Aggressiv gegenüber Menschen ohne Hund

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich hoffe ihr könnt mir ein paar Tipps geben.


    Also zuerst etwas über unseren Paco. Er ist ein Appenzeller Sennenhund, ist neun Monate und eigentlich ein, zwar sehr sturer, aber sehr folgsamer Hund. Er geht relativ super an der Leine, führt Kommandos meistens eiwandfrei aus und spielt für sein Leben gern :D !


    Nun zu unserem "Problem": Wenn wir Spazieren gehn und bei Passanten vorbei gehen fängt er meistens an diese Leute anzubellen, zu knurren und versucht diese anzuspringen. Wir haben ihn immer an der Leine, somit kann er niemanden etwas antun. Wir versuchen dann immer mit einem strengen NEIN unseren Racker zur Ruhe zu bringen, aber in diesem Moment ist er nicht ansprechbar. Wir haben auch schon versucht seine Aufmerksamkeit zu erlangen oder ihn ins Sitz zu bringe, doch er schaltet total auf Durchzug. Wir haben auch angefangen zu spielen sobald wir einen Menschen sehen der bald bei uns vorbei geht, aber leider funktioniert das auch nicht. Sobald die Leute bei uns vorbei gehen fängt er wieder an zu bellen und zu knurren. Er macht keinen Unterschied zwischen Frauen und Männer, sogar Kinder werden angebellt. Wir würden wirklich gerne ohne Leine mit ihm Spazieren gehen da er nicht von unserer Seite weicht, aber das geht leider nicht weil wir immer Angst haben dass er die anderen Leute anbellt oder - ich wills nicht hoffen - sogar beißt.


    Als wir ihn von unserem Züchter bekommen haben hatt er schon Angst vor Menschen, er hat immer den Schwanz eingezogen sobald ein Mensch nur in seiner Nähe war. Wir haben dann versucht ihm die Menschen "schmackhaft" zu machen indem wir ihm immer Leckerchen gegeben haben sobald wir Leute getroffen haben, das hat dann auch gut funktioniert und er hat die Menschen tolleriert. Doch nach einiger Zeit, da war er ca. 6 Monate alt, hat er mit diesem Bellen, Knurren und attakieren begonnen. Wir gehen auch relativ viel dort spazieren wo wir Menschen treffen, somit hatten wir uns erhofft dass er sich an Menschen gewöhnt, aber so wie es ausschaut haben wir hier etwas falsch gemacht da es nicht besser wird. Sogar der Besuch wird angeknurrt und angebellt.
    Es gibt nur einen kleinen "auserwählten" Bekanntenkreis den er nicht anbellt, diese Menschen liebt er abgöttisch.


    Unser Liebling hat auch nie unangeheme Erfahrungen mit Menschen gemacht, er wurde auch nie geschlagen. Wir wissen einfach nicht wie wir hier am Besten vorgehen sollen, darum bitten wir euch um Hilfe oder ein paar Tipps wie wir in diesen Situationen am besten reagieren und agieren sollen.


    LG Isabella, Clemens und Paco

  • Zitat


    Als wir ihn von unserem Züchter bekommen haben hatt er schon Angst vor Menschen, er hat immer den Schwanz eingezogen sobald ein Mensch nur in seiner Nähe war.


    Zitat


    Unser Liebling hat auch nie unangeheme Erfahrungen mit Menschen gemacht, er wurde auch nie geschlagen.



    Diese beiden Aussagen passen nicht recht zusammen - entweder er hat bereits beim Züchter schlechte Erfahrungen gemacht oder der Züchter hat versäumt, die Welpen an Menschen zu gewöhnen.


    Unser erster Hund (angeblich reinrassiger großer Schweizer Sennenhund, vermutlich ist aber ein Appenzeller in den Vorfahren) hatte auch Angst vor Menschen, wir haben das gemacht, was heute´wohl jeden Hundetrainer aufschreien lassen würde, wir haben ihn nämlich von solchen Situationen ferngehalten.


