Bobo, der Problemhund?

  • Hallo zusammen!


    Ich habe einige Probleme mit meinem Welpen (Malteser-Havaneser, Rüde, 4 Monate alt), von denen ich nicht weiß, wie ernst sie wirklich sind. Darum werde ich sie jetzt hier einfach mal schildern. Ich muss vorweg sagen, dass wir eigentlich nur draußen Probleme miteinander haben. Drinnen ist er der liebste Hund und hört auch sehr gut. Aber draußen hat er manchmal so kleine Aussetzer, die mir schon zu denken geben. Zum Beispiel hat er oft seine Leine im Maul und zieht mich dann damit vorwärts. Oder er reißt an der Leine rum und will offensichtlich spielen. Wenn ich es ihm verbiete, knurrt er, lässt sich ein Stück zurückfallen und stürzt sich dann auf meine Hosenbeine (wobei es ihm natürlich egal ist, ob ich eine Jeans trage oder ein Kleid). Auf ein "Nein" reagiert er in diesem Fall gar nicht mehr. Ich muss mich vor ihm aufbauen und ihn richtig einschüchtern. Dann macht er sich meistens klein und ist ruhig. Manchmal aber legt er sich zwar hin, kläfft mich aber an, wenn ich mit ihm schimpfe. So als wolle er zurück pöbeln. :( Dann muss man sich da von so einem 3,5 Kilo Wollknäuel ankläffen lassen...
    Außerdem ist mir aufgefallen, dass er offenbar einen sehr starken Willen hat, denn er wehrt sich erbittert, wenn ich ihn z.B. festhalte und er irgendwo hin möchte. Er jault und bellt dann ohrenbetäubend und stranguliert sich fast an der Leine. In solchen Momenten habe ich überhaupt keine Chance mehr zu ihm durchzudringen. :(
    In manchen Situationen schnappt er auch nach meinen Fingern. Er beißt zwar nicht zu, deutet aber definitiv ein Schnappen an.
    Zusätzlich hat das lebensmüde Kerlchen seit etwa drei Wochen die nervige Marotte andere Hunde anzubellen. Manchmal tut er es denke ich, um Aufmerksamkeit zu erregen. Er spielt gerne mit anderen Hunden und möchte dann, dass diese ihn hören und zu ihm kommen. Bei manchen Hunden wird er aber aggressiv, knurrt sie an und versucht, sie in die Nase zu zwicken. Insgesamt bellt er viel, obwohl ich gelesen habe, dass weder die Malteser noch die Havaneser großartige Kläffer sind.
    Vielleicht kennen ja einige von euch diese Probleme und können mir sagen, woher sie kommen und was ich dagegen unternehmen kann. Ich liebe diesen Hund wirklich über alles und ich möchte auch nicht, dass er seinen eigenen Willen komplett verliert, denn eigentlich schätze ich das an ihm. Er hat eben Charakter. Aber einige Dinge gehen wirklich nicht und ich möchte nicht, dass er zum Problemhund wird und mir nur Magenschmerzen bereitet, sobald ich das Haus verlasse. Hoffe, ihr könnt mir helfen! :hilfe:

