Henry, das Sensibelchen

  • Eigentlich ist es ja schön, dass Henry so sensibel ist, auf der anderen Seite ist es wirklich eine Last. Wenn ich ihn zu mir rufe oder irgendwie meine Aufmerksamkeit auf ihn richte, dann beginnt er zum Beispiel eine aus meiner laienhaften Sicht unterwürfige Haltung einzunehmen. Er wirkt, auch wenn er mit dem Schwanz wedelt, in seiner geduckten vorsichtigen Haltung dann so, als täten wir ihn ständig maßregeln. Dabei maßregeln wir ihn nie nicht niemals. Mehr als ein scharfes "Nein" wenn er gerade seine Nase in einen verwesenden Maulwurf gräbt oder auf den Tisch gesprungen ist um meinen KAFFEE!!!!! auszulecken kennt er nicht.

    Er kommt aus einem Wurf mit 10 Welpen, wir haben ihm seit seiner 5. Woche wöchentlich besucht und Mitte der 10. Woche mitgenommen. Er war der Phlegmatigste. Obwohl auf dem Hofhund die Elterntiere und ein Jack Russel waren stellte sich zu Hause heraus, dass er eine Heidenangst vor Hunden hat. Allerdings zeigte sich das nicht durch unterwürfiges Verhalten, da fletschte er die Zähne und schnappte nach den anderen.

    Durch Welpenschule und die Arbeit mit Leckerli´s ist das mittlerweile kein großes Problem mehr. Er wirkt zumeist richtig souverän und ich glaube es liegt auch daran, dass er inzwischen gelernt hat die anderen Hunde zu lesen und auf uns zu vertrauen. Die Trainerin riet uns am Anfang, (weil er wirklich ein Extremverhalten an den Tag legte) den Kontakt zu anderen Hunden nicht zu suchen und sollte Gefahr in Verzug sein, bzw. der Hund ängstlich sein, dann sollten wir ihn hochnehmen und schützen. Sonst liefe er Gefahr zum Angstbeißer zu werden.
    Wie gesagt, das läuft aber gut, außer es kommen gleich 2 oder 3 unangeleinte Hunde auf ihn zugeschossen. GRRRRRR. Aber ich meine, wer hätte da nicht Angst.

    Er hasst das Autofahren. Anfänglich war es ein RIIIIIIIIIIESENPROBLEM. Er sabberte und sabberte und kübelte und kübelte. Also hab ich ihn im Kofferraum gefüttert, gespielt, etc. Ich hab diese homoöpathischen Tropfen gekauft, als wir mal eine längere Fahrt machen mussten, hab ihn auf den Schoß genommen... alles probiert. Irgendwann machte es Klick... und plötzlich Hurraaaa hörte er auf zu sabbern und kübelte nicht mehr. Es lief so gut, dass ich ihn sogar mitnahm in den Zug nach Cuxhaven und dort sogar eine Schiffsrundfahrt mitgemacht habe. Alles prima. Henry sabberte nicht, und kübelte nicht und verschlief diese Fahrten überwiegend.

    Neben dem Autofahren hasst er noch viel mehr das Fahren im Fahrradanhänger. Dort habe ich alles gemacht, was ich auch mit dem Auto versucht habe. Aber hier nutzt es nix. Steht der Anhänger springt er von alleine hinein um nach Fressen zu suchen. Aber sobald es losgeht zieht er den Schwanz ein. Er gibt keinen Laut von sich, wenn ich (den Tipp habe ich hier erhalten) ein Handtuch vorhänge und er mich nicht sieht (Hütehundgen), ich dachte Hurra, das war das Problem, aber als ich angekommen war, musste ich feststellen, dass er stillschweigend gekübelt hat.
    Als mein Mann 3 Wochen mit dem Auto weg war, muuuusste er aber in den Anhänger. Wir müssen ja irgendwann auch mal irgendwelche Termine wahrnehmen und zu denen kann man nunmal nicht immer zu Fuß hin.

    Und nun haben diese aufgezwungenen Fahrradfahrten im Hänger jeden Erfolg wieder zunichte gemacht. Und wirklich, ich bin sooo langsam gefahren, habe jede Erschütterung vermieden, teilweise geschoben, ihm zwischendurch wieder was zu fressen im Anhänger gegeben (was natürlich kontraproduktiv ist (kübeln), aber halt versucht es ihm angenehm zu machen, seine Lieblingsdecke reingelegt....

    Gestern nahm mein Mann ihm mit zur Arbeit und erzählte als er dort ankam (halbe Stunde Autofahrt), dass Henry in den Kofferraum gekübelt und alles vollgesabbert hat. Du meine Güte! Und eben, als ich mit ihm Draußen war und ihn knuddeln wollte, wieder diese für ihn typische "geduckte" Haltung.

