Austausch: Über Hunde mit Menschenproblemen

  • Ich bin mir sicher, dass @Angilucky2201 meinte, dass ein Abbruchsignal alleine bei vielen Hunden nicht ausreicht. Ein Alternativverhalten wäre in solchen Situationen gut. Das wäre ein Abbruch, aber gleichzeitig sagt es dem Hund auch, was er stattdessen tun soll.


    Meine Hündin z. B. muss immer ein Alternativverhalten von mir bekommen. Nur ein Nein reicht da nicht aus. Sie würde zwar kurz aufhören, aber sie hätte trotzdem noch immer dasselbe Gefühl (Angst, Aggression was auch immer). Ich möchte das Gefühl meines Hundes verändern. Sie muss nicht alle "lieb haben", aber sie soll Hunde und Menschen als etwas Neutrales, etwas Ungefährliches ansehen.

  • Meiner hat auch keine Angst. Balou ist manchmal unsicher und sieht sonst halt keinen Sinn in der Existenz anderer Menschen. Und streicheln ist für ihn sowieso sinnlos.
    Ich weiß nicht genau, wieso er dann manchmal so doof reagiert (nur Unsicherheit, weil er keinen Kontakt möchte?).
    Am und im Haus: klar, territorial. Aber irgendwo im nirgendwo? Mh.
    Heute waren wir schön lange spazieren und am Waldeingang kam uns ein älteres Paar mit angeleintem Labrador entgegen. Ich habe Balou am Rand abliegen lassen und er fiepte vor sich hin, weil er zu dem Hund wollte. Die Frau und der Hund gingen einfach vorbei. Der Mann fing dann an: Na du? Was ist denn los?
    Balou hatte nur Augen für den Hund und ignorierte den Mann, kein Bellen, kein beschwichtigen. Ich war stolz :)

  • Implizieren "klare Kommandos" Unfreundlichkeit, Härte, Einschüchterung? Oder können klare Kommandos auch freundlich, weich und einladend sein?
    Ich möchte meinen Hund in einer solchen Situation - egal, aus welcher Motivation er handelt - nicht durch eine für ihn unangenehme Handlung dazu bringen, noch mehr negative Emotion zu empfinden.
    Mein Ziel ist es auch nicht, irgendwas "schönzuclickern" oder "schönzufüttern", ich möchte, dass mein Hund gerne und freiwillig ein Alternativverhalten zeigt - gerne und freiwillig, damit er es auch zeigt, wenn ich keinen unmittelbaren Einfluss auf ihn habe. Da kann ich es nicht gebrauchen, dass das aus Einschüchterung gezeigt wird oder nur wenn "der Führer" es so sagt.


    Meine Erfahrung zeigt, dass es genauso effektiv, wenn nicht sogar effektiver ist, klar und konsequent - aber mit belohnungsbasierter und positiver Verstärkung - ein Alternativverhalten aufzubauen. Maßregeln und korrigieren? Geht auch anders. Je nachdem, wie der Hund drauf ist, lässt er sich Korrektur auch gar nicht bieten, weil er souverän genug ist, damit umzugehen. Eher führerweiche und auch eher unsichere Hunde sind dafür deutlich empfänglicher.


    Man kann einem Hund auch nett beibringen, dass er sein Verhalten bitte lassen soll. "Unaufgeregt und gehorsam" klingt für mich erschreckend nach einer bestimmten Richtung.

  • @buihuu
    Mein Weg ist das nicht wir haben unseren Weg gefunden.
    Für mein Hund ist es am besten wenn ich ein gewünschtes Verhalten belohne.
    Ich biete ihr lieber ein Alternativverhalten an das klappt sehr gut ,ausserdem achte ich sehr darauf das wir soviel Abstand halten wie möglich manchmal sind das 3 Meter oder 10 Meter das kommt ganz drauf an.
    Wenn sie ausflippt gehe ich mit ihr aus der Situation.
    Ich möchte das Amy mir vertraut und wir beide Spass haben.

  • @buihuu
    Ein Abbruchsigmal ist schön und gut aber man sollte den Hund danach eine Alternative anbieten.
    Amy kennt ein Nein ich benutzes es aber fast gar nicht warum auch?
    Wenn uns jemand entgegen kommt setzt sie sich das belohne ich.

