Hund hört nur zögerlich auf das Kommando "Komm"

  • Hallo!


    Ich würde eure Hilfe benötigen. Ich habe einen Amstaff-Mix namens Lennox. Er ist drei Jahre alt und ein absoluter Traumhund. Es gibt nie Probleme, er ist unkompliziert und zu Hause funktioniert alles Bestens.


    Nun, ein Problem stellt sich jedoch. Wenn ich ihn Frei-Laufen lasse, dann hört er mir nicht auf das Kommando "Komm" oder "Hier". Ich kann ihn rufen, so oft, so lieb, so streng ich will. Er kommt immer sehr zögerlich zu mir zurück. Des Weiteren macht er auch mal gerne einen Umweg und schnüffelt irgendwo anders umher. Auch dreht er seinen Kopf zur Seite oder schleckt sich über die Nase. Erst dann gesellt er sich langsam aber sicher in meine Richtung. Manchmal nicht direkt vor mich, dass ich ihn absitzen lassen könnte, nein oft auch mal 2, 3 Meter neben mir.
    Das komische an der Sache ist, dass es zu Hause perfekt funktioniert. An der Schleppleine eigentlich auch, manchmal zögert er noch mit dem Kommen, jedoch wenn ich nur ein bisschen an der Leine ziehe, kommt er sofort zu mir.
    Es ärgert mich so richtig. Ich kann sein Verhalten nicht deuten. Irgendetwas scheine ich falsch zu machen, jedoch weiß ich nicht was?
    Am aller schlimmsten ist es aber, wenn er einen Hasen oder eine Katze sieht. Dann ist alles vergessen was wir jemals gelernt haben. Ich kann rufen oder mit einem ganzen Huhn in der Hand rumwedeln. Es interessiert ihn einfach nicht zu mir zu kommen.


    Beim letzten Gassi gehen, ist es passiert, dass er einen Hasen gesehen hat. Ich habe ihn gerufen aber er ist nicht gekommen. Ich habe mich dann umgedreht und bin einfach weiter gegangen. Er ist dann, nachdem ich etwas 100 Meter von ihm entfernt war, zu mir gelaufen. Ich wollte ihn dann nicht anleinen, sondern habe ihn belohnt, dass er gekommen ist. Jedoch, als wir dann ca. 5 Meter weiter gegangen sind, ist er wieder ca. 500 Meter in die Richtung gelaufen, von der der Hase gekommen ist. Ich wurde dann erst so richtig sauer. Kommen auf Ruf, wieder fehlanzeige. Ich habe ihn dann, als er wieder gekommen ist, an die Leine genommen.


    Ich würde mich über eure Ratschläge freuen und danke schonmal im Vorraus.


    LG
    Manuel & Lennox


    EDIT: Wenn er dann kommt, bekommt er ein schönes Leckerli bzw. einen "Click". Ich halte das Leckerli auch manchmal in der Hand, aber auch das hilft oft nichts!

  • Ich möchte noch sagen, dass mein Hund beim Gassi gehen, oft einige Meter weit "vor läuft". So ca. 20 - 30 machmal auch 40 Meter. Er dreht sich aber oft um, um zu sehen wo ich bin und dass er mich nicht aus den Augen verliert. Wenn er dann z.B. so weit vorgelaufen ist, dass ich mir denke "so Freundchen Richtungswechsel" dann dauert es keine 4 Sekunden und er ist schon wieder da. Besonders schnell kommt er, wenn ich in eine andere Richtung laufe. Dann ist er im Rekordtempo wieder bei mir. So, mehr fällt mir jetzt auch nicht mehr ein ;-)

  • Hallo :winken:


    Hört sich für mich an, als hättet ihr den Rückruf nicht richtig aufgebaut. Wie habt ihr das denn geübt?
    Dass es zu Hause klappt, heißt nur bedingt was, weil man solche Dinge langsam steigern muss, damit sie auch bei höherer Ablenkung richtig sitzen.


