Traumatisierter Hund?

  • Hallo zusammen,

    ich bin ganz neu hier im Forum und hoffe, dass ich jetzt nicht den 10. Thread zu diesem oder einem ähnlichen Thema aufmache. Falls doch, bitte Bescheid geben :smile: .

    So, nun zu meinem Problem. Tambo ist seit zwei Monaten bei mir, kommt ursprünglich aus einem Tierasyl in Serbien und ich habe ihn direkt nach der Einfuhr übernommen. Er lebte wohl bis auf die ersten 1, 2 Jahre sein ganzes Leben lang in diesem Tierasyl und kannte, als er zu mir kam eigentlich nichts. Er hat sich jedoch sehr schnell mit viel Training gut eingelebt und bis vor einer Woche gab es keine Probleme. Ich kann ihn überall mit hinnehmen (ob Biergarten, Strände oder Feste), er legte sich einfach hin und döste vor sich hin. Auch Besuch, der zu uns in die Wohnung kam, war nie ein Problem, sie wurden begrüßt und dann war gut, er hat sich im Sturm die Herzen aller meiner Freunde, Familie und Bekannten erobert. :smile: Also insgesamt ein sehr friedlicher und entspannter Hund, selbst wenn er von anderen Hunden angeplärrt oder angesprungen wird, interessiert ihn das nicht und er geht einfach weiter. Er lernt sehr schnell, kann schon winken und Pfötchen geben ;)

    Am vergangen Montag habe ich ihn, weil ich zwei Tage weg gefahren bin, wohin ich ihn nicht mitnehmen konnte, bei meinem Bruder gelassen, den er auch sehr mag und gut mit ihm zurecht kommt. Am Dienstag Abend kam es dann leider zu einer sehr schlimmen Schlägerei, an der einige Menschen, die ihm vertraut sind, beteiligt waren und in die auch er zwischendurch verwickelt war, als sich um seine Leine gestritten wurde. Es flogen Dinge durch die Gegend, es war laut und die Stimmung war sehr aggressiv. Leider war ich nicht dabei und konnte ihm nicht helfen. Danach war er dann eine Nacht und einen Tag allein und wurde nur gefüttert und zum pipi machen rausgebracht. Seit diesem Vorfall verhält er sich anders als vorher. Er schein mir extrem verunsichert und verängstigt zu sein. Beim Gassi gehen will er immer auf die Straße gehen oder läuft nur an Häuserwänden entlang. Er knurrt meinen Bruder an, sobald er in einen Raum kommt oder das Auto in dem er sitzt. Er bellt und knurrt aber auch andere Menschen an. Er bewegt sich nur noch sehr hektisch auf der einen Seite aber auch verunsichert und geduckt auf der anderen Seite. Er hat auch plötzlich, obwohl er mir noch immer auf Schritt und Tritt folgt und immer bei mir sein möchte (das war schon immer so), Angst vor mir hat. Wenn ich freundlich auf ihn zukomme und ihn streicheln möchte oder ähnliches weicht er zurück und weicht meinem Blickkontakt aus. Gestern kam es dann zu einer schlimmen Folge dieser Verunsicherung. Wir wollten eine Straße überqueren, um in den Wald zu gehen und er blieb auf der Straße stehen (die schon auch relativ frequentiert befahren ist). Alles locken half nichts, im Gegenteil, er wich wieder vor mir zurück. Dann hatte ich keine andere Wahl mehr, als ihn etwas an seinem Geschirr zu ziehen und schwupps hatte er sich rückwärts hinausgeschummelt. Dann passierte, was passieren musste, ein Auto kam, machte zwar eine Vollbremsung und erwischte ihn trotzdem noch am Hinterlauf. Der Hund war vollkommen verwirrt, lief kreuz und quer über die Kreuzung (Gott sei Dank haben alle Autos angehalten) und reagierte überhaupt nicht mehr auf mich. Ich bin völlig fertig schnell nach Hause (was nur 50 Meter von der Kreuzung entfernt liegt) und wollte mir Hilfe holen, denn der Hund lief die Straße hoch Richtung Innenstadt. Als ich etwa eine Minute drinnen war, kam er dann aber allein und völlig verstört nach Hause durch die Tür spaziert. Beim anschließenden Tierarzt Besuch hat er etwas gegen den Schock und ein Antibiotika wegen einer Wunde am Bein bekommen. Sie meinte jedoch, dass er wohl Glück gehabt hat, da er nichts am Kopf hat und relativ normal läuft. Heute gehe ich zur Kontrolle nochmal hin.
    Gestern musste er sich schonen und sollte sich kaum bewegen, spät abends und heute früh sind wir für ca 15 Minuten Gassi gewesen und er bewegt sich nur noch ganz langsam und ist extrem schreckhaft. Was Autos angeht natürlich sehr stark (die knurrt er auch an).

