plötzlich auftretende Aggressivität gegen Menschen

  • Hallo,
    ich habe ein sehr großes Problem mit meinem zweijährigen Mischlingsrüden (10kg, nicht kastriert). Ich bin das erste Mal in einem Forum und wäre für Hilfe sehr dankbar. Ich fang mal ganz von vorne an um eventuelle Zusammenhänge zu verdeutlichen:
    Ich habe meinen Hund mit 12 Wochen von einer Tierhilfsorganisation aus Slowenien bekommen. Er von Anfang an sehr aufgeschlossen und gar nicht ängstlich, hat wohl keine schlechten Erfahrungen gemacht. Er fährt sehr gern Zug,Bus,Auto…. und beleibt auch in Stresssituationen (Feuerwerk, viele Menschen auf engem Raum…)vollkommen gelassen. Er hat sein erstes Jahr mit einem total lieben, gutmütigem Golden Retriever verbracht. Leider hat er sehr früh begonnen ihn zu dominieren. Mit der Zeit fing das auch bei anderen, viel größeren Hunden an. Er hat noch nie eine Beisserei angefangen, wurde allerdings schon ein paarmal ohne Vorwarnung und ohne (für mich ersichtlichen)Grund gebissen. Wenn er sich mal irgendwo wehtut will er immer auf den Arm und getröstet werden. Im Allgemeinen versteh er sich aber gut mit anderen und kann immer ohne Leine laufen. Ich habe immer sehr viel Wert auf gut Erziehung gelegt und darauf, dass der Hund bei jedem bleiben kann und jedem gehorcht, sowie auf soziale Kompetenz (da ist wohl was schief gelaufen ??!).Ich werde oft darauf angesprochen, dass der Hund so gut hört. Er war sehr leicht zu erziehen, immer sehr bemüht zu gefallen und lernt sehr schnell. Er hat sich jedoch nie wirklich unterworfen. Er zieht zwar den Schwanz ein und geht in Abwehrhaltung aber hat sich noch nie auf den Rücken gelegt.
    In meinem Bekanntenkreis ist er bei allen sehr beliebt, sogar bei Leuten die keine Hunde mögen/Angst haben. Jetzt wohne ich mit einer Freundin und ihrem Freund zusammen und der Hund ist der totale Liebling und wird sehr verwöhnt. Er darf auf dem Sofa liegen und bei mir im Bett schlafen, was er aber nicht immer will(er schläft von allein immer am Fußende oder max. Rücken an Rücken). Vor ca. 3 Wochen hat er langsam angefangen „sein“ Revier zu verteidigen, also den Hinterhof sowie die Wohnung. Angefangen hat es, als der Vermieter ohne Klingeln einfach in die Wohnung kam. Da hat er das erste Mal geknurrt. Davor konnte jeder kommen und gehen, er war immer vollkommen problemlos gegenüber fremden "Eindringlinge". Die, die er nicht mocht (v.a. Männer) hat er einfach ignoriert.Jetzt kommen öfter Leute zur Wohnungsbesichtigung und er reagiert extrem aggressiv, knurrt, stellt die Haare auf… und lässt sich nicht beruhigen/. Letzte Woche ist er auf ein Kind im Hinterhof losgegangen, das in die Nähe unserer Tür kam. Das Kind hat sich zum Glück nur erschreckt und anschließend auch mit dem Hund gespielt.Männern gegenüber ist er sehr zurückhaltend, mittlerweile wenn sie in die Wohnung kommen sogar bösartig. Die Männer die er kennt, liebt er über alles.Bei Frauen ist er immer sehr freundlich und freut sich über Ansprache. Irgendjemand vielleicht eine Idee wie diesem extremen Revierverhalten beizukommen ist?
    Und dann hab ich noch ein Problem: der Hund lag auf dem Sofa und meine Mitbewohnerin wollte ihn streicheln(er hatte auch einen Knochen). Er hat die Zähne gefletscht und nicht aufgehört und sich geweigert aufzustehen, auch nachdem ich den Knochen weggnommen hab. Ich hab ihn dann von der couch runter, da hat er das erste mal gebissen, und in mein Zimmer. Da hat er sich hingesetzt und weiter geknurrt. Ein klaps auf die Schnauze, wie ich das im Forum gelesen habe hat dann zu erneutem Zubeissen geführt. Er hat sich verhalten, als hätte ich ihn in die Enge gedrängt, er hatte jedoch Rückzugsmöglichkeiten. Ich habe ihn dann auf den Boden gedrückt, bis er aufgehört hat zu knurren, da ich mir nichtmehr anders zu helfen wusste. Nun bin ich mir schon im klaren darüber, dass mein Verhalten zum Eskalieren der Situation geführt hat. Das Beissen sehe ich jetzt auch nicht als das größte Problem, das liese sich schließlich vermeiden. Allerdings kann ich sein Verhalten einfach nicht interpretieren. Es gab schon 2 mal solch eine Situation (auch ohne Knochen). Er tut dann zwar was ich sage (Sitz,Platz..) aber sehr zögernd und von Knurrem begleitet. Außerdem hat er immer den Schwanz eingezogen und lässt die Ohren hängen. Ich hab nun große Angst, dass er seine Beisshemmung verloren hat und solche Situationen zum Alltag werden.Bisher war er immer sehr leicht zu halten und ich hoffe das bleibt auch weiterhin so. Auslauf hat er auch genug.Er hat diese „Auszucker“ nur manchmal, normal lässt er sich alles weggnehemen und auf das Kommando -ausspucken- spuckt er alles aus, was er gerade im Maul hat.Er ist sehr sehr verschmust und will immer Körperkontakt, auch beim spazieren/radfahren kommt er immer wieder. Das sofa räumt er normalerweise auch nach einmaliger Aufforderung.
    Ich hoffe irgendwer kann mir einen guten Rat geben, ich bin für jede Hilfe dankbar.