    Heute soll der Hund ja immer mit der Situation konfrontiert werden - ich denke das habt ihr gemacht - dadurch könnte sich seine Angst jedoch immer mehr gefestigt haben, und er ist irgendwann zu "Angriff ist die beste Verteidigung" übergegangen, damit hatte er dann wohl auch Erfolg, denn jetzt kommt vermutlich kein Fremder mehr auf ihn zu.


    Ohne fachmännische Hilfe kommt ihr aus dem Dilemma vermutlich nicht mehr raus - ich würde eine geeignete Umgebung und eine fremde Person suchen, die Sachverstand hat. Dann erst mal probieren, wie der Hund ohne Leine reagiert, wenn dieser fremde Mensch ohne sich um ihn zu kümmern herumläuft - nicht ansprechen, nicht locken, nur seines Weges gehen - der Hund sollte genug Möglichkeiten haben, aus dem Weg zu gehen, also am besten eine große Wiese.


    Wenn er wirklich angreift ohne angesprochen zu werden habt ihr echt ein Problem, wenn er aber dem Fremden aus dem Weg geht bedeutet das, sein Verhalten an der Leine ist Show, weil er so verhindert, das ihm der Fremde zu nah kommt und er Angst hat, das ihr ihn durch die Leine "zwingt" dem Femden nahe zu kommen.


    Wenn das so ist muss er eigentlich nur noch das Vertrauen zu euch bekommen, das er auch an der Leine nicht gezwungen wird, mit fremden Menschen in Kontakt zu kommen - dazu würde ich erst mal vorangig da spazieren, wo nicht viele Menschen sind, damit er seinen inneren Stress abbauen und das spazieren genießen kann.


    Unserer durfte von Anfang an ohne Leine Laufen und konnte so jedem aus dem Weg gehen - Anfangs hat er große Bogen um entgegenkommende Menschen gemacht aber im Laufe der Zeit hat er gemerkt, das die meisten sich gar nicht für ihn interessieren, und die Bögen würden von alleine immer kleiner. Wenn Besuch kam, hat er sich unter der Eckbank versteckt, und kam erst heraus, wenn er das wollte, wir haben ihn nie gezwungen oder versucht ihn zu überreden, sich von irgendwem anfassen zu lassen und haben andere immer gebeten, den Hund nicht zu rufen, locken, streicheln.


    Er ist jetzt 11 Jahre bei uns und von seiner Angst merkt man seit vielen Jahren nur noch etwas wenn jemand direkt auf ihn zu geht und ihn ansieht oder anspricht und er keine Ausweichmöglichkeit hat. Aber es hat viele Jahre gedauert, bis wir so weit waren...

  • Hallo Isabella!


    Meine Tipps wären:


    Folgende Signale konsequent mit ihm – erst mal ohne Ablenkung und dann langsam mit Ablenkung – üben:


    „Fuß gehen“ + „Nein“ + „Schau (zu mir)“


    Für mich liest sich das nach unsicherem Hund, der Frauchen führt – er möchte dich beschützen. Da er aber - so liest sich das für mich – ein eher unsicherer Typ ist, ist erst mal ALLES potentiell gefährlich. Aber sollte es nicht so sein, dass DU ihn beschützt vor den bösen, bösen Menschleins da draußen bzw. DU ihm zeigst, was GUT und was BÖSE ist auf dieser Welt? Grad ängstliche, unsichere Hunde brauchen ein starkes Gerüst der Sicherheit um sich rum und ein Frauchen/Herrchen, von dem sie sehen, mensch, die hat alles "im Griff", da kann ich mich locker machen.... deinem Hund Aufgaben (Fuß-gehen, Schau) geben, die ihn beschäftigen in solchen für ihn Konfliktsituationen und dass DU dabei liebevoll aber ABSOLUT KONSEQUENT bist, würde ich ganz wichtig finden.


    Zuhause ist es meiner Meinung nach bei dir im Enddefekt das selbe Problem – er „führt“ und „entscheidet“ und ist damit viel zu sehr im Stress. Wenn Besuch kommt, lass ihn auf seiner Decke liegen, gib ihm fürs brave Liegen eine große Belohnung und wenn er ruhig ist, dann kann er sich ja zu euch legen. Ich sag zu meinem immer „Das ist MEIN Besuch – wenn ER Besuch kriegt, red ich ihm auch nicht drein..“ ;)


    LG
    floweret

  • Was hat dir denn deine Hundeschule empfohlen ?
    Die kennen und sehen den Hund doch, sollten das WARUM einschätzen können !


