Mein Hund bellt bei Spaziergängen ständig andere Hunde an

  • Hallo,
    ich habe einen vier Jahre jungen Terriermischling, welcher auf Spaziergängen fast jeden Hund anbellt, der uns entgegen kommt. Ich kann sie dann oftmals kaum beruhigen und auch ablenken lässt sie sich zu diesem Zeitpunkt nicht. Auch habe ich einige Male versucht, sie an dem anderen Hund "vorbei zu füttern", was allerdings auch nur einen geringen Erfolg brachte, denn meistens bellte sie trotzdem kurz oder zog vor Aufregung stark an der Leine.

    Meine Überlegung ist derzeit mich an eine Hundeschule mit Hundepension zu wenden, da ich mir vorstelle, dass es Lilli helfen könnte, wenn sie mehr Kontakt zu anderen vor allem größeren Hunden hat.

    Gibt es hier Hundehalter mit ähnlichen Problemen? Und wie geht ihr damit um?

    Bin über jeden gut gemeinten Rat dankbar.

    Liebe Grüße
    Laura mit Lilli

  • Die wichtige Frage ist ja: Warum bellt der Hund?

    Hat er Angst, will er mit den anderen Hunden spielen, will er sie aus seinem Revier raushaben, oder oder oder?

    Ich würde da prinzipiell mit Aufmerksamkeitssignal arbeiten. Dem Hund also beibringen, sich auf Kommando zu mir umzuorientieren.
    Das übt man erst ganz entspannt zu Hause, ohne jegliche Ablenkungen. Dann steigert man langsam die Ablenkung.

    Wichtig dabei ist, dass Du nicht direkt mit dem Auslöser arbeitest, sondern nur am Auslöser. Du musst also die Distanz finden, die für deinen Hund noch angenehm ist. Wenn muss er noch nicht bellen, was hält er noch aus? Da fängst Du dann an zu arbeiten.
    Mit der Zeit kann diese Distanz immer kleiner werden.

    Bis das klappt würde ich selbst ganz ruhig bleiben, Bögen um die anderen Hunde gehen, ausweichen wann immer es geht usw.

    Eine Alternative zum Aufmerksamkeitssignal wäre "Vokabeln lernen". Sprich: Zeigen und Benennen. Funktioniert ähnlich...
    Hier gibts mehr Infos: Zeigen und BenennenMarkertraining

    Das mit der Pension kann helfen, kann aber auch ganz gewaltig nach hinten los gehen. Wenn dein Hund ohnehin schon Angst hat und da einfach in eine beliebige Gruppe reingeschmissen wird, kann es sein, dass er danach Panik vor anderen Hunden bekommt, weil die anderen Hunde bspw. distanzlos sind, oder ihn mobben oder oder oder...
    Ich würde da immer eher zu einem privaten Trainer tendieren, der zu Dir nach Hause kommt, dir Tipps gibt und zeigt, wie Du richtig mit deinem Hund umgehst, ihm Sicherheit gibst usw.

  • Danke erstmal für die wirklich hilfreiche Antwort. Bei Lilli ist es so, dass sie die anderen Hunde aus Angst anbellt. Sind die Hunde in ihrer Größe ist es für sie aber seltener ein Problem. Allerdings denke ich das dies vor allem daran liegt, dass sie mit größeren Hunden schon einige Male eher schlechte Erfahrungen gemacht hat.

    Ich finde die oben beschriebenen Methoden klingen beide logisch und nachvollziehbar und bin mir noch nicht ganz sicher mit welcher der beiden Methoden ich das Training beginnen werde.

    Ich habe den Ablauf jetzt so verstanden, dass ich Lilli ein Aufmerksamkeitssignal gebe, wenn uns ein Hund entgegen kommt. Sobald sie mich anschaut gebe ich ihr dann ein Leckerchen. Aber wie fahre ich dann fort? Ich soll doch nicht weiter auf den anderen Hund mit ihr zu gehen, richtig? Also müsste ich jedes Mal, sobald mir ein Hund entgegen kommt mit ihr umdrehen und den Abstand dann von mal zu mal langsam verringern?
    Und könnte man für dieses Training wohl auch einen Clicker verwenden?

