Leinenausraster - wie reagieren ?

  • Ich komm gerade mit unserem Jagdhundweimaraner Mix ( 5 J.) vom Spazierengehen zurück und bin grad wieder mal ratlos...
    aber erst mal zur Vorgeschichte :


    Ich habe ihn jetzt ein halbes Jahr und eigentlich hat er sich schon sehr gut eingelebt, ist unheimlich lieb und anhänglich :love: .
    Als ich ihn bekommen hab hat er garnix gekonnt. Jetzt mache ich 2x Woche Hundeschule, Kunststückchen, vieeeel Auslauf und viel Beschäftigung, wenig Stress, und die meisten Probleme haben sich wie von selber erledigt.
    Trotzdem hat er manchmal richtige Ausraster an der Leine. Die sind zum Glück selten aber dann meist heftig. Das heißt er sieht einen "Feindhund" (meist graue oder weiße Rüden mit viel Fell oder Jack Russel T.) und dreht plotzlich total ab (bellen, springen wie ein Kanguru, ziehen, knurren - sehr böse -> Nachbarschaft denk Bestie kommt :help: ...)Ich hab dann echt Mühe ihn zu halten (und komm mir natürlich vor wie der letzte Depp :runterdrueck: )


    In der Hundeschule ist vorbeigehen an anderen Hunden kein großes Problem und an den meisten Hunden die wir beim Gassi treffen auch nicht - zumindest bei einem bestimmten Abstand.
    Und wenn ich merke dass er unruhig wird lenk ich ihn mit Ball oder Quietschi ab, was auch meistens klappt. Trotzdem rasselt es manchmal bei ihm durch.


    Also meine Frage, wie verhalt ich mich in der Situation ??? :?:
    Er reagiert dann auf nix mehr, sogar umdrehen wird zum Problem.


    Beim Laufenlassen meidet er Rüden ist aber relativ verträglich und eigentlich gut sozialisiert, ich kann ihn aber nicht immer freilassen.


    DAnke schon einmal für eure Hilfe
    Lotte

  • ich weiß ja nicht, was ihr hier von der sendung haltet, aber ein ählicher fall kam sonntag bei der "tiernanny" auf vox.


    da wurde der hund langsam an die begegnung mit anderen hunden gewöhnt, das heißt erstmal aus größerer entfernung damit er keinen stress hatte.


    die besitzerin hat zusätzlich zum halsband mit nem halti gearbeitet, ein scharfes "nein" sobald der hund sich anspannte und ein lob mit leckerchen, wenn er zu seiner besitzerin guckte.
    dann haben sie sich nach und nach näher an die fremden hunde herangetastet.


    problem ist ja auch, dass man sich selbst auch schon anspannt, wenn man von weitem einen hund sieht, weil es schon oft schwierigkeiten gab.
    das überträgt sich dann auch auf den hund. (kenn ich von mir selber, allerdings umgekehrt, mein hund hat oft angst vor anderen hunden)


    lg

  • Hallo!


    Als erstes hätte ich mal eine Gegenfrage: Was weßt du zur Vorgeschichte deines Hundes?


    Zitat

    Und wenn ich merke dass er unruhig wird lenk ich ihn mit Ball oder Quietschi ab, was auch meistens klappt. Trotzdem rasselt es manchmal bei ihm durch.


