Leinenbeißerei

  • Hallo,

    ich habe nicht alle Beiträge lesen können, also schon mal sorry, falls ich was schreibe, was schon behandelt wurde.


    Wir haben auch so ein Exemplar aus dem Tierschutz, der von Anfang an draußen sehr angespannt war. Weiter oben hat jemand einen ähnlichen Fall beschrieben, und dass es eben nur langsam besser wurde und dass man viel tun muss.


    Das kann ich bestätigen.


    Geht Ihr eigentlich immer den gleichen Weg oder immer andere?


    Bei unserem ist es so, dass es ihn auch nach Jahren überfordert, wenn er ständig in einer neuen Umgebung spazieren geht. Selbst wenn da aus Menschensicht "nichts ist". Hunde nehmen einfach die Umgebung anders wahr.

    Unserer ist z.B. bei Dunkelheit / Dämmerung immer sehr angespannt, selbst wenn wir keiner Menschen- und Hundeseele begegnen. Auch tagsüber, selbst in gewohnter Umgebung, kann es sein, dass er angespannt ist, auch ohne Begegnungen.

    Und dann mag man ihn sich in fremder Umgebung erst gar nicht vorstellen...


    Ich will damit sagen: Selbst wenn Ihr keine Auslöser beobachtet - es gibt sie (für Eure Hündin).


    Wir haben jetzt auf einmal große Fortschritte bei ihm, ich möchte da gar nicht so detailliert darauf eingehen, weil jeder Hund anders ist.

    Nur so viel: Wir markern und belohnen auch jeden Blick bzw. jede Kontaktaufnahme zu uns, lasse ihn die Leckerli (Belohnung) meist am Rand des Weges suchen. Er scheint dadurch aus seinem Tunnel und seiner Anspannung immer ein Stück weit rauszukommen. Interessant ist, dass er gerade in für ihn schwierigen Situationen (wenn er z.B. in der Dämmerung etwas sieht, was er nicht einschätzen kann), zu uns schaut - was er früher nie gemacht hat.

    Eskalierende Situationen gibt es nur noch selten, bzw. sind sie weniger heftig.

    Wir haben ihn erstmals auch richtig im Freilauf, was früher nicht möglich war, weil er draußen einfach nicht ansprechbar ist.


    Noch was Anderes, was wir allerdings noch nicht probiert haben, uns ein Trainer aber mal empfohlen hat und was man auch sonst öfter mal sieht: Kann man Mila vielleicht eine Alternativhandlung ausführen lassen? Etwas tragen, wie ein Tau oder so? Habt Ihr das schon mal probiert?


    Was uns auch empfohlen wurde bei Hundebegegnungen ist, alles Andere als z.B. das Hinlegen oder Erstarren usw. zu markern. Also wenn der Hund woanders hinschaut, etwas Anderes tut (natürlich nicht, wenn das auch unerwünschtes Verhalten ist).

    Ich persönlich finde das schwierig, weil oft alles so schnell geht.

    Aber vielleicht hat da jemand hier zu dem Thema konkrete Erfahrungen.


    Nicht aufgeben! Freut Euch über kleine Verbesserungen und denkt bei kurzzeitigen Rückschritten nicht zu viel nach.

    • Neu

    Hi


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    • Hallo zusammen, ich wollte mich hier mal wieder mit einem Update melden.


      Zunächst einmal: Die Trainerin habe ich "gefeuert" und mich auch geweigert, die dritte Stunde zu zahlen, nachdem es 3x hieß "Naja, scheint doch alles zu passen" weil Mila nicht einmal in die Leine gebissen hat, während wir zusammen unterwegs waren. Auch beim Video hat sie kommentiert, dass das halt normal sei für einen Junghund.


