Beiträge von Bordy94

    Ich brauch gern mal euer Schwarmwissen:

    Sind eure intakten Hündinnen nach der Läufigkeit auch so reaktiv (auf andere Hunde)?

    Hintergrund:

    Meine Borderhündin Looney, 2.5 Jahre alt, zeigt seit einigen Tagen ein offensives/ agressives Verhalten gegenüber Fremdhunden. Dies an der Leine sowie im Freilauf (wird jetzt natürlich verhindert durch anleinen). Jetzt nix mit schreddern oder so, aber doch mit einer Vehemenz, die ich von ihr so nur selten kenne :shocked:

    Es gab jetzt keinen Vorfall, auf den das Verhalten zurückzuführen wäre.

    Gesundheitlich ist sie (wieder) fit, hatte vor kurzem aber eine fiese Magen Darm Infektion, die sich über ein paar Tage gezogen hat.

    Im Dezember war sie das fünfte Mal läufig. Bis anhin ohne grosse Probleme, ausser nach der letzten Läufigkeit vermehrtes "Nesten" und sehr auf Körperkontakt mit ihren Lieblingsmenschen aus.

    Nun habe ich stark das Gefühl, dass dieses Pöbeln mit der beginnenden Scheinmutterschaft zusammenhängt. Würde evolutionstechnisch sowie zeitlich ja auch Sinn machen, sich so zu verhalten (Fremdhunde werden versucht, per se abzuwehren, Ressourcen sind ihr plötzlich wichtiger) um die potentiellen Welpen zu schützen.

    Habt ihr das bei euren Hündinnen auch schon so beobachtet?

    Oder macht sie nochmals einen Sprung mehr richtung "Erwachsen und ernsthafter?"

    Es geht mir im Übrigen nicht darum, eine "Ausrede" für das Verhalten meiner Hündin zu finden oder darauf zu hoffen, dass sich das von selbst wieder regelt. Wir kriegen das zusammen auf jeden Fall wieder hin, hatte sie doch als Junghund auch eine Pöbelphase, die wir gut in den Griff kriegten.

    Es geht mir mehr um den Erfahrungsaustausch und das allgemeine Verständnis, was genau in ihr momentan vorgeht.

    Das ist sehr schön, dass du die Tipps beherzigen möchtest :bindafür:

    Reicht es da schon, den Hund abzulegen? Oder sollte man eher so etwas wie eine Trainingsleine ran machen? Wäre für jeden Tipp für den Aufbau des Rituals dankbar. :)

    Wie alsatian_00 geschrieben hat, würde auch ein Wort reichen. Ich persönlich streue auch total gerne Futter nach einer für den Hund anstrengenden Situation (Katzen/ Eichhörnchen wurden ignoriert, Begegnung mit "Hundefeinden", Apportierspiel, wenn mal kurz das Sportfuss geübt wird etc.). Du kannst dazu die Kekse ganz klein machen und über mehrere Quadratmeter verstreuen, so dass der Hund über 1-2 Minuten am suchen ist. Das ist eine tolle Belohnung, Auslastung und bringt viele Hunde sehr gut runter. Nur bedenken, dass auch dies für den Hund anstrengend ist, also nicht zu oft und zu lange.

    Gibt es sonst noch irgendwelche Regeln im Haus, die nützlich sind, um dem Hund zu Hause Struktur zu bieten?

    Bei uns, als Looney im Junghundealter super wuselig und aufgedreht war, half auch das Deckentraining. Allerdings ist auch das natürlich eine Heidenarbeit, aufzubauen und ich würde mir überlegen, die Kapazitäten des Hundes allenfalls für andere (für euch vielleicht wichtigere Dinge) zu nutzen. Auf dem Platz anleinen um für Ruhe zu sorgen ist je nach Hund aber auch nicht verkehrt. Dann müsst ihr nicht immer diskutieren und der Hund weiss ganz genau, was Sache ist und wenn er mal zu ruhen hat.

    - Schläft/ ruht Emi denn genug?

    Kastration bei so jungen Hunden finde ich persönlich immer sehr schwierig. Ist ja nun aber schon passiert und nicht mehr änderbar.

    Hatte sie gesundheitliche Probleme, dass sie kastriert wurde? War sie bereits Läufig? (Auch das kann da rein spielen).

    Natürlich ist es gut, wenn der Hund auch mal die Sau rauslassen kann, das muss auch sein. Nur eben dosiert, aber 1-2mal die Woche klingt da schon deutlich besser als ich erst verstanden habe.

    Ich persönlich würde weniger an den Grundkommandos feilen aktuell. Den Hund mehr Hund sein lassen, einfach lange Schleppleine dran und gut ist. Lass den Hundedinge machen, schnüffeln, rennen, buddeln. Nicht auf jedem Spaziergang etwas trainieren. Ich denke, dass die wohl aktuell gerade auch etwas im Hormonchaos ist und somit auch gar nicht gross aufnahmefähig. Da laufen aktuell viele Dinge ab im Hundekopf.

    Besonders auch was die Impulskontrolle angeht würde ich sehr viel langsamer machen. Natürlich ist das "sich zurücknehmen" wichtig. Aber dies zu üben ermüdet einen Hund geistig meist sehr viel mehr, als man sich als Mensch vorstellen kann. Da bleibt wohl wenig Kapazität für andere Dinge dann.

    Was ich konkret machen würde, wäre ich in der Situation:

    - Gassi gehen= Hundedinge ohne grosse Ansprüche an den Hund. Mal zusammen rennen, Kekse suchen etc. finde ich gut. Aber kein Dauerbespassungsprogramm und keine Kommandokaskaden.