  • So, heute haben wir mal eine schöne Runde in einem Ausflugsgebiet gedreht, das etwas vom Schuss und wegen des Wetters heute nicht besonders gut besucht war. War eine schöne lange Schnüffelrunde, auf der wir auch mal ein bisschen was üben konnten (nur Grundkommandos, die Marley sowieso schon recht gut kann, aber in fremder Umgebung ist es ja immer noch was anderes). Zwischendurch sind wir nur einer Familie mit zwei Kindern und einem Radfahrer begegnet, und was soll ich sagen? Gruselig ohne Ende! :( : Da kommen wir in der Stadt an den doch deutlich mehr Menschen besser vorbei. Von der Familie konnten wir ihn noch ganz gut ablenken, als nur deren Stimmen zu hören waren. Aber als wir dann vorbei mussten, wurde er fast panisch - und das war nicht weniger Abstand als in der Stadt auf dem Bürgersteig. Auch als die schon wieder außer Sicht waren, wollte er nur weg und war nur wenig ansprechbar. Später, auf dem Rückweg zum Auto, kamen die Mutter und das größere der Kinder dann noch einmal in Sicht, ein ganzes Stück vor uns. Wir haben gewartet, bis sie nicht mehr zu sehen waren, aber selbst mit allen sonst funktionierenden Tricksereien war danach kein Leckerchen mehr in ihn hinein zu bekommen. Ich nehme an, vieles davon war der ungewohnten Umgebung geschuldet, und am Ende der Runde war er wahrscheinlich einfach schon recht fertig von den vielen Eindrücken. :ka: Aber ich habe so allgemein das Gefühl, dass gerade diese Einzelbegegnungen Marley am meisten stressen. Da kann er sich irgendwie so richtig reinsteigern, während in der Stadt wahrscheinlich teilweise so viel los ist, dass er gar nicht weiß, worauf er sich da konzentrieren sollte. Und in seiner vertrauten Umgebung hat er ja zumindest schon häufig die Erfahrung gemacht, dass die Menschen ihm nichts getan haben. Aber da werden wir vermutlich noch einen langen Weg vor uns haben... Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht, dass eure Hunde bei weniger Menschen schlimmer reagieren als bei vielen?


    In der Hundeschule letzte Woche hatten wir dagegen auch mal eine Premiere: Marley hat nach dem Training unseren Hundetrainer angesprungen. Er lässt sich schon seit Wochen immer mal kurz von ihm anfassen, war aber bisher eher, naja, duldsam dabei. Wirklich unangenehm war's ihm nicht, sonst wäre er weggegangen (wie er das vorher auch immer getan hat). Aber anspringen gehörte da bisher definitiv nicht ins Repertoire. Ich würd's zwar als fiddle about einstufen, aber ist schon irgendwie interessant zu beobachten, dass er mal was anderes als "flight" probiert. Mal schauen, wie sich das weiter entwickelt.

  • @Jadra
    Bei uns ist das auch so.
    Amy hat mit weniger Menschen mehr Probleme als mit vielen.
    Perfektes Beispiel war vor paar Tagen ,da kam uns eine grosse Gruppe Radfahrer entgegen Amy war entspannt ,sie hat kurz geschaut mehr nicht ,ein wenig später kam ein Radfahrer den hat sie verbellt.

  • Implizieren "klare Kommandos" Unfreundlichkeit, Härte, Einschüchterung? Oder können klare Kommandos auch freundlich, weich und einladend sein?

    Klare Kommandos sollen einfach nur eindeutig und unmissverständlich sein und vom Hund unmittelbar, ohne das Gesagte in Zweifel zu ziehen, ausgeführt werden. Das "Wie" ist so individuell, wie jedes Hunde-Menschen-Gespann. Ich wage aber zu behaupten, dass man mit einem massiven Hund, der Menschen angeht und vielleicht auch schon gezwickt oder gar beschädigt hat, anders umgehen muss, als mit dem vielzitierten Labrador, der in freundlicher Absicht alle Menschen anspringt und umwirft. Wenn der Hund auch durch eine freundliche Ansprache sein aktuelles Verhalten unterlässt, ist das doch genau der richtige Weg. Ich habe allerdings bislang leider keinen Fall beobachten können, bei dem der in der Leine hängende und wild umherkeifende Hund durch ein einladendes "komm bitte weiter" sein Verhalten abrupt geändert hätte. Im Gegenteil.


    Das bringt die Problematik nun mal so mit sich. Abgesehen von dem Ärger, der uns Haltern und dem Hund nach einem (Beiß-)Zwischenfall droht, den Konsequenzen und Einschränkungen für den Hund und den möglichen Gefahren für mich selbst, trage ich vor allem auch eine Verantwortung gegenüber meiner Umwelt. Und zwar dahingehend, dass andere Menschen nicht durch meinen wild gewordenen Vierbeiner belästigt, verängstigt oder gar bedroht werden. Und damit ich dieser Verantwortung nachkommen kann, muß mein Hund ein unerwünschtes Verhalten auf Kommando SOFORT unterlassen.

    Meine Erfahrung zeigt, dass es genauso effektiv, wenn nicht sogar effektiver ist, klar und konsequent - aber mit belohnungsbasierter und positiver Verstärkung - ein Alternativverhalten aufzubauen.

    Da bin ich absolut bei Dir. Natürlich soll der Hund lernen, was von ihm erwartet wird. Und das kann man dann auch ordentlich belohnen.