      Bevor ich direkt zum nächsten Trainer bin, hab ich es noch ein bisschen in Eigenregie probiert und vor allem Fremdhundekontakte weiter und weiter reduziert. D.h. wir sind entweder umgedreht oder in eine andere Richtung gegangen, sobald ich einen anderen Hund gesehen habe. Wenn es gar nicht anders ging, haben wir einen großen Bogen gemacht und ich habe sie schon sehr früh mit einem Leckerli davon abgehalten, sich hinzulegen oder zu pirschen. Sieht so aus: Sie sieht einen anderen Hund und schaut. Ich versuche zuerst verbal, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und zeige ihr dann ein Leckerli (ab dann ist der andere Hund total egal) und sie bekommt es, sobald wir vorbei sind. Manchmal bleibe ich dann auch einfach gemeinsam mit ihr stehen, bis der andere Hund weg ist.


      Seither hat sie kaum mehr in die Leine gebissen und wenn doch, dann hat sie auch meist nach einem eindeutigen "Nein" wieder aufgehört. Ich hab da auch vermehrt auf meine Körpersprache geachtet: Sobald sie es tut, beuge ich mich leicht nach vorne und schau sie eindringlich an. Reicht das nicht, kommt noch das "Nein". Auch die random-Leinenbeiß-Attacken sind weniger geworden. Ich meine mich zu erinnern, dass ich geschrieben habe, dass sie hier und da auch manchmal einfach so in die Leine gebissen hat, obwohl zum Beispiel keine einzige Hundebegegnung stattgefunden hatte. Auch das macht sie nur noch selten und lässt sich schnell unterbinden.


      Alles in allem scheint es also besser geworden zu sein, alleine dadurch, weil ich direkten Hundekontakt unterbinde. Ich frage mich nur, wie ich das langfristig und sinnvoll aufbauen kann. Denn aktuell ist es ja so, dass ich in 99% der Fälle ein Leckerli brauche, damit der andere Hund nicht weiter interessant ist und sie keinen Stress aufbaut, der zur Übersprungshandlung führt. Bei Fahrradfahrern und Joggern hat es eigentlich recht schnell geklappt - da sag ich ihr Umorientierungssignal, sie schaut mich an, Markerwort, Leckerli. Natürlich halte ich sie auch nach wie vor auf Abstand bei Fahrradfahrern und Joggern, aber ich sehe ihr mittlerweile deutlich an, dass sie nicht mal mehr Interesse hat. Sie guckt kurz und macht dann einfach weiter ihr Ding. Das Umorientierungssignal funktioniert nur leider bei anderen Hunden noch überhaupt gar nicht. Da versuche ich einfach irgendwie ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, um ihr dann das Leckerli zu zeigen. Und nur dann bin ich auch interessanter als der andere Hund. Hab ich kein Leckerli parat, geht ihr Hinlegen/Pirschen-Verhalten ganz normal weiter. Manchmal, wenn sie einen Hund locker 50-100m von uns entfernt im Freilauf sieht, will sie gleich hinlaufen und quasi mitlaufen. Auch da hilft nur das Locken mit einem Leckerli.


      Wie baue ich es auf, dass sie langfristig auch ohne Leckerli entspannt an anderen Hunden vorbei geht bzw. sich nicht für sie interessiert?

    • Ich würde einfach weiterüben.

      Was bei uns ganz gut klappt (allerdings auch mit Leckerchen - bzw. einfach seinem Futter) ist "such" Also sobald was in die Nähe kommt und ich ihn ablenke will, kommt "Such" und ein paar Brocken Futter fallen in die entgegengesetzte Richtung.

      Das will ich jetzt mit Dummytraining noch eine weitere Alternative schaffen. geht leider noch nicht so gut. Aber das wird noch.

    • Kennst du Click For Blick? Beschäftige dich mal damit, das wird dir helfen. Zur Not eben einen passenden Trainer suchen, der damit arbeitet. Der Hund sollte idealerweise Strategien lernen, selber mit dem "Trigger" umzugehen und nicht immer deine Anweisung und Ablenkung zu benötigen. Bei Click For Blick lernt der Hund sich mit dem Auslöser auseinander zu setzen und sich selbstständig abzuwenden. Dabei muss der Hund dich nicht angucken, idealerweise taucht er eben wieder in die Umwelt ab, geht schnüffeln, aber darf natürlich auch dich angucken, ist aber kein muss.


