Haltung von Tieren als bedeutungsvolle Betätigung
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Hallo ihr Lieben!
Ich hatte Freitag mal die Muse, die Fachzeitschrift meines Berufsverbandes zu lesen. Ich bin Ergotherapeutin und spezialisiere mich auf Psychologie und tiergestützte Therapie. Seit fünf Jahren arbeite ich mit älteren Menschen in verschiedenen Situationen. In meinem Beruf geht es darum, den Menschen für sie bedeutungsvolle Tätigkeiten wieder zu ermöglichen - sei es Haushalt, Freizeit, Job oder was auch immer. Wichtig ist es, dass der Mensch seine Selbstständigkeit so lange wie möglich erhalten kann. So, aber nun zum Wesentlichen - in der Zeitschrift habe ich einen Bericht gelesen, in der die Haltung von Tieren als eine bedeutungsvolle Betätigung angesehen werden kann. Durch das Gefühl des Gebrauchtseins und die positiven Effekte der Liebe eines Tieres kann die soziale Isolation, psychische Erkrankung und der geistige Abbau älterer Menschen verlangsamt werden.
Was meint ihr zu dieser These?! Wie kann man das nach eurer Meinung am besten umsetzen?
Ich persönlich finde den Ansatz sehr gut, bin aber am Überlegen, wie man das in den Alltag umsetzen kann. Und wie man das begleiten kann - Versorgung der Tiere, finanzielle Aspekte, etc - denn Therapeuten sind nur ein bis zwei mal die Woche da. Und ob es ein Ansatz für stationäre Einrichtungen wäre...
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Ich bin fast fertige Heilerziehungspflegerin und sehe Tiere auch als extrem sinnvolle Unterstützung für Menschen, die in stationären EInrichtungen leben.
Ich habe es während meiner Ausbildung immer wieder gesehen, wie motivierend die wöchentliche Reittherapie sein kann oder welche Abkehr von Lethargie ein Besuchshund bewirken kann. Auf einmal kommt Leben in die Bude und es gibt ein Gesprächsthema für Menschen, die sich sonst wenig zu sagen haben. Soziale Kontakte intensivieren sich und allein die Berührung eines Hundes kann ein langanhaltendes Lächeln bewirken. Auch die versorgung von Kleintieren kann eine sinnvolle Aufgabe sein und die Mensch mit Stolz erfüllen, natürlich wird immer etwas Hilfe durch die Mitarbeiter benötigt.
Ich finde es so schade, dass dieser Nutzen überhaupt nicht gesehen wird bei den Kostenträgern. Das ist ja eigentlich das ursächliche Problem der Tierhaltung in stationären Einrichtungen, das liebe Geld.
Ich habe seit 10 Jahren so einen unrealistischen Traum von einem Gnadenhof für Tiere, der von Menschen mit Beeinträchtigungen bewirtschaftet wird. Vielleicht gewinne ich ja mal im Lotto!
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Hallo, also ich halte sehr viel von dieser These. Ich bin seit 8 Jahren Krankenschwester und erlebe es immer wieder, was Tiere auslösen können.
Kurzes Beispiel: Ich arbeite in der ambulanten Pflege, hatte eine Patientin, Vollpflegefall, nichts mehr gesprochen, nicht mehr richtig reagiert. Die Katzen des Hauses durften nie mit in das Zimmer, nur 1 Mal ist eine reingehuscht. Diese Gelegenheit ergriff ich und setzte die Katze zu der Dame aufs Bett. Sie fing sofort an zu streicheln UND zu reden. Ok, die Sätze waren etwas wirr, aber für mich unglaublich!
Ich erlebe auch immer wieder, dass Tiere ein absolut positives Gesprächsthema sind. Die Menschen können allein nur durch gewisse Vorstellungen richtig aufblühen und auch Kräfte frei setzen.
Ich kann mir aber auch sehr gut vorstellen, dass das mit 2-3 mal wöchentlich klappt, wenn z.B. der Hund des Therapeuten mitkommt, da die Menschen sich dann auf das freuen und auch (ein kleines) Ziel haben.
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Ja, ich habe auch nur gute Erfahrungen gemacht - besonders mit meinem Appi, der sich erst ein paar Minuten die Menschen anschaut, bevor er sich anfassen lässt. Aber besser so als zu stürmisch.
