Unser Hund hat in der Wohnung Angst

  • Hallo,

    wir haben seit ca. 5 Wochen einen 7 Monate alten Rüden aus Spanien. Er wurde dort mit 6 Wochen gefunden und lebte dann mit anderen Hunden auf einem Grundstück. Anscheinend hat er dort nicht viel kennengelernt. Denn hier macht ihm vieles Angst. Draußen haben wir das Problem nun in den Griff bekommen und wir wissen wie wir uns ihm gegenüber verhalten müssen. Er hat schnell gelernt und er begleitet uns nun ohne Probleme.

    In der Wohnung sieht es da nun etwas anders aus. Die Regel ist entweder wir bewegen uns oder er bewegt sich. Sobald wir uns bewegen wird er unsicher. Wir ignorieren dieses Verhalten. Wenn wir ihn in der Wohung rufen kommt er nicht, auch nicht mit Leckerchen. Falls er dann doch einmal kommt ist er sehr unsicher, zieht den Schwanz ein und beschwichtigt (leckt sich das Maul, legt die Ohren an). Ist hier ein Lob angebracht? Lobe ich ihn für sein Kommen oder verstärke ich seine Angst? Zumeist ist er so unsicher, dass er nicht einmal ein Stück Würstchen nimmt. Teilweise flüchtet er vor uns und läuft in seinen Korb, aus dem wir ihn dann auch nicht mehr herausbekommen. Manchmal kommt er und unterwirft sich komplett, in diesen Momenten stehe ich auf, gehe weg und ignoriere ihn total. Habt ihr einen Tipp? Wir vermeiden den Blickkontakt. Wir haben es versucht ihn zu rufen mit abegewendeter Körperhaltung, aber nichts funktioniert so richtig. Man muss auch berücksichtigen, dass der Hund noch nicht lange bei uns ist, aber ich glaube uns fehlt die richtige und vor allem eine durchgängige Methode.
    Ach ja teilweise traut er sich nicht mal von seinem Platz zu seinem Wassernapf zu laufen. Wir schauen ihn dabei nicht an, sondern merken immer nur aus dem Augenwinkel wie er immer wieder zu uns schaut und sich dann doch wieder hinlegt.
    Wir merken auch immer wieder dass es noch an Bindung fehlt (ist ja klar in dem kurzen Zeitraum) und sind uns unsicher ob wir auf dem richtigen Weg sind welche aufzubauen. Während unserer Spaziergänge beschäftigen wir uns viel mit ihm. Wir arbeiten mit der Schleppleine machen häufig Richtungswechsel, was auch schon ganz gut klappt. Allerdings schaut er uns nicht an, sondern nur die Hand mit dem Leckerchen. Ist das o.k oder sollte er uns ansehen? Wir üben die Grundkommandos und merken er macht das auch gerne, hier kommt der Border Collie zum vorschein ;-)
    Außerdem füttern wir ihn aus der Hand, natürlich ohne Blickkontakt. Wobei er auch hier das Futter zwar nimmt, es aber dann von uns wegträgt.
    Wir gehen auch einmal die Woche in die Junghundspielstunde, das tut ihm sichtlich gut!!
    So das war jetzt ein ganz schöner Roman. Ich hoffe nun auf gute Tipps, denn langsam sind wir am verzweifeln. Wir haben dem Hund noch nie etwas getan und wir bemühen uns doch so!
    :hilfe:

    Viele Grüße

    Lisa

    P.S.: Ich glaube besonders schwer ist es für ihn weil er immer im Rudel gelebt hat, dort immer mitgelaufen ist und sich an anderen Hunden orientieren konnte. Jetzt wo er alleine ist wird er unsicher.

  • Ich glaube ihr wollt einfach zu viel auf einmal, also erstmal wenn ein Hund in eine neues zu Hause kommt dauert es meistens mindestens 6Wochen bis er da wirklich angekommen ist.
    Ich an eurer Stelle würde erstmal innerhalb der Wohnung so tun als wenn er gar nicht da wäre, vor allem ihn nicht aus seinem Körbchen locken, denn das ist sein Zufluchtsort, wo er absolut in Ruhe galassen werden sollte.
    Wenn ihr ihn also in der Wohnung völlig ignoriert werdet ihr bald merken das er neugierig wird und auf euch zukommt und dann wird er schrittweise immer weiter auftauen. Gebt ihm einfach Zeit und freut euch drüber das es draußen schon gut klappt, mit wachsender Bindung kommt dann irgendwann auch der
    Blickkontakt.

  • Hallo,

    wir haben auch seit 5 Wochen einen kleinen Spanier als Zweithund zuhause. Er ist jetzt so um die 5,5 Monate alt.
    Anfangs war er auch sehr unterwürfig und man merkte ihm an, dass er schon so einige Erfahrungen gesammlt hat.

    Er knurrte und bellte viel bei Geräuschen oder auch Menschen auf der Straße. Wir haben es ignoriert und mittlerweile lässt er es und freut sich über Menschen, welche zu Besuch kommen. Erreicht haben wir das auch, weil wir viele Freunde eingeladen haben, die aber den Hund ignorieren sollten. Er nimmt von selbst Kontakt auf wenn er das möchte.