    Diese Trainingsmethode halte ich nicht für die beste, denn durch die Ablenkung mit Spielzeug oder Ähnlichem bündelst du die volle Aufmrksamkeit deines Hundes auf diesen Reiz. Natürlich funktioniert diese Methode oft kurzfristig, besonders wenn der angebotene Reiz stärker ist als der Reiz der von dem anderen Hund ausgeht. Problem ist nur die ganze Sache beinhaltet für deinen Hund absolut keinen Lerneffekt! Er konzentriert sich zwar auf dich, aber nicht weil er "weiß" das er den anderen Hund ignorieren soll sondern einfach weil sein Ball in diesem Moment interessanter ist. Aber er soll ja lernen, dass es von dir als Rudelführer nicht erwünscht ist andere Hunde anzupöbeln.
    Bei den nächsten problematischen Hundebegegnungen würde ich dir empfehlen einen so großen Abstand zu dem anderen Hund zu wählen, dass deiner noch kontrollierbar bleibt. Sobald er den anderen HUnd fixiert brichst du dieses Verhalten sofort ab, entweder durch ein energisches Nein evt. auch durch einen wohldosierten Ruck mit der Leine. Sobald er auch nur für den Bruchteil einer Sekunde zu dir aufschaut wird er sofort übeschwenglich gelobt!
    So tastest du dich langsam an andere Hunde heran und verringerst die Distanz!
    Das er auf dem Hundeplatz keinerlei Auffälligkeiten zeigt erkläre ich mir damit, dass ein Hundeplatz eben nicht der Alltag ist und viele Hunde sich dort ganz anders verhalten! Da Hunde ein generelles Problem haben Lernerfahrungen zu generalisieren ist es die Kunst das unauffällige Verhalten deines Hundes auf dem Platz in den Alltag zu übertragen!
    Dreh- und Angelpunkt ist aber auch hier ein Hund der sehr gut im Grundgehorsam steht und eine vertrauensvolle Mensch-Hund-Beziehung!
    Liebe Grüsse,
    Björn

  • Sleipnir
    Danke erst mal für deine Antwort.
    Zu meinem Hund:
    Er hat vorher in einer Familie gewohnt mit 3 kleinen Kindern, soviel ich weiß. Typischer Modehundfall, sieht halt schön aus auf dem Sofa...-, sie waren sich seinen Ansprüchen wohl einfach nicht bewusst und hatten kaum Zeit, er war viel allein.
    Trotzdem haben sie ihn, glaube ich, nicht schlecht behandelt, sonst wäre er heute nicht so menschenfreundlich. Er zeigt auch sonst keine (mir erkennbaren) Dominanzprobleme (bis auf das Leinenpöbeln..)
    Er ist ganz gut sozialisiert, zumindest gibts wenig Probleme mit den Hunden meiner Freunde.
    Leinenführigkeit kannte er nicht (klappt jetzt schon ganz gut) - ist vorher fast immer ohne Leine gelaufen (dafür mit Kettenwürger) - hört aber sehr gut.
    Ja und ich weiß dass er 2 mal von Schäferhunden gebißen worden ist (vor denen hat er aber keine Angst)
    Er ist sehr lernbereit und aufmerksam, er kann sich aber auch schnell in Sachen reinsteigern und dann kriege ich ihn nicht mehr so schnell da raus. Das ist anscheinend auch Rasse bedingt - aber keine Entschuldigung.


    Ich habe auch schon gemerkt das der Ball nicht die ideale Lösung ist, sondern eher Vermeidungstaktik.
    Ich glaube er braucht immer einen Abstand von etwa 10m. Das lässt sich auf einer Straße ja oft nicht einhalten. Wäre bei dieser Situation umdrehen dann sinnvoll?

    Carrie
    die Sendung hab ich leider nicht gesehen. werde mal schauen ob die Sendung evtl wiederholt wird.Ich hab nur bei der Haltigeschichte immer ein bisschen ein schlechtes Gewissen (bekämpft ja nicht die Ursache) Ich möchte nicht umbedingt dauernd mit Halti rumlaufen und warten dass ein für ihn "böser Hund" kommt.
    -> möchte hier aber jetzt keine Haltidiskussion eröffnen...

  • @ lotte:


    Ich weiß ja nicht so genau in welchem Umfeld ihr wohnt, aber ich würde es im Moment tunlichst vermeiden ihn auf dem Bürgersteig an anderen Hunden vorbeizuführen! Mit dieser Situation haben nämlich viele Hunde Probleme, der fremde Hund ist einfach viel zu nah und es verstößt wirklich gegen jede Regel des "hundlichen" Anstands frontal aufeinander zuzulaufen!
    Umdrehen würde ich aber auch nicht, jedenfalls nicht mehr wenn auch dein Hund den anderen Hund gesehern hat!
    Ich würde einfach die Strassenseite wechseln.
    Mittelfristiges Ziel sollte sein, deinen Hund "Sitz" bzw. "Platz" machen zu lassen und den anderen Hund passieren zu lassen, längefristig solltet ihr natürlich auch daran arbeiten ihn "bei Fuss" an anderen Hunden vorbeizuführen.
    Gute Dienste könnte es dir auch leisten deinem Hund "Schau" bzw. "watch" beizubringen! Du bringst ihm damit bei, dass er dich anschaut, lässt sich furchtbar gut clickern!
    Zur "Tiernanny" auf Vox: Ich halte zwar nicht wirklich viel von diesen Formaten, obwohl die Ansätze manchmal nicht schlecht sind. Sollte es dich interessieren, nächsten Samstag geht es wohl um einen Pyrenäenberghund mit starker Leinenaggression!
    Liebe Grüsse,
    Björn