    Bevor man den zornigen Vierbeiner aber überhaupt zu alternativem Verhalten bewegen kann, muss er ansprechbar sein in der Situation. Wenn eine freundliche Aufforderung hier den gewünschten Erfolg bringt, bin ich auf dem richtigen Weg. Wenn ein scharfes "Lass es" denselben Erfolg hat, ebenso.


    Wenn ich dem Hund mein Kommando glaubhaft machen kann, werde ich ihn ohnehin nicht mehr sehr oft in derselben Situation korrigieren müssen. Ich kann dann bald anfangen, ihm alternatives Verhalten - z.B. Sitzen und warten - beizubringen.

    Je nachdem, wie der Hund drauf ist, lässt er sich Korrektur auch gar nicht bieten, weil er souverän genug ist, damit umzugehen.

    Wie meinst du denn das? Der Hund lehnt sich gegen seinen Besitzer auf?

    Man kann einem Hund auch nett beibringen, dass er sein Verhalten bitte lassen soll. "Unaufgeregt und gehorsam" klingt für mich erschreckend nach einer bestimmten Richtung.

    Welche Richtung meinst Du?

    Mein Weg ist das nicht wir haben unseren Weg gefunden.
    Für mein Hund ist es am besten wenn ich ein gewünschtes Verhalten belohne.
    Ich biete ihr lieber ein Alternativverhalten an das klappt sehr gut ,ausserdem achte ich sehr darauf das wir soviel Abstand halten wie möglich manchmal sind das 3 Meter oder 10 Meter das kommt ganz drauf an.
    Wenn sie ausflippt gehe ich mit ihr aus der Situation.
    Ich möchte das Amy mir vertraut und wir beide Spass haben.

    Also wenn ich so etwas lese, wird mir ganz bang. Das klingt nach furchtbar viel Management und einer wahnsinnigen Einschränkung für euch. Wir leben in der Großstadt, wir fahren mit Aufzügen, ständig kommen von überall her Menschen um die Ecke gebogen, schreiende Kinder, Radfahrer, Autos etc. 10 m Sicherheitsabstand sind da nicht planbar, das wäre jeden Tag ein Spießroutenlauf seinesgleichen. Katastrophen wären da vorprogrammiert.


    Offensichtlich hast Du mit Deiner Methode, bitte sieh es mir nach, nicht immer Erfolg. Ich will Dich nicht kritisieren, aber wenn Dein Hund ausflippt, leiden womöglich andere darunter. Es ist schön, dass Du aus der Situation gehst und auch, dass ihr beide Spaß haben wollt. Und Deine Motivation, auf ein Vertrauensverhältnis hinzuarbeiten, ist für mich auch einleuchtend. Aber offensichtlich hat Dein Hund das gewünschte Alternativverhalten noch nicht verinnerlicht, sonst müsstest Du Dir nicht um einen 3-10 Meter Sicherheitsradius Gedanken machen.


    Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, warum eine Korrektur, eine gewisse Härte gegenüber dem Hund von so vielen hier verabscheut und verteufelt wird. Erziehung ist nicht immer nur Sonnenschein und ein vertrauensvolles Verhältnis gründet nicht nur auf Liebe und Zuneigung sondern auch auf einer ehrlichen Einschätzung des anderen und der Hilfestellung für ein besseres Verhalten und somit ein für beide Seiten lebenswertes Leben. Unsere Hunde geben uns auch immer ein ehrliches, ungeschöntes Feedback und ich persönlich möchte, das meine Hündin Freiheiten geniessen darf, sich in ihrer Umwelt gesittet bewegt und dabei entspannt sein kann und dass andere es auch sein können. Und das geht nur, wenn ich mich auch darauf verlassen kann, dass Sie meine Spielregeln einhält und meine Kommandos ausführt.

    Amy kennt ein Nein ich benutzes es aber fast gar nicht warum auch?
    Wenn uns jemand entgegen kommt setzt sie sich das belohne ich.

    Das finde ich komisch. Jedes mal, wenn euch jemand begegnet setzt sich Dein Hund?


    Wir gestalten so was immer situationsabhängig.
    Mal einfach ruhig und entspannt an dem anderen vorbeilaufen, den Hund vielleicht auf die vom menschen abgewandte Seite nehmen, bei heran rennenden Kindern ins Platz legen, bei nahenden Joggern bei Fuß laufen etc.

  • ein wenig später kam ein Radfahrer den hat sie verbellt.

    Genau so etwas meine ich mit Verantwortung gegenüber meiner Umwelt. Vielleicht hat ja gerade dieser Radfahrer große Angst vor Hunden, erschreckt sich, fällt vom Rad, tritt nach dem Hund etc. Es gibt viele Szenarien, schöner wäre es doch, der Hund bricht sein Verhalten auf Kommando abrupt ab bzw. wird von Dir rechtzeitig zurückgehalten und bellt gar nicht erst los.

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