Trieb und Aufmerksamkeit

  • Hallo liebe Hundesportler,


    ich habe mich schon der Forensuche bedient, aber ich wollte das Thema zu meinem Fall noch einmal eröffnen.
    Ich bin relativ spät mit meinem Schäferhund angefangen VGP zu machen. Seit letztem November um genau zu sagen.
    Nächsten Monat wird er 2 Jahre alt. Ich war bereits im August mal auf einem Hundeplatz, allerdings war es mir nicht möglich dort auch nur irgendwie mit meinem Hund zu arbeiten, er war und ist extrem auf andere Hunde fixiert. Damals hat er sich an der Leine quasi überschlagen und gejault ohne Ende, weil andere Hunde dabei waren. Trotz seiner großen Ohren hat er auf nichts mehr gehört. Im November bin ich dann in den Schäferhund Verein gegangen, dort wurde mit Junghunden in Gruppen geübt und die Sache mit dem jaulen, ziehen und Saltos schlagen hat sich innerhalb kurzer Zeit glücklicherweise erledigt. Selbst beim spazieren gehen ist er nun relativ ruhig.
    Trotzdem gibt es Probleme, bei denen ich mir im Moment nicht mehr zu helfen weiß.
    Wie der Titel schon sagt geht es dabei um Trieb und Aufmerksamkeit.
    Das anschauen bei der Unterordnung ist mit ihm sehr schwer. Er schaut mir nicht gerne in die Augen, aber davon ab kriege ich seine Aufmerksamkeit nur durch sehr viel freudige Stimme, ansprechen mit seinem Namen und indem ich mir dabei auf die Nase tippe. Dabei lässt die Aufmerksamkeit sofort nach, wenn ich den Zirkus dann nicht mehr veranstalte. So schlimm finde ich das nicht, aber bei der BH Prüfung, SH1-3 geht das natürlich nicht mehr. Daher lautet meine Frage, was soll ich noch tun? Clickern?
    Spielzeug ist keine Option, denn da komme ich zum nächsten Punkt. Er interessiert sich nicht für Spielzeug, solange es sich nicht bewegt. Inzwischen klappt es mit Bällen ganz gut, aber auf dem Rückweg lässt er den Ball irgendwann fallen, anstatt ihn zu bringen. Aufmerksamkeit kriege ich damit also nicht, bestenfalls einen kurzen Blick alá "was willste jetzt mit dem Ball?" und das war es. Wenn ich selber mit dem Ball spiele, dann will er ihn natürlich haben. Lasse ich davon ab, ist das Interesse sofort weg. Gleiches mit dem Schutzdienst. Hängt der Helfer dran ist alles gut, lässt er den Ärmel los, scheiß egal. Mitnehmen tut er ihn nicht.
    Des weiteren hat er noch zwei recht blöde Macken im Sozialverhalten.
    Er ist eben sehr auf andere Hunde fixiert, sind sie nebeneinander angebunden, bellt er die anderen Hunde permanent mit schwanzwedeln an, auch wenn sie sich nicht für ihn interessieren. Lassen wir sie spielen, rennt er den Hunden nur hinterher und bellt sie an. Für geworfene Bälle oder Zerrspiele interessiert er sich nicht, nur für den anderen Hund. Er merk dabei auch nicht wann es mal zu viel ist, also kriegt er öfter mal einen über den Latz. Dabei denkt er dann, der hat es wohl nicht so gemeint, und "ärgert" anschließend wieder weiter. Ich habe manchmal das Gefühl, er spricht selber eine sehr schlechte "Hundesprache" und kann das Verhalten anderer Hunde nicht richtig deuten. Im Hänger lassen kann ich ihn zudem auch nicht gut, sobald er drin ist gibt er die merkwürdigsten Töne von sich. Er schreit förmlich. Wenn er müde ist nicht, aber sonst auf jeden Fall. Dabei ist es egal, ob er alleine ist, oder ein anderer Hund in der Nebenbox ist.
    Wegen des Sozialverhaltens habe ich mir überlegt, vielleicht einen älteren Zweithund zu holen, der ihm ein wenig Paroli bietet. Was meint ihr?