  • Hallo,

    bei so ernsthaften Problemen finde ich es sehr gefährlich und auch fahrlässig, Tipps, Ratschläge und Analysen abzugeben!

    Du solltest dir umgehend einen guten Hundetrainer, der gewaltfrei arbeitet und sich mit Aggressionsverhalten auskennt, suchen.
    Woher kommst du?
    Bis dahin halte deinen Hund vor Fremden fern!
    In der Wohnung musst du ihn notfalls an einem ruhigen Ort festbinden, wenn jemand kommt - niemand kommt deinem Hund zu nahe.
    Erst ging er auf ein Kind los, anschließend lässt du das Kind mit deinem Hund spielen? DAS geht NICHT! Das ist so was von verantwortungslos!

    Suche die kompetente Hilfe!

    Gruß
    Leo

  • Huhu,

    kann mich nur dieschweizer anschließen. Suche dir möglichst schnell einen guten Hundetrainer.

    Lasse ihn den Besuch nicht mehr "stellen" und mache ihn eventuell eine Hausleine drinnen um damit du ihn mit Abstand vom Sofa bekommst und er dich nicht beißen kann.

    Ich würde trotzdem meinen dein Hund ist total verunsichert (Nackenhaare hochstellen ist auch ein Zeichen von Aufregen). Ist das denn erst so seitdem du zu deiner Freundin gezogen bist?

    Achja und auf den Rücken werfen sollte sich kein Hund bei seinem Besitzer.. falls doch, ist gehörig was schief gegangen.

    edit: Das du dir ja im klaren bist, dass du sein beißen provoziert hast ist schonmal gut. Aber wenn dein Hund knurrt (worüber du zumindest froh sein kannst das er "kommuniziert") dann warnt er dich. Und mit Schnauze zuhalte, auf den Boden drücken etc. übersiehst du das Signal und er muss aus seiner Sicht deutlicher werden.

  • Bei euch ist einiges schiefgelaufen!

    Noch einmal: Halte deinen Hund vor Fremden fern, nicht mehr unangeleint durch die Gegend laufen lassen und langsam an einen Maulkorb gewöhnen!!!
    Und lasst den Hund in Ruhe fressen!
    Weder streicheln, ansehen oder es ihm wegnehmen!

    Zitat

    Und dann hab ich noch ein Problem: der Hund lag auf dem Sofa und meine Mitbewohnerin wollte ihn streicheln(er hatte auch einen Knochen). Er hat die Zähne gefletscht und nicht aufgehört und sich geweigert aufzustehen, auch nachdem ich den Knochen weggnommen hab. Ich hab ihn dann von der couch runter, da hat er das erste mal gebissen, und in mein Zimmer. Da hat er sich hingesetzt und weiter geknurrt. Ein klaps auf die Schnauze, wie ich das im Forum gelesen habe hat dann zu erneutem Zubeissen geführt. Er hat sich verhalten, als hätte ich ihn in die Enge gedrängt, er hatte jedoch Rückzugsmöglichkeiten. Ich habe ihn dann auf den Boden gedrückt, bis er aufgehört hat zu knurren, da ich mir nichtmehr anders zu helfen wusste. Nun bin ich mir schon im klaren darüber, dass mein Verhalten zum Eskalieren der Situation geführt hat.

    Warum wird ein fressender Hund gestreichelt?
    Fehler Nr. 1! Deine Reaktion (hast du schon eingesehen) war Fehler Nr. 2

    Zitat

    Das Beissen sehe ich jetzt auch nicht als das größte Problem, das liese sich schließlich vermeiden.

    :???: Das Beißen ist nicht das gößte Problem?!

    Ihr habt massive Probleme - auch das Beißen ist eines!!
    Ein Hundetrainer muss zu euch ins Haus kommen!

  • Ich bin auch der Meinung, daß Du schleunigst einen Hundetrainer einschalten solltet.

    Bei Euch ist einiges quergelaufen und läuft noch quer.

    Ebenfalls würde ich Dir empfehlen wie Klaps auf die Schnauze, runterdrücken und auf dem Boden fixieren zu unterlassen.

    Wie Du ja schon festgestellt hast, kann das gewaltig nach hinten losgehen.....