  • Also, Bobo muss meistens zwischen 6 und 7 das erste Mal raus. Dann trag ich ihn raus auf die Straße und lass ihn an seinem "Stammplatz" machen. Dann schläft er meistens noch bis 8 oder 9, bevor ich mit ihm aufstehe. Vor dem ersten Gassigang bekommt er sein Frühstück und etwa eine Stunde später gehen wir dann raus. Wir laufen eigentlich immer unterschiedliche Strecken, damit es für ihn nicht so langweilig ist. Beim Gassigehen üben wir das "Bei Fuß" , "Sitz" und "Platz", was meistens sehr gut funktioniert. Zumindest wenn ich ein Leckerlie in der Hand hab. :D Insgesamt gibt es aber natürlich tausend interessantere Dinge draußen, als mich. :muede: Aber ich denke, das ist in diesem Alter noch normal. Er ist eben ein kleiner Entdecker.
    Beim Gassigehen macht er dann meistens nochmal ohne Probleme. Eine normale Runde dauert bei uns zwischen 15 und 20 Minuten.
    Was wir dann den Rest des Tages machen hängt vom Wetter ab und davon, ob ich arbeiten muss oder nicht. Manchmal fahren wir dann gegen Mittag zur Arbeit, wo er sichtlich Spaß hat, weil ihn natürlich alle Kinder auf einmal bespaßen und beschmusen wollen (ich gebe übrigens Nachhilfe in einer Nachhilfeschule).
    Wenn ich frei habe und das Wetter mitspielt unternehmen wir meistens was. Ich fahre gerne mit ihm an Orte, an denen er noch nie gewesen ist (Wald, Feld, Wiese) oder wir fahren in den Hundepark, wo er den ganzen Tag mit anderen Hunden toben kann.
    An einigen Tagen sind wir allerdings auch "faul" und verbringen den Großteil des Tages drinnen. Dann spielen wir viel oder üben neue Kommandos. Aber auch an solchen Tagen gehe ich drei Mal á 20 Minuten mit ihm raus.
    Insgesamt würde ich also sagen, dass er ein recht spannendes Leben hat. Er schläft natürlich auch viel und das gestehe ich ihm auch zu.
    Abends gehen wir dann nochmal so zwischen 22 und 23 Uhr raus zum pinkeln und dann schläft er durch, ohne einen Mucks von sich zu geben.
    So ungefähr sieht ein Tag im Leben von King Bobo aus :)

  • Das klingt so ganz gut, würde ich sagen - weder nach zu viel noch nach zu wenig.


    Seid ihr in einer Hundeschule?
    Gibt es Momente, in denen er etwas möchte, was er nicht bekommt und dann aber nicht gleich aufdreht?
    Wie ist der kleine Mann aufgewachsen bzw. woher kommt er? War es ein Ups-Wurf oder eine gewollte Verpaarung? Was durfte er schon alles erleben, bevor er zu dir kam (was mit 8 Wochen war, wie ich schätze)?


    Für mich klingt das nach einer sehr geringen Frustrationstoleranz, was mich aber bei so einem Jungspund arg wundert.


    Ich würde schnellstmöglich daran arbeiten (bzw. vorher testen, ob es das wirklich ist) - am Besten gemeinsam mit einem kompetenten Trainer.

  • In einer Hundeschule sind wir bislang nicht. Wir waren ein paar Mal bei verschiedenen Hundeschulen, aber es war keine dabei, die mir wirklich gut gefallen hat. Bei allen gab es ziemlich lange Wartezeiten, bis man mit der Übung dran war und Bobo ist eher von der ungeduldigen Sorte und langweilt sich dann schnell. Ich habe aber bereits darüber nachgedacht ein paar Einzelstunden mit ihm zu nehmen.
    Die Moment, in denen er so abdreht sind glücklicherweise relativ selten. Normalerweise reagiert er auf ein "Nein" und legt sich dann meist sogar mit gesenktem Kopf hin. Deshalb gehe ich davon aus, dass er schon weiß, wer der "Boss" ist. Nur in manchen Fällen ist er dann nicht zu bändigen. Diese Situationen ergeben sich zu 99% draußen und nicht in der Wohnung, wo er meist ruhig und ausgeglichen ist.
    Bobo stammt aus sehr gutem Hause. Die Verpaarung war gewollt und es wurde sich äußerst gewissenhaft und liebevoll um die Welpen gekümmert. An der Leine laufen wurde mit ihnen schon geübt und sie wurden auch auf diverse Ausflüge in die Stadt und die Natur mitgenommen. An der Aufzucht kann es also meiner Meinung nach nicht liegen.
    Was mir bei Bobo allerdings schon mit 6 Wochen aufgefallen ist, war, dass er sehr eigenständig war. Es hat zwar gerne mit seinen Geschwistern gespielt, war aber die meiste Zeit alleine unterwegs und hat den Garten erkundet. Das hat er bis heute beibehalten. Für ihn ist es das Größte, Dinge erkunden zu dürfen. Deshalb ist er oft sehr eigenständig unterwegs. Ich lasse ihn dann meistens. An einer Schleppleine kann er mir ja nicht abhauen und ich denke es wäre falsch, ihm zu verbieten neugierig zu sein.
    Ich glaube, dass er manchmal einfach so aufgedreht ist, dass er vergisst, dass er eigentlich nicht der Chef ist. Denn wenn er ruhig ist hört er aufs Wort.