    Tambo ist mein erster eigener Hund und ich bin im Moment einfach nur traurig, was passiert ist und dass er offensichtlich sehr darunter leidet bzw. so verunsichert ist. Was meint ihr, wie ich ihm wieder Sicherheit geben kann und was ich am besten machen sollte? Ich denke mir, dass nun seine täglich gleiche Routine und Konsequenz wichtig ist, jedoch bin ich mir dabei nicht sicher und er bemerkt meine Unsicherheit jetzt natürlich auch. Er war vor dieser Geschichte ein wahrer Traumhund, super freundlich, friedlich und entspannt. Wie kann ich ihm helfen, dass er wieder so entspannt sein neues Leben genießen kann? :hilfe:

    Vielen Dank an Alle, die sich Zeit nehmen!

  • Hallo Lea,

    der Vorfall bei deinem Bruder ist nun sowieso geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen, aber was mich interessieren würde, ist warum man sich um eine Leine streitet bzw. sich gegenseitig verprügelt??
    Wenn ich das fragen darf: wie alt ist denn dein Bruder?

    Hat Tambo von der Schlägerei auch etwas abbekommen?


    Zitat

    Was meint ihr, wie ich ihm wieder Sicherheit geben kann und was ich am besten machen sollte? Ich denke mir, dass nun seine täglich gleiche Routine und Konsequenz wichtig ist, jedoch bin ich mir dabei nicht sicher und er bemerkt meine Unsicherheit jetzt natürlich auch. Er war vor dieser Geschichte ein wahrer Traumhund, super freundlich, friedlich und entspannt. Wie kann ich ihm helfen, dass er wieder so entspannt sein neues Leben genießen kann? :hilfe:

    Am wichtigsten ist es, dass du ihm ein Geschirr besorgst, aus dem er sich nicht herauswinden kann.
    Den nächsten Punkt hast du ja auch schon selbst angesprochen: gleiche Tagesabläufe.
    Wichtig ist auch, dass du authentische Sicherheit ausstrahlst und dich für ihn berechenbar verhältst.

    Du schreibst, dass er nun auch "Angst" vor dir hat bzw. vor dir zurückweicht: hier hilft vermutlich, sich so zu verhalten, wie man es am Anfang auch getan hat: Nicht direkt in die Augen schauen, Beschwichtigungssignale senden, den Hund auf dich zukommen lassen, ihn nicht zwingen und nicht bedrängen.

    Ihr solltet es jetzt ruhig angehen lassen; so kann er sich von seiner Verletzung in aller Ruhe erholen und ihr könnt euch wieder aneinander gewöhnen und zueinander Vertrauen fassen.

  • Ich kann mich meiner Vorschreiberin nur anschließen, sind wirklich viele gute Tips drin.

    Zusätzlich möchte ich dich ermutigen, die Leiterrolle selbstbewusst wieder aufzunehmen, und nicht mehr allzuviele Gedanken an das schreckliche Erlebnis, an dem du ja nicht schuld warst, zu verschwenden.

    Sei fröhlich, lustig, so wie immer, und ich bin mir fast sicher, dass sich der Hund bald wieder an dir orientieren wird, und er wieder ganz der alte sein wird. Vielleicht sitzt der Schock noch zu tief, und er sucht jetzt noch nach starken Figuren, an die er sich orientieren kann. Und dabei ist es immer noch am besten, wenn: Aufstehen, Kopf hoch, Krönchen richten und weitermarschieren!

    Alles Gute!

  • Vielen Dank für eure Antworten, die Tips sind wirklich sehr hilfreich. Ich versuche jetzt einfach, mit ihm neu anzufangen und sein Vertrauen zurück zu gewinnen. Vielleicht hilft es auch, wenn mein Bruder sich mit dem Hund etwas beschäftigt und sich ihm so ggü verhält, wie Vereni es auch geschrieben hat, damit er auch ihm wieder vertraut und sicher wird. Ich bin guter Hoffnung, dass wir das wieder hinbekommen! :)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!