Beschwichtigungssignal, Begegnung Zulassen???

  • Hallo!
    Ich habe eine sieben jährige kastrierte Beaglehündin, mit der ich nun, durch ihre Unsicherheit gegenüber Artgenossen, versuche Hundebegegnungen besser zu meistern :D . Ich versuche dabei, es erst einmal langsam angehen zu lassen, indem ich anderen Hunden ( wenn möglich) bereits von weitem, durch einen großen Bogen ausweiche. Dabei versuche ich, dass meine Hündin Blickkontakt zu mir aufnimmt, was ich dann Belohne. Also ich versuche es möglichst eine Begegnung zu vermeiden. Meine Hündin zeigt nämlich deutlich Angstaggressionen gegenüber anderen Hunden. Das klappt auf größerer Entfernung ganz gut. Ich gehe nämlich zügig im gleichen Tempo weiter und lobe dann.



    Doch wenn wir Plötzlich auf einer etwas engeren Straße unterwegs sind ( Feldstraßen ---> ~3m) und sie sieht den Hund von weitem, stellt sie dann schon eine Bürste über den gesamten Rücken auf, zieht den schwanz ein und zeigt Beschwichtigungssignale, d.h. Kopf zur Seite drehen und schnüffeln oder sie tut so als ob sie den Hund nicht wahrnehmen würde (so in der Art " ich seh dich nicht, also bist du gar nicht da"). Zudem bewegt sie sich dann auch nicht mehr vom Platz. Kommt der Hund dann auf sie zu zeigt sie sich manchmal aggressiv, ein anderes Mal wieder freundlich. Dass kann ich nicht wirklich einschätzen.


    Wie reagiere ich in dem Moment?
    Vor ihr stehen bleiben?
    Ich denke nämlich für sie wäre es deutlich schlimmer weiter auf den Hund zuzugehen, denn sie zeigt ja deutlich, dass sie weiter frontal auf ihn zugehen möchte.

  • Zitat

    Ich denke nämlich für sie wäre es deutlich schlimmer weiter auf den Hund zuzugehen, denn sie zeigt ja deutlich, dass sie weiter frontal auf ihn zugehen möchte


    Du meinst " nicht " weiter frontal auf ihn ... :???: oder


    Wenn sie stehen bleibt und schnüffelt, würd ich sie lassen. Dich dazwischen zu stellen ist auch ne gute Idee :D

  • Ohh.. Entschuldigung, ja natürlich meine ich " nicht" frontal :ops: .


    Ich habe das Problem, dass ich nicht einschätzen kann, wann sie es OK findet mit dem Hund Kontakt aufzunehmen und wann es sie stresst.


    Ich möchte ja dass sie so wenig wie möglich schlechte Erfahrung mit Hundebegegnungen macht, aber dennoch soviel wie nötig gute Erfahrungen.


    Manchmal zeigt sie eben die o.g. Signale und reagiert dementsprechend ziemlich freundlich. Doch ein anderes Mal reagiert sie Aggressiv, obwohl sie genau die gleichen Zeichen von sich gibt.
    Deswegen bin ich unsicher, wann es für sie wünschenswert ist, dem anderen aus dem Weg zu gehen.



    Es ist schon sehr erstaunlich, dass so eine intelligente Spezies wie der Mensch, einfach nicht darauf kommt, richtig mit dem Hund zu kommunizieren, wenn man mal berücksichtigt, dass ein Hund sich auf dem Level eines zwei jährigen Kindes bewegt. :lol: :???:
    Wahrscheinlich steigern wir uns so sehr in die Sache rein, dass wir die eindeutigen Signale nicht mehr wahrnehmen.

  • Meine verhält sich oft ähnlich. Sie macht sich nicht viel aus Hunden und so ganz schlau werd ich aus ihrem Verhalten manchmal auch nicht, ist glaub ich auch tagesformabhängig ;)
    Ich habe genauso angefangen wie du. Wenn sie stehen bleibt, den anderen Hund sieht und mit schnüffeln anfängt lass ich sie und stelle mich so, dass ich den anderen Hund im Zweifel mit dem Körper abblocken kann, das klappt ganz gut.
    Wenn es wirklich mal Engstellen gibt wo wenig Platz ist und sie nicht schnüffeln kann oder will, gehe ich mit ihr weiter während ich die intermediäre Brücke anwende, oder wenn ich im Vorfeld schon merke das klappt nicht mit Futtertreiben. Meine ist so verfressen das klappt Gott sei Dank immer :D


