Beiträge von FrekisSchwester

    Ich muss immer wieder darüber nachdenken. Mir ist bewusst, dass man - traditionell in der Zucht - die Nervenstärke als vererbbar ansieht, das nur um klarzustellen dass nicht Unwissenheit, sondern Zweifel an den allgemeinen Überzeugungen hier aus meinen Kommentaren dazu spricht. Tatsächlich vermutet man heute, dass sogar um die 60% des Charakters des Hundes durch Genetik bestimmt wird. Allerdings gibt es einige Studien, die aus meiner Sicht Hinweise darauf geben, dass mehr im Spiel ist.

    https://www.researchgate.net/publication/31…sonality_Traits

    Wenn nur die Schreckhaftigkeit gegenüber lauten Geräuschen und Appotierwille statistisch bedeutend vererbt werden, ist das schon ausreichend, um von hereditär bedingter Nervenstärke zu reden?

    https://www.nature.com/articles/s41437-019-0275-2

    Oder reicht Ausmaß der Angst vor nicht sozialen Reizen und Verspieltheit schon für diese Annahme aus?

    Wie groß ist der Einfluss des Verhaltens der Mutterhündin in den ersten Wochen? Kann man diesen Einfluss von den von ihr vererbten Genen sprechen?

    Und mal ganz allgemein: wenn Training und Haltungsbedingungen im Erwachsenenalter die generelle Ängstlichkeit eines Hundes reduzieren können (und Hundetrainer behaupten dass es möglich ist), wie groß muss dann der Einfluss der Aufzucht (Prägungs- und Sozialisierungsphase) sein?

    Zu berücksichtigen ist auch, dass wenn man seit vielen Generationen der Zucht bestimmte Charaktereigenschaften bevorzugt, man je nach Rasse diese auf ganz unterschiedlichen Genloki basiert vorfinden kann.

    Ich finde es schwierig, von einer absolut vererbbaren Nervenstärke zu sprechen. Das Gehirn, auch bei einem anderen Säugetier als dem Menschen, ist plastisch und flexibel. Gerade bei einem so komplexen sozialen Jäger wie dem Wolf (und dementsprechend auch Hund) ist ein großer Teil der Eigenschaften auch durch seine Lernerfahrungen erklärbar. Selbst wenn 60% vererbt ist - 40% ist eine Menge.

    Popular sires und keine Deckbegrezung sind ein massives Problem. Wenn ich mir angucke, wie oft Djinis Vater und dessen vollbruder bereits vertreten sind :flucht: oder Hunde von der Zucht ausgeschlossen werden weil sie irgendeine unsinnige Vorgabe nicht erfüllen. Die Elfe z. B. ist für nen mittelspitz deutlich zu groß. Die Großspitz Vorgaben würde sie allerdings voll und gabz erfüllen. Wäre sie jetzt weiß, braun oder schwarz, wäre es kein Thema sie zum Großspitz aus mittelspitz Eltern umzuschreiben und sie in die zucht zu nehmen so fern der Rest von den Ergebnissen passt. Da sie orange und es die Farbe beim Großspitz nicht gibt (weil halt. Die waren schon immer schwarz, braun oder weiß 1!11!!) ist sie untauglich. Das sind so Dinge, das macht für mich einfach keinen Sinn. Wenn mit Farbe keine Krankheit einher geht sondern es rein um "aber aber das geht's so nicht weil schon immer lilablassblau" macht man sich damit auf lange Sicht die Zucht kaputt.

    Ja, gerade beim Großspitz, der am Aussterben ist, wäre deine Hündin ein Segen. Wenn man die Farbe auf Dauer nicht in der Zucht will, kann man später immer noch selektieren. Etwas mehr Flexibilität würde so einige Rassen retten, die sonst in 50 Jahren nicht mehr sind ?

    Deine Hündin ist winzig. Die Wellen sind für sie wahrscheinlich riesig und das Wasser ist kalt und vermutlich für sie schnell tief. Ich würde es bei den ersten Malen eher mit einer sehr seichten Stelle in einem kleinen Bach oder Teich oder mal einer größeren Pfütze anfangen. Und gerne in der wärmeren Jahreszeit - da könnte es passieren, dass sie sogar von selbst Lust bekommt! Lass ihr damit ruhig etwas Zeit. Meine Große kam erst als ältere Hündin zu mir und mochte zuerst kein Wasser, das tiefer war als ca. 5 cm. Und sie ist 65 cm in der Schulter. Für deine Hündin ist es ja viel, viel suspekter noch ?

