JRT-Revieraggression, bitte um Erfahrungen und Hilfe

  • Hallo Ihr Lieben,

    habe schon die Suche bemüht, aber leider nix passendes gefunden, daher nun ein neuer Tread.

    Milo, mein etwas über 1 Jahr alter Jack-Russel-Terrier (MIX?) ist seit etwas über drei Monaten bei mir. Ich habe ihn aus einer Spanischen Tötungsstation selbst mit nach Deutschland gebracht.

    Nun zum Problem: Erwartungsgemäß ändert sich Milos Verhalten zunehmens... Im Großen und ganzen entwickelt er sich super, leider zeigt sich in den letzten Tagen (ca. 10) mit zunehmender Stärke folgendes Verhalten:
    Draußen liebt Milo Mensch und Tier aller Sorten und Größen. Nur leider in der Wohnung nicht... Auch hier werden Besucher freudig begrüßt. Aber nur zeitweise... Vorwiegend wenn Milo müde wird oder es draußen dunkel wird und er sich auf einen seiner plätze zurückzieht, fängt er an das Verhalten der Besucher zu kontrollieren. Er knurrt sie an, wenn Sie sich bewegen. Wenn Sie rein oder rausgehen wollen, läuft er knurrend und bellend auf Sie zu. Es ist auch schon vorgekommen, dass er nach Besuchern, die ihn vorher schon ausgiebig gestreichelt haben oder mit ihn gespielt haben, schnappt. Dieses Verhalten gipfelte vorgestern, als er sich abends in den Schuh meiner Schwester verbissen hat. In der letzten Woche hat er dieses Verhalten auch zweimal an anderen Orten gezeigt, die er aber schon kennt (Wohnung von Freund).

    Ich bin ziemlich hilflos und weiß nicht genau wie ich reagieren soll... Auch weil ich das System hinter seinem Verhalten (müde/abend/vom eigenen Platz heraus) erst mit Verzögerung durchschaut habe. Er zeigt in meiner Wohnung dieses Verhalten überwiegend im Wohnzimmer und nur bei Fremden (noch nie bei mir oder meinem Freund). Auch auf anderer Hunde, mit denen er sich draußen und auch in unserem Garten super versteht, reagiert in der eigenen Wohnung aggressiv.

    Milo ist mein erster eigener Hund. Wie haben einen Hundetrainer, mit dem wir regelmäßig arbeiten. Allerdings habe ich mit ihm bisher vorwiegend an der Bindung zwischen mir und Milo und am Grundgehorsam gearbeitet, da dies bisher die größte Baustelle war.
    Ich habe jetzt Ende nächster Woche einen Termin, habe ihm aber im Vorfeld die Situation am Telefon geschildert. Er sagt Milo hat eine Revieraggression. Weiter meint er, dass Milo sich wohl jetzt bei uns wirklich eingelebt hat und ebenfalls die Rangordnung in Frage stellt. Er möchte in der nächsten Stunde das Verhalten von Milo anschauen und dann Übungen mit uns besprechen. Um die Situation mit Besuchern zu entspannen, Milo aber trotzdem nicht auszuschließen, empfiehlt er uns, eine Box zu kaufen und Milo an diese zu gewöhnen (Befehl in die Box, in der Box bleiben, Zeitspanne verlängern). So hätte Milo einen geschützen Bereich für sich, hört uns aber und hat nicht das Gefühl, die ganze Wohnung beschützen zu müssen.
    Was haltet ihr davon? Ich hoffe es klappt, Milo hat schon so eine Tasche zum Bahnfahren, in der schläft er immer sehr schnell und ist ruhig, was ohne Tasche in der Bahn nicht der Fall ist.
    Was kann ich noch machen, um unserer Rangfolge zu festigen? Wir üben eigentlich schon viel, draußen viel grundgehorsam (sitz, platz, bleib, komm, Pfötchen, Rolle etc.), Suchspiele. Im Moment in den letzten Tagen hapert es synchron auch mit dem komm, hängt das zusammen? Also werde ich mich wohl auch mal intensiv mit dem Thema Schleppleine beschäftigen.

    Habt ihr noch Tipps für mich? Wäre super, weil im Moment bin ich ganz schön verunsichert!

  • Puhhh... das ist ja mal ne geschichte... man weiß ja auch nicht was der arme vorher erlebt hat, oder?? Das mit der box ist eine gute idee, meiner hat in eine box geschlafen wo er welpe war, das hatte mir die tierärztin damalas geraten..