    Wie habt ihr es denn aufgebaut? Was machst du, wenn er zu dir kommt? Du hast geschrieben, es gibt ein Leckerli, vielleicht reizt ihn das aber gar nicht so riesig? Was mag er denn total gerne? Ein besonders Leckerchen wie Fleischwurst oder Hähnchenbrust oder so? Ein tolles Zerrspiel? Vielleicht ein Ball, der direkt fliegt, wenn er zu dir gekommen ist (auch weil er ja scheinbar gerne Dingen nachjagt). Oder einfach richtig "Party" feiern, quietschen, rumhüpfen, was auch immer... Kommt eben auf den Hund an. Überleg dir, was er mag und was eine wirklich tolle Belohnung für ihn ist.


    Rufst du ihn vielleicht sehr oft nur dann, wenn er angeleint wird oder es andere für ihn negative Konsequenzen gibt? Ich würde ihn immer mal wieder zu mir holen und nur loben, Leckerchen geben, kurzes Spiel oder ähnliches. Und dann einfach wieder los schicken. Damit er lernt, dass zu dir kommen, etwas Schönes ist.
    Hast du ja scheinbar vom Prinzip her auch schon gemacht, aber ich würde es eben auch dann machen, wenn es nichts für ihn Spannenderes, wie Hasen, Katzen oder so gibt, sondern du ohnehin die spannendere Alternative bist.


    Zitat

    Ich kann ihn rufen, so oft, so lieb, so streng ich will.


    Das würde ich schon mal nicht machen ;) Ich rufe im Normalfall einmal, vielleicht zwei mal (also in normalen Situationen eben, zum Training oder so). Wenn er dann nicht kommen würde, würde ich handeln.
    Eine Möglichkeit wäre, dass du dich versteckst, wenn die Umgebung das zulässt. Eine andere, dass du schnell in die entgegengesetze Richtung davon rennst. Das kannst du auch mit einem "tschüss" verknüpfen. So, dass der Hund irgendwann weiß "Wenn ich nicht komme, steh ich nachher alleine da" und dann eben nachfolgt. Kommt er dann mit, gibt es natürlich Party, Leckerchen, was auch immer und er darf danach wieder schnuppern gehen.


    Zitat

    Er kommt immer sehr zögerlich zu mir zurück. Des Weiteren macht er auch mal gerne einen Umweg und schnüffelt irgendwo anders umher. Auch dreht er seinen Kopf zur Seite oder schleckt sich über die Nase. Erst dann gesellt er sich langsam aber sicher in meine Richtung. Manchmal nicht direkt vor mich, dass ich ihn absitzen lassen könnte, nein oft auch mal 2, 3 Meter neben mir.


    Das klingt für mich ein bisschen nach Beschwichtigung. Das Verhalten könnte zum Einen wie oben beschrieben daher kommen, dass er zu dir kommen nur negativ verknüpft hat, weil es sich für ihn nicht lohnt und es draußen ja viel spannender ist, sich deinem direkten Einfluss zu entziehen.


    Zitat

    Es ärgert mich so richtig.


    Das kann natürlich auch ein Grund sein ;) Vielleicht eine Verkettung... Er weiß nicht so richtig, was du von ihm willst bzw. hat einfach nicht gelernt es auch bei viel Ablenkung umzusetzen. Irgendwann wirst du dann auch noch ärgerlich. Auf dich, auf ihn... Natürlich will er jetzt noch weniger zu dir kommen, beschwichtigt vielleicht daher, kann aber immer noch nicht das machen, was du möchtest, weil er es nie richtig gelernt hat.


    Zitat

    Das komische an der Sache ist, dass es zu Hause perfekt funktioniert. An der Schleppleine eigentlich auch, manchmal zögert er noch mit dem Kommen, jedoch wenn ich nur ein bisschen an der Leine ziehe, kommt er sofort zu mir.