    Ich bin dem von Stephanitz extrem dankbar, denn ohne den DSH hätte es auch den TWH nicht gegeben (der übrigens auch eine Art... Doodelei... war früher mal ... nur eben mit der Urversion; dem Hartl bin ich auch dankbar), und das sind zwei Rassen die ich super finde. Aber beide Rassen haben ein klares Ziel, das auch über Generationen verfolgt wird.

    Nicht so der Shepsky, der „Doodle des Naturburschen“ aus meiner Sicht. Das ist ein Designerhund. Ein toller Designerhund, aber ebenso wie der Doodle ist er nur echt in der F1 und wird aus zwei reinrassigen Eltern gemixt. Das Ziel ist hier eine einzige Generation die gar nicht weiter zur Zucht verwendet werden soll.

    Wenn deine Lieblingsrasse eine im VDH anerkannte Rasse ist, ist es keine Doodelei mehr. War es vielleicht am Anfang, aber nicht mehr.

    Das ist ein Instinktverhalten. Unsere Hunde (vor allem die Wolfhundmixe) vergraben auch alles „Wervolle“ tatsächlich gut versteckt im Garten. Bei der Großen sind es Knochen- und Kauartikelreste. Der Jüngere versteckt so auch noch sein Spielzeug. Drinnen versteckt er Dinge in Schuhen oder unter den Möbeln. Wie ein Eichhörnchen ?

    Wenn ein Hund die Sachen nur symbolisch versteckt zeigt dass er sich ihrer sicher fühlt und keine Konkurrenz da ist. Er fühlt sich wohl. Finde ich schön ??

    Und gechillte Reaktion auf unbekannte Reize ist vor allem einer guten Sozialisierung geschuldet.

    Noe. Es ist das Grundwesen des Hundes, sein Nervenkostuem, usw.

    Wie soll ich einen Hund auf einen unbekannten Reiz 'sozialisieren'?

    Je mehr „unbekannte“ Reize der Welpe in der frühen Zeit mitbekommt und gefahrlos erkunden/als gefahrlos oder positiv erleben darf, umso mehr wird er dies auch später „gechillt“ tun können. Es ist sehr gut mit der frühen Kindheit eines Menschen vergleichbar. Welche Reaktion jemand auf Neues zeigt, hängt sehr stark von seinen früheren Erfahrungen mit „Neuem“ ab.

    Das Grundwesen/Nervenkostüm eines Hundes, das er durch die Genetik mitbringt, wird in der frühen Sozialisierungsphase weitergeformt (die meisten Hunde kommen nicht als reizoffene Beißer oder Angsthunde zur Welt).

    Später kommt Erziehung etc. dazu.

    Ich sehe bei jeder Rasse, die sich der Mensch in der heutigen Zeit und innerhalb der Zivilisation halten möchte, ein gewisses Maß an Umweltsicherheit für sinnvoll.

    Sicher: Aber die Trefferwahrscheinlichkeit sollte doch bei den klassischen Begleithundrassen höher liegen als beim typischen Herdenschutzhund.

    Und nein, gechillte Reaktion auf unbekannte Reize ist nicht nur Erziehung.

    Ging es nicht eigentlich um die Umweltsicherheit? Ich finde die Idee, dass ein Kangal von Natur aus weniger Umweltsicherheit als ein Malteser mitbringt, ziemlich ungewöhnlich.

    Der Kangal ist zum Einen kein „typischer“ HSH, da er Menschen (auch fremden) gegenüber um einiges freundlicher ist als viele andere HSH-Typen und im Ursprungsland zu vielseitigen Zwecken als Arbeitshund eingesetzt wird. In der Fußgängerzone wird er vermutlich nicht im Dienst sein (keine Herde dabei... nicht auf eigenem Territorium...) und zudem sind Kangals, wenn sie gut sozialisiert, erzogen und ausgelastet sind, ziemlich chillig.

    Und das sollte auch so sein. Laut Rassestandard des Kangals ist ein stabiles, mutiges und selbstsicheres Temperament ohne Aggression erwünscht, und Misstrauen gegenüber Fremden - nur im Dienst.

