Schottland - mal wieder

Ja, gelegentlich laufen die Highland Cattle, oder auch andere Rinder, frei in der Gegend herum. Ich musste bei mehreren Wanderungen schon mal mitten durch eine Herde durch. Vor zwei Jahren im Sommer, als ich nach Applecross lief, wähnte ich mich schon fast dort, als ich plötzlich aus einem Wäldchen herauskam, auch auf so einem breiten Landrovertrack, und vor mir eine große Herde Highland Cattle stand. Rechts und links vom Weg, und mitten drauf. Kühe, Kälber, und der Papa Stier war auch dabei. Zum Glück marschierten sie alle runter vom Weg und interessierten sich nicht weiter für mich...

In einer Wandererzeitschrift, die in einem Hostel auslag, hatte ich einen Artikel über tödliche Begegnungen zwischen Wanderen und Rindern gelesen. Die Wanderer waren in den dort beschriebenen Fällen auf der Verliererseite... Als ich dann am nächsten Tag durch eine Herde Rinder gehen musste (links und rechts des Wegs war nur Sumpf, also keine Ausweichmöglichkeit), überlegte ich, ob das eine gute Idee sei. Kälber waren auch dabei, und eine Grundregel, die mir mein Vater eingetrichtert hatte, lautet "Gehe nie zwischen Kuh und Kalb". Dann kam eines dieser Kälber auf die Idee, sich für mich zu interessieren, und seine Mama kam hinterher. Umpf. Zum Glück drehte das Kleine dann ab. Ich ging ruhig und ohne mit den Trekkingstöcken zu klappern und leise vor mich her murmelnd weiter bis zum Zauntritt, krabbelte drüber, und dann erst fingen meine Knie an zu zittern...
So ganz ohne sind die Kerlchen nicht. Eine meiner Bekannten aus Inverness ging schon lange Umwege, durch Sumpf und über Felsen, weil ihr eine einzige Highland-Kuh im Weg stand.

Nach einem sonnigen Tag kündigte sich mit goldenem Licht ein schöner Sonnenuntergang an. Gut, er wurde nicht so arg spektakulär, aber trotzdem fotografisch festgehalten:

before sunset by Marion Woell, auf Flickr

Sunset and Longa Island by Marion Woell, auf Flickr

after sunset by Marion Woell, auf Flickr

Später, nach dem Sonnenuntergang, ging ich wieder raus an den Strand, um die Milchstraße und den Rest des Sternenhimmels abzulichten. Da kein Mond schien, waren die Sterne so hell und so zum Greifen nah, dass es schon fast unwirklich war.

Ich machte zuerst dieses Foto in Richtung Flowerdale / Torridon (grobe Richtung: Süd-Südost):

Milky Way by Marion Woell, auf Flickr

Dann schaute ich mich zufällig um, und sah grüne Lichtsäulen über den Dünen emporsteigen. Da sich hier draußen keine Sportarena befindet, und auch kein großes Open-Air-Konzert angesagt war (für beides war es auch viel zu still...), konnte es nur eines sein: Polarlichter! Noch rechnete die Kamera das obige Bild aus; ich drehte schnell die Kamera auf dem Stativkopf in die andere Richtung, und hielt mich gar nicht lange mit gerade ausrichten oder so auf. Sobald sie fertig war mit rechnen, betätigte ich wieder den Auslöser. Dabei fiel mir ein, dass mir eine Bekannte, die so etwas schon etliche Male in Island fotografiert hat, den Tipp gab, nicht länger als 10sec zu belichten. Nun ja, zu spät. Das Ergebnis gefällt mir dennoch. Schließlich war die Aurora nicht so arg stark. Die nächsten Bilder belichtete ich nur mit 15sec; die musste ich dann in der Nachbearbeitung etwas "nachbelichten".

Light Show! by Marion Woell, auf Flickr

Northern Lights over Big Sand by Marion Woell, auf Flickr

Northern Lights over Big Sand by Marion Woell, auf Flickr

Ich hatte ja im November 2014 schon darauf spekuliert, als wir eine Woche im äußersten Nordwesten waren. Aber damals habe ich sie vermutlich verschlafen...
Dieses Mal habe ich insgeheim darauf gehofft, hatte mir eine Smartphone-App installiert - und dann hatte ich keinen Internetempfang. Um so überraschender kam dann diese Lightshow. Ich würde sie mir gerne nochmal anschauen, gerne auch in Grönland oder so.

Ardessie Falls
Die Ardessie Falls liegen in (man glaubt es kaum) Ardessie, an der A832. Gleich neben der Brücke, neben der der unterste Wasserfall ist, kraxelt man über ein paar Felsen rauf, und dann folgt man einfach dem Wasserlauf, auf einem mal mehr, mal weniger sichtbaren und ziemlich versumpften Trampelpfad. Ich kam nur bis zum ersten Wasserfall (also der über dem an der Straße), weil Männe im Auto wartete und ich ihn nicht stundenlang warten lassen wollte. Es war ohnehin ein ungünstiger Zeitpunkt für diese Wasserfälle: Gegenlicht, der letzte Regen war zu lange her, und durch den starken Wind gab es bei Langzeitbelichtungen so unschöne Bewegungen in den Bäumen. Ich hatte zwar zum Fotografieren ein windgeschütztes Plätzchen gefunden, im eigentlichen Flussbett, aber die Bäume waren doch sehr beweglich. Es gab also viel Ausschuss bei den Langzeitbelichtungen. Schade. Aber die Ardessie Falls bleiben auf der Liste, dann aber am Nachmittag, bei oder nach viel Regen, und vor allem ohne Männe, damit ich bis ganz rauf gehen kann.

Ardessie Falls by Marion Woell, auf Flickr

Ebenfalls an (bzw. auf) der A832 entstand dieses Foto. Warum die Straße auf diesem Abschnitt Destitution Road genannt wird, steht u.a. bei wikipedia (und mit Sicherheit noch auf vielen anderen Internetseiten und in Reiseführern etc).

Destitution Road by Marion Woell, auf Flickr