    Wie gesagt... Ablenkung ist noch eine ganz andere Nummer als zu Hause.
    Schleppleine ist natürlich so, dass er weiß, er hat keine Wahl, das wird er gelernt haben. Wie trainiert ihr denn mit der Schleppleine und wie regelmäßig benutzt du sie? Hast du sie in der Hand? Ist sie auf Spannung?
    Je nachdem wie "extrem" euer Problem ist würde ich sie erstmal dauerhaft dran lassen (wenn nicht vielleicht ein paar mal verstecken oder weg rennen schon fruchtet, das wären meine ersten Versuche). Und dann eben den Rückruf neu aufbauen, am Besten auch mit neuem Kommando (und immer dasselbe benutzen, eines, das man im normalen Sprachgebrauch nicht zu oft daher sagt). Wenn der dann sitzt und zu dir kommen auch wieder mit Freude verbunden ist, kannst du es langsam steigern. Also ohne Leine in Gegenden mit wenig Ablenkung (keine andere Hunde, Hasen, Katzen usw., was er eben besonders spannend finden könnte).


    Zitat

    Am aller schlimmsten ist es aber, wenn er einen Hasen oder eine Katze sieht. Dann ist alles vergessen was wir jemals gelernt haben. Ich kann rufen oder mit einem ganzen Huhn in der Hand rumwedeln. Es interessiert ihn einfach nicht zu mir zu kommen.


    Was das angeht würde ich dann wirklich dauerhaft zur Schlepp tendieren. Und du solltest dich mit Antijagdtraining befassen. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel ein "Down" auf die Bewegung aufbauen, Reizangeltraining, Dummytraining, Dinge zur Impulskontrolle eben.
    Aber weder mit wirklich richtigem Schleppleinengebrauch noch mit Antijagdtraining kenne ich mich wirklich aus. Da findest du aber in der Suche zum Beispiel jede Menge zu.


    Nach so einem Jagdausflug würde ich dann allerdings schon anleinen. Loben und belohnen zwar, aber anleinen, da du dir ja eben nicht sicher sein kannst, dass er nicht gleich wieder weg ist. Und alleine das Hetzen an sich ist häufig schon selbstbelohnend und eine Erfahrung für´s nächste mal, die ihn eher dazu verleiten wird, sich für den Hasen statt für dich zu entscheiden ;)


    Ein anderer Punkt, wo ich ansetzen würde: Was macht ihr denn unterwegs? Macht ihr vielleicht mal Suchspielchen? Ein paar kleine Übungen? Dummytraining? Es gibt ja unzählige Möglichkeiten sich unterwegs miteinander zu beschäftigen. Im Moment scheinst du ja nicht besonders spannend für deinen Hund zu sein (nicht bös gemeint, aber macht für mich so den Eindruck). Ich würde also auch parallel verstärkt an der Bindung arbeiten. Ziel ist es, dass er lernt, dass du unterwegs interessanter bist als die meisten normalen Sachen (erstmal so Dinge wie stupides, auf sich selbst gestelltes in der Gegend schnuppern zum Beispiel), dass es sich lohnt sich an dir zu orientieren und sich nicht zu weit von dir zu entfernen. Und eben, dass du auch schon mal "verschwindest", wenn er sich zu weit entfernt ;)


    Dazu gehört denke ich auch, dass du wie beschrieben das ausbaust, was du ja auch teilweise schon machst. Also zu den Richtungswechseln, vielleicht wirklich mal ins Gebüsch verschwinden. Oder eben los rennen, Tempo rein bringen und dann richtig Party, wenn er dich "gekriegt" hat.
    Und wenn er schnell bei dir ist oder sich nur zu dir umdreht, immer schön belohnen mit wechselnden Methoden, damit es spannend bleibt (Leckerchen, mal nur ein Lob, mal ein Bällchen...).

  • Hallo!


    Danke für die Antworten. Ich werde ein neues Kommando aufbauen ein "zu mir" da werde ich es so machen, dass wenn er zu mir kommt immer alles ganz super ist. Sprich Hühnchen, Käse etc. am Anfang. In der Wohnung und an der Schlepp. Dann weiter mit Spielchen und Verstecken etc. Ihr habt recht, dass der Hund beim Gassi gehen keine Abwechslung hat. Oft gehe ich mit ihm nur raus, damit er sich erleichtern kann. Dann wieder mal länger wo er richtig toben kann. Ich muss das Spazieren gehen ein wenig aufpeppen. Suchspiele machen, mich selbst verstecken etc. Ich mache zwar bei 6/10 Mal mit ihm Übungen wie Bleib, Sitz, Platz, Gib Laut, Gib Pfote etc. aber ich muss mir mehr einfallen lassen.