    Und gechillte Reaktion auf unbekannte Reize ist vor allem einer guten Sozialisierung geschuldet.

    "Offenes Zuchtbuch" nur und ausschliesslich nach Erfüllung bestimmter Kriterien, die eine Verbesserung des Genpools erwarten lassen. Irgendwelchen rasseähnlichen Hunden den Zugang zum Zuchtbuch ohne Auflagen zu ermöglichen, diskriminiert Züchter, die sich an strenge Auflagen halten. Damit wird der Rassezuchtverein zur reinen Registrierstelle degradiert, bei der jeder Vermehrer andocken kann.

    Ich verstehe zwar, was du mit der Diskriminierung meinst. Aber würden nicht dieselben Züchter im Endeffekt davon profitieren, wenn sie auch Fremdbluteinkreuzungen nutzen dürften?

    Ich glaube der Hauptunterschied liegt in der Art der Zucht.

    Das Eine sind reine Arbeitshunde, bei denen die Ahnentafel schon immer eher so eine Zugabe war (und in der auch die Leistungsstärke ausschlaggebend ist). Mit den Besten wird weitergezüchtet, da ist nicht eine einmalige Hybridisierung das Ziel. Die Einkreuzungen und Rasseneuschöpfungen entsprechen also dem traditionellen Zuchtideal für Arbeitshunde.

    Das Andere sind Show- oder „Familienhunde“, bei denen Ahnentafel, Langlebigkeit (also bessere Gesundheit), Optik und Image zählt. Deswegen ist der Doodle (außer der Australian Labradoodle) so vielen ein Dorn im Auge - die Doodelei bedient sich der Errungenschaften der Rassereinzucht, ohne etwas „zurückzugeben“. Man kann mit den Doodles nicht weiter züchten, man will vor allem die F1. Damit wird das traditionelle Zuchtideal für Show- und Familienhunde hinterfragt.

    Ich könnte mir vorstellen, dass genau dieses moralische Dilemma den Doodle so schwierig macht aus den Augen der traditionellen Zucht.

    Zuchtbücher:

    In das Register können Hunde ohne Ahnentafel oder mit einer vom VDH/FCI nicht anerkannten Ahnentafel nach einer Phänotyp-Begutachtung mit positivem Ergebnis durch einen in der VDH-Zuchtrichterliste eingetragenen und für die Rasse zugelassenen Zuchtrichter eingetragen werden. 4.Weiterhin werden in das Register Hunde eingetragen, die von im Register bereits eingetragenen Hunden abstammen.Nachkommen von Hunden, deren Daten in drei aufeinanderfolgenden Generationen lückenlos im Register geführt wurden, können ab der 4. Generation in das Zuchtbuch übernommen werden.5.Die Rassehunde-Zuchtvereine entscheiden in eigener Zuständigkeit, ob sie eine Zucht mit Registerhunden zulassen.

    https://www.vdh.de/tl_files/media…20mit%20DFB.pdf

    Ja, es ist nicht der VDH, der geschlossene Zuchtbücher fordert. Der VDH überlässt die Entscheidung den Vereinen. Ich glaube, das wäre schon ziemlich das, was ich mir von der Hundezucht wünsche - dass der VDH und die entsprechenden Vereine in den anderen Staaten offene Zuchtbücher fordern. Dass Registerhunde, nach entsprechender Zzl., in die Zucht genommen werden müssen/ das Verbot davon seitens der Rassezuchtvereinen nicht gestattet wäre.

    Ich könnte mir bei allen Nicht-Arbeitshunden einen Test auf Umweltsicherheit gut vorstellen.

    Klar muss der Kangal nicht gechillt samstags durch die Fußgängerzone laufen können. Der Malteser sollte das aber hinkriegen.

    Gerade bei den klassischen Begleithunden fände ich das sehr sinnvoll.

    Na ja, das könnte er, wenn du in einem Ort mit Fußgängerzone wohnst und er das kennt und du das so möchtest und mit ihm übst. Ob er das muss, entscheidest im Zweifel du als HH. Genauso wie beim Malteser.

    Ich sehe bei jeder Rasse, die sich der Mensch in der heutigen Zeit und innerhalb der Zivilisation halten möchte, ein gewisses Maß an Umweltsicherheit für sinnvoll.