    Hast du von denen Tipps. Anleitungen bekommen ?


    Gruß, staffy

  • Vorab vielen lieben Dank für eure Tipps.


    Dannu: ich hab mich hier vielleicht etwas unklar ausgedrückt. MEINES Wissens hatt er nie eine schlechte Erfahrung gemacht, auch nicht beim Züchter. Jedoch kann - und wird - es wohl ungewollt zu einem Erlebnis gekommen sein das ihn so geprägt hat. Leider weis ich aber nicht welches!


    Genau, wir haben ihn mit diesen Situationen konfrontiert und das war wohl zu viel Stress für ihn.


    Das mir der fremden Person werde ich versuchen, das ist eine gute Idee, danke! So kann ich jedenfalls einmal herausfinden wie er in dieser Situation reagiert. Nun muss ich nur noch passende Opfer finden :D !



    Floweret: Hier sind wir gerade fest und konsequent am üben. Ohne Ablendkung funktionieren die Befehle aufs Wort und auch bei kleinen Ablenkungen sind wir schon am richtigen Weg, nur manchmal da sieht, hört und denkt er überhaupt nicht mehr :kopfwand: ! Aber wir werden üben, üben und nochmals üben.


    Das Thema Besuch ist so eine Sache. Sobald uns jemand besucht den Paco nicht kennt rastet er aus, er ist total gestresst und - so wie du es schon gesagt hast - versucht Frauchen und Herrchen zu beschützen. Nun schicken wir ihn jedesmal wenn es leutet auf seine Decke, sobald er brav liegt wird er angeleint - wir haben einen Haken in der Wand, etwas abseits damit er zur Ruhe kommen kann - und bekommt etwas zum Kauen, dann erst wird der Besuch herein gebeten. Das funktioniert vorerst ganz gut, er knurrt zwar aber er bleibt liegen und ist ein Weilchen beschäftigt. Zur Zeit ist es für uns die beste Lösung, sie ist zwar nicht die Beste aber einen Versuch ist es wert.


    Staffy: Unsere Hundeschule meinte am Anfang dass er vielleicht von den Züchterkindern unabsichtlich gestoßen wurde oder dass jemand auf ihn getreten ist oder ähnliches. Uns wurde dann empfohlen öfters unter Leute zu gehen, in kleinere Städte, an den Bahnhof oder einfach auf Spazierwegen. Das haben wir auch gemacht, aber ich fürchte wir haben ihn hiermit zuviel gestresst.



    Am Wochenende haben wir eine Hundetrainerin zu uns bestellt die sich Paco, seine Umgebung und unser Verhalten dem Hund gegenüber anschaut. Ich hoffe und glaube fest daran dass sie uns helfen kann. Wünscht uns Glück ;) !

  • Es ist leider sehr schwierig den richtigen Weg zu finden.


    Wir waren mit Barney damals auch in einer Huschu, dort wurden die Hunde dann am Zaun angebunden und andere mussten vorbei gehen - Sinn der Übung war das das der angebundene Hund nicht den vorbeigehenden ankläfft - Barney hat einfach nur totale Panik bekommen, er angebunden am Zaun, ich nicht in Sichtweite und andere Menschen kamen auf ihn zu...


    Ich bin nur ein mal da gewesen, diese Übung hat mir sehr deutlich gemacht, das hier nicht auf den einzelnen Hund eingegangen wurde, sondern einfach nur das vorher festgelegte Konzept verfolgt wurde.


    Heute ist das wichtigste für mich das ich die herangehensweise in der HuSchu (oder auch beim Einzeltraining) hinterfragen kann, mir eine vernünftige Antwort gegeben wird und ich merke das sowohl ich als auch mein Hund sich wohlfühlen. Leider ist das nicht für jede HuSchu selbstverständlich.


    Ich wünsche euch mit der Trainerin viel Glück und berichtet doch mal wie es gelaufen ist.

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