- Sein Lieblingskandidat ist ein 97jähriger Bauer, der von allen liebevoll Opa genannt wird (er will es auch nicht anders - eher das Gegenteil). Laut Verordnung hat er eine Demenz Typ Alzheimer. Bevor ich Carlos bekam war die Therapie auch sehr schwierig. Er hat sich gefreut, dass ich da war, wusste aber nicht wer ich war. Dann habe ich mal Carlos mitgebracht - und seitdem bringe ich ihn 1 mal wöchentlich mit zu Opa. Seitdem ist er aufgeblüht: ich bin seine Freundin, die er auch immer erkennt und auch wenn er schlecht gelaunt und kaum ansprechbar ist, alles mit ihm machen darf. Und Carlos ist sein Hund. Er kennt den Namen und fragt mich, wenn ich ohne meinen Dicken da bin, ob ich ihm eine Dose Hundefutter mitbringen kann, damit er seinen Hund füttern kann. Und das bei einer angeblichen Demenz...
- Wieder eine Dame mit Demenz. Sie schaut sich Carlos gerne an, hat aber Angst vor Hunden. Vor zwei Wochen hat sie Carlos das erste Mal gestreichelt - mein Dicker setzte sich einfach neben sie - und seitdem äußert sie keine Angst mehr vor Hunden. Freitag hat sie mich dann gefragt, ob er mal Kleine bekommt und sie dann einen bekommt.
- Eine sehr hibbelige und nervöse Frau mit einer geistigen Behinderung hat Carlos Kommandos gegeben. Carlos hat erst reagiert, als sie ruhiger wurde. Dann hat er sie Bei Fuß begleitet und leichte Hindernisse mit ihr gemeistert. Sie hatte ein Riesenerfolgserlebnis.
Grundsätzlich regt Carlos zum Erzählen an. Durch ihn werden Reaktionen sichtbar, die schon lange nur noch gedämpft existieren. Da er nicht der normale ruhige Hund ist, sondern auch mal seine Meinung verkündet - mit Wuffen - erreicht er manche Seiten in einen Menschen, die ich nie erreichen kann. Und wenn er freiwillig zu einem Menschen geht, ist dieser total stolz und glücklich.
Nachdem ich den Artikel gelesen habe, kam bei mir - mal wieder - Kopfkino auf. Wieso ermöglichen wir Menschen, die Defizite in GEdächtnis, Psyche, etc. haben, nicht ein Zusammenleben mit Tiere? Tiere haben eine andere Art und Weise mit Menschen zu kommunizieren - und manche haben auch einen richtigen siebten Sinn. In vielen Einrichtungen werden Tiere verboten - und besonders ältere Menschen, die ihr Leben lang Tiere besaßen verkümmern dort komplett.
Bei der bedeutungsvollen Betätigung geht es ja im Grunde nicht nur um einen Besuch von Tieren, sondern um die Übernahme der (Teil-)verantwortung. Wie kann man solche Tiere sinnvoll und auf beider Bedürfnisse bedacht einsetzen? Vielleicht ältere Tiere aus dem Tierschutz bekommen einen schönen Lebensabend - und Senioren übernehmen die Versorgung und geben ihre Liebe? Dafür bekommen sie Unterstützung bei Besorgungen wie Futter, TA- Besuche, etc. Wäre das eigentlich umsetzbar?
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Zitat
- Sein Lieblingskandidat ist ein 97jähriger Bauer, der von allen liebevoll Opa genannt wird (er will es auch nicht anders - eher das Gegenteil). Laut Verordnung hat er eine Demenz Typ Alzheimer. Bevor ich Carlos bekam war die Therapie auch sehr schwierig. Er hat sich gefreut, dass ich da war, wusste aber nicht wer ich war. Dann habe ich mal Carlos mitgebracht - und seitdem bringe ich ihn 1 mal wöchentlich mit zu Opa. Seitdem ist er aufgeblüht: ich bin seine Freundin, die er auch immer erkennt und auch wenn er schlecht gelaunt und kaum ansprechbar ist, alles mit ihm machen darf. Und Carlos ist sein Hund. Er kennt den Namen und fragt mich, wenn ich ohne meinen Dicken da bin, ob ich ihm eine Dose Hundefutter mitbringen kann, damit er seinen Hund füttern kann. Und das bei einer angeblichen Demenz...
erinnert mich an meine Uroma
genaue Diagnose weiß ich garnicht
zumindest war sie wohl früh tüddelig, wurde immer vergesslicher, hat Dinge verloren und Einbrecher etc. in ihrer Wohnung gesehen, wo keine warenhinter der Obstwiese gab es einen Pferdestall und mein Pony stand da
sie wusste bis zum Schluss ihren Namen und hatte immer ein lächeln im Gesicht, wenn sie die Äpfel rüber werfen konnte und ihn manchmal streichelteda hat man sie einfach nur für eine glückliche alte Damen gesehen
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Wenn das Wohl des Tieres einen entsprechenden Stellenwert hat und gesichert ist, finde ich Menschen mit Problemen - egal ob Alter, soziale Isolation oder Traumata - und Hunde ein super Gespann.
