ist oder nicht und ich entscheide, wann diese zu Ende ist. Und da meine ich wirklich zu Ende und nicht, der Hund reißt sich halt zusammen und hibbelt innerlich noch rum.

    Das hat erstmal nichts damit zu tun, ob es ein Hibbel ist oder nicht

    Ziemlich genau darum geht es mir auch.

    Mal ein Beispiel: Kaya sieht ne Katze über die Strasse unserer Wohnsiedlung schlendern. Jetzt gibt es zwei Szenarien. 1) Ich sag nix und lass sie machen. Dann fährt sie volles Programm, wirft den Turbo an und jagt das Tier kläffend über den nächsten Gartenzaun. Erregungslage in der Aktion hoch und nach Start des ganzen Programms ist die Aktion schwer bis unmöglich abzustellen. Ist die Katze hinter dem Zaun, regt sie sich schnell wieder ab und kommt.

    2) Kaya sieht die Katze. In dem Augenblick sag ich: Nein. Lass es.

    Das Programm startet nicht, sie fährt sich nicht hoch und kann normal weitergehen während die Katze unbeheligt in den Garten schlüpft.

    Ich muss ihr das aber in dem Moment, wo sie den Reiz Katze wahrnimmt untersagen, sonst springt sie sofort drauf an.

    Ist natürlich eim bisschen die Frage nach Henne und Ei: Verbiete ich das Hochfahren und verhindere damit die Jagd oder Verbiete ich die Jagd, mit dem Ergebnis, dass sie sich erst gar nicht hochfährt.

    Vielleicht reicht aber, dass man 32kg Hund wie auf Ecstasy einfach nicht so lustig und cool findet, um sich mal ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen, seit wann es bitteschön hipp ist, dass Hunde wie Junkies durch die Welt rennen, weil Langsam leider im Hirn nicht vorgesehen war.

    Ganz ehrlich? Ich habe eher den Eindruck, dass etwas anderes "hipp" ist: Nämlich dass ein normales Aufregungslevel problematisiert oder pathologisiert wird. Weil der Hund ja sonst keine Ruhe findet, seine Löffel aufbraucht etc.

    Nicht falsch verstehen: Es gibt Hunde, bei denen vieles Herumdoktoren an Symptomen ist, weil die eigentliche Ursache - die Erregung - nicht gesehen wird.

    Aber "hipp" ist der andere Trend. Ruhe um jeden Preis.

    Wobei vollkommene ggf. sogar erzwungene Ruhe ja nicht das Gegenteil von Erregung ist. Das Gegenteil wäre Gelassenheit.

    Es gibt doch viele Hunde, die Ruhe halten können, z.B im Haus, die sich aber in bestimmten Situationen extrem hochfahren. Dieses sich in exorbitante Höhen schiessen bei bestimmten Reizen sollte doch der Ansatzpunkt sein, denke ich. Man soll den Hund nich komplett ruhigstellen und jeden Reiz und Trubel fernhalten, sondern den Hund lehren, dass man damit anders umgehen kann als sich hochzuschiessen und dabei komplett abzudrehen. Bei Pöblern ist das doch immer par exellance zu beobachten. Die fahren sich hoch, steigern sich komplett rein und knallen dann durch - eben weil sie nicht lernen durften, damit anders umzugehen.

    Die Kontrolle über das Erregungslevel hat für mich absolut nichts damit zu tun, ob ein Hund im Gehorsam steht.

    Aber wenn der Hund ganz hoch in der Erregung steht, ist es doch schwerer zu ihm durchzudringen.

    Der Hund kann zwar lernen, auch auf einem hohen Erregungslevel noch ansprechbar zu sein, aber das ist doch viel herausfordernder für ihn.

    Wofür brauch ich denn den Hund im oberen Drehzahlbereich? Was bringt es dem Hund denn, wenn er auf 180 ist? Der sollen doch auch und gerade beim Arbeiten fokussiert und konzentriert sein, oder?

    Auch andere Hunde tolerieren eine hohe Aufregung bei anderen Hunden meist nicht. Da lernen Junghunde auf die harte Tour, dass sie sich runterzuregeln haben, weil sie halt eine auf den Deckel kriegen, wenn sie sinnlos rumspacken.