    Und dann hätte ich noch eine ähnliche Frage: Da sie auch bellt, wenn es an der Haustür klingelt, würde ich ihr das gerne auch noch abgewöhnen. Und auch hier stelle ich mir wieder die Frage, wie ich vorgehen soll. Wenn ich sie auf ihren Platz verweise bleibt sie dort nicht, weil sie zur Tür will. Sie bellt immer so lange bis sie zum Besuch hin darf. In diesem Falle bellt sie dann aber nicht aus Angst, sondern eher aus Aufregung.

  • Okay, gerade wenn sie aus Angst bellt, würde ich das mit der Hundepension lassen. Es wird echt schwer sein, so gut sozialisierte Hunde zu finden, dass sich die Angst nicht verstärkt. Solche sensiblen Hunde gibt es (meiner Erfahrung nach) eher selten.
    Wenn sie Schiss hat, würde ich sie unter Umständen sogar hochnehmen. Einfach mal schauen, ob ihr das hilft, oder ob sie damit noch mehr pöbelt.

    Aaaaalsoooo... Meiner hat auch ein Problem mit anderen Hunden. Allerdings hat der keinen Schiss, sondern es nervt ihn, wenn andere Rüden in "seinem" Revier sind. Er ist also recht aggressiv dabei.
    Wenn ich einen Hund sehe, dann fordere ich meinen Hund auf, zu mir zu schauen. Er wird belohnt, wenn er das macht. Je nachdem, wie die Begegnung verläuft, kriegt er dann überhaupt nicht mit, dass da ein anderer Hund ist. Das ist für mich natürlich am entspanntesten, allerdings hat der Hund da nichts weiter gelernt, als eine weitere Vertiefung des Aufmerksamkeitssignals.

    Wenn er den anderen Hund bemerkt schaue ich, ob es schwierig für ihn wird, oder ob er noch recht entspannt ist. Wenn er entspannt ist, fordere ich immer wieder Blickkontakt ein. Er schaut dann abwechselnd zu mir und zum anderen Hund. Das hat den Vorteil, dass es für den anderen Hund recht angenehm ist, weil das Weggucken ein deeskalierendes Signal ist, ein Beschwichtigungssignal =)
    Wenn mein Hund schon sehr angespannt ist, dann weiche ich so weit aus wie es möglich ist, setze ihn mit dem Blick zu mir ab und fordere das "deeskalierende Sitz" ein. D.h. ich lobe ihn, wenn er ruhig zum anderen Hund schaut. Auch das ist für den anderen Hund wieder angenehm, weil auch hier wieder kein direkter Blickkontakt, kein Fixieren zustande kommt.
    Für meinen Hund ist es nämlich einfacher, sitzen zu bleiben, als sich zu bewegen. Je mehr Bewegung in ihn kommt, desto unentspannter wird er.
    Da musst Du schauen, was für deinen Hund am angenehmsten ist.

    Wir verwenden übrigens auch den Clicker dafür ^^ Der Blick zu einem muss ja bestätigt werden und mit dem Clicker kann das (wie immer) punkt genauer eingefangen werden.

    Auch das mit dem Bellen bei Besuch musst Du erst ohne Auslöser üben. Also ihr beibringen, dass sie ruhig im Körbchen liegt. Auch über einen längeren Zeitraum. Eventuell mit einem Kong oder Kauknochen.
    Wenn es klingelt gibt es auch die Möglichkeit, sie an ihrem Platz zu fixieren. Dann einfach ausharren, bis sie aufhört zu bellen oder solange draußen bleiben, bis sie ruhig ist. Wenn sie ruhig ist reingehen, sobald sie einen Mucks macht aufstehen und wieder raus, bis sie ruhig ist und das ganze wieder von vorne.

  • Ich würde auch nochmal die Möglichkeit "Social Walks" ins Rennen werfen. Das kann man ja unabhängig vom Alltagstraining machen. Du kannst dich ja mal bei Hundeschulen in deiner Nähe umschauen, ob die sowas anbieten und vielleicht erstmal ohne Hund mitgehen, um dir ein Bild davon zu machen, wie es abläuft. Bei einem Social Walk haben die Hunde keinen direkten Kontakt miteinander, sondern laufen mit angemessenem Abstand in der Gruppe. Ist vielleicht nicht gleich die erste Station, die man beim Training machen muss/machen sollte, könnte aber später als Ergänzung ganz gut helfen. Oft haben Hundeschulen/Trainer auch den ein oder anderen gut sozialisierten Hund an der Hand, mit dem man vorsichtiges Training machen könnte. Hundepension würde deinen Hund aber sicher überfordern.

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