  • Lotte: das halti wurde da auch eher deswegen eingesetzt, weil die frau ihren hund kaum halten konnte und richtig panik hatte.


    ansonsten war die vorgehensweise ja sehr ähnlich, wie sleipnir dann auch noch geschrieben hat.
    also erstmal mit großer distanz, dem hund klar machen, dass man dieses verhalten nicht will und in bei richtigem verhalten sofort loben.
    so etwas klappt natürlich nicht von heute auf morgen.
    aber vielleicht hilft es dir trotzdem weiter.


    solche sendungen sind natürlich nicht optimal, aber ich denke man kann daraus schon mal hilfreiche denkanstöße bekommen.

  • Hallo,


    ich muß leider Sleipnir widersprechen, die Ablenkung durch den Ball ist gar nicht so schlecht, kann aber auch dazu führen, dass dein Hund den Ball auch verteidigen will. Wenn du kritische Hund siehst, dann geh ein Stück zur Seite und laß deinen Hund hinsitzen. Wenn das gut klappt kannst du ihn mit dem Ball belohnen oder mit einem Leckerchen. Aber erst wenn der Hund vorbei ist und dein Hund ruhig war, denn sonst wird er für stänkern belohnt! Ich würde es im Moment so machen. Geh dem anderen Hund aus dem Weg, lauf einen Bogen, so weit, dass dein Hund ruhig bleiben kann, füttere ihn mit Leckerchen, das beruhigt und zeigt an, dass die Situation positiv ist. Wenn alles vorbei, ist wird gespielt. Bei gutem Verhalten!


    Bei Hunden, wo es eh gut klappt, da lobst du immer mit einem Leckerchen oder dem Ball. Das nennt man positive Verstärkung. Dein Hund lernt so, was erwünschtes Verhalten ist. Das Halti macht nur Sinn, wenn es ständig so läuft. Kann aber sehr nützlich sein. Also, laß deinen Hund was anderes machen, solange der andere Hund vorbeiläuft. Ob das jetzt Sitz, PLatz oder sonstwas ist, ist egal. Und unbedingt gutes Verhalten loben, das andere ignorieren. Versuche ruhig zu bleiben, denn deine Stimmung überträgt sich auf den Hund.


    Wenn dein Hund nur auf bestimmte Hundetypen reagiert, kann er schlechte Erfahrung mit denen gemacht haben. Es kann aber auch sein, dass diese Hunde provozieren oder fixieren, was dein Hund nicht ab kann. Gib deinem Hund die Chance Bogen zu laufen. Das ist ein Beschwichtigungssignal, das er ja anscheinend auch macht, wenn er frei läuft. Geh nicht frontal auf andere Hunde zu. Du wirst merken, dass es mit der Zeit besser werden wird. Das geht nicht von heute auf morgen. Und wenn du mal direkt an jemandem mit Hund vorbei mußt, hier noch eine wichtige Spielregel. Geh so vorbei, dass die Hunde außen laufen müssen. Nur die Menschen gehen direkt ananeinander vorbei. Wenn dein Hund Fuß kann, dann wäre es genial. Du gehst ganz links, der andere rechts. So splittest du automatisch die Hunde. Das gibt Sicherheit. Nimm ein Leckerchen in den Mund. So wird dein Hund dich auch gerne ansehen und sich auf dich konzentrieren. Wenn es in der Hundeschule schon klappt, weiter üben, dann klappt es auch irgendwann daußen. Hunde müssen sich übrigens nicht unbedingt beschnuffeln, wenn man merkt, dass es nicht gut geht. Einfach zügig weiter gehen.


    LG Kindhund

  • @ Kindhund:


    Ich glaube du hast meinen Beitrag etwas missverstanden! Ich finde nämlich nicht, dass sich unsere Meinungen wiedersprechen!


