Hab jetzt auch nicht alles komplett gelesen, aber wollte dir nur erzählen wie das bei uns lief. Ich hab ja auch eine kleine Jagdsau und je nach Gebiet (und Tagesform von mir/dem Hund) komme ich auch nach 5 Jahren nicht auf die Idee ihn komplett offline laufen zu lassen. Ich wollte ja aber einen jagdlich motivierten Hund und damit war mir von Anfang an klar, dass das dann beim Gassi Probleme mit sich bringen kann. Trotzdem war Gassi (in der Natur) lange Zeit echt anstrengend, Seele baumeln lassen ging kaum (zum Glück ist das Gewicht vom Hund etwas geringer wie bei dir, wollte ich unkonzentriert spazieren gehen kam er an die 5m Flexileine und ich konnte zumindest meinen Kopf etwas abschalten, körperlich war es aber trotzdem ein kleines Workout). Ich war früher (also bevor der Hund einzog) sehr oft draussen im Wald, bin querfeldein Pilze suchen usw, das war dann mit Hund nicht mehr machbar, hätte uns beide viel zu sehr gestresst. Nach ca 4 Jahren ist das jetzt tatsächlich auch mit Hund möglich, der Hund hat dann zwar nicht super viel Spass wenn er an der Umhängeleine neben mir herlatschen muss und statt nach den gut riechenden Spuren schaut der Mensch nur nach doofen Pilzen, aber immerhin ist es kein Kampf an der Leine wohin wir gehen. Das ist dann einfach eine Veranstaltung für mich und nicht wirklich für den Hund, der kommt dann z. B. auf dem Weg zum Pilzrevier und wieder zurück auf seine Kosten. Das gleiche "Problem" hab ich beim Joggen gehen mit ihm, war früher mehrmals die Woche los und jetzt hab ich einen Hund, der zwar durchaus gerne ne Weile mitläuft, mit dem ich zusammen auch super über ne Wiese rennen kann usw (also so eigentlich bewegt er sich gerne), aber laufen um des laufens Willen ist für längere Zeit am Stück nix was ihm doll Spass macht. Unser Kompromiss ist, dass ich auch mal ohne Hund laufen gehe (kam ich mir anfangs echt blöd vor) und wenn er mit ist gibt es so alle ca 10 Minuten eine kurze Pause (ne Minute oder so) für den Hund, nicht weil er körperlich nicht mehr könnte, sondern damit er kurz schnuppern/sich lösen darf, was beim Laufen verboten ist. Das waren jetzt so 2 Beispiele bei denen ich im Vorfeld in meiner Phantasie immer gedacht hätte wie toll das mit Hund sein muss, haben jetzt einen Kompromiss gefunden der hoffentlich für uns beide ok ist.
Was ich mir aber immer gesagt habe, wenn unsere normalen Gassirunden anstrengend waren, dass ich das nicht für mich mache, sondern für den Hund, das war immer mein Mantra, wenn sein Verhalten echt genervt hat.
Ich unterscheide ob ich unterwegs bin und der Hund nunmal dabei (z.B. auf dem Weg vom Hotel ins Restaurant), weil wir zu Fuss wo hin müssen oder ich Gassi/spazieren gehe für den Hund. Klar haben wir auch Regeln beim Gassi, diese sind aber deutlich lockerer. Mein Ziel war dann irgendwann, dass er zumindest mit nem halben Ohr bei mir ist und sich nicht komplett in seine Geruchswelt wegbeamt. Ohne Erlaubnis geht es nicht runter vom Weg und auf weiter geht es weiter. Er darf sich z. B. nicht zu sehr am Hündinnenpipi festschnuppern, fokussiert er sich zu sehr auf Wild und droht nicht mehr ansprechbar zu sein wird das abgebrochen usw.
Das einzige Mal, als er ohne Kommando 10 Minuten am Stück nur direkt neben mir hergelatscht ist ohne sich für seine Umwelt zu interessieren war ich am selben Tag noch beim Tierarzt (er war dann auch tatsächlich krank).
Natürlich kann man das jetzt nicht wirklich vergleichen mit eurer Situation, der Hund wiegt hier nur 14 kg, ich hab keine Kinder, kann meine Arbeit meist sehr gut um den Hund rumplanen und ich kann mich auch nicht über seinen Jagdtrieb beschweren, weil ich das ja genau so wollte (hier werden immer nur jagdlich interessierte Hunde leben oder kein Hund).
Finde es auf jeden Fall sehr mutig von dir, das hier so zu schreiben und hoffe du findest eine gute Lösung für euch. Einen wirklichen Tip hab ich leider nicht für dich.