Austausch: Über Hunde mit Menschenproblemen
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Einerseits ist dein Hund unsicher und hat eine niedrige Reizschwelle, andererseits kann er Korrekturen aber ab - doch gerade, dass er darauf, sogar bei angeblich geringer Korrektur, reagiert, zeigt doch, dass er es nicht "abkann", sondern, dass es ihn ängstigt/verunsichert.
Selbst bei einem souveränen Hund, der sein Verhalten für absolut richtig hält und der Ansicht ist, sich durch nichts aufhalten lassen zu müssen, klappt das mit positiver Verstärkung. -
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Hi
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Einerseits ist dein Hund unsicher und hat eine niedrige Reizschwelle, andererseits kann er Korrekturen aber ab - doch gerade, dass er darauf, sogar bei angeblich geringer Korrektur, reagiert, zeigt doch, dass er es nicht "abkann", sondern, dass es ihn ängstigt/verunsichert.
Dieser Logik kann ich leider nicht folgen. Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?
Dass meine Hündin auf leichte Einwirkung reagiert, zeigt erst mal nur, dass sie sensible Antennen hat. Verängstigt oder verunsichert ist sie durch meine Korrektur nicht. Im Gegenteil - eine immergleiche Antwort auf immergleiches Verhalten gibt ihr Sicherheit und einen Handlungsrahmen in dem sie sich bewegen kann.
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Dass deine Hündin auf leichte Einwirkungen reagiert, zeigt, dass diese Einwirkungen für sie massiv genug sind, um daraufhin ihr Verhalten abzubrechen - sie fühlt sich dadurch also eingeschüchtert/verunsichert/gestört.
Ein souveräner Hund reagiert auf leichte Einwirkungen nicht, unabhängig davon, ob er sie wahrnimmt oder nicht.All meine Hunde hatten/haben "sensible Antennen" und nehmen kleinste Reaktionen auf ihr Verhalten wahr, jedoch ist die Reaktion darauf charakterabhängig. Die Sensiblen/Unsicheren reagieren deutlich stärker auf Korrketur/Zurechtweisung oder Unmut, der souveräne, selbstsichere Hund überhaupt nicht. Ich müsste sehr massiv werden, um einen Abbruch über Korrektur zu erreichen.
Eine immergleiche Antwort kann genauso gut positiv und freundlich sein. Der Handlungsrahmen muss nicht durch Korrektur abgesteckt werden, das kann ebenso über Bestärkung und nett gesetzte Grenzen geschehen. -
Zu diesem Thema kann ich mit einer Langzeiterfahrung beitragen. Wir sind hier zwar seit Ewigkeiten angemeldet, ich hab aber fast nichts geschrieben bisher
Lucie habe ich 2003 aus dem Tierschutz übernommen und wir sind zueinander gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Nur mal im Tierheim schauen… und sie würde mir als „Welpe“ mitgegeben, mit den Worten, groß austesten sei bei einem Welpen nicht möglich. Ok, sie sah nicht aus wie ein Welpe, aber egal, plötzlich saß da so ein kleiner schwarzer Hund auf der Rückbank des Autos. Der Tierarzt sagte dann, sie sei ca. 4 bis 5 Monate alt. Damals lebte bei mir meine sehr souveräne Ersthündin, zu dem Zeitpunkt 4 Jahre alt.
Nachdem ich nun das kleine Paket Hund mit nach Hause in die Stadt (Stadtrand einer Großstadt) genommen habe, fingen die Probleme so richtig schön an. Das war im März 2003. Relativ schnell lernte sie, dass Menschen sich entfernen, wenn sie nur laut genug bellt. Dass die auch so gegangen wären, war ihr erst mal egal. Sie hatte Angst vor allem möglichen, Papierkörbe, Motorräder, Plakate. Wobei wir statische Stressoren sehr schnell „entgiften“ konnten, manifestierte sich das Anbellen von Menschen.
Damals haben wir als Akt der Verzweiflung eine Hundeschule aufgesucht. Der Tipp war, wohlgemerkt vor 12 Jahren, mal so richtig an der Leine zu rucken um zu zeigen, dass das nicht erwünscht ist. Außerdem sollte ich eine Wasserflasche mitnehmen, um ihr aus dem Off einen Schwall Wasser ins Genick zu spritzen, wenn sie unerwünschtes Verhalten zeigt. Auf meine Frage hin, ob ich damit den Menschen nicht negativ belege, kam: Probier das mal, das hilft. Mir war das zu doof und ich hab versucht, ihr etwas zu verabreichen, um sie „innerlich“ milder zu stimmen. Rescue-Tropfen – zwecklos. Ein Beruhigungsmittel mit Acepromazin – Verschlimmerung (natürlich…, aber Anxiolytika hat der TA damals nicht angeboten). Alles keine Wirkung. Als sie ca. 2 Jahre alt war, war ich an einem Punkt, an dem ich meinte, es geht nicht mehr. Ich habe mir überlegt, sie entweder wegzugeben oder das Verhalten einfach hinzunehmen.
