Moin. Ich habe lange überlegt, ob ich hier auch mal etwas dazu schreiben möchte. Zu der Züchterin, von der ihr eure Hündin habt - scheinbar ist sie nicht beim VDH. Wahrscheinlich habt ihr auch keinen Labrador der AL. Aber letztendlich ist das auch egal, da eure Hündin nun mal so ist, wie sie ist. Unser Labbi-Rüde wurde uns z. B. als reinrassig verkauft. Irgendwann haben wir geschnallt, dass er das doch nicht ist. Am Ende war es aber auch irgendwo egal, weil wir ihn nun einfach charakterlich nehmen müssen, wir er nun mal ist. Wir wären froh, wenn er all das schon könnte, was eure Hündin kann, ganz ehrlich. Ich denke nicht, dass ihr eine total unerzogene Hündin habt. Stattdessen habe ich den Eindruck, dass sie eine lebhafte Hündin ist, die noch mitten in der Pubertät steckt und sich daher noch einiges bei ihr im Kopf als auch in den Hormonen ordnen muss. Das diese Zeit anstrengend ist, glaube ich dir. Unser Rüde wird erst Ende Mai 1,5 Jahre alt. Hundebegegnungen sind für uns quasi der Endgegner, wobei er da auch noch eine gute Portion Artgenossenunverträglichkeit mit ernster Beschädigungsabsicht zeigt. Aber wir arbeiten daran. Was mir hierbei hilft, ist die Hoffnung, dass sich das in einigen Jahren legen wird.
Wie schaut das bei euch denn aus? Womit könntet ihr leben und womit nicht? Beispielsweise klingt es schon mal gut, dass ihr demnächst in einen ländlicheren Bereich umziehen wollt. Dafür wünsche ich euch ganz viel Glück und Erfolg. Könntet ihr denn damit leben, dass ihr eventuell eurer Hündin niemals wirklich Freilauf bei Spaziergängen bieten könntet? Das sie vielleicht immer eine gewisse Portion Aufgeregtheit mitbringen wird, wenn ihr jemanden besucht oder selber Besuch empfangt? Das sie vielleicht im Allgemeinen kein Hund sein wird, mit dem man einfach mal zum Eisessen (oder dergleichen) in die Stadt fahren könntet? Ich frage das deshalb, weil es ja tatsächlich so sein kann, dass sie das alles nie wirklich zu 100 % meistern können wird. Die Frage wäre nämlich, was dann mit ihr geschehen soll. Damit möchte ich nicht zur Abgabe raten, sondern eher dazu empfehlen, sich genau bewusst werden zu wollen, was ihr mit dem Hund erreichen wollt und wo ihr vielleicht auch Kompromisse eingehen könnt. Unser Rüde hatte bislang immer großen Streß, wenn wir jemanden besucht haben oder mit ihm in der Stadt waren. Auch Besuch konnte ihn bereits bis hin zum Durchfall streßen. Wir müssen daher jedes Mal planen, wenn wir mit ihm wegfahren oder Besuch empfangen wollen. Beispielsweise halten wir unseren Besuch auch jedes Mal dazu an, den Hund zu ignorieren. Da mein Vater aufgrund einer Erkrankung nicht mehr geistig und körperlich fit ist, müssen wir hier besonders managen. Da unser Hund einen ausgeprägten Jagdtrieb zeigt, wird er wohl nie ohne Leine an einem nicht eingezäunten Platz umherlaufen dürfen. An entspannte Ausflüge in die Stadt ist kaum zu denken. Er kann aber zu Hause alleine bleiben, so dass er auch nicht jedes Mal mit muss. Im übrigen kommt er zu Hause so manches Mal ohne nennenswerte Begrenzung noch immer nicht zu Ruhe. Er hatte von Anfang an als Welpe mit 8 Wochen große Probleme zu Ruhe zu kommen und brauchte lange Zeit, um eine gewisse Beißhemmung aufzubauen. Ich bin wirklich froh, dass wir ein Ruhetraining mit ihm gemacht haben und immer noch machen. Natürlich fand er das am Anfang richtig blöd. Wir haben ihm zudem eine rassegerechte Auslastung gesucht, indem wir ihn zum Rettungssuchhund ausbilden und Dummytraining machen. Dazwischen gibt es aber immer Ruhetage, an denen wirklich bis auf Löserunden nichts passiert. 3 h pro Tag Gassi wären für sein Nervenkostüm einfach zu viel. Zumal er sich auch gerne mal festschnüffelt und gefühlt alles an Eindrücken in sich hineinsaugt, was nur möglich ist. Er scheint sehr reizoffen und dadurch auch schnell überfordert zu sein. Könnte das bei eurer Hündin auch zutreffen? Daher ist es wichtig, dass wir ihm auch Ruhepausen vorgeben, selbst wenn er diese (zum Glück nur noch selten) zu Beginn richtig blöd findet. Wir haben das Glück, bereits im ländlichen Bereich zu leben, so das wir kaum Begegnungen mit anderen Menschen und Hunden haben. Dennoch üben wir mit ihm, ab und zu mal für kurze Zeiträume in die Stadt zu fahren, damit er vielleicht doch noch eine Art der Gewöhnung daran erfährt. Hierbei ist uns bewusst, dass er niemals ein Hund sein wird, der überall mithin genommen werden kann. Von dieser schönen Vorstellung haben wir uns längst verabschiedet.
