An alle leute mit hunde mit schutztrieb:
Glaubt ihr euer Hund würde euch beschützen?
Wenn ja, wie merkt er denn, dass er das darf? Ich bin mir sicher in den meisten situationen wird das ihm verboten.
Nochmal kurz dazu: ja, meine Freki würde, sie hat dafür sogar einen extra Befehl (habe ich ihr nicht beigebracht, sie hat alles mögliche schon mitgebracht von/m Vorbesitzer/n), den sie situationsangemessen interpretiert - „Pass auf“ (in „ihrer“ Sprache). Was ich niemals ausprobieren werde, ist, ob sie auch ein fremdsprachliches „Fass“ hat (ich vermute ja, aber das wird sie bei mir niemals tun müssen!!!). Wenn sie automatisch im Wach-/Schutzmodus ist (nachts allein mit mir auf der Straße, oder beim Revierbewachen auf dem Grundstück), kann ich sie auch jederzeit wieder rausbringen oder unter Kontrolle bringen, dafür hat sie je nach erwünschtem Verhalten (nur entspannen, locker voran laufen, weggucken, zu mir zurückkommen, Stehen bleiben etc.) verschiedene Kommandos. Sie hat nur eine einzige Macke, und das ist ihre Neigung dazu, mit anderen Hunden in der Nachbarschaft entweder Bündnisse oder Feindschaften zu schließen - hat sie aus ihrer Zeit auf den Straßen der Ostblockstaaten mitgebracht. Bei ein-zwei Hunden hier in der Gegend kann es sein, dass sie ihren Job vergisst und sie nur noch aus dem Territorium verjagen will, gerade wenn die zuerst schimpfen. Da kommt der Wolfhund in ihr dann doch recht stark durch. Sobald sie einen Hund aber kennengelernt und für liebenswert befunden hat, darf dieser so gut wie alles, sie teilt sogar ihr Futter. Dieser sehr starke emotionale Bezug auf Artgenossen ist beim Wach-/Schutzhund eigentlich nicht so erwünscht.
Alles anzeigenHallo und guten Morgen,
Ich finde es ja spannend, wenn über solche Themen gesprochen wird...
Und frage mich dann immer, was die Leute denn genau wollen? Einen Hofhund, der selbständig auf seinem Gelände rumwurschtelt und am Zaun patroulliert, oder einen so sagenumwobenen „Familienschutzhund“ (krieg von dem Wort allein ja schon leichtes Würgen), mit dem man auch die Kinder mal Gassi schicken kann, ohne dass sie der Schokoladenonkel entführt, der gerne mal um den Spielplatz schleicht...
Das eine hat mit dem andren nämlich recht wenig zu tun. Und den Familienschützer der mit den Kids Gassi geht, gibt es auch nur auf den Verkaufsplattformen auf denen die Händler ihre Tiere für zehntausende von Euro feilbieten.
Der Hofhund/Wachhund ist ein selbständig arbeitendes Tier, das an grossartiger Führung und Anweisungen durch den Besitzer ja mal eher nur mittelmäßig interessiert ist (Herdenschutzhunde sind da ein gutes Beispiel, mit denen mal schnell in die Eisdiele oder eine Runde Gassi in der Fußgängerzone oder dem besagten Kinderspielplatz... hmm, eher nicht so das Gelbe vom Ei, Hunde die dafür eingesetzt sind, halten in der Regel ja nicht so viel vom Verlassen des hoffentlich grossen Grundstückes)
Der Personenschutzhund, den der Hundeführer hoffentlich aus gutem Grund hat (also eher so beruflich und nicht weil die russische Mafia, der Ex oder sonstwas hinter einem her ist) ist da ganz anders ausgebildet. Und da red ich jetzt nicht von irgendwo im Hinterhof scharf gemachten Hunden, sondern ein solide sozialisierter und auf alles vorbereiteter Hund, dem in kleinen und gut überlegten Schritten von professionellen Ausbildern trotz neutraler Einstellung gegenüber Fremdpersonen auf eine Bedrohungslage hin eine eigenständige Schutzhandlung (das kann beißen, oder ein Stoßen mit dem Stosskorb sein) beigebracht wurde.
