Eigentlich wurde zu dem Thema ja schon mehr oder weniger alles geschrieben, aber auch ich hänge mich hier echt ein bisschen an dem Begriff "normal" auf. Hier schreiben Hundehalter mit, die verschiedenste Hunderassen unterschiedlichsten Alters halten, und alle davon sind Individuen mit ihren eigenen Vorgeschichten. Dazu kommen die absolut nicht vergleichbaren Lebensumstände wie Wohnort, Arbeitssituation, ruhiger vs. trubeliger Haushalt etc., die die meisten von uns haben.
Zu definieren, was da "normal" ist, oder geschweige denn "was denn da schiefgelaufen sein muss, dass der Hund normales Spazieren gehen nicht erträgt" finde ich schwierig bis unmöglich und auch wenig zielführend.
Ich finde es deshalb super interessant, all die Beispiele hier zu lesen und zu sehen, wie verschieden die Situationen nunmal sind
Und dass die meisten gleich auch schildern, was ihr Hund außerhalb der Spaziergänge so im Alltag leisten muss, welchen Charakter ihr Hund so hat usw., zeigt ja auch schon, dass diese Spaziergangs-Thematik sich nicht isoliert betrachten lässt und letztendlich auch extrem individuell ist. Und auch, wie die Spaziergänge dann jeweils aussehen, unterscheidet sich ja doch enorm.
Unsere Hündin (knapp 1,5 Jahre, Australian Shepherd, lebt in einem sehr ruhigen Haushalt) lässt sich z.B. bisher wunderbar über unsere täglichen Spaziergänge durch Bewegung auslasten (um nochmal auf die Ursprungsfrage des Threads zurück zu kommen). Wir wohnen allerdings auch sehr ländlich, sie braucht nur die ersten und letzten paar Minuten an der Leine laufen. Im Freilauf kann sie dann diversen "Hundedingen" nachgehen. Überwiegend schlendert sie durch die Gegend und schnüffelt hier und da mal am Wegesrand, andere Passagen nutzt sie gerne zum Rennen und an einer speziellen Stelle wird sehr gerne gemäuselt. Mal gehen wir nur zwei kleine Runden am Tag, mal machen wir größere Wanderungen hier in der Gegend. Damit ist sie zufrieden und braucht aktuell darüber hinaus auch nicht wirklich mehr. Dinge wie Longieren oder Wanderungen im Zuggeschirr macht sie zwar einigermaßen motiviert mit, aber wohl eher mir zuliebe als dass sie das wirklich bräuchte. "Entertainment" auf Spaziergängen braucht sie eher nicht.
Aaaaber: all das ist ja nur eine Momentaufnahme - keine Ahnung, wie sich das in Zukunft (z.B. mit dem Erwachsenwerden) noch entwickeln wird, und auch jetzt ist alles tagesformabhängig. Wir hatten auch schon Tage (zum Glück nur ganz vereinzelt), da hätte sie sich selbst auf unseren Standard-Runden im Freilauf ins Nirvana gepusht, hätte man es zugelassen, oder welche, wo ich sie im Wald nicht abgeleint hätte, weil dort extrem viel Wild unterwegs war und sie die Nase ständig in der Luft und die Ohren bei jedem Geräusch gespitzt hat.
Was ich aber ganz klar feststelle: sind wir ein paar Tage anderswo unterwegs, wo Spaziergänge überwiegend an der (Schlepp-)Leine stattfinden müssen und sie zwar mit mehr Reizen als in unserem Alltag klarkommen muss, aber es nicht super trubelig ist, dann staut sich ihre Energie schon auf und sie bräuchte langfristig noch andere Formen von "Aulastungen". Selbst 3 Stunden Spazierenlaufen würden ihr da auf Dauer glaube ich nicht reichen, da müssten eher alternative Beschäftigungsformen her.
Auf der anderen Seite: sind wir irgendwo unterwegs, wo sie mit extrem vielen, für sie ungewohnten Reizen (das können in ihrem Fall je nach Tagesform z.B. schon mehrere Fremdhundesichtungen auf einem Spaziergang) konfrontiert, dann ist sie nach einem kurzen Spaziergang schon komplett erledigt. Das geht dann meiner Meinung nach schon wieder ein bisschen weg von der Ausgangsfrage. In dem Fall wird mein Hund beim Spaziergang ja nicht über Bewegung ausgelastet, sondern eher durch die Reizüberflutung mental/kognitiv aus- bzw. überlastet.