Beiträge von Terri-Lis-07

    Zu der Sache mit der Überlegung frontal drauf zu zu gehen : Das meinte ich damit, dass es hilfreich ist sich anzueignen wie man sich deeskalierend verhält, bzw so dass dich ein Hund nicht als Gefahr betrachtet.

    Das ist noch wichtiger als einschätzen zu können ob ein Hund jetzt ängstlich, unsicher, freundlich, gereizt oder desinteressiert gesinnt ist.

    Für einen Hund ist zB bedrohlich :

    - Anschauen, besonders starren ( ist eine Drohgebärde)

    - frontales drauf zu gehen ( ebenfalls Drohgebärde)

    - nach vorne beugen ( drohen)

    - starr werden ( kann eine Drohung sein, oder einfach nur für seltsam gehalten und deshalb als bedrohlich empfunden werden)

    - ungebeten in den individuellen Raum eindringen ( jeder hat seine Individualdistanz in welcher er sich wohl fühlt - unterschreiten führt zu Stress)

    Worauf ebenfalls die ein oder anderen Hunde negativ reagieren können :

    - angesprochen werden

    - Alkoholgeruch

    - Gerüche bestimmter Krankheiten

    - Anderes Bewegungsbild aufgrund Alter oder Krankheit/Behinderung

    - bestimmte Bekleidung

    - ungewöhnliches Verhalten

    Ersteres trifft so ziemlich auf alles zu, die zweiteres Stichpunkte betreffen dann eher Hunde die von Grund auf schon misstrauisch sind/mit Fremden nicht viel anfangen können, unsicher oder ängstlich sind, oder entsprechend blöde Erfahrungen gemacht haben.

    Es gibt auch Hunde die Fehler in der Netiquette leichter verzeihen als Andere, weil sie abgespeichert haben dass Menschen halt körpersprachliche Grobiane aber meist eigentlich ganz nett sind. Und dann gibt es Hunde wie bspw meine Hündin, die finden von Prinzip kleinste Dinge ( zB ein kurzer Blick) schon bedrohlich, halten sich jedoch unauffällig weil sie gelernt haben nicht ( mehr) drauf anzuspringen. Und dann kann es sein dass ein vermeintlich desinteressierter Hund doch mal "plötzlich" ungemütlich wird, weil man einen Bereich überschritten hat bei dem man noch nicht ist ( ich kann zB mit Hund noch keine Gespräche führen, das geht zu weit).

    Deshalb ist es mit unbekannten Hunden erstmal keine gute Idee.

    So oder so musst du erstmal ein wenig Gras über die Sache wachsen lassen, aber schonmal drüber nachdenken ob oder wie man sich der Angst dauerhaft stellt, kann man ja schonmal.

    Aber du siehst ja an den angesprochenen Verhaltensweisen schonmal - Jemand der sich verhält wie eine ängstliche Person, wirkt automatisch bedrohlich obwohl sie eigentlich möglichst unauffällig sein mag. Und genau das ist eigentlich das Verhalten das du fremden Hunden im Idealfall entgegen bringst - unauffällig sein, bei Bedarf beschwichtigen. Nicht drohen, dem Hund keine besondere Aufmerksamkeit schenken.

    Das is ja das was so tricky ist - Man will die potentielle Gefahr einschätzen und nicht aus den Augen lassen, darf den Hund aber nicht direkt anschauen.

    Zwecks Verhalten lernen, meinte ich auch nicht dass du eine Psychoanalyse machen sollst. Es ist nur sinnvoll wenn man eine Situation einschätzen kann.

    Angeschaut werden ist zB nicht gleich angeschaut werden ( das gibt's aus Neugierde, aber auch als drohen bspw).

    Schwanz wedeln ist nicht gleich ein freudiger Hund, sondern nur ein aufgeregter - ob freundlich oder angepisst, wäre im Zweifel gut zu wissen.

    Nur so als Beispiele.

    Auch die Rassen können Unterschiede machen - wenn auch das manche Menschen vielleicht ungern wahr haben möchten.

    Triffst du bspw auf einen Bolonka, einen Labrador oder einen Golden Retriever, ist die Wahrscheinlichkeit dass er sich dir gegenüber aggressiv verhalten wird, eher gering. Auch viele Listenhunde bspw sind Menschen gegenüber oft eher freundlich gesinnt ( bei anderen Hunden sieht das oft mal ganz anders aus).

