Unser Labradorbaby ist herzkrank!

  • Hallo an alle!


    Ich fange einfach mal an...
    Im Dezember 2010 haben wir endlich unseren ersehnten kleinen Labrador bekommen. Er war auch immer ganz normal, nicht irgendwie schlapp oder sonstiges.
    Vor knapp einem Monat muss er irgendwo Rattengift erwischt haben (einige unserer Nachbarn sind wohl Hundehasser, die packen das Zeug einfach auf die Straße oder auf den Feldweg) und war dann auf einmal schlapp. Gottseidank hat unser lieber Tierarzt den kleinen wieder fit gemacht, aber dann ging es erst richtig los...


    Nach bei einer Nachuntersuchung wurde festgestellt, dass der kleine Herzprobleme habe und wir zur Tierklinik nach Braunschweig sollten, weil die die entsprechenden Geräte für Ulltraschall und EKG haben. Wir waren dort, letztendlich haben wir einen Befund bekommen, vielleicht kann ihn jemand für uns mal genau deuten? Sie sagte uns bereits, dass es um ihn nicht gut steht, da er mehr als nur 1 Herzproblem hat und das Herz auch unregelmäßig schlägt. Sie hat ihm jetzt eine Lebenserwartung von 3 Jahren gegeben. Ich schreibe den Befund einfach mal auf:


    Auskultation:
    Herzg. sysol III. Grd. vorne links, bradykard


    Schallbarkeit:
    gut


    EKG:
    AV-Block II. Grd. Mobitz Typ II
    P-Wellen unregelm. vom QRS Komplex, vorübergehende Unterbrechung der AV-Überleitung, QRS teilweise schenkelblockartig, HF 40


    Ultraschall:
    abnormaler Trikuspidalklappenaufhängeapparat, septale Trikuspidalklappe über kurze Chordae mit Septum verbunden, anteriore Segel länger als normal, keine rechtsventrikuläre Ventrikeldilatation, re. Atrium z. Zt. normal


    subvalvuläte Aortenstenose, 3,4 m/s


    Perikard:
    festanliegend


    Prognose:
    eher ungünstig, wenn Chap ca. 9-12 Monate alt ist nochmal Kontroll-Ulltraschall
    z. Zt. keine Medikamente


    Das wars. Ich glaube man kann verstehen, wenn ich nur Bahnhof verstehe. Sie hat mir die Hoffnung halt genommen, dass er halt gesund wird bzw. auch sehr sehr eingeschränkt leben muss... Nur so richtig will ich es nicht einsehen und möchte versuchen, ob jemand vielleicht doch noch eine andere Lösung kennt, als einfach nichts zu tun!


    Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir helfen könnt!!!

  • hallo.


    mein physiologie-praktikum liegt zwar schon monate zurück, aber ich versuch es trotzdem einmal.


    um den befundbericht zu verstehen, muss man ein bisschen über die anatomie und physiologie des herzens informiert sein. vielleicht hilft dir da diese schematische abbildung weiter:
    http://upload.wikimedia.org/wi…eart_%28cropped%29_de.svg


    ganz vereinfacht, wird das "alte", "verbrauchte" blut des körpers über die obere und untere hohlvene der rechten vorkammer (atrium) des herzens zugeführt. die rechte vorkammer wird von der rechten hauptkammer (ventrikel) durch die trikuspidalklappe getrennt. das komplette rechte herz (vor-und hauptkammer) vom linken durch die scheidewand (septum). von der rechten vorkammer strömt das O2-arme blut dann in die rechte hauptkammer, von dort aus wird es dann in die lungenarterien gepumpt (durch die pulmonalklappe hindurch), um in den lungen schließlich sein CO2 loszuwerden und neues O2 zu tanken. über die lungenvenen gelangt das nun wieder "frische" blut in den linken vorhof, von wo aus es durch die mitralklappe in die linke hauptkammer strömt. bei kontraktion dieser wird es (durch die aortenklappe) in die aorta und von da aus in die verschiedenen aortenbögen gepumpt, um schließlich in die verschiedenen körperregionen zu gelangen und diese zu versorgen. es gibt also so gesehen 2 kreisläufe, den über die lunge zur "regeneration" des blutes, und den über den körper zur versorgung der zellen.
    die kontraktion der herzmuskulatur wird nicht, wie es bei den anderen muskeln des körpers ist, durch eintreffende nervenimpulse ausgelöst. das herz selbst hat bestimmte regionen, in denen spezialisierte zellen angehäuft sind, die einen impuls eigenständig generieren können, der dann auf die arbeitsmuskulatur der verschiedenen herzbereiche weitergeleitet wird und zur kontraktion führt (kontraktion, auswurf des blutes = systole; entspannung, füllung mit blut = diastole). unter diesen regionen gibt es den sog. sinusknoten, der sich im bereich der rechten vorkammer befindet, sowie den atrioventrikularknoten (AV-knoten) ganz unten zwischen beiden vorkammern. im normalfall wird der impuls vom sinusknoten generiert, breitet sich über die beiden vorhöfe aus, erreicht dann den AV-knoten und wird über diesen an die hauptkammern weiter geleitet. die kammern sind gegenüber den vorhöfen elektrisch isoliert, die weiterleitung ist nur über den AV-knoten möglich! fällt der sinusknoten aus, kann auch der AV-knoten die aufgabe der impulsgenerierung übernehmen, allerdings mit einer niedrigeren frequenz. jedenfalls, durch die weiterleitung über den AV-knoten tritt die kontraktion der hauptkammern zeitverzögert ein, was ja durchaus sehr gut ist, da eine vorherige kontraktion der vorkammern die hauptkammern erst richtig gut mit blut füllt.