    Oft kommt es auch vor, dass ich z.B. mal die Leckerchen vergesse. Dann ist auch klar, dass er nicht her kommt, wenn er eh nix bekommt. Ich muss an mir selber arbeiten und das Ganze ein wenig aufpeppen mit einem neuem Kommando.


    Danke vielmals!

  • Klingt gut :)
    Dann macht das Gassi gehen auch für den Menschen mehr Spaß ;)
    Wenn du keine Leckerchen dabei hast, machst du einfach ein kurzes Rennspiel mit ihm, balgst eine Runde, feierst Party. Eben irgendwas, was auch ohne Leckerchen geht ;) Da gibt sich so ein Hund auch mal mit zufrieden =)

  • Schau mal, hier findest du ein paar Anregungen (nicht alle für unterwegs, aber auch zu Hause kann man ja die Bindung stärken bzw. vielleicht auch was abändern und nach draußen übertragen):


    http://www.spass-mit-hund.de/


    Hier die Kategorien aus dem Forum, müsstest du dich mal durchwühlen:


    Nasenarbeit (ZOS & Co):
    https://www.dogforum.de/nasenarbeit-f153.html


    Zum Dummytraining:
    https://www.dogforum.de/dummytraining-f160.html


    Zum Clickern:
    https://www.dogforum.de/clicker-f25.html


    Alle möglichen kleinere Ideen:
    https://www.dogforum.de/spielchen-mit-dem-hund-f24.html

  • lennox:


    lass mal ein video von dir machen, wenn du deinen hund zurückrufst und analysiere deine körpersprache.
    wie guckst du deinen hund dabei an, wenn du ihn rufst? wie ist deine körperhaltung? beugst du dich leicht nach vorn, wenn du ihn rufst?


    manchmal ist beim rückruf- die körperhaltung ein problem, da sie vielleicht bedrohlich wirkt.


    man selbt kriegt das manchmal gar nicht mit- dass der hund den kopf abwendet und sich übers mäulchen schleckt/ plötzlich anfängt zu schnüffeln- könnte aber ein zeichen dafür sein. (beschwichtigungssignale in deine richtung).


    eine einladene rückrufgeste könnte deshalb so aussehen: den hund ein mal rufen, rückwärts gehen und sich dabei hinhocken- den Hund einen neutralen, freundlichen Blick zuwerfen und ihn freudig empfangen (hund streicheln, soziale dinge mit einfließen lassen).

  • Hallo,


    für mich liest es sich auch ganz stark nach Beschwichtigung.
    Dein Hund kennt die Bedeutung Deiner Worte, und will anscheinend kommen, weil Du es ihm gesagt hast.
    Aber gleichzeitig scheinst Du ihm noch andere, widersprüchliche, Signale zu geben.


    Achte mal auf Deine eigene Körpersprache!
    Viele Menschen neigen zum Beispiel dazu, sich gleichzeitig dabei vorzubeugen, eventuell sogar noch einladend die Arme auszustrecken,wenn sie ihre Hunde rufen.
    Bei Kindern funktioniert das ganz gut.
    Aber aus Hundesicht "sagst" Du ihm grad "Bleib bloß weg von mir!"


    Wenn meine Vermutung stimmen sollte, dann geh lieber ganz in die Hocke. Aber mach das lieber, wenn Du nicht befürchten muß, daß Dein Hund zu der Sorte gehört, die gerne schon mal einen umrennen :D
    Sonst bleib grade stehen, oder dreh Dich leicht zur Seite.
    Und wenn er kommen sollte, dann lob ihn ganz, ganz dolle :smile:



    Schöne Grüße noch
    SheltiePower

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