    Außerdem versuche ich den Rückruf unter Ablenkung zu verbessern. Wenn sie im Freilauf auf andere Hunde trifft und ich merke es wird stressig für sie (sie bellt dann immer sehr viel was sonst so gar nicht ihre Art ist) kann ich sie dann rufen und umorientieren. Es wird auf alle Fälle immer besser. Sie bietet mittlerweile ganz oft Alternativverhalten zum Verbellen/Vertreiben an :gut:


    Ich bin mir sicher, irgendwann schaffen wir auch das entspannte vorbeigehen an großen schwarzen Hunden :roll:

  • achso was ich noch vergessen habe:
    Ich habe jedes Sichten eines anderen Hundes geklickt und belohnt. Und ich führe sie, wenn möglich, in einem großen Bogen um den anderen Hund, aber sie musste mich dabei nicht anschauen. Ich dachte wenn sie Angst hat soll sie ruhig hinsehen (fixieren ist was anderes und wird von mir körpersprachlich unterbrochen indem ich mich in ihr Sichtfeld stelle und sie dann belohne wenn sie auch nur kurz zu mir schaut). Für uns ist es ja auch unheimlich wenn wir vor etwas Angst haben und nicht hinsehen dürfen.

  • Muss ich den Hund eigentlich auf einen fremden Hund aufmerksam machen?
    Also indem ich schon, wenn ich den Hund aus der Ferne sehe, z.B. ein langsames "Ruuuuuhhhhiiiig" ausspreche? So in der Art " Ist Ok, ich regele das!"?
    Oder würde sie dass eher beunruhigen?

  • Zitat

    ...
    Manchmal zeigt sie eben die o.g. Signale und reagiert dementsprechend ziemlich freundlich. Doch ein anderes Mal reagiert sie Aggressiv, obwohl sie genau die gleichen Zeichen von sich gibt.
    Deswegen bin ich unsicher, wann es für sie wünschenswert ist, dem anderen aus dem Weg zu gehen.


    Es ist schon sehr erstaunlich, dass so eine intelligente Spezies wie der Mensch, einfach nicht darauf kommt, richtig mit dem Hund zu kommunizieren, wenn man mal berücksichtigt, dass ein Hund sich auf dem Level eines zwei jährigen Kindes bewegt. ???:
    Wahrscheinlich steigern wir uns so sehr in die Sache rein, dass wir die eindeutigen Signale nicht mehr wahrnehmen.