  • Ich sags jetzt mal ganz grob: Das mit dem Zweithund ist ne dumme Idee.
    Im besten Fall hast du zwei Hunde die daheim sich vertragen und dein DSH pöbelt draußen weiter.
    Im schlimmsten Fall hast du daheim die Hölle weil sich die Hunde dauernd in den Haaren haben.


    Zum Trieb... meine Hündin knallt vor Trieb fast durch, aber Sachen rum tragen ist ihr auch zu doof, außer sie kann den Arm zurück zum Helfer schleppen. Ich weiß, dass es auf vielen Plätzen gern gesehen und so trainiert wird, aber seien wir mal ehrlich...wo in der IPO Prüfung trägt Hund den Arm... wenn der Arm interessant ist, wenn er am Helfer ist, passt doch.


    Der Rest ist mM einfach Fleißarbeit. Die ersten Tage stand ich auch am Platz mit meinem Rüden und kämpfe, weil er sich für alles interessierte, nur nicht für mich. Das baut man mit einfachen Übungen auf und mit viiiiiiiel Abstand zu den anderen Hunden. Januar konnte ich mit meinem Rüden net auf dem Platz arbeiten, wenn ein anderer Hnd da war, heute läuft er offline zwischen drei anderen Rüden seine Übungen und ist 95% der Zeit konzentriert nur bei mir.
    Den Blickkontakt kannst du daheim üben. Setz dich aufn Stuhl, setz ihn vor dich und warte bis er guckt, dann gibts ein komando (bei uns "schau") Keks rein. Haben bis jetz alle meine Hunde sehr schnell gelernt, dass es sich lohnt mir ins Gesicht zu gucken.


    Viele machen einfach den Fehler die Übungen gleich bei maximaler Ablenkung aufzubauen. Erst mal muss der Hund wissen, was ich von ihm will, dann kann ich die Ablenkung steigern und die Übung einfordern.

  • Zitat

    Spielzeug ist keine Option, denn da komme ich zum nächsten Punkt. Er interessiert sich nicht für Spielzeug, solange es sich nicht bewegt. Inzwischen klappt es mit Bällen ganz gut, aber auf dem Rückweg lässt er den Ball irgendwann fallen, anstatt ihn zu bringen. Aufmerksamkeit kriege ich damit also nicht, bestenfalls einen kurzen Blick alá "was willste jetzt mit dem Ball?" und das war es. Wenn ich selber mit dem Ball spiele, dann will er ihn natürlich haben. Lasse ich davon ab, ist das Interesse sofort weg. Gleiches mit dem Schutzdienst. Hängt der Helfer dran ist alles gut, lässt er den Ärmel los, scheiß egal. Mitnehmen tut er ihn nicht.


    Und wo ist da das Problem?
    Wegwerfen bringt sowieso nichts, zum Bestätigen habe ich immer mit der Beißwurst "an der Frau" gespielt!
    Wenn bei der UO mehrere Teams auf dem Platz sind, kann es mit der Werferei ganz schnell mal Ärger geben.
    Dasselbe im SD, warum soll er den Ärmel tragen? Kommt in der Prüfung so nicht vor! Mein Hund macht es auch nicht, und nach vielen Diskussionen mit den Ausbildern wird es nun akzeptiert, auch, weil mir niemand eine schlüssige Erklärung dafür geben konnte. Mein Hund hat nun mal nicht soviel "Beute", er liebt den Kampf!
    Allerdings bringt er mir Bälle und ähnliches zurück, weil er weiß, dann wird "gekämpft"!

    Zitat

    Für geworfene Bälle oder Zerrspiele interessiert er sich nicht, nur für den anderen Hund.


    Muß er halt lernen: Mit Frauchen spielen ist vieeel besser, als andere Hunde!
    Das wird eine Weile dauern, klappt aber meistens. Ein Zweithund bringt da gar nichts, bring erst mal den Einen auf die Reihe, sonst hast Du mit dem Zweiten nachher ein viel größeres Problem.