    jetzt aber mal zu dem bericht:
    im EKG wurde herausgefunden, dass die p-wellen unregelmäßig sind. die p-welle entspricht quasi der erregung der vorkammern, d.h. diese fällt unregelmäßig, und vor allem, unregelmäßig in relation zur nachfolgenden hauptkammererregung (QRS) aus. dann scheint es hin und wieder zu passieren, dass die erregungsweiterleitung der impulse von den vorkammern auf die hauptkammern über den AV-knoten nicht richtig funktioniert. passiert das, OHNE dass allerdings die erregungsleitungszeit (zwischen P und QRS) verlängert ist, spricht man vom morbitz-block. dafür, dass der AV-knoten nicht richtig funktioniert, spricht auch die sehr niedrige herzfrequenz.
    beim ultraschall wurde so wie ich es verstehe eine anatomische anomalie der trikuspidalklappe fest gestellt. die innere klappenhälfte scheint über sehnige fäden mit der herzscheidewand verbunden zu sein. die andere hälfte der klappe, ach segel heißt das seh ich gerade, ist länger als üblich. dadurch funktioniert die trikuspidalklappe vermutlich nicht richtig. wenn klappen nicht richtig funktionieren, ist das immer ungünstig, weil so nicht das gleiche volumen von der hauptkammer gepumpt werden kann, da es immer einen rückfluss zur vorkammer gibt. ansonsten sehen die rechte vor- sowie auch hauptkammer gut aus, es gibt keine kammererweiterung etc...


    das ist so das, was ich verstanden und mir mithilfe meiner logik zusammengereimt habe, aber alle angaben ohne gewähr.. ;)


    insgesamt schätze ich die momentane situation so ein, dass chaps herz nicht so leistungsfähig ist wie es sein sollte. es pumpt weniger oft, und vermutlich weniger viel blut. darauf solltet ihr, was seine körperliche belastungen betrifft, also vllt schon rücksicht nehmen. haben die ärzte euch dahingehend nichts gesagt?
    der morbitz-block kann irgendwann dazu führen, dass die weiterleitung über den AV-knoten zu den hauptkammern ganz ausfällt. das wäre der worst case, denn dann würden die ventrikel nicht mehr pumpen können, das wäre ein herzstillstand. ich glaube, in der humanmedizin würde man BEVOR dieser fall eintritt einen schrittmacher einsetzen, ob das in der tiermedizin möglich ist, weiß ich nicht..


    jedenfalls wünsche ich euch alles gute, berichte doch mal weiter!

  • Der TA, der die Untersuchungen gemacht hat, war das ein ausgebildeter Kardiologe, wenn nicht, würde ich mir einen suchen und eine 2. Meinung einholen.

  • Zitat

    Der TA, der die Untersuchungen gemacht hat, war das ein ausgebildeter Kardiologe, wenn nicht, würde ich mir einen suchen und eine 2. Meinung einholen.


    Bei dem detaillierten Untersuchungsergebnis würde ich ganz sicher davon ausgehen, dass ein Kardiologe die Schallung durchgeführt hat.


    An Chap1610


    Ich kann Dir nur raten, Dich mit diesen Spezialisten in Verbindung zu setzen: http://www.tierkardiologie.lmu.de/pta/index.html


    Deinem Sorgenkind drücke ich fest die Daumen und hoffe, dass sich doch noch das Herz so ausbildet, dass Dein geliebter Hund genauso wie andere Hunde agil und alt werden kann.

  • wahnsinn, die implantieren tatsächlich herzschrittmacher.. und das auch noch vergleichsweise risikoarm und kostengünstig.
    vielleicht könnte man auch etwas gegen die veränderte trikuspidalklappe machen, ich denke da an eine "einfache" durchtrennung der sehnenfäden? bin kein kardiologe, aber zu diesem mann würde ich an deiner stelle schnellstmöglich in kontakt treten, auch wenn es einiges an entfernung ist bis nach münchen.

  • Ihr werdets es nicht glauben, aber unser TA aus Braunschweig hat mit diesem TA der Uni München gesprochen, sie hat den Befund nämlich zu diesem TA geschickt und der hat dann die genaue Prognose gestellt... Der TA sagte uns, dass ein Herzschrittmacher für Chap nicht in Frage kommt, da er ja diesen AV-Block hat und zusätzlich diesen unregelmäßigen Herzschlag... Das ist doch schrecklich, wenn man im Moment nichts machen kann, er tut uns so leid. Macht uns echt traurig :verzweifelt:

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