Habe mich für letzteres entschieden. 2007 zog sich dann so langsam der Positivruck durch die Hundewelt und davon haben wir sehr profitiert (ohne allerdings einer namenhaften Hundeschulrichtung anzugehören). Ich denke, die meiste Gewöhnung ist durch Habituation passiert. Sie hat einfach 12 Jahre lang keine wirklich negativen Erfahrungen mit Menschen gemacht, bis auf die Tatsache, dass sie existieren. Gegenkonditionierung haben wir probiert, das lief auch alles ganz nett, es sei denn, ich hab die Leckerchen vergessen. Aber insgesamt betrachtet, hat das uns was gebracht.
Im Laufe der Zeit hat sich das Bellverhalten als selbstbelohnendes Verhalten etabliert. Ich war einfach zu lange ratlos, was ich dagegen unternehmen nsollte. Sie lässt sich durch Ansprechen da inzwischen sehr schnell herausholen. Allerdings bellt sie selektiv, häufiger bei Männern oder wenn Einzelne unseren Weg kreuzen. Wenn wir alleine spazieren gehen (mit Zweithund) zeigt sie das Verhalten überhaupt nicht mehr. Gehen wir mit anderen Hunden, kommt es drauf an. Wenn dann ein Hund mitmacht oder sie einfach nur „cool“ sein möchte, geht sie voll im Bellen auf, Rute erhoben und mit stolz geschwellter Brust.
Allerdings habe ich in den 12 Jahren gelernt, wie ein Leuchtturm durch die Gegend zu laufen. So rückblickend war die größte Verbesserung nach der Entscheidung 2007, den Hund leise, ruhig und mit Belohnung zu führen. Nach dem Tod meines Ersthundes 2014 ist sie noch mal um einiges souveräner geworden. Mein neuer Zweithund ist sehr ruhig und freut sich über Menschen und moderiert zum Glück Lucies Verhalten nicht.
Ich wollte euch etwas Mut machen. Es dauert halt alles seine Zeit…. Und ich habe enorm viel über Hundeverhalten gelernt. Zwangsläufig
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Amy hat sich heute wirklich sehr toll gemacht
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Wir müssen ja immer an einen Friedhof vorbei laufen.
Heute war da wohl eine sehr grosse Beerdigung es liefen sehr viele Leute aus dem Friedhof raus.
Wir haben uns auf der anderen Strassenseite gestellt und gewarte,t dran vorbei kamen wir nicht wäre echt zu eng gewesen.
Amy hat Sitz gemacht und sich die Menschen ganz in Ruhe angeschaut, die Leute kamen alle irgendwie immer näher, ich hätte echt nicht gedacht das sie ruhig bleibt.
2 Männer liefen ganz nah an Amy vor bei sie hat aber nichts gemacht, nur bei einer Frau hat sie 2 mal kurz gewufft weil sie so ne komische Tüte in der Hand hatte.
Dann kamen auch noch 2 Jogger recht nah da hat sie auch nichts gemacht.
Echt klasse .
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Dass deine Hündin auf leichte Einwirkungen reagiert, zeigt, dass diese Einwirkungen für sie massiv genug sind, um daraufhin ihr Verhalten abzubrechen
..und das ist auch gut so, denn ich möchte mit meiner Einwirkung ja genau das auch erreichen! Die "Kunst" dabei ist, angemessen zu reagieren, d.h. die Korrektur darf nicht zu schwach ausfallen, aber auch nicht überzogen sein.
und nett gesetzte Grenzen
Gib doch bitte mal ein Beispiel, wie du "nette" Grenzen setzt, die der Hund auch als solche annimmt.
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Im Grunde jedes Signal, das dafür sorgt, dass mein Hund eine von ihm gewünschte Aktion nicht ausführt.
Das einfachste Beispiel ist sicher "Nein". Ich habe das "Nein" positiv aufgebaut, indem ich das Verhalten, das ich sehen wollte, sehr kleinschrittig belohnt habe - anderes Verhalten wurde ignoriert oder unmöglich gemacht, beispielsweise durch eine Leine.
Möchte mein Hund zu einem anderen Hund, sage ich "Nein", möchte er aus der Ablage aufstehen, um jemanden zu vertreiben, sage ich ebenfalls "Nein" - und rufe ggf. ab, um die Situation zu entschärfen.
Der Abruf ist ebenfalls positiv aufgebaut, wenngleich über Zwang (kommt der Hund, gibt es seine Tagesration Nahrung, kommt er nicht, gibt es auch nichts).