  • Danke für die Antworten.
    Das mit der Beißwurst ist auf jeden Fall eine prima Idee.
    Ansonsten wäre mit dem Zweithund eher die Idee, dass es ein älterer Hund ist, der die Führerrolle übernimmt und dem Schäferhund zeigt was geht und was nicht. Etwas in mittlerer Größe, nicht für VGP oder allgemein mit Hundesportintention.
    Meiner hatte als Welpe kaum Kontakt zu Menschen, ich schätze daher kommt diese Fixierung auf andere Hunde.
    Dieses freudige ausrasten sobald andere Hunde da sind, hat er nicht mehr. Offline durch die Gruppe Hunde ist kein Problem mehr. Das aber in dem Fall nur durch Aversion und nicht mit Distanz. Immer wieder an der Leine bei Fuß durch die Gruppe bis er kapiert hat, dass auf dem Platz gearbeitet und nicht gespielt wird. Angebunden am Platz kauzt er trotzdem die Hunde daneben an und macht einen Aufstand. Die Hunde bellen z.B. jemanden an der an ihnen vorbei läuft, und er bellt dann den Hund an der dann bellt. Das finde ich genauso merkwürdig wie dieses Geschrei im Hänger, was er im Auto übrigens nicht macht, oder eben wenn er müde ist.

  • Zitat

    Meiner hatte als Welpe kaum Kontakt zu Menschen, ich schätze daher kommt diese Fixierung auf andere Hunde.


    Gerade dann wäre ein zweiter Hund genau die falsche Idee, weil er ja in seiner Fixierung auf Hunde bestätigt wird.


    Und das Anbinden am Platz, mehrere Hunde nebeneinander, ganz normal, das er bellt!
    Würden Meine auch machen!
    Im Verein, wenn sie Pause haben, sind sie im Auto oder in der Box!

  • Nein, das bellen ist schon ok.
    Es ist nur so, dass die anderen Hunde sich nicht gegenseitig anbellen, sondern einfach irgendwo hin.
    Er jedoch dreht sich nach links oder rechts zu seinem Nachbarn und kauzt diesen permanent an, wobei der Hund ihn keines Blickes würdigt. Ich nehme das morgen mal auf, dann versteht man besser was ich meine.
    Das ist ungefähr so, als wenn ich dich die ganze Zeit voll laber und du grade was ganz anderes machst, telefonierst, ein Buch ließt oder sonstwas. Das macht kein anderer Hund auf dem Platz, nur er.


    Ich weiß nicht, ob das so verkehrt ist mit einem Zweithund. Ich glaube er hat schon starke Defizite was sein Sozialverhalten gegenüber anderen Hunden betrifft. Das sagen mir mehrere Leute. Ein anderer Hund könnte mMn helfen, damit er lernt andere Hunde mal in Ruhe zu lassen wenn sie knurren oder beißen.

  • Es bringt dabei übrigens nichts ihn weiter entfernt abzubinden. Dann hat er seine Augen auch nur bei den anderen Hunden und bellt diese aus Entfernung an. Die einzige Möglichkeit ist der Anhänger, in dem er wie erwähnt schreit wie am Spieß und das auch gerne eine halbe Stunde am Stück.

  • Zitat

    Ich weiß nicht, ob das so verkehrt ist mit einem Zweithund. Ich glaube er hat schon starke Defizite was sein Sozialverhalten gegenüber anderen Hunden betrifft. Das sagen mir mehrere Leute. Ein anderer Hund könnte mMn helfen, damit er lernt andere Hunde mal in Ruhe zu lassen wenn sie knurren oder beißen.


    Die Anschaffung eines anderen Hundes, um Erziehungsdefizite auszubügeln, ist immer eine denkbar schlechte Idee!
    Was, wenn die Beiden sich nicht verstehen?
    Was, wenn der andere auch irgendwelche Macken hat?
    Dann hast Du nicht nur einen Hund, den Du nicht geregelt bekommst, sondern gleich zwei Probleme, doppelte Unkosten, doppelte Gassizeit, usw.

  • Warum soll dir dein Hund in die Augen schauen? In der Fussarbeit sollst du ja geradeaus gucken und nicht zum Hund. Im Idealfall hat man keinerlei Blickkontakt, lediglich der Hund schaut zu dir auf.


