Meine gruseligste Begegnung trug sich vor vielen Jahren zu. Muss so um 2004-2006 rum gewesen sein, schätze ich. Ich war da noch Teenager. Ich wollte meine Mama, die Spätdienst hatte, von der Straßenbahnhaltestelle abholen. Das lag etwas abseits, da war eine Brücke und ansonsten Waldwege. Ich hatte Laky dabei, die damals ja auch noch jung war, und setzte mich unter die Brücke auf die Treppe. Bahnhaltestelle war dann so 20 Meter neben mir. Ich hab also gewartet. Laky saß auf der Treppe genau neben mir. Sie war ein weißer Labbi-Windhund-Mix, optisch also wie ein überaus schlanker Labbi, keine allzu abschreckende Erscheinung durch die helle Farbe. Auf jeden Fall kommt einer mit dem Rad vorbeigefahren. Sehr langsam. Mich anstarrend. Das allein kam mir schon komisch vor, aber ja nun.
Er fuhr nur wenige Meter weiter und wurde immer langsamer. Blieb stehen. Wendet das Rad. Kommt genau auf mich zu. Bleibt unmittelbar vor uns stehen. Die ganze Zeit starrend. Kein Wort sagend. Mit Kapuze überm Kopp. Total gruselig. Ich hab sein Gesicht nicht richtig erkennen können.
Ich hatte Angst. Gleichzeitig wollte ich im Teenie-Pöbelmodus fragen warum er so glotzt, hatte aber tatsächlich doch so Angst dass ich die Klappe nicht aufbekam. Laky knurrte bereits. Er steht also da eh schon nah vor uns und beugt sich tatsächlich zu mir. In dem Moment ging alles ganz schnell. Laky springt los, springt ihm in einem Anfall unglaublich lauten Getöses direkt an die Kehle (!), ich reiße die Leine an mich, sodass der Hund einen kürzeren Radius hat, Laky kommt nicht dazu hineinzuhacken, hat aber den verbalen Ausraster ihres Lebens, der Kerl wendet völlig kopflos und panisch sein Fahrrad und rast davon. Bevor ich irgendwas sagen konnte, war alles vorbei. Laky hat sich dann wieder selbstzufrieden schmatzend und in aller Ruhe neben mich gesetzt, die Bahn fuhr ein, meine Mutter stieg aus...
Ich vergess das mein Leben lang nie. Laky war überhaupt in meiner Teenie-Zeit stets bei mir. Sie hat auch mehrmals fremde Betrunkene in die Schranken gewiesen, wenn die zu nah kamen und mir und/oder meinen Freundinnen das gruselig war. Sie konnte sehr ernsthaft werden mit ihren grob 22 kg und 58 cm Schulterhöhe. Ach was red ich, sie war ohnehin einfach perfekt. Ich bin sehr dankbar dass sie damals da war. Um mich selbst gegen den Fahrradtypen zu wehren, wär ich zu schissig gewesen in dem Moment. Laky ging halt gleich aufs Ganze, also ich bin schon auch froh dass sie seinen Hals nicht wirklich erreichen konnte, weil ich die Leine so schnell kurzgefasst hatte. Wobei ich im Hinterkopf hatte dass der Hund am Ende es ausbaden muss (Auflagen etc.) wenn sie ihn wirklich erwischt. Und genau das wollte ich natürlich nicht. Um das Wohl dieses gruseligen Typen ging es mir nicht, und ich bin froh dass er am Ende so einen Schrecken hatte vor dem vermeintlich harmlosen Hund, dass er sich davongemacht hat.
Gruselige Begegnungen mit Laky hatte ich früher öfter. Wir wohnten eben in der Stadt und ich war gerne mit oder auch ohne Freunde unterwegs, auch teils abends, so war das damals. Und als Teenager kraucht man ja auch gerne zu unsittlichen Zeiten noch draußen rum. Da wo ich jetzt wohne, sind solche Begegnungen vergleichsweise unwahrscheinlich. Dorf halt. Im Sommer sitzen manchmal Leute spät abends auf den Parkbänken am Moselufer und essen Pizza oder trinken Bier, oft Touristen, aber das ist auch das Höchste der Gefühle. Wobei ich jetzt keinen richtigen Beschützerhund mehr habe, und das fehlt mir manchmal schon. Bin im Dunkeln nämlich auch schissiger geworden. Damals als Teenie hatte ich keine Angst, heute würd ich so manche Gegend spät abends nicht mehr durchstreifen wollen. Aber einen richtigen Beschützerhund habe ich nicht. Sind halt Galgos. Aber dafür immerhin drei an der Zahl, ich denke das schreckt schon etwas ab.