Spannendes Thema, ganz ab von AJNML s Frage.
Wie werden eigentlich Bedarfswerte festgestellt? Ganz grob weiß ich das für den Meyer Zentek Hunde sehr einseitig mit Getreide gefüttert wurden und dann einzelne Sachen getestet wurden. Mit Bluttest? Oder wurde geguckt welche Hunde sich fehlentwickeln? Im Bluttest sieht man doch eigentlich erst massive Unterversorgung wenn ich mich recht erinnere.
Das wird ja auch immer mal moniert, das diese Bedarfswerte sich auf eine sehr einseitige Ernährung beziehen, nicht auf eine reale Fütterungspraxis.
Wie handhabt das der Verband der Futtermittelhersteller Dobby.2019 ? Du verfolgst die ja sehr aktiv.
Und ein bisschen tut sich für mich dann doch die Frage auf wie läuft das bei Wölfen, Wild- und Strassenhunden und anderen 'Raubtieren'. Wie kommen Jungtiere da an höhere Nährstoffmengen? Und wenn die nie erreichbar sind, warum wurde das evolutionär so eingerichtet? Für mich habe ich da noch keine befriedigende Antwort gefunden.
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Es gibt vier verschiedene Arten um Bedarfswerte zu ermitteln:
1. Mangelversuche: gibt es meines Wissens nur noch selten, dort werden bestimmte Nährstoffe nicht zugeführt und man schaut, was passiert, das kann entweder ein Fallbericht aus der Praxis aus Unwissenheit sein oder aber auch klinische Tierversuche
2. Dosis-Wirkungsbeziehung: Dort wird untersucht welcher Einfluss die Dosis der Nährstoffe auf den Körper hat, also auch ein zuviel
3. Regressionsberechnungen: hier werden verschiedene Studien in Daten zusammengefasst und in einem Graphen zusammengefasst. Man sieht dann Gemeinsamkeiten und Unterschiede, z.B. zum Thema Verdaulichkeit in Abhängigkeit vom Anteil an Ballaststoffen
4. Faktorielle Bedarfskalkulation: Der Nettobedarf wird durch Verluste und/oder vom Ansatz im Gewebe berechnet (zum Beispiel Eiweiß in gramm pro Kilogramm neugebildete Muskelmasse). Da muss natürlich die Verfügbarkeit der Nährstoffe beachtet werden und die Bedarfsempfehlung wird dann geschätzt
Genaueres kann man das nachlesen in den Fediaf Guidelines in den Quellen, gilt genauso für den NRC und den Meyer/Zentek, wie du ja schon geschrieben hast.
Junge Tiere sind von Natur aus sehr neugierig, bewegen sich viel und müssen viel verarbeiten(Kopfarbeit), das verbraucht viel Energie. Außerdem verlieren kleine Hunde relativ gesehen mehr Wärme über ihre Körperoberfläche als größere Hunde und benötigen im Verhältnis auch mehr Energie und der Welpe muss natürlich wachsen. Daher haben junge Hunde einen höheren Energiebedarf. Und ein erwachsener Wolf allgemein hat durchschnittlich einen höheren Energiebedarf als der 0815 Hund (ca 25% höher) und der Nährstoffbedarf bleibt weitesgehend unabhängig von der Aktivität. Das Futter für den 0815 Haushund muss also mehr Nährstoffe in einer kleineren Menge enthalten. Außerdem essen Hunde heutzutage auch keine ganzen Beutiere mehr, bzw oft auch Nutztiere, die entblutet werden, während der Wolf auch Wildtiere isst, die auch höhere Omega 3 Gehalte haben und nicht entblutet werden. Deswegen nehmen Welpen/Junghunde in der Natur auch automatisch mehr Nährstoffe auf oder Nährstoffe, die wir heutzutage supplementieren (zum Beispiel essen sie Schilddrüse oder nehmen eben genug Omega 3 auf etc)
Straßenhunde sind da noch einmal ein Sonderfall, die erleiden ja meist auch schwere Mängel.