    Clickern ist eine tolle Methode den Hund auszubilden und sie funktioniert! Hier wird eigentlich in der UO bis die Hunde es kapiert haben um was es geht nur geclickert. Andiamo ist damit Landesmeister in seiner Klasse im Obedience geworden. Kann also nicht so verkehrt sein. Es dauert länger und man scheint zu Beginn nicht vorwärts zu kommen wenn man vorher anders gearbeitet hat aber es lohnt sich wirklich, denn die Hunde verstehen was sie tun und können es viel besser anwenden.


    Wegen Ball einfach fallen lassen... hast du schon mal mit 2 gleichwertigen Spielies geübt? Beutetausch funktioniert meist wirklich gut.


    2. Hund? Wie stellst du dir das vor, wenn so ein pöbeliger Koloss auf einen kleinen Welpen trifft der sich nicht wehren kann?

  • Guten Morgen!


    Zitat


    Dann hast Du nicht nur einen Hund, den Du nicht geregelt bekommst, sondern gleich zwei Probleme, doppelte Unkosten, doppelte Gassizeit, usw.


    Du schreibst das als hätte ich meinen Hund nicht unter Kontrolle.
    Nur um das klar zu stellen; Mein Hund ist stets abrufbar und gehorsam, keines Falles aggressiv oder unerzogen. Daher ist deine Wortwahl unpassend. Das hört sich an als sei ich überfordert, dem ist nicht so. Ich suche lediglich außerhalb meines Umfelds nach Rat, um Irritationen in einem sonst guten Hund-und Führerverhältnis zu verbessern. Des weiteren muss ich mir um Umkosten keine Sorgen machen und die Gassizeit verdoppelt sich nicht, weil man 2 Hunde hat - ich gehe ja nicht erst mit dem einen und dann mit dem anderen Hund spazieren. Da schießt du jetzt etwas übers Ziel hinaus. Der Zweck des Zweithundes ist nicht ausschließlich, dass dieser die Defizite im Sozialverhalten meines Ersthundes ausgleichen soll. Es geht mir hierbei auch darum, dass er nicht alleine ist und Hundegesellschaft hat, die er offensichtlich gerne mag. Das kann natürlich einerseits ein Risiko sein, aber auch eine große Chance. Ich hatte zuvor 3 Hunde, die sich alle nicht von Welpenalter an kannten und es gab keine Probleme. Sie haben ihre Rangordnung untereinander geregelt und ihre eigenen Kompromisse geschlossen. Zudem konnte ich beobachten, dass sie voneinander gelernt haben. Ich denke da malst du jetzt gleich den schwarzen Teufel an die Wand mit" was wäre, wenn..." zumal ich ja nicht los fahre und irgendeinen Hund kaufe der mir optisch zusagt. Es ist selbstverständlich, dass ich zuerst schaue, ob die Hunde untereinander klar kommen und, ob ich einen Draht zu dem Hund finde. Falls das falsch rüber kam, mein Hund ärgert andere Hunde, aber er geht sie nicht an.



    Zitat

    Warum soll dir dein Hund in die Augen schauen? In der Fussarbeit sollst du ja geradeaus gucken und nicht zum Hund. Im Idealfall hat man keinerlei Blickkontakt, lediglich der Hund schaut zu dir auf.


    Wegen Ball einfach fallen lassen... hast du schon mal mit 2 gleichwertigen Spielies geübt? Beutetausch funktioniert meist wirklich gut.


    2.Hund? Wie stellst du dir das vor, wenn so ein pöbeliger Koloss auf einen kleinen Welpen trifft der sich nicht wehren kann?


    Ich habe gelernt oder sagen wir mal beigebracht bekommen, dass es wichtig ist den Hund auch anzuschauen und nicht nur dahin zu gucken wohin man geht. Nicht permanent, aber regelmäßig.
    Beutewechsel funktioniert nicht, da der Spieltrieb dafür zu wenig vorhanden ist. Das mache ich 2-3x dann zeigt er mir die A-Karte :lol: Da er Zerrspiele liebt, werde ich es mal mit der Zerrwurst probieren.
    Und ich schrieb bereits, dass ich nicht vor habe mir einen Welpen zu holen, sondern einen älteren Hund ;)

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