    Weiter: Wir üben mit ihm das Alleinesein. Ich bin zwar noch 1 Jahr zu Hause, auch danach werde ich nur 4 Stunden täglich weg sein, aber demnächst muss ich jeden Morgen 1 Stunde aus dem Haus 8 Wochen lang. Das Alleinsein klappt ganz gut. Er liegt dann ruhig im Hausflur und kaut seinen Knochen oder schläft. Als ich gestern nach 1 Stunde wiederkam war es schon dunkel. Ich stand etwas weiter weg und beobachtete ihn durch die gläserne Haustür. Als er mich sah (offensichtlich erkannte er mich aber nicht (obwohl Hunde doch im Dunkeln besser sehen sollen?)) rannte er wie ein aufgescheuchtes Huhn bellend davon und pieselte seine Rennstrecke entlang bis in die Küche. Ich musste darüber lachen, was für ein Wachhund er doch ist, aber gleichzeitig... meine Güte.... der arme Hund.

    Ich hab das Gefühl, wir quälen ihn ständig, weil er soviele Ängste aussteht, die ich aber nicht verstehe. Denn auch wenn er gestern dachte, da sei ein fremder Mensch (er liebt Menschen!) oder ein fremder garstiger Hund (da ist er mittlerweile wie gesagt eigentlich wesentlich gefestigter), was geht nur in diesem, wie ich denke durchaus schlauem Hund vor???

    Deswegen dieser Eintrag, er tut mir sooooo leid. Aber ein bisschen hab ich das Gefühl, er ist neurotisch. :???:

  • Ja, ich selbst war 2mal mit ihm beim Tierarzt und habe dabei die Problematik mit der Übelkeit geschildert, aber nur MCP Tropfen angeraten bekommen. Die hab ich zufällig selber im Haus, aber auch die helfen nicht. Ansonsten gabs die Tipps gratis, wie man es ihm im Auto heimelig machen kann.

    Und eine ganze lange Weile schien Autofahren dann auch unproblematisch zu sein.

  • Hallo nochmal,

    wurden seine Schilddrüsenwerte untersucht?
    Wo befindet sich Henry während der Autofahrt?Habt ihr es mal mit einer Hunde-Transportbox ausprobiert? Vielleicht hilft es ihm,wenn er während der Fahrt nicht alles mitbekommt.Falls er im Kofferram mitfährt,versucht es mal auf der Rückbank (natürlich mit einem Hundegurt gesichert),vielleicht verhält er sich dann anders? Empfehlenswert wäre auch das homöopatische Mittel Nux Vomica D 12 .
    Ich würde ihm auch 2 Stunden vor der Autofahrt nichts zu fressen geben(auch keine Leckerchen) und wirklich nicht länger als 5 Minuten fahren . Wenn es klappt, könnt ihr die Fahrzeit langsam steigern.

    Mir würde noch folgendes Buch einfallen:
    Nicole Wilde
    Der ängstliche Hund
    Stress, Unsicherheiten und Angst wirkungsvoll begegnen

    Kynos-Verlag


    Vielleicht hilft Dir auch der Angsthund-Thread weiter https://www.dogforum.de/der-angsthund-thread-t92533.html

  • Ach, der arme Wutz.

    Wie hat er denn auf dem Hof gelebt? Für mich klingen deine Schilderungen nach Deprivationsschäden, dass er also als Welpe zu wenig kennen gelernt hat von dem, was ihm heute begegnet und seine Nervenkostüm deshalb so schlecht ist.
    - Aber das kann ich nicht aus der Ferne beurteilen! Das macht besser jemand vor Ort und du bist ja bei einer Trainerin. Was sagt die denn zu ihm, zu seinem schwachen Nervenkostüm? Ich würde sie konkret auf Deprivation ansprechen, nachfragen.

    ich habe meinen Hund aus dem Tierschutz und dachte zuerst "nur" an ihre erlittenen Misshandlungen. Aber dann zeigten sich eben diese Deprivationsschäden und an denen knacken wir viel länger rum als an den früheren Misshandlungen. Und genau wie du deinen Hund schilderst, ist die "gute Kehrseite", dass sie ein ganz wunderbares feinsinniges Wesen hat.
    Aber sie steht sie selbst schnell im Weg und braucht eine gleichermaßen klare wie sanfte Führung - sonst blockiert sie nämlich. Diese Blockade ist dann Überforderung und ist sie da erst mal, ist nichts mehr zu machen. Dann muss man erst die Blockade lösen, bevor man mit ihr wieder etwas anfangen kann. Und in der Blockade kann sie durchaus "doof" wirken, wie lernbehindert :roll: .