  • Ich kann mir ganz schwer vorstellen, dass er in dem Alter schon in Frage stellt, wer die Führungsrolle hat. Ich bleibe vorerst bei meiner Frustrationstoleranz-Theorie.


    Gibt es denn im Haus Momente, in denen er etwas möchte, es aber nicht bekommt? Du schreibst ja, dass er in der Wohnung die meiste Zeit ausgeglichen und ruhig ist. Wie sieht es aus, wenn er zum Beispiel ein Spielzeug oder ein Leckerli möchte? Gehst du immer darauf ein, fordert er dich gar nicht auf bzw. bettelt oder ignorierst du das manchmal auch?


    Draußen ist ja alles noch mal um Längen spannender als drinnen, wo der Bereich überschaubar ist und sich selten sehr stark ändert.


    Wenn ich mit meinem 18 Wochen alten Welpen in neuen Gebieten bin, sind seine Ohren auch schon eher auf Durchzug als auf gewohnten Gassiwegen.


    Was ich in deinem Fall mal probieren würde, ist zum Einen gemeinsam mit ihm Dinge zu erkunden, sodass er merkt, dass es sich lohnt, bei dir zu sein und du kein Spaßverderber bist. Außerdem würde ich schauen, worauf er am meisten reagiert (Spielzeug, Leckerli, Jogger, andere Hunde etc.) und in diesen Situationen konstant Ruhe belohnen.

  • Er bettelt manchmal nach Essen bzw. ganz extrem nach Milch. Wenn ich morgens Milch in meinen Kaffee tue, springt er rum, wie ein Gummiball. :D Bekommen tut er dann natürlich nichts. Ab und zu bettelt er auch, aufs Sofa zu dürfen. Das ignoriere ich auch meistens und hebe ihn erst hoch, wenn er aufhört vor dem Sofa zu sitzen und mich anzustarren.
    Seine Spielaufforderung (zumindest denke ich, dass es eine ist) ist ein permanentes Zwicken in die Hosenbeine, obwohl das sehr selten vorkommt. Insgesamt kann ich sagen, dass er schon feste Regeln im Haus hat, die er auch befolgt. Unsere Probleme spielen sich meist wirklich nur draußen ab. Bessert sich das vielleicht noch, wenn er nicht mehr alles so furchtbar spannend findet?

