Erfahrungsberichte von Hundebesitzern die ähnliche Probleme hatten, würden mir sehr weiterhelfen.
Ich hatte einen Border Collie aus dem Tierschutz, der hatte ziemlich sicher im Tierheim selbst gelernt, sich an Vögeln zu berauschen, die über seinen Zwinger flogen. Außerdem konnte er minutenlang die Wand seines Zwingers anbellen und hatte weitere Verhaltensauffälligkeiten.
Für ihn war potentiell alles ein Auslöser, was sich weit über ihm bewegt hat, ob das fliegende Vögel waren oder Äste eines Baumes im Wind. Auch Wind selber war für ihn eine nicht zu unterschätzende Belastung.
Diese Verhaltensauffälligkeiten hatten zeitlebens zur Folge, dass sein Gehirn begrenzt in der Lage war, Reize zu verarbeiten, er war deutlich schneller "drüber" als jeder meiner anderen Hunde. Wichtig war bei ihm, die Länge der Spaziergänge zu dosieren, natürlich brauchte er ausreichend Bewegung, aber zu lange Runden konnten für ihn zu einer Herausforderung werden, und auch hinsichtlich Beschäftigung war sowohl Art der Beschäftigung, als auch Dauer extrem wichtig. Aufgaben, die Konzentration und Ruhe erforderten, waren in sehr kleinen Einheiten hilfreich für ihn.
Unser ganzer Alltag war dabei auf Ruhe ausgerichtet. Ich lebe sehr abgelegen, der Hund musste sich so gut wie nie ungewollt zusätzlich mit "normalen" Reizen wie Lärm, Autos, Menschen, fremden Hunden usw. auseinandersetzen. Diese Ruhe war die Basis dafür, dann eben ab und zu Reize auch aushalten und verarbeiten zu lernen, aber das war ein langer Prozess.
Als Beispiel vielleicht noch, wie tief sich so ein Verhalten eingräbt: der Border Collie kam Ende 2010 zu mir. 2014, dreieinhalb Jahre später, wollte ich mit einer Freundin zu einer langen Autofahrt (mit meinen Hunden) aufbrechen und habe die Hunde davor natürlich nochmal gelüftet. Leo, ebendieser Border Collie, der sein zwanghaftes Verhalten mit Vögeln schon ewig gar nicht mehr gezeigt hatte, kippte just an diesem Morgen in einen Tunnel beim Anblick von Lerchen, die über einem Feld flatterten. In diesen Momenten war er nicht ansprechbar, buchstäblich wie im Rausch.