    Die Bindung habe ich aufgebaut indem immer etwas Tolles in unserer Nähe passiert ist. Leckerlis sind runtergefallen, Spielzeuge aufgetaucht usw. Mittlerweile ist er ein fast "normaler" Junghund und seit zwei Wochen spielt er auch mit mir.
    Lediglich schnelle Bewegungen von oben herab lassen ihn kurz zucken und wir vermeiden dies. Wichtig ist hier immer ruhig bleiben und wenn man merkt er hat Angst, dann sollte man auf sich und seine Körperhaltung achten. Ich habe gemerkt, dass wenn unserer mal nicht kommen will auf Zuruf, dann liegt es meistens an unserer Körperhaltung. Auch wenn man nicht bedrohlich wirken will, so tut man es ab und an. Wenn ich die Körperhaltung geändert und mal herzhaft gegähnt habe, dann kam er sofort auf den zweiten Ruf.

    Seine Angst unterwegs habe ich auch ignoriert und es ist schon viel besser geworden. Lediglich Autos, welche schnell vorbei fahren machen ihm noch Angst. Wird aber auch besser.

    Alles in Allem bin ich super zufrieden mit dem Kerl und bestimmt wirst Du auch bald die ersten Erfolge in der Wohnung sehen. Nur nicht aufgeben und auch nicht zu sehr verstellen. Soll heißen: Wenn ihr Euch bewegen wollt, dann tut es und nehmt nicht zu sehr Rücksicht auf ihn. Je selbstverständlicher etwas ist, um so unbedrohlicher wird es mit der Zeit.

    Ich wünsche Dir viel Erfolg und Geduld

    Steffi

  • Zitat


    Die Bindung habe ich aufgebaut indem immer etwas Tolles in unserer Nähe passiert ist. Leckerlis sind runtergefallen, Spielzeuge aufgetaucht usw. Mittlerweile ist er ein fast "normaler" Junghund und seit zwei Wochen spielt er auch mit mir.

    Hi Steffi,


    Dieser Satz hat in mir eine Frage geweckt, die ich gerne mal an euch weitergeben möchte. Was verstehen wir eigentlich unter Bindung?

    Die Bindung zwischen Mensch und Hund ist in meinen Augen ein Prozeß, der sich ein ganzes Leben lang fortsetzt. Meine Hunde sind jetzt 2,5 J. alt. Würde ich heute aufhören mit ihnen zu arbeiten, mit ihnen zu schmusen, sie zu reglementieren wenn nötig, dann würde die bis hierhin erarbeitete "Bindung" abbröckeln und ich müsste sie wieder mühsam erarbeiten.

    BINDUNG? ist es -

    das der Hund sich einfach nur freut, wenn Herrchen/Frauchen in der Nähe sind?

    das der Hund alle Befehle treu ausführt ohne diese zu hinterfragen?

    das der Hund kommt und seine Schnute auf dem Oberschenkel ablegt?

    In meinen Augen ist Bindung das, wenn ich es schaffe, meinem Hund mit ruhigem, souveränen Verhalten das Vertrauen zu vermitteln, dass sich mein Hund JEDERZEIT auf mich verlassen kann. Denn dann kann der Hund auch selber vollkommen abschalten und die Ruhe von mir aufnehmen und mir diese wieder zurückgeben. Ich muss es meinem Hund nicht jeden Tag auf's neue sagen müssen, was ich von ihm haben will - bei richtiger "Bindung" geht sowas ohne Handzeichen und ohne Worte. Quasi blindes Vertrauen sozusagen. Und dieses Vertrauen muss erstmal wachsen und ich bin der Meinung, dass dies Jahre bedarf, ehe man wirklich von tiefer und fester Bindung sprechen kann (aus Sicht vom Hund zum Mensch wohlgemerkt!).

    Also diese Frage brennt mir jetzt dann doch. Also Foris, nochmal die Frage und dann ist zappa für heute:

    WAS VERSTEHEN WIR HIER IM FORUM EIGENTLICH UNTER BINDUNG ZWISCHEN HUND UND MENSCH WENN WIR DIE TIPPS VERGEBEN: "DU MUSST AN DER BINDUNG MIT DEINEM HUND ARBEITEN????"

    Lg und gute Nacht liebes Forenland ;)

    Volker

  • Hallo Volker,

    ich verstehe unter Bindung zuerst einmal, dass der Hund weiss zu wem er gehört und dass er vertrauen aufbaut.

    Die Bindung wächst ein Hundeleben lang, da geb ich Dir recht.
    Ich sage es mal so, wenn der Hund weiss, wer sein Herrchen und Frauchen ist, dann ist der Grundstein schon mal gelegt.

    Nun gilt es das Ganze weiter aus-und aufzubauen.

    Liebe Grüße

    Steffi

  • Ich kann mich den anderen nur anschließen, einfach weiter ignorieren. Gerade bei ängstlichen Hunden wirkt es wunder, auch wenn es dauert. Außerdem habt ihr ihn wirklich noch nicht lange, mit der Zeit wird er sich für Euch interessieren.
    Und ganz wichtig, lasst ihn in seinem Korb, das ist sein Rückzugsort und da fühlt er sich wohl.

    Außerdem scheint ihr mir auf dem richtigen Weg zu sein, also weiter so.

  • Hallo,

    vielen Dank für eure Antworten. Inzwischen ist es viel besser geworden.
    Wir haben bestimmt zu viel verlangt. Ich glaube das liegt daran, dass er alle anderen Dinge suuuuper schnell lernt und deshalb haben wir unsere Erwartungshaltung nach oben geschraubt.
    Danke dass ihr uns darauf aufmerksam gemacht habt!!

    Viele Grüße

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