vergessene Fortschritte

Hallo Fories!
Mir ist aufgefallen, wie wenig man doch drauf achtet, welche Fortschritte das Hundi macht, wenn man bloß was dafür tut. Jede neue Errungenschaft wird so schnell zur Selbstverständlichkeit, und man sieht wieder nur den langen Weg, der vor einem ist. Und wenn man dann mal zurückschaut? Dann merkt man plötzlich, wie weit man schon gekommen ist!
Gestern ging ich mit meiner Schwester und Kira spazieren. Wir kamen an einem Haus vorbei, wo gerade die Bewohner vor der Tür standen und einen Besuch verabschiedeten. Dazwischen tummelte sich eine Retriever Hündin. Sie kam an die Grundschücksgrenze, wedelte mit dem Schwanz wie ein kleiner Helikopter und winselte und machte Spielaufforderungen, quietschte und lief an der Grenze hin und her. Sie wollte unbedingt spielen... Was daran so besonders war? Da war kein Zaun! Diese Hündin hielt sich an diese imaginäre Grenze, obwohl sie doch soooo gern gespielt hätte.
Später sagte meine Schwester, so weit wenn wir mal kommen, da ist sie sooo stolz auf unsere Maus! Ich stimmte ihr zu. Klasse erzogen, diese Retriever Hündin!

Heute morgen kam ich aus meinem Zimmer, hörte unten schon meine Schwester mit der Leine hantieren. Ich ging die Treppe hinunter. Kira freut sich morgens immer wie ein kleines Kind über einen Lutscher, wenn sie mich sieht, weil ich zwecks Studium fast nur an den Wochenenden da bin. Ich ging also die Treppe runter, und sie hatte mich natürlich gehört. Und da stand sie an der Treppe, die für sie nur Abends auf Kommando erlaubt ist, wenn sie mit meiner Schwester ins Bett geht. Wedelte mit dem Schwanz wie ein kleiner Helikopter, und winselte und quietschte und tappte mit den Vorderpfoten auf der ersten Stufe hin und her.... Ein Deja-Vu wie es im Buche steht, und ich musste grinsen. Ist es ein halbes Jahr her, oder erst 3 Monate, dass wir die Treppe immer mit einem großen Karton versperrt hatten? Wann nochmal hatte sie rausgefunden, dass oben das Katzenfutter steht, und hat es regelmäßig geplündert? Ist das hundert Jahre her? Oder doch schon zweihundert? Irgendwas ist faul an der Rechnung, Kiras erster Geburtstag ist doch erst ein paar Monate her!

Da hab ich meine Schwester auf mein kleines Deja-Vu hingewiesen, und ihr ging die selbe Laterne auf wie mir, als ich die Treppe runter kam und dieses artige Hundchen unten stehen sah Und als wir uns so drüber unterhalten haben, da sind uns noch ein dutzend andere Beispiele eingefallen. Hat nicht das unsichere Welpchen Kira jeden Fußgänger angebellt? Hatte sie nicht bis vor kurzem Angst vor Menschen mit Stöcken, und war kaum zu beruhigen wenn sie einen auch nur von weitem sah? Ging nicht erst diese Woche eine Nordic-Walkerin in 2m Abstand an uns vorbei, während Kira artig Sitz machte? Ist die ungestüme Junghündin, die aus überschäumender Zuneigung jedes Kind anspringen wollte, wenn man sie nicht festhielt, und dem Großcousin dabei einen kleinen Kratzer im Gesicht verpasste, wirklich noch derselbe Hund, der heute überaus sanft und vorsichtig mit Kindern umgeht? Warum nochmal haben wir ihr beigebracht, bei jedem Fahrradfahrer Sitz zu machen? Weiß gar nicht mehr, wollte sie die auch anbellen? Da war doch was... irgendwann... vor langer Zeit...?

Sicher, vor uns liegt immer noch ein langer Weg. Aber es geht weiter, jeden Tag ein großer Schritt. Und wenn man mal ein bissl drauf achtet, da fällt einem plötzlich auf, wie schnell sie doch lernt, wie toll sie doch ist, und dass diese Golden-Retriever Hündin kein Überhund ist, sondern bloß schon ein bisschen weiter auf dem Weg, den wir auch grad gehen.
Ich frage mich nur, ob dieser Weg überhaupt irgendwo aufhört, oder ob die Besitzer dieser Retriever Hündin nicht auch noch einen so unendlich langen Weg vor sich sehen, wie wir? Oder hat jemand von euch schon das Ende gesehen?
Vielleicht sollten wir doch mal ein Trainingstagebuch schreiben. Nur um in einem Jahr oder in zwei mal drin zu blättern, und zufrieden in sich hinein zu grinsen :^^:

Liebe Grüße
Sabine