    Die Abessinierin

  • Danke erstmal für die schnelle Antwort.Anbinden ist denke ich nicht notwendig, da er ja auf runter sofort die Couch, das Bett etc verlässt. Außerdem könnte der besuch eines trainers schwierig werden, da er dieses Verhalten ja nicht andauernd zeigt, sonder situationsbedingt(3 mal in 2 Jahren). Ich war leider nicht dabei als er angefangen hat zu knurren, aber für gewöhnlich lässt er alles mit sich machen. Deshalb war ich auch so erschrocken über seine Reaktion. Er hat nicht richtig zugebissen, es war gar nichts zu erkennen an der hand, er hat "nur" in meinen ärmel anvisiert.beim spielen beisst er auf jeden fall fester zu.
    ich weiß einfach nicht genau wie ich mich verhalten soll, da er ja jetzt wieder aufs wort folgt. ich muss nicht laut werden bzw mich wiederholen, weswegen anbinden etc wohl nicht notwendig ist. außerdem ist er täglich auf der uni von sehr vielen menschen umgeben und begrüßt sowohl fremde als auch bekannte freudig. ich fürchte, dass er scharf wird wenn ich ihn isoliere. Ich muss dazusagen, dass ich leider auch bei den besichtigungen nicht anwesend war.evtl würde er in meinem beisein anders reagieren.
    gibt es vielleicht übungen, die das dominazverhältnis klarstellen? er hat gelernt auf handzeichen sitz zu machen egal wie weit er weg ist oder was er tut, fußgehen, platz natürlich, sitzen zu bleiben wenn ich weggehe... aber gibt es vielleicht irgendwelche übungen, deren ausführung mit dominanz assoziert sind?

  • Liebe Ligase,

    doch, du musst unbedingt einen Trainer in Einzelstunden haben!
    Auch wenn dein Hund dieses Verhalten nicht "vorführen" wird.

    Deine alleinigen Erzählungen genügen einem guten Trainer, dir trotzdem zu helfen.
    Nichts für ungut, aber auf der einen Seite schilderst du ein dramatisches (dem ist auch so!) Problem, auf der anderen Seite sagst du "ja, aber...", du bagatellisierst es dann wieder - herunterzuspielen gibt es gar nichts.
    Es ist sehr ernst, möchtest du, wenn es so weitergeht und du keine professionelle Hilfe hinzuziehst, dass dein Hund demnächst zubeißt???
    Ich bin mir sehr sicher, dass er es bald tun wird, denn DU bist ihm auf dem falschen Weg!!!
    Er ist nicht dominant!!! ER scheint unsicher, weil du nicht für seine Sicherheit sorgen kannst, also handelt er aus hündischer Sicht und entscheidet.
    DAS macht deinen Hund nicht glücklich, kaum ein Hund möchte diesen Job übernehmen bzw. strebt danach.
    HOLE DIR HILFE - IN DER PRAXIS UND THEORIE, denn bei euch liegt einiges im Argen.

    Gruß
    Leo

  • Es ist einfach das Beste für dich und deinen Hund wenn du mal jemanden der richtig Ahnung von dem Verhalten hast rüberschauen lässt.

    Die Probleme die zum beißen führen entstehen nicht in dem Moment sondern schon vorher. Darum würde ich zumindest wollen das mal jemand über unser Zusammenleben schaut ob alles ok ist.

    Auch würde ich mich nicht an der "Dominanz" aufhängen. Viele Hunde beißen/schnappen nicht weil sie etwas Bewachen wollen, vielmehr aus einer starken Unsicherheit heraus. Dafür würde auch das aufstellen der Nackenhaare sprechen. Auch das dein Hund den "Schwanz einzieht" ist sicherlich alles andere als Selbstbewusst.

    Letzendlich ist es deine Entscheidung und jeder kann nur eine Empfehlung geben, die von mir nach wie vor Hundetrainer ist. So kannst auch du deinen Hund besser "lesen" und kannst dementsprechend heikle Situationen anhand einer Analyse der Körpersprache rechtzeitig abrechen.

    edit: Da war jemand schneller ;)

  • Zitat

    gibt es vielleicht übungen, die das dominazverhältnis klarstellen? er hat gelernt auf handzeichen sitz zu machen egal wie weit er weg ist oder was er tut, fußgehen, platz natürlich, sitzen zu bleiben wenn ich weggehe... aber gibt es vielleicht irgendwelche übungen, deren ausführung mit Dominanz assoziert sind?

    Das spielt in der Problematik nicht die geringste Rolle, vergiss die Dominanz-Theorie in diesem Zusammenhang, sein Gehorsam hat mit der jetzigen Problematik auch nichts zu tun, da kannst du noch 150 Übungen einbauen, das Verhalten wird sich nicht ändern!!!
    Dominanz ist etwas völlig anderes - dein Hund ist aggressiv(!) - wahrscheinlich aus Unsicherheit, er will sich die Leute vom Leib halten.

    Darum noch mal: Hole dir Hilfe (was ist eigentlich daran so schwierig?) - bevor etwas passiert, du bist haftbar, wirst evt. angezeigt und so etwas hat immer Folgen, für den Geschädigten, dich und deinen Hund!

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