Darf ich mir einfach mal ein paar Dinge rauspicken, die ich beim Lesen Deines letzten Textes gerne nochmal aufgreifen würde? Ich fang mal hiermit an:
Laut Internet soll man
Internettipps in allen Ehren - ich reihe mich ja gerade selber ein in die Liste der "Tippgeber". Oft finde ich das total hilfreich, zum Beispiel bei Geräten, die repariert werden müssen, Kochrezepten, usw. Internet hat aber auch seine Grenzen, und zwar genau da, wo die Interaktion untereinander fehlt. Jede Form von Unterricht etwa - es gibt Sprachlernprogramme, die ohne Frage schon viel können, aber so gut wie ein privater Lehrer vor Ort können sie nicht sein. Ich kann mir Tipps bei youtube holen, wie ich das Klavierspielen lernen kann, aber der private Lehrer sieht und hört soooo viel mehr, wenn er tatsächlich mich beobachtet, meine Bewegungsabläufe usw. Beim Training mit Tieren kommt noch eine Komponente dazu, nämlich das Tier selber. Ein Trainer vor Ort könnte nicht nur Euch Menschen sehen und Euch Rückmeldungen geben zu Eurer Körpersprache, Eurem Umgang, Eurer Form des Trainings, er würde auch noch Euren Welpen live mitbekommen, seine Interaktionen mit Euch und dem Rest seiner Umwelt.
In meinen Augen können Internettipps total hilfreich sein, wenn ich selber schon eine Basis an Wissen und Können habe, wenn ich also tatsächlich nur Tipps brauche, deren Umsetzung mir dann im Prinzip klar ist, und bei denen ich einschätzen kann, ob sie in meiner Situation tatsächlich angebracht sind.
Genau hier fehlt es Euch einfach noch sehr an Erfahrung, logisch, es ist ja Euer erster Hund. Genau deswegen würde ich Euch aber ans Herz legen, Euch einfach ein paar grundlegende Dinge von einem guten Trainer beibringen zu lassen.
Das mal vorangestellt - auch das, was ich schreibe, sind nur Anregungen aus meiner Sicht übers Internet. Ein Trainer vor Ort kann Euch wesentlich leichter unterstützen.
sonst nur zum Lösen kurz raus
Ich fang gleich nochmal mir einer Gegenfrage an: hast Du diesen verlinkten Artikel gelesen? Den finde ich wirklich hilfreich und wertvoll:
Alles ist relativ ... daher hier mal wieder der Link zu meinem Text. Da nämlich keiner weiß, was der Zwerg beim Züchter so gesehen und erlebt hat, kann man auch nichts über zu viel oder zu wenig sagen.
https://flyingpaws263650978.wordpress.com/2023/05/11/der…elpen-brauchen/
Wie hat Dein Hund denn vorher beim Züchter gelebt? Möglicherweise sah das irgendwie so aus: Es ist früher Morgen, 8wöchige Welpis schlafen. Irgendwann wird eins wach und steckt nach und nach schnell die ganze Bande an. Sie tapsen rum, kugeln übereinander, einer knabbert dem nächsten mal am Schwanz, sie probieren sich an "Beute"=Stofftier aus, einer hüpft in eine Kiste, dann probiert es der nächste genauso, usw. So eine Wachphase, in der Welpis einfach mit ihrer ganzen Umgebung interagieren, dauert in dem Alter mindestens eine Stunde. Größere Aufregung vielleicht mal zwischendurch, wenn Mensch mit der ersten Futterration des Tages kommt. Ein bisschen Interaktion mit der Mutter, die übrigens schon längst ihren Welpen ein Abbruchsignal beigebracht hat, denn säugen tut irgendwann weh, und Mama Hund will sie die Bande vom Leib halten. Irgendwann wird das erste Welpi müde und sucht sich einen Schlafplatz. Relativ bald folgen die anderen, kuscheln sich oft aneinander, oder suchen sich auch mal einen Einzelschlafplatz. Jetzt wird geschlafen, bis der Kreislauf von vorne beginnt.
Aus meiner Erfahrung ändert sich diese Struktur irgendwann von alleine und passt sich auch mehr meinem Alltag an. Zu Beginn halte ich es einfach für unrealistisch, kurze Pullergänge zu unternehmen und danach Ruhe zu erwarten. Das machen meine erwachsenen Hunde, aber Welpen haben einfach noch einen anderen Tagesrhythmus. Der Tipp, wenn ich ihn mal so grob zusammenfassen darf, "bespaße Deinen Welpen nicht zu sehr", bedeutet nicht, dass stattdessen andere Erwartungen an den Welpen gestellt werden, z.B. Ruhe halten. "Nicht bespaßen" heißt für mich, dass ich das Programm, das der Welpe vorher beim Züchter hatte, im Prinzip übernehme und nur sehr dosiert Änderungen einführe.
Erst x-mal mit Hausleine an den Ruheort gebracht, blieb sie trotzdem nicht ruhig, dort angeleint.
Das ist so ein Beispiel. Vermutlich kennt Dein Welpe bisher weder Hausleine, noch Ruheort, noch angeleint an einem Ort bleiben. Das ist unglaublich viel fürs kleine Hundehirn, denn da kommt ja auch noch viel Alltag dazu, angefangen mit der Leine beim Gassigang usw. Die Chance, den Welpen damit zu stressen und zu frustrieren, ist riesig. Und dann passiert das:
sie war dann oft ganz schön am Schmollen
Das wäre für mich ein Alarmzeichen. Nicht, weil mein Hund keine Grenzen lernen soll, das ist völlig normal! Aber ich möchte einen zufriedenen, ausgeglichen Hund haben, denn in dem Zustand lernt er am besten. Darum muss ich dafür sorgen, dass ich die Dinge, die ich dem Hund beibringen will, so passieren, dass Hund sie verstehen kann und gerne umsetzt.
(Um nochmal zum Ruheort zurückzukommen: genau deswegen, um Frust zu vermeiden, wurde hier von einem Welpenauslauf gesprochen, da muss der Hund dann nämlich nicht angeleint werden. In einem Welpenauslauf zu sein, kennt er in aller Regel schon vom Züchter.)
Abbruchsignal beibringen
Ja, aber...
Bin gespannt, ob das unser aufgekratztes Energiebündel bremst!
nein.
Ein Abbruchsignal finde ich gut und wichtig und normal, das sollte jeder Hund auch vom Menschen kennen. Von seiner Hundemama kennt er es ja eh schon. Aber ich würde ein Abbruchsignal nicht dafür nutzen, Energie zu deckeln. Stattdessen schau ich mir da an, woher die Energie kommt, ist sie normal, überdreht, usw. Gegebenfalls, wenn ich noch keine Erfahrung habe, lasse ich auch das mal einen guten Trainer vor Ort einschätzen.
Und zuletzt noch einen persönlichen Tipp: ich würde die Uhren im Haus mal für eine Weile zuhängen. Wichtig ist, dass Euer Welpe ein ausgeglichenes, zufriedenes Leben führen kann, die Anzahl der Stunden ist ziemlich rille. Das ist nicht mehr als ein Anhaltspunkt - die wirkliche Rückmeldung kriegt Ihr vom Hund, ob sein Schlaf-/Wachpensum gerade ausgewogen ist.