    Also JRT ist halt eine rasse für sich, die versuchen immer chef zu sein, hat meiner auch gemacht, dieses anknurren und in die schuhe oder hose beißen... Da muss man wirklich konsequent mit ihm arbeiten, wenn du einen hundetrainer hat kann er dir bestimmt zeigen wie du das machst, bei mir war es einfacher hab meinen kleinen von welpe an und er hat das sehr schnell gelernt das wir rudelführer sind und nicht er.

    Und du hast noch geschrieben das das mit dem KOMM ein problem ist?? Das könnte natürlich auch damit zusammenhängen, weil er sich denkt wieso soll ich denn da hin wenn ich chef bin??

    Weiß nicht ob ich das jetzt auch richtig rübergebracht habe, ich hoffe ich konnte etwas helfen.

  • Hi,
    erstmal Glückwunsch zu deinem Rüssellchen :)
    Bin ja selbst stolze Besitzerin vond erzeitig zwei dieser Teppichmoppen.

    Zu dem Ding mit der Rangordnung, ich persönlich halte nichts mehr davon und sehe das mittlerweile anders und würde auch euer Problem an anderen Stellen ansiedeln.

    Meiner Vorrednerin möchte ich auch wiedersprechen, das Russells immer Chef sein wollen ist Quatsch und wenn man mal von der ganzen Rangordnungs und Rudelhirarchietheorie wegkommt kann man auch mal andere Perspektiven zulassen als den Scheuklappenblick und für alles was man deuten will dieses eine Denk udn Erklärungsmuster zu haben.

    Ich halte seit einigen Jahren Russells und arbeite auch sehr viel mit Russellbesitzern zusammen die Probleme haben. Den Russell muss man verstehen können und das geht am besten indem man weiß wozu er gezüchtet wurde und seine Rassegeschichte, seinen Charakter und die Rasseeigenschaften betrachtet. So kann man dann sein Verhalten besser verstehen, deuten und auch daran auf einer ruhigen und Mehrdimensionalen Ebene arbeiten.

    Ich möchte deinen Trainer nicht untergraben und dich nciht noch mehr verwirren, aber ich würde das verhalten anders erklären und euten. Zumal ich zum Abrufproblem einfach sagen würde: der Stinker hat sich eingelebt und langsam kann er loslassen udn wird mutiger und erkundet eben mehr die Umgebung. da braucht es dann schon etwas mehr um die Aufmerksamkeit des Hundes zurück zu holen, toller zu sein als das was er erkundet und vorallem dem hund zu erklären wieso es mehr Sinn macht zu dir zu kommen als sich die tolle Umgebung anzuschauen.

    Fragen dazu: Wie übt ihr das abrufen? Wie belohnt und lobt ihr wenn er kommt? Was tut ihr wenn er nicht kommt?

    Zum eigentlichen Problem. Ich finde die Idee einer Box gar nicht mal schlecht. Dort kann er sich zurück ziehen.
    Aus der Entfernung, was immer unsicher ist, kann ich nur rauslesen das dein hudn mehr als gestresst ist und aus diesem gestressten und überreizten Pegel heraus aggressiv reagiert.
    Ich kann leider nicht erkennen wo er die "Rangordnung" in Frage stellen sollte - immerhin geht es um den Besuch und nicht um euch...
    Aber das nur nebenbei, ich persönlich glaube nicht das es diese Art Rangordnung gibt die noch von vielen angesprochen wird.
    Nuja.
    Jedenfalls würde ich ihm nen Rückzug schaffen, wo er nicht aufpassen und verteidigen muss.

    Ich könnte mir vorstellen - reine Interpretation ohne halt da keine direkten Beobachtungsbeweise, das er Müde ist, seine Ruhe will und gestresst ist. Da ein Straßenhund aber immer aufpassen muss und eigentlich nur wirklich Ruhe hat wenn er irgendwo ist wo er vertraut, dem er vertraut dann könnte man das genau darauf anpassen.
    Er vertraut eurem Besuch nicht so sehr, ist überreizt und reagiert aggressiv und gestresst.