    Triffst du dagegen auf wachsamere Hundetypen ( bspw sämtliche Gebrauchshunde oder Herdenschützer einfügen), ist die Wahrscheinlichkeit groß dass er dich abcheckt ob du gefährlich bist, und im Zweifel mit Abwehr reagiert.

    Es gibt also Einige Dinge, die dir weiter helfen können, wenn du dir das Wissen aneignest. Bekannte Hunde sind ein guter Einstieg, bei diesen weißt du ja wie sie drauf sind und sie kennen dich bereits.


    Als Extrem Beispiel : Ich hab mal ein Mädel kennen gelernt, das richtig Panik vor Hunden hatte. Es ging eigentlich nur ein Westie aus der Nachbarschaft, alles Andere ging garnicht, egal wie der Hund aussieht, nur Westies sind okay.

    Zwei Vollidioten haben sich den Spaß gemacht ihr ihren fetten, keifenden Zwergpinscher ins Gesicht zu strecken.

    Sie schrie auf, flüchtete sich auf die Toilettex hat sich mehrere Stunden verbarrikadiert und bekam eine Panikattacke!

    Das blöde an Ängsten ist, dass sie oft auch irrational sind oder sich steigern.

    Ich wurde zB als Kind von einer Wespe oder Biene am Auge gestochen. Danach hatte ich so Angst vor Wespen, dass ich bei Sichtung blind vor Angst auf die Straße gerannt bin. Wenn allerdings die Möglichkeit zur Flucht nicht da war, musste ich mich damit auseinandersetzen, und irgendwann wurden Wespen dann nurnoch lästig, und nicht mehr beängstigend.

    Ein Anderes Beispiel - Der Biss vom Zwergpudel. Ich habe keine Angst vor Hunden, und der Biss war nur ein Kratzer am Finger. Trotzdem schoss mir total das Adrenalin hoch und ich konnte diesen Hund nicht weiter frisieren ( unbewusste Reaktion, total übersteigert).

    Oder als ich mal vom Pferd geflogen und volle Kanone gegen die Wand gekracht bin. Ich hab in diesem Moment vergessen wie man atmet, und die Reitlehrerin hat mich danach wieder aufs Pferd verdonnert - damit sich die Angst nicht manifestiert.

    Das hielt nachhaltig an, hab dann erstmal aufgehört reiten zu gehen.

    Als ich dann wieder auf dem Pferd saß, bin ich immer als es zu schnell wurde ( der Unfall ist im Galopp gewesen) vom Sattel gesprungen. Aber nach und nach saß ich wieder entspannt im Sattel, und hab auch dann keine Panik gekriegt als das Pferd doch unerwartet los galoppiert ist. Trotzdem hab ich noch heute Angst davor, aber nicht mehr so wie früher.

    Sind zwar Beispiele die nicht viel mit deiner Situation zu tun haben, aber Beispiele dafür dass es hilft, wenn man lernt mit der Angst umzugehen.


    Edit : Narben kann man heutzutage covern lassen.

    Ich schätze das Unkomplizierteste dürfte es sein, einmal soweit möglich das ohne Hund zu erklären. Also zB wenn du mal beim Bäcker ins Gespräch kommst, beim Müll raus bringen nen Nachbarn triffst oder so.

    Da kann man ja ganz freundlich erklären dass man mit Hund keine Gespräche führen kann, weil ihr am trainieren seid, und du dich dann nicht auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren kannst.

    Dorfleben und Stadtleben sind echt Welten. Entweder kennt dich jeder oder keiner. In ersterem Fall gibt's schnell 10000 Gerüchte, und in Letzterem kannst du dich zum größten Depp machen ohne dass es irgendwen juckt.

    Wobei ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Gerüchteküche aufm Dorf früher oder später sowieso brodelt.

    Es ist insgesamt nicht mein Konzept. Aber bei dem Hund, den die TE beschreibt würde ich es schon dreimal nicht empfehlen. Und grundsätzlich nicht bei Hunden, bei denen man die Möglichkeit im Blick haben muss, dass die mit Ressourcenknappheit sozialisiert wurden, für die hat das nämlich eine ganz andere Bedeutung als für Hunde, die mit regelmäßiger geschützter Säugung und später regelmäßig gefüllten Näpfen sozialisiert wurden.

    Deswegen schrieb ich ja, dass man es nicht weiter empfehlen sollte.

    Bei uns hats gut geklappt, bei nem anderen Kaliber Hund ist das möglicherweise ein totaler Griff ins Klo, bzw kontraproduktiv.

    Ich bin nur drauf eingegangen weils angesprochen wurde ^^