    Also, ich finde es gar nicht so erstaunlich, dass wir Menschen uns oft schwer tun, zu verstehen, was in einem Hundekopf vorgeht. GERADE, wenn es um die Kommunikation mit Artgenossen geht ! Wir sind einfach nicht "imstande" die Signale ( sichtbare, oder oft einfach nur "riechbare" ) wahrzunehmen, die ein Hund sekundenschnell erkennt und deutet. Mit Intelligenz hat das ja weniger zu tun, als vielmehr mit art-typischen, zum Teil bereits angeborenen Fähigkeit, sich innerhalb der eigenen Art verständigen zu können. Bei höher entwickelten Arten ( Menschen und Hunde gehören dazu ) muss dann noch viel gelernt werden. Doch, ALLES werden weder wir Menschen, noch unsere klügsten Hunde lernen KÖNNEN... ( wir haben mit unserem jetzigen Hund das gleiche/gegensätzliche Problem. Siehe * unten )
    So besehen, stellst du dich keineswegs "dumm" an. Auch deine Hündin ist nicht etwa "launisch" in ihren (unterschiedlichen) Reaktionen anderen Hunden gegenüber ! Sie hat Angst, und deshalb hat sie wohl einige wichtige "Umgangsformen" nie gelernt... Aber, warum sie mal einen Hund schnappt, und mit einem anderen wieder halbwegs gut auskommt, ist AUS IHRER SICHT immer ganz logisch.
    DU suchst dann wahrscheinlich nach Parallelen wie z.B. die Größe des Hundes, Geschlecht, ganz offensichtlich (für dich) erkennbares Verhalten... Aber, dein Hund sieht und riecht da noch viel mehr.
    Ob es "klug" oder "sinnvoll" ist, was sie aus ihrer Wahrnehmung "heraus-deutet", steht auf einem anderen Blatt ;)
    Tatsächlich ist es richtig, was du schreibst: "Ich möchte ja dass sie so wenig wie möglich schlechte Erfahrung mit Hundebegegnungen macht, aber dennoch soviel wie nötig gute Erfahrungen." :gut:
    Versuch doch mal, sie Sitz machen zu lassen, wenn ein fremder Hund euch entgegenkommt. Und: Bitte den dazugehörigen Menschen, seinen Hund nicht auf euch zustürmen zu lassen. Wenn der Mensch dann nett ist, wechsel ein paar FREUNDLICHE (entspannte) Worte mit ihm, und lass deine Hündin den Artgenossen erstmal aus einer "sicheren" Distanz ( welche das ist, wird SIE dir zeigen ) beäugen und wittern...
    Zeigt sie dagegen gleich Angst und Abwehr, lass Mensch und Hund an euch vorbeigehen.
    Auch "Blickkontakt zu dir" ist eine gute Strategie, denn schließlich will und muss sie wissen, dass du "da" bist und sie sich auf dich und deinen "Schutz" verlassen kann.
    Ich würde aber nicht versuchen, ihre Aufmerksamkeit total und permanent auf DICH zu lenken ( z.B. mit Leckerlie oder Worten ). Sie SOLL ja den anderen Hund ansehen - UND dabei möglichst ruhig bleiben. BLEIBT sie das, darf sie natürlich belohnt werden ( aber "nur so nebenbei", mit einer kleinen Leckerei, einem ruhigen Lob... ) !
    Ansonsten: läuft der fremde Hund (unangeleint) auf euch zu, würde ich mich zwar auch dazwischenstellen. Aber, je nach Hund ( also: groß oder klein, friedlich oder aufdringlich ), kannst du sie auch Sitz machen lassen, und dich nur "bereit machen, dich dazwischen zu stellen" - also, wenn der andere ruhig ist, und deine Hündin Kontakt aufnehmen möchte, darf sie das. Aber: nur KURZ ! BEVOR sie Stress empfindet ( weil der andere vielleicht zu "intim" schnüffeln will, oder sie zu einem Spiel auffordert, was sie nicht mag... ) = den anderen RUHIG abblocken, und weiter gehen... Lässt sich der andere nicht "abschütteln", sollte sie (sitzend oder stehend) mit DIR, und von dir geschützt, abwarten. Irgendwann muss ja mal ein Mensch zu dem Hund auftauchen, und beide germeinsam verschwinden, oder ?!


    Du hast leider nichts zur Vorgeschichte deiner Hündin geschrieben... Wie lange hast du sie/übt ihr schon ??


    * So nun unsere Geschichte, wie unser Hund (es ist mein 31. !) auf den einen Hund so, auf den nächsten wieder ganz anders reagiert...
    Tao ist von Anfang an auf JEDEN Hund freudig zugegangen ( anfangs eher gelaufen ). Ergebnis: er wurde in gut anderthalb Jahren mindestens 10 mal ernsthaft gebissen (regelrecht "überfallen"), und von weit mehr als der Hälfte aller Hunde zumindest angekeift... Trotzdem schien sich seine "Zuversicht" nicht zu ändern. GERADE bei den Hunden, die ihn ( an der Leine, oder hinterm Zaun ) am lautesten und wildesten "bedrohten", hopste er unbekümmert noch hin, machte Spielangebote, ließ sich offenbar durch keine Erfahrung im Glauben erschüttern, "der Andere meint es nicht so"... Er hat sich auch "schnappen" lassen, nur den Kopf zur Seite gedreht ( der andere hatte dann nur das Maul voller Haare ), ohne seinen Frohsinn zu verlieren... Irgendwann fing er an, ganz bestimmte Hunde völlig zu ignorieren. Meist waren das Kleine, oder Welpen/Junghunde. Auch kastrierte Hündinnen ( die ihn wirklich gern haben ) lässt er "links liegen". Und, bei ganz bestimmten Hunden unterlässt er seinen "Frohsinn", reagiert auf einen einzigen Blick, läuft nicht mehr nach...
    Dann wieder wird er von Hunden (natürlich laufen die unangeleint) bedroht, die ich früher selbst lautstark verjagen musste - und er steht nur da und KNURRT tief und eindeutig.
    Und dann wieder - seit ein paar Monaten - findet er MANCHE Welpen wieder unwiderstehlich...
    KEINE AHNUNG, woran er nun seine Vorlieben, seine Reaktionen festmacht !!!
    Ich habe nur verstanden, dass er von Aggressionen (unter Hunden) sehr viel mehr versteht als ich :ops: Er kann, ohne lange nachdenken zu müssen, augenblicklich unterscheiden, ob da ein Artgenosse nur "Getöse" veranstaltet ( und das sieht für uns Menschen wirklich gefährlich aus ! ), oder es wirklich "ernst meint" ( DAS sehen wir oft nicht, weil die Zeichen eben ganz unscheinbar sind, und nicht mit "Zähnefletschen, Gebell und wildem Reißen an der Leine" einhergehen ) !!!
    siehe Video:
    [youtube]