    Rat 2, neben der Trainerin: Ein Homöopath, der deinen Hund stofflich unterstützt, ihm zB ein sog. Konstitutionsmittel gibt. Ich sag mal salopp: Das hilft dem Hund, in seiner Mitte zu sein.
    Das würde ich persönlich aber nur einem Profi zutrauen (anders als zB Bachblüten oder Schüssler Salze, da kannst du dich auch selbst reinlesen. Aber bei mehreren tausend homöopathischen Mitteln... ;) Nix Vomica ist zB nur anzuwenden, wenn die (Reise-)Übelkeit ohne Erbrechen einher geht - aber das ist eh nicht die klassische Homöopathie, wenn man Mitteln 1:1 Symptomen zuordnet.)
    Wenn der Ta nichts findet (Sinnesorgane, Bewegungsapparat, Schilddrüse und Herz wären bei mir an oberster Fragestelle), kann ein Homöopath durch seine ganzheitliche Sicht durchaus etwas ausrichten.

    Die Reiseübelkeit ist für mich nur eine Nebenbaustelle - wie du wohl rausliest. Ich würde die seinem schlechten Nervenkostüm zuschreiben, ebenso diese nächtliche Schreckreaktion auf dich.
    Man muss schauen, ob sich nicht doch eine körperliche Ursache findet (= TA).
    Das andere sind verhaltenstherapeutische Dinge, also wie man einem Hund, der wenig kennt, die Welt näher bringt und ihn bindungsfähiger macht zu seinen Menschen (= Trainerin).
    Und halt der Homöopath (klar, w/m), für die ganzheitliche Sicht.
    - Das wäre mein Masterplan ;)


    Alles Gute Henry! Deine Leute mögen dich, vertrau ihnen ;)

  • Probier es mal mit calming dog von Edit: Werbung gelöscht, das ist ein gutes natürliches Mittel als Hilfestellung für solche Hunde, es ermöglicht den Hund entspannter werden zu lassen und Du kannst besser ansetzen und mit ihm arbeiten. Es hilft nicht sofort, da es ein Pflanzenpräparat ist und braucht etwas Zeit, aber nach 14 Tagen ist die Wirkung sichtbar und Du kannst mit Deinem Hund arbeiten :smile

    grützi

    Hervias

  • Nein, die Schilddrüse haben wir nicht untersuchen lassen, meinst Du das wäre eine Möglichkeit? Im Auto haben wir alles probiert, was man probieren kann. Hundebox. Im Kofferraum, im Fußraum, auf meinem Schoß. Homoöpathische Mittel, MCP.... vorher geb ich ihm nix zu fressen.
    Aber gestern haben wir eine Autofahrt gemacht, da war alles wieder in Ordnung. Er legte sich im Kofferraum sofort hin und als wir ihn rausließen, lag er immer noch "entspannt" dort. Hm. Versteh einer den Hund.

    Danke für den Thread und Buchtipp! Ich werd mir das ansehen!

    Liebe Grüße
    Natalie

  • Zitat

    Ach, der arme Wutz.
    ...
    Alles Gute Henry! Deine Leute mögen dich, vertrau ihnen ;)

    Ich danke Dir ganz herzlich fürs ausführliche auf mich eingehen und ähm, ich meine auf das Eingehen auf Henry.

    Also die Trainierin vermutet, dass er von den anderen Welpen gemoppt wurde. Zusätzlich kann der Jack Russel des Hofes, der alles verbellt hatte bei ihm das Gefühl geweckt haben, "fremde Sachen sind nicht gut".

    Henry stammt aus einem Zufallswurf. Er lernte auf dem Hof Pferde, Katzen und den Umgang mit Kindern kennen und viele fremde Menschen eben, die ihn ständig geknuddelt habe. Der Tierarzt der regelmäßig zur Untersuchung und den Impfungen kam, kam eben auf dem Hof. So hatte er das Autofahren nicht kennengelernt. Er war überhaupt nicht weg vom Hof. Er kennt aber auch viele laute Geräusche (Traktor, Zug, Mähdrescher).
    Ich bin mit ihm während der Sozialisierungsphase aber in die Stadt, häufig in Cafes, das kann er auch gut.

    Aber insgesamt, er ist wirklich leicht zu erschrecken und ich danke für Deine Tipps!!! Ich werde dem nachgehen.

    Liebe Grüße
    Natalie


    Also gestern waren wir mit de

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