Es gibt keine Konsequenzen, wenn ein Kommando ignoriert wird - das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass der Hund geblockt wird, in die Leine rennt oder, dass ich ihn wortlos, aber nett einsammle.Du wirst mir jetzt schreiben, dass das schön und gut ist, aber bei deinem Hund nicht funktioniert hätte, deshalb nehme ich das einfach vorweg, auch, wenn das total unhöflich ist: Ich denke schon, dass es funktioniert hätte und ich glaube, mein Hund ist in vielen Dingen weitaus extremer als deiner.
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Na dann glaube ich liegen wir ja mit unseren Vorstellungen von Korrektur und Verhaltensabbruch gar nicht so weit auseinander. Einige Posts von Dir lassen darauf schließen, dass Du ausschließlich mit positiver Verstärkung arbeitest, was Du ja nun selber revidiert bzw. klar gestellt hast.
Es gibt keine Konsequenzen, wenn ein Kommando ignoriert wird - das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass der Hund geblockt wird, in die Leine rennt oder, dass ich ihn wortlos, aber nett einsammle.
Blocken und in die Leine rennen ist m.E. durchaus eine Negativeinwirkung und per Definition eine Aktion, die einen Verhaltensabbruch bewirkt und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dazu führt, dass der Hund das unerwünschte Verhalten beim nächsten, spätestens übernächsten mal, nicht mehr zeigt. Jeder, der einen Hund schon mal per Volldampf in die Leine hat kacheln sehen, wird wissen was ich meine. Ich will das weder schönreden noch verteufeln, aber ich sehe hier meine These gestützt, dass man über positive Verstärkung alleine nicht bei JEDEM Hund - am wenigsten bei den vermeintlichen Beißern - etwas ausrichten kann. Und das ist auch gar nicht schlimm, manchmal braucht es eben einfach überzeugende "Argumente", die beim Hund eine Reflektion über sein Verhalten hervor rufen.
Entsprechendes hierzu habe ich ja bereits geschrieben:
Und ich persönlich habe gar nichts gegen positive Verstärkung und Belohnung von positivem Verhalten. Bei uns hat leider das alleine nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Aber das ist eben von Hund zu Hund unterschiedlich. Ich hatte eine kleine Giftkröte, die tatsächlich auch mal eine Ansage brauchte.
Du wirst mir jetzt schreiben, dass das schön und gut ist, aber bei deinem Hund nicht funktioniert hätte, deshalb nehme ich das einfach vorweg, auch, wenn das total unhöflich ist: Ich denke schon, dass es funktioniert hätte und ich glaube, mein Hund ist in vielen Dingen weitaus extremer als deiner.
Nein, das werde ich Dir nicht schreiben, denn genau das von Dir beschriebene wende ich auch bei meiner Hündin an. Leg also die Glaskugel getrost wieder beiseite
Wenn ich von Korrekturen spreche, dann reicht meine Palette von einem einfachen "NEIN" (in den meisten Fällen auch ausreichend) über ein gezischtes "KSCHT" oder einem erhobenen Zeigefinger bis hin zu einer körperlichen Blockade; ich habe sie auch schon mal für 2 Minuten vor die Terrassentür gesetzt. Eben angepasst auf die Situation. Wieso Du wiederum daraus schließt, dass meine Hündin dadurch eingeschüchtert oder verängstigt wird, habe ich immer noch nicht ganz verstanden (ok, bei der Aktion mit der Tür lasse ich mir das womöglich noch gefallen, das war ein bisschen böse von mir). Genauso lobe und verstärke ich aber auch erwünschtes Verhalten und ich möchte mal meinen, meine Nettigkeit und der positive Umgang - insgesamt der "Kuschelfaktor" mit dem Hund überwiegt deutlich. Aber ich lasse mich eben auch nicht ver...schen. Genauso wie ich meine Kröte als Lebewesen mit eigenen Emotionen und Empfindungen respektiere, erwarte ich von ihr, dass sie mich nicht in Frage stellt und meine Entscheidungen akzeptiert. Es sind nicht allzu viele Dinge, die ich ihr abverlange, aber in einigen wenigen Situationen ist mir gehorsam sehr wichtig.
Ob unsere Hunde ein vergleichbares Niveau haben, können wir glaube ich beide erst beurteilen, wenn wir die beiden mal live und in Farbe gesehen haben. Man kann Hunde ja auch schwer vergleichen. Unhöflich empfinde ich Dein Statement nicht, wir tauschen uns ja hier bloß aus, also nehme ich das alles nicht allzu persönlich. Ich hoffe, Du siehst das ebenso
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Wenn meiner mal auch nach dem hundertsten Mal in die Leine brettern was lernen würde... Und ja, mit vollem Karacho. Geht ihm am Allerwertesten vorbei.
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