Warum scheinen sich die meisten darüber einig zu sein, dass positives Training ohne Strafe und teils Grobheit nicht möglich ist?
Hier wirfst du zwei Sachen durcheinander. Strafe und Grobheit. Beides ist nicht das gleiche.
Training ohne Strafe ist tatsächlich unmöglich. Kennst du die vier Quadranten dazu (positive und negative Verstärkung, positive und negative Strafe)? Wenn ja, dann ergibt sich daraus eigentlich direkt die Erkenntnis, dass man ohne Strafe nicht erziehen kann. Denn bereits das Vorenthalten eines Leckerlis, weil der Hund gerade etwas (noch) nicht ganz richtig macht, kann negative Strafe sein.
Grobheit... Anderes Thema. Das definiert aber sicher jeder anders. Ohne Definition ists schwierig, darüber zu diskutieren mMn.
Warum ist es okay sich einen Hund nur für ein bestimmtes Hobby (Sport) anzuschaffen und ihn nur darauf zu trainieren und vorzubereiten?
Also erstmal ist da eine Unterstellung drin (Hund wird nur auf den Sport vorbereitet). Und in dieser Unterstellung schwingt dann ggf gleich mehr mit (Hund darf keinen Spaß haben? Keine sozialen Kontakte? Und so weiter...).
So an sich: Jede Hundeanschaffung ist auch erstmal Egoismus, mMn. Niemand hier hält Hunde und leidet darunter. Wir alle halten Hunde, weil wir das wollen und es uns ein gutes Gefühl gibt. Und das ist denke ich so, egal ob man einen Sporthund hat oder einen Tierschutzhund.
Ist dieser Egoismus ok? Ich denke schon, wenn man die Bedürfnisse des Tieres trotzdem erfüllt.
Warum sind Schäferhunde und Gebrauchthunde so anders? Warum denkt ihr dass ihr über normalen Erziehungstipps steht?
Was sind denn 'normale' Erziehungstipps? Es gibt bei der Hundeerziehung zig verschiedene Ideen und Ausrichtungen. Noch dazu ist jeder Hund anders. Mir würde das wirklich schwer fallen, alle Methoden mal eben als "normal" oder "nicht normal" einzusortieren. Wo ist da bei dir die Grenze?
Warum macht Alternativverhalten aufzeigen keinen Sinn?
Ich würde nicht sagen, dass es pauschal keinen Sinn hat. Und ich weiß auch nicht, ob das irgendwer anders das so sieht (? -> offene Frage).
Ich finde Alternativverhalten manchmal sinnvoll und manchmal nicht. Es kommt halt drauf an, welche Info ich an meinen Hund geben möchte. Will ich die Info geben, welches Verhalten ich habe möchte? Dann ist Alternativverhalten gut. Will ich die Info geben, dass Verhalten x nicht ok ist? Dann ergibt für mich Alternativverhalten keinen Sinn.
Beispiel: Hund klaut Essen vom Tisch. Nun kann man ein Alternativverhalten üben, zum Beispiel auf der Decke bleiben. Die Info für den Hund ist dann aber nicht, dass er kein Essen klauen soll. Das Klauen selbst wird beim auf-die-Decke-schicken gar nicht thematisiert. Also würde ich das Klauen im Ansatz abbrechen. Ob mein Hund dann auf seine Decke geht oder nicht ist mir wurscht. Vorteil für mich: Ich muss nicht immer darauf achten, meinen Hund auf die Decke zu schicken, wenn Essen auf dem Tisch steht. Denn er hat ja die Info, dass Klauen nicht ok ist. Vorteil für meinen Hund: Er darf sich frei bewegen und muss nicht an einem Ort liegen, den ich bestimmt habe.
Das ist nämlich das, was ich an Alternativverhalten anstrengend finde, wenn man nur darüber trainiert: Der Hund muss ständig irgendwas bestimmtes machen; etwas, das ich bestimme. Ich will meinen Hunden aber gar nicht den ganzen Tag sagen, wo sie liegen/stehen/sitzen sollen oder wie genau sie sich zu bewegen haben. Ich empfinde es tatsächlich als mehr Freiheit für meine Hunde, wenn gewisse Grenzen klar sind und sie basierend auf diesen Grenzen eigene Entscheidungen treffen dürfen.
Um bei der Decke als Beispiel zu bleiben: Meine Hunde wechseln sehr gerne mal ihre Liegeplätze. Reika liegt gerne mal auf dem kalten Boden. Balu kriecht unters Bett, wenn er was komisch findet. Beide liegen aber auch mal auf einem der Hundebetten - mal auf dem einen, mal auf dem anderen. Könnten sie alles nicht so entscheiden, wenn ich sie auf die Decke schicke. Dann müssten sie genau dort liegen, obwohl sie vielleicht lieber ganz woanders wären.