Ich persönlich habe zwar keine großartigen Probleme, aber trotzdem ist ziemlich offensichtlich, dass ich ein viel fröhlicherer und ausgeglichenerer Mensch bin, wenn der Hundeopa bei mir ist. Wenn ich ihn ansehe und er mit seinem Hundeopa-Lächeln zurückguggt, wenn wir uns ein Brötchen teilen und er mir auf den Fuss sabbert oder ich einfach sein Schnarchen neben mir höre ... da ist die Welt in Ordnung.
Ich weiß nicht, ob ein anderer Mensch das in gleichem Maße bewirken kann.
Liegt aber vielleicht daran, dass mir der Hundeopa einfach lieber ist als die Menschen - mit Ausnahme seines Herrchens, der gehört ja zum Rudel dazu -
Zu dem Thema gibts auch einige Studien, die belegen, das Tiere sich physisch und psychisch positiv auf Menschen auswirken...
Kinder, gerade welche mit Diagnose ADHS, reagieren deutlich ruhiger und gelassener, wenn sich z.B. ein Hund im Klassenzimmer befindet...
Ältere Menschen reden mehr miteinander, wenn regelmäßig Besuchshunde in das betreffende Altenheim kommen.
Demente Patienten merken sich Hundenamen von Besuchshunden, oft auch die Namen der Hundeführer und sogar der Schwestern/Pfleger, die dabei sind...Ja, die These, das Tiere das Leben bereichern, stimmt...
In stationären Heimen können das Kleintiere in entsprechenden Volieren, Terrarien, Aquarien, Katzen oder ähnliches sein... sogenannte "Stationshunde" finde ich persönlich nur gut, wenn die Bedingungen (feste Bezugsperson etc.) stimmen...
Ein Heim für Behinderte hier in der Gegend hat einen kleinen Streichelzoo mit Ziegen, Kaninchen, Meerschweinchen usw.Ansonsten bringen auch regelmäßige Besuche durch einen Therapie-/Besuchshund sehr viel positives für stationäre Heime...
Bei älteren Menschen, die noch in ihrer eigenen Wohnung leben und noch recht fit sind, bieten sich oft Kaninchen, Katzen oder Aquarien an...Ja... da meine Bounty Therapie- und Besuchshund ist, momentan aber nicht eingesetzt wird, habe ich mich intensiver mit dem Thema auseinander gesetzt... Und es ist tatsächlich so, wenn man mit einem Hund mit behinderten oder älteren Menschen arbeitet, hat man Erfolgserlebnisse... die alte Dame, die seit 3 Jahren kein Wort gesprochen hat - nach 2 Besuchen den Hund beim Namen nennt, nach einem halben Jahr sämtliche Hunde und Hundeführer der Besuchsgruppe begrüsst und sich in ganzen Sätzen artikuliert... Der behinderte Junge mit den spastischen Anfällen, die nach regelmäßigen Besuchen von 3-4 Anfälle pro Tag auf maximal 2 pro Woche zurückgehen...
Gibt noch viel mehr Beispiele, die ich erlebt habe, kann hier aber nicht alle anführenIm übrigen betrifft das nicht nur irgendwie benachteiligte Menschen oder so, vielmehr trifft es tatsächlich auf alle zu... eine Studie hat ergeben, das vielbeschäftigte Geschäftsmänner mit Haustier deutlich bessere Gesundheitswerte haben als welche ohne Haustier...
Menschen nach einem Herzinfarkt leben mit Tier deutlich länger als ohne... Menschen mit Haustieren sind oft deutlich vitaler, gesünder und ausgeglichener - Blutdruck ist besser usw...LG
Nicole -
Ich finde auch, dass dieser positive Effekt auf alle wirkt.
Deshalb finde ich es umso trauriger, dass das MNenschen in stationären Einrichtungen oftmals versagt bleibt. Wir können uns ein Tier anschaffen, ohne das jemand was dagegen sagen kann. Diesen Menschen ist das häufig nicht gestattet. Das finde ich wahnsinnig traurig!
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