      Hier mal ein Beispiel, wie ich Hundebegegnungen mit meinem Hund trainiere, der bei dieser Begegnung früher kreischend in der Leine gehangen hätte und sich als Übersprung in Dauer-Markieren oder buddeln geflüchtet hätte.



      Andere Hunde werden nie uninteressant für deinen Hund werden, das wäre biologisch unsinnig. Du kannst deinem Hund nur beibringen, wie er damit umgeht und die Emotionen verändern. Es ist SEHR viel von einem Hund verlangt nah an angeleint an anderen Hunden entspannt vorbei zu gehen. Hunde sind eigentlich nicht dafür gemacht in so hoher Hundedichte zu leben und locker flockig entspannt an frontal auf sie zu kommenden Hunden vorbei zu gehen. Das ist je nach Hund richtig richtig viel Arbeit und manche werden das nie schaffen und brauchen immer Unterstützung. Aber man kann das natürlich für jeden Hund deutlich besser machen, aber man muss sich auch drauf einstellen, dass das nicht innerhalb weniger Wochen erledigt ist.


      Übrigens würde ich deinen Hund nicht bedrohen, wenn er versucht in die Leine zu beißen. Sie macht das nicht, weil sie "böse" ist, sie hat Stress und es ist eine Übersprungshandlung und es ist sehr unfair sie dafür noch zu strafen. Kennt dein Hund ein paar gut aufgebaute Tricks wie Handtouch? Wenn du siehst sie, wird gleich in die Leine beißen, frag doch einen netten Trick ab, wo sie mit der Schnauze was anderes tun kann und stelle erstmal wieder etwas Entspannung her und gute Emotionen :-)

    • @Lagarus vielen lieben Dank für die vorgestellte Technik und das Video, das hilft mir gerade enorm und ich werde mir das mal zu Herzen nehmen. Ich glaube unbewusst habe ich die Methode bereits angewendet, da eine Freundin von mir meinte, gewünschtes Verhalten immer zu belohnen. Bei Begegnungen gab es nur nie gewünschtes Verhalten - weil es immer schon zu spät war. Ich muss also deutlich früher anfangen und mich langsam vorarbeiten, das habe ich jetzt verstanden.


      Es ist SEHR viel von einem Hund verlangt nah an angeleint an anderen Hunden entspannt vorbei zu gehen. Hunde sind eigentlich nicht dafür gemacht in so hoher Hundedichte zu leben und locker flockig entspannt an frontal auf sie zu kommenden Hunden vorbei zu gehen.

      Ich weiß, man sollte sich nicht mit anderen vergleichen, aber das ist etwas, was ich gerade durch die hohe Hundedichte gar nicht vermeiden kann: Ich sehe halt ständig Hunde, denen andere Hunde egal sind oder die zumindest nur kurz Schnuppern wollen und seelenruhig weitergehen, meist sogar im Freilauf. Interessanterweise, und das habe ich heute erst wieder beobachten können, sind ihr andere Hunde so gut wie egal, wenn es plötzlich passiert. Ich bin heute in eine andere Straße eingebogen und da kam uns halt genau am Eck ein anderer Hund entgegen. Die haben sich dann kurz beschnüffelt, bei ihr hat sich keinerlei Stress aufgebaut und wir sind danach gechillt einfach unserer Wege gegangen. Nichts. Das hab ich dann natürlich ganz stark belohnt, aber solche Situationen sind sehr selten.


      Übrigens würde ich deinen Hund nicht bedrohen, wenn er versucht in die Leine zu beißen. Sie macht das nicht, weil sie "böse" ist, sie hat Stress und es ist eine Übersprungshandlung und es ist sehr unfair sie dafür noch zu strafen. Kennt dein Hund ein paar gut aufgebaute Tricks wie Handtouch? Wenn du siehst sie, wird gleich in die Leine beißen, frag doch einen netten Trick ab, wo sie mit der Schnauze was anderes tun kann und stelle erstmal wieder etwas Entspannung her und gute Emotionen :-)

      Verstehe. Dann muss ich es vielleicht doch sanfter machen. Zu Tricks: Ich habe es zu Beginn immer mit Pfote gemacht und das hat auch geklappt, aber sobald man sie belohnt hat und weitergehen wollte, hing sie mit dem Maul wieder in der Leine. Das hat sie nur kurzzeitig abgelenkt. Auch längere Ablenkungen, also z.B. eine handvoll Leckerli in die Wiese werfen und sie suchen lassen, halfen nicht immer.