    - ein paar wenige Male in der Woche das trainieren, was euch wichtig ist (bspw. Rückruf etc- aber auch das nicht bis zum erbrechen sondern nur kurze, knackige und vor allem für den Hund spassige Einheiten)

    - Diese Einheiten gegebenenfalls mit einem Ritual ein- und ausklingen lassen, so lange der Hund noch "so drüber" ist

    - Proteinbedarf überprüfen und nachrechnen, ob ein Überschuss vorhanden ist

    (Du findest beispielsweise im Netz gute Angaben zum Proteinbedarf "Meyer Zentek". Dann mit der Tagesration abgleichen und eventuelle Kauartikel dazurechnen (Angaben findest du ja auf den Packungen)

    - Dem Hund auch zuhause Struktur und klare Kommunikation bieten (was darf er/ wo darf er es etc) und diese Regeln auch konsequent erhalten

    - Erst wenn eine gewisse Grundruhe erreicht ist, würde ich überhaupt an Leinenführigkeitstraining denken. Ich denke da liegt nämlich der Hund viel tiefer begraben (Ruhe, Souveränität, Selbstvertrauen und Vertrauen mit den Regeln und Grenzen)

    - Leinenführigkeitstraining nur ganz kurz (am HB), für Freizeit wieder Geschirr. Nicht zu viel erwarten in kurzer Zeit.

    - Ich würde auch nach Möglichkeit mal einen Trainer/ in bei euch zu Hause drüberschauen lassen

    - Ist die Maus gesundheitlich durchgecheckt? Gerade die FB ist ja leider sehr, sehr eine kranke Rasse. Da würde es mich nicht gross verwundern, wenn auch körperlich allenfalls was in den Argen liegt, was dieses Verhalten eventuell noch fördert

    Ich habe leider gerade nicht viel Zeit, ausführlich zu schreiben. Was mir aber auffällt, ist dass das Programm doch ganz schön stressig klingt. Zumal zweimal täglich ziemlich viel für den Kopf zusammenkommt (Impulskontrolle etc.). Jeden Tag rumballern mit Gleichaltrigen finde ich auch eher Kontraproduktiv. Da wäre zwischenzeitlich Kontakt mit einem souveränen erwachsenen Hund m.E. wesentlich sinnvoller.

    Zum Mix sagen sicherlich andere User noch was, das lass ich mal so stehen.

    Insgesamt empfinde ich alles als zu viel und zu unstrukturiert.

    Spoiler anzeigen

    Mit meiner sehr entspannten Borderhündin, 2.5 Jahre alt, sieht das Programm z.B. sehr viel lockerer aus:

    -Gassi 1,5 bis 2h pro Tag (Morgen und Abend), vorwiegend Freilauf ohne Kommandos und nix, ausser wenn erforderlich

    -1x die Woche HuPla

    - Etwa einmal wöchentlich eine grössere Runde resp. Wanderung von mehren Stunden

    -Ab und an gerne mal etwas Sucharbeit auf einem Spaziergang, Joggen, laufen am Rad oder Ähnliches

    Edit: Auch die Ernährung kann übrigens hier reinspielen. Was füttert ihr?

    Extremer Proteinüberschuss macht gerne auch mal hibbelig (Kauartikel, zu hoher Proteingehalt im Hauptfutter etc.)

    Zwar nicht Tierheim/ Züchter, aber eine ähnlich verstörende Geschichte:

    Bevor Looney eingezogen ist, habe ich in Betracht gezogen, einem erwachsenen Hund eine 2. Chance zu geben. Mich also auf Homepages von Tierheimen umgeschaut, so wie auch auf den gängigen Kleininseraten geschaut.

    Dort suchte ein 2.5 jähriger Borderrüde ein neues Zuhause. Er sei an den Schafen ungeeignet und suche ein Plätzchen, wo er explizit nicht fürs Hüten eingesetzt würde. Natürlich wolle er gefordert werden, aber nicht am Vieh. Menschenbezogen, aufgeschlossen, mit Grundgehorsam und begeisterungsfähig sei er. Er könne sehr gut mit allen Menschen.

    Dort also mal Kontakt aufgenommen, nach Verzichtsgrund, Lebensweise etc. pp. gefragt, Termin fürs Kennenlernen ausgemacht. (Er sei zu wild an den Schafen, für seine Herde nicht geeignet. Ausserdem habe er keinen gut usgeprägten Hütetrieb).

    Als meine Mutter und ich dort ankamen, traf uns fast der Schlag. Besagter "aufgeschlossener, menschenbezogener Hund" bellte uns geifernd auf 10m Distanz an, näher kam er nicht. Mit einer Körperhaltung, die nichts Schönes erahnen liess. Triefend vor Schmutz von Kopf bis Fuss mit einer offenen Wunde an der Hinterpfote. Im Übrigen kam heraus, dass er bereits mehrere Schafe Tierarztreif gebissen hatte und die Lebensweise dann plötzlich doch ziemlich anders aussah als am Telefon beschrieben. Auf die Frage, was denn mit seiner Pfote los sei, waren die Besitzer selbst recht easy und haben es als "kleiner Arbeitsunfall" abgetan.

    Wir machten auf dem Absatz kehrt und ich bin im Nachhinein echt sauer auf mich, die nicht irgendwo beim Tierschutz gemeldet zu haben :pleading_face:

    Daraufhin nahm ich nur noch mit SKG Züchtern Kontakt auf, für einen Welpen, da ich gerade sehr, sehr ernüchtert war.