Da wir Hundeanfänger sind, habe ich sehr viel gelesen, 2 Online-Hundekurse gebucht, wir waren mit Milow (so der Name unseres Hundes) bei mehreren Trainern, einem Gruppenkurs (wo unser Hund jedoch eine totale Katastrophe war - die Trainerin meinte, es sei verständlich, wenn wir Milow wieder abgeben wollen, zumal er eine tickende Zeitbombe sei) etc. Ich fand am Anfang und zum Teil auch jetzt noch, vieles verwirrend, wenn man sich mit den verschiedenen Trainingsansätzen auseinandersetzt. Irgendwann haben mein Mann und ich dann auch beschlossen, mehr auf unser Bauchgefühl zu hören, anstatt auf so manchen Tipp vom Profi. Vor allem wenn wir das Gefühl hatten, dass es nicht gut für Milow sei. Von daher finde ich den Tipp, auch auf das eigene Bauchgefühl zu hören, sehr wichtig. Und ebenfalls wichtig: nicht zu verkrampft zu trainieren. Gerade in der Pubertät hat so mancher seine Schwierigkeit, gelerntes fehlerfrei abzurufen und jedes Mal gewissenhaft zu folgen, wenn dies von einem verlangt wird. Für uns ist das z. B. ein Grund, warum unser Hund diese Woche keine Begleithundeprüfung laufen wird. Es passt derzeit einfach nicht, auch wenn ich weiß, dass er ohne diese kein Flächensuchhund werden kann. Manchmal ist es besser, nicht nur mit dem Hund, sondern auch mit sich selber geduldiger zu werden.
Ich finde es gut, dass ihr euch informiert und eure Hündin nicht gleich abgebt, wenn es schwierig wird. Aber gerade mit einem kleinen Kind empfinde ich es auch als verständlich, wenn ihr es dann doch machen solltet. Ich selber bin im 6. Monat schwanger und merke jetzt schon, dass es Tage gibt, wo mich unser doch manchmal recht anstrengende Junghund an die Grenzen meiner körperlichen Belastung bringt. Ich habe ehrlich gesagt auch Angst davor, dass es bei uns mit Hund und Kind nicht klappen könnte. Denn egal wie sehr man plant, dass Leben ändert eben doch noch gerne mal die Spielregeln und nicht immer ist alles so, wie man es sich vorgestellt hatte. Wobei ich das Glück habe, dass mein Mann mich bei der Erziehung unseres Hundes sehr unterstützt. Er ist auch viel arbeiten, aber ihm ist die gemeinsame Zeit mit dem Hund auch wichtig. Keine Ahnung, wo er manchmal Kraft und Nerv dafür noch auftreibt. Wobei wir beide auch offen und ehrlich über unsere Gefühle sprechen und uns auch mal gegenseitig über Milow beklagen können. Hast du denn die Möglichkeit, auch gegenüber deinem Mann oder Freunden, Familie etc. über deine Gefühle zu sprechen? Ich meine, dass ist ja auch schon mal hilfreich, wenn man sich bei jemanden auskotzen kann, der einen kennt und besser versteht.
Ansonsten finde ich es gut, dass du dir Gedanken über eine mögliche zusätzliche Betreuung für eure Hündin macht. Es kann wirklich gut tun, auch mal für ein paar Stunden nicht auf Kind und Hund gleichzeitig aufpassen zu müssen. Und vielleicht kann dein Mann ja auch mal etwas mit deiner Tochter noch in der Zeit machen, so dass du einfach nur du selber sein darfst und wenn es nur mal 30 min pro Woche sind.
Ansonsten finde ich, gab es hier im Thread schon einige hilfreiche Tipps, die ich mir selber auch nochmal für uns genauer durchgelesen habe. Ich wünsche euch, dass ihr es schaffen werdet, Hund, Kind, Ehe, Haushalt und Job gut unter einen Hut zu kriegen. Und falls nicht - bitte mache dir keine massiven Vorwürfe, falls ihr eure Hündin doch noch abgeben müsst, weil es am Ende nicht geklappt hat. Wichtig ist, dass ihr euch dann um ein gutes Zuhause für sie kümmert.