Ein richtig guter Diensthund/Personenschutzhund ist nämlich kein Vollassi, der alle hasst und ständig an der Schwelle zum Ausrasten steht. Er ist immer unter Kontrolle und steht fremden Menschen neutral aber aufmerksam gegenüber, zeigt Aggressionsverhalten nur auf Bedrohungslage und lässt sich vom Hundeführer aber auch jederzeit wieder abstellen.
BTW: das immer wieder erwähnte „auf Kommando beißen“ finde ich auch mehr als bedenklich, in Deutschland gibt es nämlich immer noch den Notwehrparagraphen und in dem is ganz glasklar geregelt, wann ein Hund eingesetzt werden darf, und dass ist nicht der fall, weil einer bös kuckt oder hinter einem in der dunklen Gasse einer schief schaut. Einen Hund auf einen anderen Menschen zu hetzen, ohne dass der eine Bedrohung darstellt, oder den Hund jemandem hinterherzuhetzen, ist nämlich schlichtweg verboten. Und da rede ich jetzt nicht vom ganz klar geregelten Schutzdienst im sportlichen Bereich des Mondioring/Ringsport oder IGP.
Noch dazu kommt, dass das zivile Ausbilden eines Hundes (d.h. In Zivilkleidung mit verdecktem Schutzarm oder Sicherheitspolstern) für Privatpersonen schlicht und ergreifend verboten ist... und wenn der Hund beißt, steht man dann mit einem Fuß schon mal halb im Knast.
Was man darf ist: dem Hund ein „anstellen“, das heisst bellen beizubringen, bisschen Radau zu machen, und das wars dann aber auch schon. Reicht ja auch meist.
Aber einem unsicheren, unerfahrenen Hundehalter einen zivil ausgebildeten Hund in die Hand zu drücken, wofür es ja einige fragwürdige Anbieter gibt (muss man ja nur auf Eb** Kleinanzeigen schauen) finde ich sehr fragwürdig. Es hat schon einen Grund warum Leute, die professionell mit Hunden arbeiten, meist Scheine oder Paragraphen machen müssen.
Aus meiner Sicht reichen eine imposante Optik, ein wenig Melden und eine sichtbar gute Bindung zum Halter aus, damit ein Hund „beschützt“. Und ich glaube, viel mehr wollen diese erwähnten „Hundeanfänger mit Listi-Wunsch“ auch nicht. Die meisten sind vernünftig genug, den Hund nicht scharf machen zu wollen. Da trainiert man eher laut geben und guten Gehorsam eigentlich.
Zum Personenschutzhund in unerfahrener Hand: keine gute Kombi. Ich habe hier einen Hund, bei dem eine solche Vergangenheit vermutlich vorliegt (plus etwas schlimmer weil auch Kettenhaltung). Wäre ich ein Anfänger gewesen, wäre ich aufgeschmissen. Meine Hündin war sehr schnell, nachdem sie uns als ihre Familie akzeptiert hatte, grundsätzlich immer interventionsbereit. Was ich zuerst lediglich für Trieb und Reizoffenheit bzw. kurzfristig fälschlicherweise sogar für mangelhafte Sozialisation hielt, bis ich per Zufall entdeckt habe, dass es antrainiertes Verhalten ist. Ich musste sie am Anfang regelrecht „entschärfen“ - und war damit zum Glück erfolgreich. Ein Anfänger wird mit einem solchen Hund nicht richtig umgehen können. Aber so einen Hund braucht der hypothetische Listi-Fan auch nicht, er möchte einen süßen Knuffel, der die Familie liebt und durch seine Optik ein bisschen abschreckt.
P.S. Ich bitte hier darum - für die Kritiker meiner Einstellung zu Wachhunden - zu beachten, dass ich meine Hündin NICHT zu Mannschärfe ausgebildet habe.