Junghund schirmt andere Hunde von mir ab

  • Hallo,
    mein jetzt beinahe sechs Monate alter Junghund hat einen ausgeprägten Schutz- oder Wachhundtrieb. Heute sind wir unterwegs einer kleinen Rottidame im selben Alter begegnet. Zum ersten Mal wollte er nicht, dass ein anderer Hund zu mir kommt. Er ist zwar nicht massiv geworden, aber sie hat auch direkt abgelassen. Im Grunde hat er sich nur dazwischen gestellt und das Nackenhaar hat sich gesträubt. Ansonsten hat er wunderbar mit ihr gespielt. Bisher habe ich ihn abgeschirmt, wenn er vor großen, erwachsenen Hunden Angst hatte. Gestern bei einer erwachsenen Dackeldame, mit der er ebenfalls gespielt hat, hat er sie nicht abgeschirmt, wenn sie zu mir gekommen ist.
    Trotz allem Training, was wir zur Zeit machen, sieht er mich wohl immernoch als wichtige Ressource an. Das Training findet statt, weil er zuhause keinen Besuch akzeptiert, bzw. diesen kontrolliert. Diese Form des Beschützerinstinkts ist nun das erste Mal aufgetreten (überhaupt das erste Mal draußen) und ich möchte direkt richtig dagegen arbeiten, damit es sich gar nicht erst verfestigt. Also, was soll ich das nächste Mal in einer solchen Situation tun? Im Alltag machen wir schon alle Dinge wie Futter erst nachdem ich es freigegeben habe, nicht ständig folgen, ich beende Spiel- und Streichelaktionen, nicht aufs Sofa, auf den Platz schicken, Aufforderungen von seiner Seite oft ignorieren etc..
    LG, Marike

  • Huhu Marike,


    macht ihr euer Training denn Zuhause oder mit Trainerin?
    Wie schaut es genau aus, wie verhält er sich generell dir gegenüber?


    Es ist immer schwer, sowas auf Entfernung zu beurteilen, da müsstest du schon mehr erzählen ;)

  • Passt eigentlich ganz gut zu Deinem anderen Thread: Dein Hund meint immer noch er müsste die Dinge selbst regeln und das Heft in die Hand nehmen..., ist aber damit überfordert.


    Genau dieser Punkt war, denke ich, mit dem immer auf der Decke bleiben, wenn Besuch kommt, gemeint. Nicht das "Verbannen" , welches Dir zu extrem vorkam. Sondern die Situation, die DU nach DEINEN Regeln gestaltest, während Dein Hund sich zurücknehmen und raushalten soll.

  • Hallo,


    ja, das Verhalten passt auch sehr gut zu Campino. Aber was soll ich denn tun, wenn er versucht einen anderen Hund von mir abzuschirmen? Ihn wegschieben, "Nein" sagen oder was auch immer? Wenn ich es ignoriere und den anderen Hund einfach streichel, riskiere ich ja eventuell, dass er aggressiv gegenüber dem anderen Hund wird. Ansonsten hat er das Verhalten übrigens nicht mehr gezeigt. Heute konnte ich in seiner Gegenwart problemlos drei andere Hunde streicheln, die kannte er allerdings auch.


    @ Manu: Der andere angesprochene Thread heißt "Angstaggression bei Junghund", da steht ziemlich genau das Verhältnis zwischen Campino und mir und unsere Problematik mit seinem Wachhundverhalten beschrieben. Ich weiß nicht, wie man einen Thread verlinkt.
    Ich hatte eine Trainerin bei mir zuhause und gehe ansonsten einmal pro Woche zu ihr in den Junghundekurs. Ich hab das oben doof formuliert. Das Training ist im Grunde, dass er lernt vernünftig auf seinem Platz zu bleiben und Besuchssituationen, wo er sich gern als Herr des Hauses aufführt (Knurren und Schnappen), gelassen hinzunehmen bzw. mir das Management zu überlassen. Ansonsten wie bei jedem Hund in dem Alter den Grundgehorsam in allen Situationen aufbauen. Wenn ich es nicht verhinder, folgt er mir im Haus auch ständig. Er hört aber schon recht gut und ich kann alles mit ihm machen. Er würde mich nie anknurren oder ähnliches. Gegenüber anderen Menschen verteidigt er mich auch nicht oder würde versuchen mich abzuschirmen. Er bewacht eher Haus und Hof und will mich dabei möglichst im Blick behalten. Das ist aber schon wesentlich besser geworden.
    Er hat der Rottidame ziemlich sicher gezeigt, dass sie nichts an seinem Frauchen zu suchen hat. Zusammen spielen fand er gut, aber sie kam etwa dreimal zu mir und er stellte sich jedes Mal dazwischen. Oder darf er das, weil er ja nicht mir etwas verbieten wollte, sondern der Hündin? Hätte ich versucht Kontakt aufzunehmen, wäre es ja vielleicht etwas anderes? Andererseits hätte er ein Spielzeug vielleicht ähnlich vor ihr verteigt. Deshalb der Ressourcengedanke.


    Lieben Gruß, Marike

  • Erstmal würde ich versuchen es schlicht und einfach mit einem deutlichen NEIN zu verbieten. Hat man das Abbruchkommando gut aufgebaut dann bedeutet es ja für den Hund "das was du gerade machst gefällt mir nicht...brich es unverzüglich ab".
    Ohne jetzt mehr über eure Problematik zu wissen würde ich versuchen in dieser Situation ohne körperliche Manipulation des Hundes zu arbeiten (wegdrücken, wegziehen etc.), denn gerade das könnte in der angespannten Situation erst recht Aggressionen auslösen.

  • Zitat

    Bisher habe ich ihn abgeschirmt, wenn er vor großen, erwachsenen Hunden Angst hatte.