    [/youtube]
    = DEINE Hündin sieht auch mehr als Du. Nur ist wahrscheinlich in vielen Fällen ihr (aus ihrer persönlich entstandenen Geschichte ) Urteil nicht immer "richtig".
    Was nun angemessen ist... KANN sie nur LERNEN. Dabei musst du ihr geduldig helfen...
    Ich wünsche euch das Beste :smile:
    LG: Manuel
  • Danke für die ausführliche und ebenfalls sehr erkenntliche Antwort!


    Meine Hündin ist bei uns eingezogen mit 8 Wochen, also direkt vom Züchter.
    Wir haben sie schon früh an andere Hunde gewöhnt und sie hat auch gerne Kontakt aufgenommen. Sie ist zwar grundsätzlich ein unsicherer Hund, aber das hat sie zur damaligen Zeit gezeigt, indem sie durch zurückhaltende Art klar gestellt hat dass sie keinen Kontakt erwünscht. Wir haben sie auch dementsprechend nie zum Kontakt gezwungen, sondern haben den Kontakt vermieden. Mit fünf Jahren hat sie dann drei aufeinanderfolgende schlechte Erfahrungen mit großen Hunden machen müssen. Beim ersten Mal konnte sie noch frei laufen. Uns kam auf dem Feld ein relativ jungen, dennoch ausgewachsener Boxer entgegen. Von weitem sah ich nur das zwei Kinder ( ca. 13 und 10 Jahre) verzweifelt nach dem Boxer gerufen hatten, dieser aber nicht darauf reagiert hat. Ich habe dann meine Hündin zu mir gerufen und mich vor sie gestellt. Leider ist dieser Boxer in einer unglaublichen Geschwindigkeit auf sie zugestürmt gekommen. Das war das erste mal das sie sich aggressiv ihm gegenüber gezeigt hat. Ich habe versucht den Boxer von ihr wegzudrängen, jedoch reagierte dieser mit schnappen auf mich. Ich war natürlich ebenfalls unglaublich verzweifelt, was meine Hündin natürlich bemerkt hat. Dann kam es dazu dass sie abgehauen ist und der Boxer ihr gefolgt ist. Ich möchte die Situation nicht mehr durchleben.
    Sie ist bis zu uns nachhause gerannt. Der Boxer musste wohl irgendwann von ihr abgelassen haben.
    Seit diesem Tag ging es nur noch bergab.
    Sie ist seit dem nur noch an der Schleppleine.
    Zwei mal gab es dann noch ähnliche Situationen.
    Das Problem ist, dass sie gelernt hat mit dem Aggressiven verhalten, sich anderen Hunde mit Erfolg vom Leib zu halten.
    Wir möchten ihr wirklich helfen, denn für sie ist so eine Begegnung purer Stress.
    Ich möchte ihr zeigen, dass es auch alternativen gibt außer Aggression, nämlich das ignorieren.
    Aber ihr das zu verdeutlichen ist zumal gerade am Anfang, sehr schwierig.


    Aber wie bereits geschrieben, gibt es auch Hunde die sie ignorieren kann, die ihr nichts ausmachen, meistens sind es die großen unbekannten Hunde die ihr Angst machen.


    Ich weiß dass es ein langer Weg sein wird, aber ich möchte ihr diese Last nehmen, denn ich weiß dass es auch anders geht.


    Nur, aller Anfang ist eben schwer! :verzweifelt:

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