Das ewige Fiepen...

  • Liebe Alle,

    ich habe hier ein kleines Problem. Im Gegensatz zu unserer Rüdenproblematik ist es wirklich 'klein', aber ich habe den Eindruck, dass da was an der Basis hapert, deswegen hätte ich gerne mal euren Rat.

    Und zwar ist es so, dass mein Hund draußen nicht die geringste Frustrationstoleranz besitzt. Zumindest interpretiere ich das so. Ich sehe das vor allem auf Spaziergängen. Wenn ich da dem Hund zu langsam laufe (weil ich eben auch mal schlendere) oder gar mal in der Landschaft stehen bleibe, geht sofort die Heulerei los. Robbie steht dann neben mir, offensichtlich gefrustet, dass es nicht weitergeht. Aber wo andere Hunde sich einfach hinsetzen oder hinlegen und einfach mal ein paar Augenblicke geduldig warten, fiept sich mein Hund in unbekannte Höhen. Das macht er eigentlich schon, seit er Welpe ist. Klar, ich kann im schnellen Walking Schritt durch die Landschaft rennen, dann ist er still. Aber es ist auch mal ganz schön, sich unterhaltend über die Felder zu spazieren. Zuhause eine ähnliche Situation. Wenn irgendetwas aufregendes ist, wird rumgefiept. Und das zum Teil richtig laut. Ich weiß, dass mein Hund Probleme hat, bei Reizen von alleine wieder runterzufahren. Das weiß ich und manage es, bzw. helfe ihm dann. Aber gegen die nicht existente Frustrationstoleranz (wo ich auch ganz stark im Verdacht habe, dass dies das Grundproblem ist, aus dem die Unverträglichkeit erwachsen ist- er durfte nicht hin, das hat sich letztendlich zu Aggression hochgeschaukelt, weil er den Frust nicht ertragen hat) bin ich gerade ein bißchen ratlos. Das kann nämlich wirklich nervig sein. Ich baue zur Zeit die konditionierte Entspannung auf und übe viel Impulskontrolle und habe den Eindruck, dass das dem Hund gut tut. Er wirkt seitdem für mich im Allgemeinen ruhiger, aber das Heulen bei Frustration ist natürlich noch da. Hat jemand vielleicht das gleiche Problem? Oder hat jemand einen Tipp, was es sonst sein könnte? Ich habe den Eindruck, dass das ja auch Stress ist. Draußen entspannen ist zum Beispiel enorm schwer- es wird schlichtweg nicht ertragen, wenn ich mich hinsetze und nichts passiert. Ich habe hier im Forum in letzter Zeit einiges zu der Übung der Entspannung draußen gelesen, also hinsetzen und den Hund zur Ruhe kommen lassen. Auch da bin ich dran.

    Hat vielleicht sonst noch wer Ideen oder konkrete Übungsvorschläge? Wie kann ich dem Hund sonst noch helfen, mehr Geduld und Frustrationstoleranz zu lernen?
    Vielen Dank im Voraus für alle Denkanstöße.

  • Hallo Leidensgenosse

    ich kenne diese Problematik nur zu gut. Als ich Jacke aus dem Tierheim geholt habe wurde jedes Kommando erstmal präventiv mit einem FIEP kommentiert. Herr Hund konnte keine 2 Sekunden still sitzen. Da vibrierte der ganze Körper teilweise mit. Besonders schön waren dann immer die Menschen um uns rum.
    Ich mit Hund an Ampel - Hund soll sitzen - FIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEP, FIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEP - Mensch:Och du Armer, fehlt dir was? Ist Frauchen böse zu dir :ugly: ? Der beste Satz einmal: sagen sie mal schlagen sie den Hund weil der so weint? :muede:

    Ich habs immer versucht mit Humor zu nehmen xD !

    Was bei uns geholfen hat ist folgendes:
    Ich bin jeden Morgen zur selben Kreuzung und habe dort mit ihm immer wieder an den roten Ampeln gewartet. Mein Kommando habe ich dabei immer durchgesetzt aber ihn sonst nicht weiter beachtet. Irgendwann wurde diese Sache Routine für ihn und er hat nicht mehr sofort gefiept. Diese Situation habe ich mit Aufmerksamkeit und Leckerlies (Clicker) belohnt. Als er es an dieser Kreuzung verstanden hatte hat man gemerkt, dass er an anderen Kreuzungen ausprobiert hat welches Verhalten denn nun zum Leckerlie führt. Dieses Prinzip habe ich auf viele Situationen ausgeweitet und so haben sich die alltäglichen Probleme gelegt.
    Außerdem habe ich in allen "kontrollierbaren" Situationen (also Fressen, Spielzeug usw.) absolute Ruhe eingefordert bevor er dran darf. Das heißt Leckerchen auf den Boden und warten. Wenn Hund auf der Seite liegt und pennt darf er dran. Dasselbe mit Spieli oder wenn ich nach Hause komme wird er nicht begrüßt bevor er entspannt ist. Das können viele unterschiedliche Situationen sein die ganz individuell sind. Bei uns war es z.B. auch die Tür zum Garten. Also Tür auf und gewartet bis Hund entspannt, erst dann durfte er nach draußen.
    Ansonsten gehe ich gerne mit ihm einfach irgendwo in ein Cafe oder zu einer Parkbank und lese ein Buch usw. damit er merkt, dass das absolut normal ist. ich habe Jacke vor solchen Aktionen anfangs richtig heftig ausgelastet. Also 1 1/2 Stunden Radfahren, toben mit Kumpel usw. damit er sowieso keine Lust mehr auf Laufen hatte. Trotzdem habe ich anfangs oft 45 Minuten gewartet bis er endlich "umgefallen" ist :ugly: ! Dann gabs natürlich wieder Rückmeldung und Lecker.

    Achja was ich nie gemacht habe ist draußen zu warten bis er ruhig ist und erst dann weitergehen weil ich dann 24h draußen hätte verbingen müssen. Bei uns hat wirklich dieses Aufmerksamkeitsspielchen + positive Verstärkung des richtigen Verhaltens den Ausschlag gegeben. Außerdem habe ich parallel zu diesem ganzen training angefangen ihm Tricks beizubringen bei denen er sich wirklich konzentrieren muss. Beuteltraining (kein Apportieren sondern ruhiges tragen und damit Übungen machen z.B.) oder Geschicklichkeitssachen wie auf Objekten laufen (diese wurden natürlich immer kleiner/weniger breit). Das sind heute super Übungen, um ihn aus einer besonders aufregenden Situation wieder runterzufahren.

    Ui jetzt ist das aber ein langer Text geworden aber ich hoffe es sind ein paar Tipp für dich dabei. Auf jedenfall wünsch ich dir viel Geduld und hoffe du wirst deinen "Tinitus" auch bald los :headbash: (aber NUR den Tinitus nicht das 4-beinige Anhängsel :p )

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