    Dazu fällt mir spontan was ein...
    Vielleicht bin ich gedanklich auch auf dem Holzweg, aber könnte es nicht sein, dass das mit deinem derzeitigem Problem in Verbindung steht? Ich kenne nämlich zwei Hunde, beide zwischen ein und zwei Jahren alt, die beide teilweise aggressiv andere Hunde von ihren Besitzerinnen abschirmen. Ich weiß, dass beide Besitzerinnen in der Welpen- und Junghundezeit auch sehr oft andere Hunde von ihren Hunden abgeschirmt haben.
    Kann es da nicht zu einer Fehlverknüpfung im Hundehirn kommen? Denn der Hund lernt ja, dass es Situationen gibt, in denen andere Hunde ganz selbstverständlich aus dem "Hund-Besitzer-Umkreis" herausgedrängt werden. Ist der Hund noch ein Welpe übernimmt das ausschließlich der Besitzer. Aus dem Welpen wird ein Junghund, der nicht mehr auf ständigen Schutz angewiesen ist, sondern selber anfängt zu "beschützen". So ist es doch für ihn eigentlich nur folgerichtig andere Hunde abzudrängen, denn das ist ja ein Verhalten, was er über Monate beim Besitzer kennengelernt hat...

  • Na Björn, das ist ja mal eine ....abenteuerliche Herleitung... :roll:
    aber vielleicht gibt es sowas ja tatsächlich.


    Das Abschirmen anderer Hunde soll meinem eigenen Hund ja meine Rolle verdeutlichen. ICH REGEL ALLES. Daraus sollte er ja bestensfalls Vertrauen lernen und lernen,dass Mama ( oder papa :D ) alle Entscheidungen trifft und von daher gar nicht erst auf die Idee kommen, Situationen eigenständig zu regeln.
    Hier läuft es ja scheinbar anders und ich würde ihn konsequent weg schicken und auf Distanz halten und mich erst recht mit dem anderen Hund beschäftigen, um ein Zeichen zu setzen und klar zu stellen, dass ich auf mich selber aufpassen kann.
    Ich kenne aber seeeeehr viele HH, die das Verteidigen als schmeichelhaft und wünschenswert empfinden und niemals auf die Idee kommen würden, das zu unterbinden.


    Das ist dann halt wieder das menschliche Erleben....

  • Hallo,
    ganz ehrlich? Diese abenteuerliche Herleitung hatte ich auch schon, deshalb hatte ich ja extra mit rein geschrieben, dass ich ihn sonst abgeschirmt habe. Aber ich bin mir da auch seeehr unsicher ob das sein kann.
    Wenn er nicht allgemein so den Beschützer und Bewacher raushängen lassen würde, fürchte ich, dass ich es auch erstmal schmeichelhaft gefunden hätte. "Ach wie süß, er hat mich sooo lieb und will mich ganz für sich alleine haben!" Aber zum Glück muss ich mich bei ihm ja sehr mit dem Thema auseinandersetzen und da schrillten gleich alle Alarmglocken bei mir.
    Gut, das nächste Mal gibt es ein "Nein". Normalerweise weiß er genau was das bedeutet. Falls ers trotzdem nicht lässt, müsste ich ihn wegschieben. Wegschicken kapiert er einfach nicht - wie baut man das vernünftig auf? Ich will eigentlich, dass er das lernt. Ob ich mich dann besonders mit dem anderen Hund befasse, muss ich Situationsabhängig machen. Ich will ja nicht, dass er einen fremden Hund angreift. Trotz jungen Alters kann er leider ganz schön rumstänkern - die Pubertät hat ihn mit voller Wucht getroffen :) das gilt aber nur für etwa gleichaltrige, vor erwachsenen (egal wie klein) hat er noch Respekt. Da er ein sehr großer, starker Hund ist, ist er leider immer Chef unter Gleichaltrigen - womöglich später auch bei den meisten anderen Hunden.
    LG, Marike

  • Zitat

    Das Abschirmen anderer Hunde soll meinem eigenen Hund ja meine Rolle verdeutlichen. ICH REGEL ALLES. Daraus sollte er ja bestensfalls Vertrauen lernen und lernen,dass Mama ( oder papa :D ) alle Entscheidungen trifft und von daher gar nicht erst auf die Idee kommen, Situationen eigenständig zu regeln.


    Ja, ganz genau! Aber ein heranwachsener/erwachsener Hund braucht weder "Mama" noch "Papa" die das regeln...der regelt das selbst. Und was ist seine Handlungsstrategie? Genau das was ihm seine Besitzer in der Welpenzeit vorgelebt haben. Je länger ich darüber nachdenke, desto plausibler finde ich das...

  • Zitat

    Ja, ganz genau! Aber ein heranwachsener/erwachsener Hund braucht weder "Mama" noch "Papa" die das regeln...der regelt das selbst. Und was ist seine Handlungsstrategie? Genau das was ihm seine Besitzer in der Welpenzeit vorgelebt haben. Je länger ich darüber nachdenke, desto plausibler finde ich das...


    Im Umkehrschluss hört es sich dann doch so an, als sei das "Vorleben" dieses Sich-Selbst-Kümmerns doch nicht so gut...also Bandit ist nun 2,5 Jahre und ich bin mir schon recht sicher, dass es ihm äußerst gut getan hat, sich hinter Mami verstecken zu können, ist er extrem verunsichert macht er das nämlich immer noch.


    Das heißt aber nicht, dass er nicht selbständig agieren, komunizieren und Lösungsansätze finden kann. Und im Zweifelsfall wehrt er sich auch, wenn ihm einer besonders dumm kommt.
    Aber hier geht es doch um vertauschte Rollen...

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