    Zitat


    Wenn du kritische Hund siehst, dann geh ein Stück zur Seite und laß deinen Hund hinsitzen. Wenn das gut klappt kannst du ihn mit dem Ball belohnen oder mit einem Leckerchen. Aber erst wenn der Hund vorbei ist und dein Hund ruhig war, denn sonst wird er für stänkern belohnt!


    Da bin ich mit dir ganz einer Meinung. Hier wird der Hund ja für ruhiges Verhalten belohnt. Ich meinte eigentlich was anderes:
    Anderer Hund kommt - Lotte holt einen Ball raus - Lottes Hund konzentriert sich nur noch auf den Ball und geht ohne zu stänkern an dem anderen Hund vorbei.
    Im ersten Augenblick ein Fortschritt, doch leider ohne jeglichen Lerneffekt für den Hund! Einfach weil der Reiz des Balles größer war als der andere Hund, sobald aber der Ball weggenommen wird fällt der HUnd wieder in alte Verhaltensmuster!
    Aber gegen eine positive Verstärkung bei ruhigem Verhalten (egal ob nun verbal, mit Futter oder Spielzeug) ist natürlich nichts zu sagen, soll ja auch so sein, hab ich aber auch geschrieben:

    Zitat


    Sobald er auch nur für den Bruchteil einer Sekunde zu dir aufschaut wird er sofort übeschwenglich gelobt!


    Liebe Grüsse,
    Björn

  • Hallo Björn


    ich sehe es glaube ich doch etwas anders als du. Wenn der Hund sich durch den Ball ablenken läßt, ist das ganz ok. Eher sogar gut. Wichtig ist nur, dass der Ball dann anschl. auch zum Spiel eingesetzt wird. Wenn das mit der Zeit gut klappt, lernt Hund, wenn ich brav bin, kommt der Ball. Irgendwann läßt man ab und an das Ballspiel als Belohnung weg. Später spielt man nur noch manchmal, dann schleicht man das Ganze aus.


    Ich habe meinen Hund so an Menschen gewöhnt und es klappte ganz hervorragend. Genauso übe ich auch für Obedience und habe so für die BH-Prüfung geübt. Nur es funktioniert nicht bei jedem Hund, da nicht jeder Hund ein Balljunkie ist. Ich z.B. kann nur mit dem Ball üben, wenn kein anderer Hund in der Nähe ist. Auf dem Hundeplatz kommen so nur Leckerchen zum Einsatz. Einstudiert haben wir es aber trotzdem über den Reiz Ball. Mein Hund setzt sich auch nicht vor mich hin, wenn ich "Hier" rufe, nur weil ich so nett bin. Nö, da muß schon der Ball winken. Wichtig ist, dass ICH interessant bin, egal, ob mit Ball oder ohne oder sonst was. Inzw. bleibt der Ball in der Tasche, aber am Anfang war der Ball. Aber letztendlich gibt es für Hundeerziehung keine Gebrauchsanweisung und jeder selbst, muß rausfinden, was mit seinem Hund geht und was nicht. Mir gingen die Augen auf, als mein damals 9-jähriger Sohn meinen Hund dazu brachte, alle BH-Übungen hervorragend zu üben, obwohl bei mir alles schief ging. An diesem Tag verstand ich meinen Hund wohl zum ersten Mal richtig. Es ist für ihn einfach ein Spiel und so mußte ich es auch sehen. Seitdem klappt es!


    Grüßle Kindhund

  • Hab grad beim stöbern im Forum mein Thema wiedergefunden :)
    und mit Schrecken gelesen was ich da über meinen Wauz geschrieben hab ... :wink:



    Mittlerweile geht mein Hund anstandslos an allen Hunden vorbei.
    Heute ist uns sogar einer entgegengekommen, der hat sich so aufgeführt wie meiner früher und er wackelt nichtmal mitm Ohr... :love:
    ... dannach hat er mich mit einem "jetzt-hab-ich-mir-aber-ein-großes-Stück-Würst-verdiehnt-Blick" angeschaut :freude:


    Ich wollte nur mal kurz allen Mut machen, die auch so einen Platzhirsch wie ich früher haben, ...DURCHHALTEN.... :sport:
    Und danke nochmal an alle für die guten Tips

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