    • Ich weiß, man sollte sich nicht mit anderen vergleichen, aber das ist etwas, was ich gerade durch die hohe Hundedichte gar nicht vermeiden kann: Ich sehe halt ständig Hunde, denen andere Hunde egal sind oder die zumindest nur kurz Schnuppern wollen und seelenruhig weitergehen, meist sogar im Freilauf. Interessanterweise, und das habe ich heute erst wieder beobachten können, sind ihr andere Hunde so gut wie egal, wenn es plötzlich passiert. Ich bin heute in eine andere Straße eingebogen und da kam uns halt genau am Eck ein anderer Hund entgegen. Die haben sich dann kurz beschnüffelt, bei ihr hat sich keinerlei Stress aufgebaut und wir sind danach gechillt einfach unserer Wege gegangen. Nichts. Das hab ich dann natürlich ganz stark belohnt, aber solche Situationen sind sehr selten.

      Die Menschen die Probleme mit Hundebegegnungen habe, werden ja auch nicht im belebten Park spazieren gehen zu Uhrzeiten, wo besonders viele andere Hundehalter unterwegs sind. Glaub mir, Hundebegegnungen ist wohl das Thema, womit Hundetrainer mit Abstand am meisten beschäftigt sind, weil das einfach enorm viele Hundehalter beschäftigt. Und was manchmal so schön und gechillt aussieht, ist oft aber ganz viel mit Konfliktverhalten behaftet. Meine Hündin wäre auch so eine, mit der ich da lang spazieren würde und für Außenstehende sieht es so aus, als wenn sie völlig gechillt ihres Weges an anderen Hunden vorbei geht. Aber sie ist nicht entspannt, wenn sie nicht müsste, weil ich eben da lang gehe. würde sie solche Begegnungen immer vermeiden und nie frontal einfach auf die anderen Hunde zu gehen. Sie will dann aber eben auch keinen Ärger mit den anderen Hunden und so lange sie nicht belästigt wird, geht sie ihres Weges. Aber schön findet sie das nicht. Und wenn du mal so richtig gelernt hast Hunde zu lesen, wirst du ganz viel Konfliktverhalten sehen. Hunde fangen auch gerne aus Übersprung und Konfliktverhalten an zu spielen und wir Menschen stehen dann daneben und freuen uns, wie "super sich die Hunde verstehen".


      Ich muss also deutlich früher anfangen und mich langsam vorarbeiten, das habe ich jetzt verstanden.

      Ja sehr gut, dass ist eine wichtige und entscheidende Erkenntnis! :gut:


      Verstehe. Dann muss ich es vielleicht doch sanfter machen. Zu Tricks: Ich habe es zu Beginn immer mit Pfote gemacht und das hat auch geklappt, aber sobald man sie belohnt hat und weitergehen wollte, hing sie mit dem Maul wieder in der Leine. Das hat sie nur kurzzeitig abgelenkt. Auch längere Ablenkungen, also z.B. eine handvoll Leckerli in die Wiese werfen und sie suchen lassen, halfen nicht immer.

      Ich würde mir immer etwas Zeit nehmen. Nicht einfach ein Trick abfragen, Leckerlie rein stopfen und dann erwarten dass alles wieder ok ist. Bleibt doch einen Moment stehen und frag ein paar Tricks ab und streu danach noch etwas Futter. Oder übe etwas Leinenführigkeit und belohne jeden Schritt. Oder nimm ein Spielzeug mit in dass sie alternativ erstmal reinbeißen kann. Und erwarte nicht, dass alles immer beim den ersten paar Malen funktioniert, Lernen ist immer ein Prozess, der dauert. Und wenn sie immer und immer wieder in die Leine beißt, dann würde ich sowieso direkt nach Hause gehen, jeder weiter Stressor macht es ja dann nur noch schlimmer und es staut sich immer mehr an.

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