  • Genau deshalb geht man in eine Hundeschule, um Dinge zu üben, die man allein nicht üben kann. Nämlich Geduld zum Beispiel, zu hören, obwohl lauter potentielle Spielkumpel um einen herum sind. Ablenkung pur. Weil man vorher und nachher spielt und sich dann wieder konzentrieren muss und man selbst als Mensch das auch durchziehen muss, weil nämlich alle kucken. Sitz Platz Fuß ist kein Problem, das einem Hund ohne Ablenkung beizubringen, dafür braucht man keine Hundeschule. Also würde ich dir raten, melde dich bei einer an, die dir gut gefallen hat vom Umgang mit den Hunden und trainiere genau das, was dein Hund (fast jeder Hund in dem Alter!) nicht gut kann, warten. Das klappt nicht beim ersten, zweiten, dritten mal, aber es wird besser. Eben vorallem, weil man nicht einfach als Mensch abbricht, sondern die Stunde durchhalten muss.
    Ich kann das jedenfalls auch nicht, den Hund schön spielen sehen und dann anfangen zu üben. Also verlangt man sowas dann auf einmal in stressigen Situationen und Peng hat man ein Problem. Man ist genervt, ruppig oder verschiebt es halt auf ein andermal. Wenn er dich anknurrt, dann war es zu heftig. Man ist oft verführt gerade bei den selbstbewussten Rüden, dann eher doller zu schimpfen und gegenzuhalten, statt einen Befehl mit Ruhe, Konsequenz und der richtigen Belohnung zu festigen. Aber zuviel Druck erzeugt Gegendruck und dann kommt man in eine Spirale, die keiner will. Das viele Kläffen ist meiner Meinung nach ein Zeichen dafür. Mit vier Monaten kann ein Nein noch nicht perfekt sitzen und ob er mit Nein, ein ausgeben der Leine verknüpfen kann, ist auch noch mal eine andere Sache. Und dann wird eben noch mit Dingen gespielt wie der Leine. Er benutzt ja immerhin, wenn er aufgeregt wird, erstmal die Leine und nicht dich. Stell dir vor du wärst mit drei vier Welpen unterwegs und die fangen zwischendurch an zu toben. Würdest du dir da Gedanken machen, dass das nicht normal ist? So ein gesitteter Spaziergang irgendwohin, das ist nicht das Ding von so jungen Hunden. Das kostet mehr Konzentration, besonders in nicht langweiligen Gegenden als man denkt. Also nimm ein Spielzeug mit, das er tragen und auch mal schütteln darf. Mach eine Pause, wenn er sich nicht konzentrieren kann aufs Leinelaufen. Renn auch mal mit ihm, wenn er aufgestaute Energie hat und mit dir spielen möchte. Er ist vier! Monate alt.
    Lass dir und ihm Zeit und suche Wege ihm zu zeigen was du dir für ein Verhalten wünschst, als dich mit einem Nein und Streng sein, in einer Situation, wo er eh aufgedreht ist, in diese Situation zu bringen, dass er sich nicht anders zu helfen weiß, als dich anzubellen. Er muss in den Gehorsam hineinwachsen können und ihr zu einem Team zusammenwachsen und gerade bei einem selbstbewussten Kerl, der mit Bellen reagiert, muss man meiner Erfahrung nach noch mehr Ruhe ausstrahlen. Wenn er also die Leine packt und dich ziehen will, machst du ein Geräusch, dass ihn aufmerksam macht. (Kussgeräusche, ein Pfiff), wendet er sich dir zu läufst du mit einem frohen Komm mit! in eine Richtung, die du vorgibst. Dann lauft ihr etwas, dann machst du wieder ein Aufmerksamkeitsgeräusch und zeigst zum Beispiel auf einen Ast, den er beschnüffeln kann, den du dann aufhebst als ob du etwas seeehr besonderes gefunden hast. Er wird die Leine wahrscheinlich loslassen, dann kannst du ein Aus, fein möglichst zeitnah einschieben und ihm den Stock geben. Weiter gehst du erst, wenn er dich ansehen kann, wenn du seinen Namen sagst.
    Also üben von Aufmerksamkeit auf dich bekommen, dann bestimmst du die Richtung und wenn er reagiert, belohnst du ihn mit Erkundung, was er so gerne mag. Er lernt mit dir zusammenzuarbeiten, das Gehorchen, einfach weil du es willst und das sofort, das kommt mit Zeit und Reife und Übung. Lass euch beiden die Zeit, er wird lange genug ein erwachsener Hund sein und nur so kurz ein Welpe.


    Liebe Grüße Sockensucher

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!