    Das Russell in Füße und Waden beißen bzw. auch schnappen ist ein rassetypisches Verhalten und kann daraus Geschlussfolgert werden das diese Hunde genauso verteidigen und wegdrängen.
    Genauso das verbellen.
    Sie sind dazu gezüchtet worden in den Fuchs oder Dachsbau einzuschliefen das Wild dort zu stellen /oder herauszuziehen und sich dann mit dem in die Ecke gedrängten Wild im Platz hinzulegen und Standlaut zu geben.
    Zum einen damit man Hund und Beute finden und ausgraben kann und zum anderen um die doch sehr wehrhafte Beute von sich fernzuhalten.
    Russells gelten eher als Gentlemen unter den Jagdhunden die sich nicht direkt verbeißen - was nicht heißt das sie nicht genug Mut hätten sich ne Sau zu apcken ;)
    Es ist nicht erwünscht das die Hunde bei ihrer eigentlichen Arbeit direkt aufs Wild gehen. So verbellen sie und zeigen ein verhaltenw as ungefähr so aussieht:
    - vorschnellen, dabei bellen und schnappen und schnell wieder zurück schnellen. Und das mehrfach hintereinander.
    Sollte das nicht ausreichen greiftd er Hund noch tiefer und wird einen draufsetzen und richtig zuschnappen. Sollte das keinen Erfolg haben wird er noch einen draufsetzen.

    Das heißt auch das Hunde ein Verhalten oft gesteigert zeigen, außer sie haben gelernt steigern/langsam beginnen hilft nichts ich muss gleich voll zupacken - oder sie sind Krank.
    Viele erste Verhaltensweisen wie fixieren, unruhig werden, anderes Symptome von negativem Stress so wie knurren werden oft nicht wirklich bemerkt und der Mensch kriegt erst mit wenn Hund zugepackt oder richtig geschnappt hat.
    Sehr schade, weil dem Hund unterstellt wird: der hat zugepackt ohne das man es gemerkt hat, ohne Vorwarnung.

    So, ich würde zum einen schauen das er eine völlige Rückzugsmöglichkeit hat und zum anderen das er es schaffen kann sich Ruhe zu holen.
    Das kann z.B. aussehen indem er ein Kauteil bekommt an dem er lange rumknabbern kann während der besuch da ist.
    Das kann aussehen indem er eine Box in einer Zimemrecke hat wo er völlig in Ruhe sein kann.
    Das kann aussehen indem der Besuch langsam geht, Leckerlis wirft und sich mehr und mehr das Vertrauen angelt.
    Das kann aussehen das Hund in einem Nebenzimmer schlafen kann wo er vollkommen seine Ruhe hat.
    Das kann aussehen indem sein aggressives Verhalten abgebrochen wird und ihm dafür aber ein neues Verhalten gegeben wird, antrainiert wird.
    Das kann aussehen indem man z.B. genau auf den Hund achtet und bevor er so heftig reagiert man schon eingreift , den Hund runterfährt und beruhigt. Vielelicht mit nem Kauteil, vielleicht mit etwas was er auflecken kann (kauen und lecken entspannt, beruhigt und belkohnt und lenkt ab).

    Oder Mischformen davon, wie es passt das muss man ausprobieren.
    Aber bitte bitte reagiert nicht mit schreien, brüllen oder Gegenaggression und halbherziger Strafe die der Hund nicht versteht weil für ihn das Verhalten absolut Sinn macht. Wie soll ers denn verstehen?
    Das ist eben das Ding, er muss lernen und verstehen: es gibt kein Problem wo du eins raus machst.
    Versuchen den Hund verstehen, zu deuten und dann damit zu arbeiten.

    Ich hoffe ich hab dich nicht zu sehr verwirrt und konnte wenigstens nen bissle helfen.

    Nina

  • Hallo,

    das was Nina geschrieben hat trifft es auf den Punkt.
    Rangordnung in Frage stellen, könnte man nur so auslegen, dass er Euch den Besuch und dessen Bewegungsfreiraum überlassen soll. Mehr aber auch nicht.

    Dies führt dann trotz allem zu dem was Nina schreibt:
    zeigt ihm auf was er statt dessen tun soll. Er ist der Meinung, dass er es so richtig macht wie er es macht.
    Er sieht seine Aufgabe darin den Besuch zu kontrollieren und so lange er keine Alternative gezeigt bekommt, wird er es weiter machen.
    Wichtig ist, vorher zu reagieren und den Hund lesen lernen. Bevor er also nach vorne schnellt musst Du ihm schon zeigen was er machen soll und dieses Alternativverhalten (zum Beispiel in die Box gehen) loben.

    Wie reagierst Du denn wenn er den Besuch so angeht?

    Liebe Grüße

    Steffi

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